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EpiruS hausten. Ihr Stamm hat hervorragende Staats männer und Generäle hervorgebracht, die nicht nur in der engeren Geschichte des Landes, sondern auch vor allem in der Türkei eine große Rolle zu spielen berufen Maren. Ihr Nationalheros ist Skanderbeg, dem vom Papst Kalix tus HI. die Würde eines „Athleten Christi" verliehen wurde. Alexander der Große und Pyrrhus, Valerian und Claudius, Aurelian und Probus waren Albanier, und mancher noch, der von Diokletian bis Crispi im Römerreiche eine Rolle spielte, war vom Stamme der Skipetaren. Aus der Türken- geschichte gar sind sie nicht wegzudenken. Die erbittertsten Gegner und die besten Wesire, Generäle, Organisatoren und Soldaten kamen aus den albanischen Bergen. Eine gantze Großwesir-Dynastie ging aus ihnen hervor. Köprülü, Ali Von Tebelen, der die halbe Balkanhalbinsel wie ein Souverän beherrschte und die wichtigsten Vorbedingungen für den Freiheitskampf der Griechen schuf, Marco Botsaris Kon- duriotis und KolocotromS, die für das werdende Griechen land kaum weniger taten, als die ganze griechische Diplo matenzunft, Mehemed Mi, der fast allmächtige Satrap in Aegypten, der nach dem Kalifensitze strebt; eine lange Liste, die erst mit Ferid Pascha, Abdul Hamids letztem Groß wesir, endet. Berühmte Skipetaren. Die Albanier nennen sich stolz die Nachfolger der Skipetaren, die im alten Illyrien und Di» heiligen Affen der Abessinier. In der Nähe von Addis-Abeba liegt das abessinische National-Heiligtum Debar Libanos. Dieses ist ein der Madonna von Libanon ge weihtes Kloster, das auf einem Berggipfel im Norden Addis- Abebas liegt und gegen die Außenwelt völlig abgeschlossen ist. IN der Nähe des Klosters befindet sich, von WaL um geben, eine Quelle, der wundertätige Kräfte zugeschrieben werden und zu der Tausende von Kranken aus allen Teilen Aethiotziens pilgern. Nicht nur die Quelle, auch der ganze Hain gilt dem Volke als heilig, so daß selbst die un zähligen Affen, die hier im Walde Hausen und von den frommen Pilgern gefüttert werden, unverletzlich sind. Zahl reiche Elende warten in diesem Hain ihren nahen Tod ab. Infolgedessen liegen viele unbeerdigte Leichen, Skelette und Knochen umher, die dem Ham ein unheimliches Gepräge geben. DaS neue Duett. „Wie hat dir denn unser neues Duett gefallen?" fragte die junge Dame ihren Vater. „WaS? Das war ein Duett?" lautete die erstaunte Gegenfrage. „Ich dachte, ihr hättet euch miteinander ge zankt!' Traurig. Mitfühlende Schwester: „Tröste dich, Erich, Julia war deiner nicht wert, du wirst sie bald vergessen!" Erich: „Nicht zu bald; für die Schmucksachen, die ich ihr schenkte, muß ich noch zwei Jahrs lang Raten zahlen!" Humor. ÄaS ist etwas anderes. Sagt man der Mutter, daß man sie von ihrer Tochter nicht unterscheiden kann, so ähnlich sieht sie ihr, so Witt» sie es als ein sehr HL-schsS Kompliment auffasseu; aber man versuche einmal, der Tochter dasselbe zu sagen! ungewiß hin und hergeworfen, nach einem Anschluß an eine große Kultur suchend, die ebensogut die fran zösische wie die deutsche sein konnte, so fand ihn das Jahr 1870. Aber „der große Krieg,-der bei unS in der Schweiz die Gemüter zwiespältig aufgeregt, entschied auch einen Krieg in meiner Seele," schrieb er später über diese „kritische Zett". ,Son einem unmerklich gereiften Stammesgefühl jetzt mächtig ergriffen, tat ich bei diesem weltgeschichtlichen Anlasse das franzö sische Wesen ab; und innerlich genötigt, dieser Sinnes änderung Ausdruck zu geben, dichtete ich .Huttens letzte Tage'." Und von dem Bild dieses tragischen Kämpfers für deutsche Größe schweift sein Blick zu dem starken Voll ender deutscher Sehnsucht, und er dichtete die knappen Strophen vom „deutschen Schmied", die nur auf den eisernen Kanzler gedeutet werden konnten und als Bis marck-Gedicht volkstümlich geworden sind. Drei Schläge tut der deutsche Schmied: „Der erste schmiedet den Teufel fest. Daß er den Welschen nicht siegen läßh Den Erbfeind trifft der zweite Schlapp Daß er sich nimmer rühren mag. Der dritte Schlag ertöne rein! Er soll für die deutsche Krone sein!" So durfte seine feinfühlende Schwester Betsy von khm behaupten, „Als das Deutsche Reich entstand, da erstand in E. F. Meyer der Ghibelline." In seinem .deutscher: Eifer" ging Meyer damals so weit, daß er den alten Achtundvierziger Gottfried Kinkel bestürmte, durch ein „schönes patriotisches Lied" mit der alten Heimat Frieden zu schließen und in das neue Reich zu rückzukehren. Meyers Briefe beweisen in ihrer durch gehenden Gesinnung, in ihrem warmen Ton, mit wie innerstem Anteil der Schweizer Dichter die Entwicklung des Deutschen Reiches verfolgte. Tie Gestalt des kranken Kronprinzen, dem er eine leidenschaftliche Verehrung entgegenbrachte, hat sogar in der geschichtlichen Re- naissanceverhüllung der Versuchung Les PeZcara" ein Fortleben in seiner Dichtung gefunden. In unbeirrbarer Liebe hing er an dem jungen Kaiser Wilhelm, dessen „großes monarchisches Bewußt sein und gerechte unparteiische Haltung" er bewunderte. Daß er den Anschluß an Deutschland für eine wichtige Kulturaufgabe Ler Schweiz hielt, hat er öfters, so z. B. in einem Briefe vom 16. September 1887 aus gesprochen: „Ganz abgesehen von meinem persönlichen Verhältnisse zur deutschen Literatur habe ich die all gemeine Ueberzeugung, daß Zusammenhang und An schluß an Las große deutsche Leben für uns Schweizer etwas Selbstverständliches und Notwendiges ist. Ja, ich habe Lie Stärkung dieses "Bedürfnisses stets als den "genauen Gradmesser gründlicher Bildung betrachtet. Es ist nach meiner Ueberzeugung ein unvermeßliches Gut, daß wir unbeschadet unserer Eigentümlichkeit einem weiten sprachlichen Gebiete und einer großen nationalen Kultur angehören und uns nicht, wie etwa die Holländer, in einem engen partikularen Kreise bewegen." Er ahnte auch bereits, daß dem von ihm so heiß geliebten Deutschland noch die größte Prüfung bevor- st-ehe, und so klingt heute zu uns wie der Wunsch Lines guten und großen Freundes das Wort, das er 1888 an seinen Freund Franyois Wille schrieb: „Die Zeit ist furchtbar ernst und Deutschland wird —etwas früher, etwas später — den großen Kampf zu bestehen haben! Gott segne es!" .