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tterlei Humor. Der Einbrecher. Sie: „Großer Gott, Isaak, hörst du nicht jemand unter dem Bett schnarchen? Das muß ein Einbrecher sein!" Er: „Laß ihn schlafen, Rebekka, morgen srüh berechnen wir ihm Nachtquartier." Die Wünschelrute im Kriege. Wie Prof. Benedikt kürzlich in einem in Wien gehaltenen Vortrage mitteilte, ist die Wünschel rute, deren Wirksamkeit bekanntlich auch heute noch von wissenschaftlichen Kreisen vielfach angezweifelt wird, be rufen gewesen, den Truppen im Felde wertvolle Dienste zu leisten. Mit ihrer Hilfe konnten in diesem Kriege Spitäler und Barachn und die Armee an der Front mit gesundem, einwandfreiem Wasser versorgt werden. „Das ist," bemerkte Professor Benedikt, „ein hygienischer Riesenerfolg, und es wäre ein Vergehen gegen die Wehrmacht, solchen Tatsachen aus doktrinären Gründen entgegenzutreten." Professor Benedikt zitierte das an ihn gerichtete Schreiben eines hohen Funktionärs, der hervorhob, die Ruten-Angelegenheit müsse organisiert werden, damit die Armeen nicht auf den Zufall angewiesen seien, ob sich gerade irgendein brauchbarer Ruten gänger im Armeebereich befinde. Versammlung, als König Pyrrhos Sparta schwer bedrohte, einer der Ratsherren namens Derkyllidas: „Wenn der Bedroher ein Gott ist, dann wollen wir ohne Furcht sein, denn wir haben nichts Böses getan; ist er aber ein Mensch, dann soll er merken, daß er es mit Männern zu tun hat!" Und wie die Männer, waren die Mütter. Eine Spar tanerin hatte fünf Söhne ins Feld geschickt; nun stand sie vor der Stadt und wartete auf den Ausgang der Schlacht. Da kam jemand und meldete ihr auf ihre Frage, wie es stände, es seien alle ihre Söhne gefallen. Sie aber versetzte: „Nicht danach frage ich, du Sklaven seele, sondern wie's mit dem Vaterland steht." Als er ihr nun den Sieg verkündete, sprach sie: „Gern nehme ich dann auch den Tod meiner Söhne hin." Eine andere Spartanerin begrub grade ihren im Kampf gefallenen Sohn, da kam ein altes Weiblein und rief: „Du arme Frau! Was für ein Schicksal!" Doch sie gab zur Antwort: „Ja, bei Gott, aber was für ein schönes! Ich habe ihn ja dafür geboren, daß er für Sparla in den Tod ging." Als eine Spartanerin hörte, daß einer ihrer Söhne in der Schlachtreihe als tapferer Kämpfer gefallen sei, rief sie: „Er war ja mein Sohn!" Und als sie vom zweiten Sohne erfuhr, er habe sich ge drückt und komme davon, sprach sie: „Der ist nicht mein Sohn." Einer anderen Bürgerin Spartas wurde gemeldet, ihr Sohn sei vor dem Feind auf seinem Posten gefallen. Da sagte sie: „Bestattet ihn, und seinen Posten über nehme sein Bruder!" Ein junger Spartaner war im Krieg zum lahmen Krüppel geworden und nahm sich das zu Herzen. Seine Mutter aber tröstete ihn mit den Worten: „Gräme dich nicht, mein Sohn; denn jeder Schritt wird dich an deine Tapferkeit erinnern!" —bl. Spartanischer Kriegergeist. Wie das Altertum unvergängliche Ideale für die späteren Geschlechter auf so vielen Gebieten der Kultur geschaffen hat, so hat es uns auch in Sparta das Vor bild eines echten Kriegerstaates und mannhaften Krieger geistes geschenkt, und wenn wir heute wieder die stolze Blüte des Heldentums sich herrlich entfalten sehen, so dürfen wir bekennen, daß spartanische Tapferkeit, Vater landsliebe und Opfersinn auch in unserer modernen Zeit fortleben, daß diele Taten und menschlichen Züge, die von unseren Männern, Müttern und Frauen berichtet werden, denselben großartig ehernen Klang haben wie die Geschichten aus dem dorischen Heldenstaat. In einem neuen bei Eugen Diederichs in Jena er- scheinenden Feldpostheft, in dem der bekannte Münchener Philologe Geh. Rat Otto Crusius unter dem Titel „Mann haftigkeit und Bürgersinn" „Stimmen der Alten" zu unserer Epoche reden läßt, ertönen in dieser Sinfonie des Guten, Wahren und Schönen die rauheren, knappen und starken Worte des Spartiatentums besonders vertraut und zeitgemäß. Die Grundmelodie dieses waffenstarrenden, stets zum Kampf bereiten Volkes schlagen dieSoldaten- lieder des Tyrtäus an, in denen es etwa heißt: „Drauf los, spartanische Landskraft, , Ihr Söhne, gezeugt von Bürgern, Mit der Linken hebt eure Schilde Und fällt die Lanzen zum Angriff, - Und nimmer gegeizt mit dem Leben, Das ist der Brauch nicht in Sparta." Oder die drei Altersklassen sprechen: „Die Wen: Wir waren einst die junge Mannschaft waffenstark. Die Männer: Wir aber sind es; willst du's, stell' die Probe an. Tis Knaben: Wir aber werden wahrlich noch viel stärker sein." Besonders deutlich tritt dieser Geist altspartanischer Manneszucht und Kraft, diese ernste Entschlossenheit, die sich auch bei den Frauen zeigt, und durch die nur selten ein Lächeln huscht, in den kurzen Geschichten aus, denen die „lakonische" Ausdrucksweise ihren eigenen Reiz ver leiht. Von König Agis sind zahlreiche solcher Worte überliefert. So sagte er: „Die Spartaner fragen nicht nach der Anzahl Ler Feinde, sondern danach, wo sie stehen." Als man ihn bei Mantineia hindern wollte, mit der Uebermacht der Feinde den Kampf zu beginnen, erklärte er: „Mit vielen muß kämpfen, wer über viele Herr werden will." Und als ihn jemand fragte, wie zahlreich die Spartaner seien, erwiderte er: „Zahlreich ge nug, um die Schlechten abwehren zu können." Oder auf eine ähnliche Frage: „Die Spartaner werden dir sehr zahlreich dünken, wenn du sie im Kampfe siehst." Den Patdaretos wies jemand auf die große Zahl der Feinde hin. „Um so größer wird unser Ruhm sein," erwiderte er, „denn um so größer ist dann die Zahl der feindlichen Toten." Eine Antwort, die auch noch heute ihre volle Geltung hat, gab Polydoros, der Sohn des Alkamezres, auf die Frage, warum die Spartaner im Kriege so tapfer ihr Leben wagten: „Sie haben ihre Offiziere achten, nicht fürchten gelernt." König Agesilaos sagte: „Tapferkeit nützt nichts ohne Gerechtigkeit; wären alle gerecht, dann könnte man die Tapferkeit ent behren." Als der Spartanerkönig Leotychidcs nach dem Grund gefragt wurde, warum die Spartaner so wenig tränken, meinte er: „Damit nicht andere über uns be schließen, sondern wir über andere." Als der spartanische Admiral Kallikratidas vor der Seeschlacht bei den Arginusen stand, meinte der Steuer mann Hermon: „Es ist besser, wir fahren davon, da die Kriegsschiffe der Athener erheblich zahlreicher sind." Ter Admiral aber sprach: „Warum denn? Fliehen ist schimpf- lich und schädlich für Sparta, aber standhalten und sterben oder siegen vortrefflich aus jeden Fall." Auf ihr gutes Gewissen und ihr blankes Schwert vertrauten die Spartiaten. So sprach in der Volks-