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Der sterbende Krieger Lothringische Volksweise, bearbeitet von C. Wolfram O Himmel, ich verspür', dass ich nicht mehr kann leben, Der Tod steht vor der Tür, tut mir den Abschied geben; Ich bin noch nicht bereit, zu geh’n in die Ewigkeit. Nehmt Säbel und Gewehr und alle meine Kleider! Ich bin kein Kriegsmann mehr; o Himmel, was muss ich leiden. Ade, mein Kamerad; ade auch du, Hauptmann mein! Jetzt muss ich fort von euch, kann nimmermehr bei euch sein! Wenn ich gestorben bin, so tut man mich begraben Mit Trommeln und Pfeifenspiel, wie die Soldaten es haben. Gebt mir drei Schuss ins Grab auf meinen Leib dahin Und sagt, dass ich ein rechter Kriegsmann gewesen bin. Die Schlacht Schwer und dumpfig, Eine Wetterwolke, Durch die grüne Ebne schwankt der Marsch. Zum wilden eisernen Würfelspiel Streckt sich unabsehbar das Gefilde. Blicke kriechen niederwärts, An die Rippen pocht das Männerherz, Vorüber an hohlen Totengesichtern Niederjagt die Front der Major: Halt! Und Regimenter fesselt das starre Kommando. Lautlos steht die Front. Prächtig im glühenden Morgenrot Was blitzt dort her vom Gebirge? Seht ihr des Feindes Fahnen weh’n? Wir seh’n des Feindes Fahnen weh'n, Gott mit euch, Weib und Kinder! Lustig! hört ihr den Gesang? Trommelwirbel, Pfeifenklang Schmettert durch die Glieder; Wie braust es fort im schönen, wilden Takt! Und braust durch Mark und Bein. Gott befohlen, Brüder! In einer andern Welt wieder! Schon fleucht es fort wie Wetterleucht, Dumpf brüllt der Donner schon dort, Die Wimper zuckt, hier kracht er laut, Die Losung braust von Heer zu Heer Lass brausen in Gottes Namen fort, Freier schon atmet die Brust. Der Tod ist los — schon wogt sich der Kampf, Eisern im wolkichten Pulverdampf, Eisern fallen die Würfel. Nah umarmen die Heere sich; Fertig! heult’s von P'loton zu P'Ioton; Auf die Kniee geworfen Feuern die Vordem, viele stehen nicht mehr auf, Lücken reisst die streifende Kartätsche, Auf Vormanns Rumpfe springt der Hintermann, Verwüstung rechts und links und um und um, Bataillone niederwälzt der Tod. Die Sonne löscht aus, heiss brennt die Schlacht, Schwarz brütet auf dem Heer die Nacht — Gott befohlen, Brüder! In einer andern Welt wieder! Hoch spritzt an den Nacken das Blut. Lebende wechseln mit Toten, der Fuss Strauchelt über den Leichnamen — »Und auch du, Franz?« — „„Grüsse mein Lottchen, Wilder immer wütet der Streit; [Freund!«« »Grüssen will ich« — Gott! Kameraden, seht! Hinter uns, wie die Kartätsche springt! — »Grüssen will ich dein Lottchen, Freund! „Schlummre sanft! wo die Kugelsaat »Regnet, stürz' ich Verlass'ner hinein.“ Hieher, dorthin schwankt die Schlacht — Finster brütet auf dem Heer die Nacht - Gott befohlen, Brüder! In einer andern Welt wieder! Horch! was strampft im Galopp vorbei? Die Adjutanten fliegen, Dragoner rasseln in den Feind, Und seine Donner ruhen. Victoria, Brüder! Schrecken reisst die feigen Glieder; Und seine Fahne sinkt. — Entschieden ist die scharfe Schlacht, Der Tag blickt siegend durch die Nacht! Horch! Trommelwirbel, Pfeifenklang Stimmen schon Triumphgesang! Lebt wohl, ihr gebliebenen Brüder! In einer andern Welt wieder! schnier