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Ne gben-lkiZnoe ÄrrSssK«» (Nachdruck verboten.) (»ggiicke (!nle?ha!liing§-keil6ge wristenitL-Zeitung Amtsblatt) eureschienDora allerdings ausgesprochenes Pech zu haben. Sie hatte nahezu eine Mark verfahren. Ihre Knie zitterten, sie konnte nicht, mehr. Mechanisch zog sie das Zeitungsblatt hervor, auf dem sie die Adressen angestrichen. Eine Nähstube befand sich noch ganz in der Nähe, dort wollte sie, trotz aller Entmutigung, ihr Heil noch versuchen. Sie begab sich dorthin, Quergebäude, Hochparterre, da brauchte sie wenigstens keine Treppen zu steigen. Ein kleines Mädchen von acht Jahren öffnete und führte Dora in die Arbeitsstube. Dort surrten drei Nähmaschinen. An einer langen Tafel war die Inhaberin mit Zuschneiden beschäftigt. Dora verstand zuerst kein einziges Wort. Ganz benommen war sie. Die Nähmädels lächelten schon und sahen sie kritisch an. Das verwirrte Dora noch mehr. Da ging die Arbeitgeberin mit ihr in den Korridor. »Ihre Zeugnisse und Ihr Arbeitsbuch, Fräulein. Sind Sie etwas schwerhörig?" „Nein — ich weiß nicht. Ich habe bisher noch nicht als Zuarbeiterin geholfen. Ich suche meine erste Stelle. Aber ich bin durchaus nicht ungeübt, denn ich habe meine eigenen Kleider und — und —" Die Frau wehrte lächelnd mit der Hand. „Das müssen Sie lernen, Fräulein. Wenn's momentan nicht gar zu sehr pressierte, würde ich mich mit Ihnen be fassen. Aber heute ift's Essig." Es klingelte. Eine andere Arbeiterin bot sich an. Sie hatte ihr Arbeitsbuch schon bereit. „Sie können anfangen," sagte die Frau, nickte Dora zu und schob sie zur Tür hinaus. Nach einigen Minuten stand sie wieder auf der Straße mit leerem Magen, unglücklich, fast verzweifelt. Der Himmel strahlte, er lachte, wie in Heller Freude über all das Glück, auf welches er nieder schaute. Und dcch flossen schon damals die Tränen um ge fallene Helden, um Greueltaten, von Feinden an den unsrigen verübt. Auf dem Dönhoffsplatz ließ Dora sich erschöpft nieder. Schön war es dort, der Rasen leuchtete im herrlichsten Grün, Spätrosen dufteten, der Brunnen plätscherte. Neben ihr saß eine junge, gut angezogene Frau, welche mit ihrem Töchterchen Ball spielte. Der kleine Unband quälte mit immer neuen Einfällen die Mama, aber geduldig ließ diese es über sich ergehen. Heimlich wischte Dora sich die Augen, und das Be wußtsein ihrer Torheit und ihrer Schuld drang mit vollster Wucht auf sie ein. Wie sorglos und glücklich könnte auch sie mit ihren Kindern hier sitzen. Da mals war sie hoch angesehen auf ihrer Arbeitsstelle, man drängte ihr die grüßten Posten förmlich auf. Je mehr sie schaffen konnte, um so besser. Und nun drückte sie sich hier herum wie eine Aus gestoßene. Sipnlose Angst packte sie bei dem Ge danken, daß es ihr nicht schnell genug gelingen könne, Beschäftigung zu finden. Der Tag, wo ihr Geldbeutel leer war, rückte nit unheimlicher Geschwindigkeit immer näher. Was, um Himmelswillen, sollte aus ihr werden, wenn sie bis dahin keinen Erwerb gefunden? Der Wildfang trat ihr auf den Fuß, die Mama bat um Entschuldigung, mit ihrem freundlichen ge winnenden Lächeln strich Dora der Kleinen über das blonde Haar. Es wurden ein paar Worte getauscht, dann sagte die Fremde: „Mir ist heut so froh und leicht, als wären wir im schönsten Frieden. Ich habe eine Stelle als Wirt schafterin bekommen beim Baron Haedler, einem alten gichtischen Junggesellen. Er soll sehr wunderlich fein, aber ich will schon mit ihm fertig.werden, ihn gut versorgen. Mir ist die Hauptsache, daß ich mein Kind bei mir behalten darf. Müßte ich mich von meinem Mädelchen trennen, so wäre ich sicher nicht mehr zu gebrauchen." Dora starrte vor sich hin. Sie sah sich in ihrer hübschen trauten Häuslichkeit, den überarbeiteten Mann, die ahnungslosen, fröhlichen Kinder: sie hingen sich an ihre Kleider und baten, sie mitzunehmen; sie "aber schickte die Kleinen zu Ludmilla, sie selbst ging, ohne zu überlegen, was sie dadurch anrichtete, aus dem Hause, dachte nur an ihr eigenes Wohlbehagen, ihr Vergnügen. Wie in einem Rausch hatte sie tage lang dahingelebt. Die ihrigen hätten sterben und verderben können, wer weiß, ob es ihr sonderlich zum Bewußtsein gekommen wäre. Jetzt entsetzte sie sich vor ihrer eigenen Herzlosig keit. Wie vergiftet mußte chr Sinn gewesen sein, daß sie einer so verächtlichen Handlungsweise »ähig war. Ja, sie mußte sich selbst verachten; Leicht'innig hatte sie alles aufs Spiel geletzt und - alles ver loren ! „Mir hat das Wirtschaften immer viel Freude ge macht," fuhr die andere fort; „weil ich niomentan nichts N Mg O Roman von S. Eiliger, (28. Fortsetzung.)