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stückweise elnschlucken können. r hedbel. (Fortsetzung.) (Nachdruck verbot«.) Denkspruch. Vie reiche, grobe Welt ging In äs, ditzchen «urgespsnnte hsut, worin wir Decken, nicht kinein: wir «dielten Zügen, öamU wir sie Das Märchen von Perttsau. Von Florentine Gebhardt. Dann kamen die guten Tage wieder. Die Saligen durften aus ihrer Winterhaft und die Herrschaft wieder antreten. O, wie staunte Notburga, als sie das erstemal die ganze Herrlichkeit dieser wundersamen Auen am Seegestade sah, den Kranz der stolzen Berge mit ihren Eiskronen, den schmalen Saum der duftigen Matten und Wälder, der zwischen See und Berg sich Hinziehl! Und ihre freundlichen Hüterinnen waren so viel lieb licher als bisher, mit den leuchtenden, gütevollen Ge sichtern, wie solche Menschen niemals haben können. Da faltete Notburga die Hände und flüsterte: „Ja, ihr seid die Engel, von denen mir Lieb-Mütterlein immer erzählte — und dieser wonnige Ort ist das Paradies. Und gab Notburga so der Aue am Achensee zuerst den Namen Paradiesaue, »voraus später Pertisau geworden. Und in diesem seligen Erdenflechhen vergaß Notburga nach und nach alles, was sie noch erinnern mochte an ihre Menschenheimat, und das Gestade der Saligen ward ihre Heimat ganz und gar. Selbst die Riesen, die zuiveilen zu Gaste waren bei den Huldinnen, hatten ihre Freude an dem lieben Kinde. Und sie taten um seinetwillen Holda den Ge fallen, die Winterherrschaft ein wenig abzukürzen. So ging es Jahr für Jahr. Bis aus dein Kinde eine Jung frau ward, nicht minder hold und lieblich anzuschauen, als ihre ewig jungen Hüterinnen. Und nicht nur schön war Notburga, auch inild und gütevoll wie jene zu allem leidenden und scheuen Getier und den Blumen. Und alle Geschöpfe liebten sie wieder. Nur Rofan schüttelte bisweilen das zottige Haupt und brummte: „Wird auch im Grund nicht anders sein, als die Menschen alle — tückisch und undankbar —das Menschengezücht! Wart' ab, du wirst es noch erfahren. Die verrät euch auch!" Und die Stunde kam, da es schien, als sollte Rofan recht behalten. Es war wieder einmal Lenz geworden. Ein golde- ner Morgen lag über dein Bergland. Da schritt Not burga träumerisch den grünen Pfad am Seegestade ent lang, der felsigen. Userspitze zu, auf der die 'Huldini sie einst gefunden. Ihr Auge sah grüßend empor zu den Riesenburgen, denn sie hatte es längst verlernt, sich vor den Ungeschlachten zu fürchten. An ihrer Seite lief ein Gemszicklein, das sie zuweilen lieb koste. Seltsam war ihr zu Sinne, sie wußte nicht, ob wohl oder weh. Sie ahnte nicht, daß ihr Schicksal auf sie wartete. Plötzlich stieß das Tierlein an ihrer Seite einen klagenden Ton aus. „Was ist dir, mein Kleines?" fragte sie zärtlich. Das Tier machte eine Bewegung, als wolle es fliehen. Sie hielt cs mit einer Hand fest und blickte suchend umher. Und da erschrak auch sie. Denn vor ihr im Schatten eines Busches lag ein Geschöpf, wie sic solches hier noch nie gesehen. Von den Riesen war es keiner, wenn es auch einen Bart hatte »vie die, und auch keins der Zwerglein, die im Berginnern hausten. Es war weder so groß wie jene, noch so winzig wie diese. Grün war.sein Kleid, braun die Locken, und es lag im Moose und schlief. Ob es wohl einer der Menschen war, der schlimmen Jäger, die das unschuldige Getier der Berge verfolgen m er barmungsloser Lust? So schlimm sah er gar nicht aus, der Fremdling. Neugierig blickte Notburga auf ihn nieder. Und da war es auf einmal, als höbe sich ein Schleier vor ihren inneren Auge. Ja, der da vor ihr lag, es war ein Mensch, ein Mann — und wohl ein Ritter, so wie der Vater einer gewesen war — der Vater, den sie als Kind gesehen, zu dem sie stammelnd oft gesagt: „Lieb Väterli!" — und den ein Schrecknis sondergleichen aus ihrem Leben gerissen — vor langer, langer Zeit. — Und dann tauchte noch ein anderes Bild auf in der Erinnerung: Ein blasses, stilles Weib, liegend im feuchten Movsgrund, und flimmernder Flockenwirbel rundum — mit Händen, kalt wie Eis, und einem Mund, der sich allen Bitten des Kindes zum Trotz nimmer hatte öffnen wollen. — Und unbewußt löste es sich jetzt aus ihren Lippen: „Mütterli — lieb Mütterli!" — Da plötzlich richtete der Schläfer, erwachend, sich empor. Nicht minder verwundert war der Blick, mit dem er das Mädchen anstarrte, als vorher der ihre. Rasch sprang er auf: „Bist du eine der saligen Frauen? Wie hold du bist!" Sie lächelte. „Nein, ich bin ein Menschenkind, wie du. Aber bei den Saligen in der Paradiesaue wohne ich. Komm mit mir, ich will dich zu ihnen führen!" — Und der fremde Mann ließ sich willenlos, »vie im Bann eines Zaubers, an der Hand fassen und hinwegführen. Das Gemszicklein, letzt wieder ermutigt, folgte. Ja, er fühlte es, er war in eine Zauberwelt geraten — wunderbar an Schönheit und Reiz. War das die wilde Einöde des Gebirgslandes, von der die Menschen daheim im Tale nur unter Schauern und mit geheimem Grauen berichteten? Welch wonniges Blühen ringsum auf der Matte, welch Funkeln und Flimmern auf der Flut, und wie erhaben und feierlich die grauen und srlbernen Felshäupter! Selbst die Riesenburgen droben auf dem Sonnenwendjoch schreckten ihn nicht, als Notburga sie ihm wies und von ihren wilden Bewohnern erzählte. Er hatte gefragt: „Wie magst du so allein wohnen in der Einsamkeit, Schönste, wenn du ein Menschenkind bist, das unter Menschen gehört?" Und sie hatte ihm alles gesagt, was sie wußte, auch ihren Namen. Da nannte er seinen: „Arnulf". Und im lebhaften Plaudern waren sie in das Reich der Saligen und vo.r die Herrin ge treten. - i , „Wen führst du denn da zu mir herein?" fragte Holda und sah den Fremdling forschend an. „Weißt du.nicht, daß Menschenfuß.-unser Land »richt betreten darf, es sei denn, wir selber führen den Gast herein?" — „O du Gütige," sprach Notburga, „rch fand ihn verirrt und in Schlummer gesunken am Seeufer. Er ist nicht schlimm, wie Rofan immer von den Menschen sagt, er ist friedlich und freundlich Und ich bitte dich, sei gut zu ihm um meinetwillen!" Das ernste Antlitz der Saligen wurde noch ernster, da sie die Armbrust an Arnulfs Schulter erblickte. „Wer der Saligen Reich betritt, muß ablegcn die blutige Mordwehr und alle schlimmen und gierigen Gedanken." Da nahm Arnulf stümm und errötend die Wehr ab und warf sie von sich. Notburga aber sah erschrocken danach hin. Sie hatte nicht darauf geachtet und wußte ja auch nicht, was das seltsame Ding bedeute, das der Fremdling trug. Aber ihr Blick ward wieder hell, als die Huldin nun den Fremdling willkommen hieß und ihm gestattete, drei Tage bei ihnen zu ver weilen. Und drei Tage lang weilte Arnulf bei den Saligen. Er vergaß in Notburgas holder Gesellschaft der Menschen drunten im Dal, der väterlichen Burg, des männlichen Weidwerks, das ihn in die Berge gelockt. Er sah M all der Pracht umher nur immer die Eine, die ihm die Schönste erschien, selbst unter den holden Frauen der Paradiesaue. Deren Angesichter aber wurden ernster und trauriger mit jeder Stunde. Denn ^ie ahmten,