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Schellttha«. Abends 8 Uhr Kriegsbetstundr in der Kirche Lei,«»darf. Abends >/r9 Uhr Kriegrandacht mit an« schlichender Abendmahlsseier. Donnerstag den 27. Juli 1916. Kreischa. Abends 8 Uhr: 90. Krlrgsbeistunde. Poffeadorf. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde mit an« schließender Abrndmahlsfeier: Pastor Schneider. Reichstädt. Abends >/2 9 Uhr Jungmüdchenabend im niederen Gasthof. Schönfeld. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde. Freitag den 28. Juli 1916. Sadisdorf. Abends 8 Uhr Frauenverein, reizte Nachrichten. Die Entscheidung fällt im Westen. Bern, 24. Juli. General Haig erklärte dem Mitar beiter des „Malin", Senator Henry Beranger, die letzte Entscheidung des Krieges werde auf den Schlachtfeldern des Westens fallen. Wir werden dort einen Frieden er zwingen müssen, der etwas wert ist, denn wir werden ihn bezahlt haben. Riga wird geräumt. Kopenhagen 24. Jult. „Berlingske Tidende" meldet au« Paris: Der Korrespondent des „Journals" telegra phiert aus Riga, daß ungefähr zwei Drittel der Bevöl kerung die Stadt verlassen habe. Riga biete einen trau rigen Anblick. 1V Millionen englische (amerikanische) Granaten. Nach einem Bericht der „Daily Expreß" sind in den 20 Tagen, welche die Offensive an der Westfront nun an dauert, allein 10 Millionen Granaten von den Engländern obgeseuert worden Der Sudan gegen England. Konstantinopel, 24. Juli. Jttihadi Islam erfährt aus sicherster Quelle, datz der Emir Dasurs Ali bin Dinar den Engländern den Heiligen Krieg erklärte. Er ver sammelte leine sämtlichen Kabylen und regulären Truppen und marschiert nach dem Norden des Sudan». Bei den Kämpfen, die sich unterwegs mit den Engländern ent wickelten, erlitten di« Engländer eine schwere Niederlage und mutzten sich nach dem Niluser zurückziehen. Die gebirgige Gegend dieser Rückzugslinie wurde von den Mannschaften des Emirs besetzt Ferner hat sich der Emir von Dasurs mit den Sunissis vereint, um einen gemein samen Angriff zu unternehmen, und sandte eine Anzahl Streitkräfte sowie 8000 Kamele nach dem Norden Afrikas. Ein zweites Handels-Unterseeboot in Amerika eingetrosfen'r Karlsruhe, 24. Juli. Die „Baseler Nachrichten" mel den aus London: Ein zweites deutsches Handels-Untersee boot soll in Long Irland Sound östlich von Neuyork an- gekommen sein. Das Unterseeboot ist im Dock von Bridge- port (Connecticut) verankert. Die „Deutschland" abgefahren? Haag, 24. Juli. „Daily Chronicle" meldet aus Neu york: Am 30. Juii bet Tagesausbruch war die „Deutsch land" unsichtbar geworden. Man konnte vom User aus nicht feststellen, ob lediglich die Masten und das Periskop niedergeholt wurden, oder ob dar Unterseeboot bereits ab gegangen war. Man berichtet, datz die Kriegsschiffe des Bieroerbandes 50 Meilen vor dem Hafen Netze ausgelegt haben. Ankündigung weiterer V-Boot-Fahrten nach Amerika. Haag, 25. Jult. Die Agenten der Ozean-Schisfahrts- gesiltschaft, der bekanntlich das Handels-U-Boot „Deutsch land" gehört, inserieren, wie die „Wireletz Pretz" meldet, datz man Kabinen für die Reise nach Süd- und Nord- Amerika auf einem O-Boot mieten könne. Der Preis einer Kabine von Amerika nach Europa ist 2000 Dollar. Die „Wireletz Pretz" meldet weiter, daß bald 30 Handels-V- Boote, zum Teil von grötzerem Umfange, vollendet sein werden. Kleinlaute englische Berichte. Haag, 25. Juli. Die Londoner „Daily Chronicle" meldet: Die Lage bei Longueval und im Delville-Walde hat unseren Leuten schwere Mühe gebracht, seitdem eines unserer Hochländer Regimenter am 14. Jult diese Stellung nahmen. Der Feind machte wiederholt Gegenangriffe von dem oberen Ende des Dorfes her, wo er Mmchinrngewehr- stellungen hielt und sich die Verbindung mit den nördlichen Schützengräben gesichert hatte, sodatz er Munition und Nahrung heranbringen konnte. Er konzentrierte auch schweres Artilleriefeuer auf den südlichen Teil des Deloille- Waloe« und unterhielt auherdem ein furchtbares Sperrfeuer. Trotzdem hatten sich dte Hochländer eine Woche gehalten. Der Kampf dauert fort. Die Japaner in Mexiko. Wie die „Neue Zürcher Zeitung" meldet, hat Carranza Japan auf eine Länge von 600 Meilen das Fischereirecht an der mexikanischen Pactstcküste verliehen, was den japa nischen Schutz und da» Erscheinen japanischer Kriegsschiffe an der Küste von Mexiko in sich schließt. Pessimismus in Frankreich. Basel, 25 Juli. Die französische Presse ist seit zwei Tagen angewiesen, gegen die letzten Tagesberichte des deutschen Großen Hauptquartiers zu polemisieren, deren Wortlaut selbstverständlich dem Publikum vorenthalten wird. Die Zeitungen bemühen sich nun, ihren Lesern vorzumachen, datz alle», was von deutscher Seite behauptet wird, erlogen sei. Wie zwecklos diese Versuche der Presse sind, ergibt sich aber doch au» zahlreichen Wiedersprüchen der verschiedenen Zeitungen. So hatte der„Temps" schon vorgestern offen zugegeben, daß der verhängnisvolle Angrlsf der englischen Kavallerie vom 19. Juli überstürzt war und sich mit der Ungeduld erklärt, mit der die Truppen der Schlacht ent gegengingen, so datz die französische Heeresleitung ^ge zwungen war, alles heranzuholen, was noch hinter der Front steht. Die» geht auch aus dem Einspruch hervor, den dieser Tage der Senator Humbert dagegen erhob, datz neuerdings aus den Munitionswerkstätten Soldaten heran gezogen werden sollen. Schließlich ist es auch auffällig, daß aus den Familienanzeigen der Zeitungen die Toder- anzekgrn von gefallenen Offizieren seit einer Woche ver schwunden sind. Zum Rücktritt Sasonows. Budapest, 34 Juli. Der Rücktritt Sasonows wird hier nicht als Zeichen der Aenderung in der auswärtigen Politik angesehen, obwohl man glaubt, datz Stürmer Rutz- land» äußere Interessen den anderen Verbündeten gegen über stärker vertreten wird als Sasonow. Die Entschei dung in der äußeren Politik wird eben von den Waffen gebracht werden. — Der Pester Lloyd schreibt: Sasonow sah sich in seinen ehrgeizigen Träumen als Vollstrecker des Testaments Peters des Großen, als Mehrer des Reiches, der den Russen Konstantinopel zubringen wollte. Unter seinem Regime nahm die aggressive Balkanpvlitik Ruß- lands die schärfsten Formen an. Auf seinen Rat hin hat Zar Nikolaus Serbien zum Widerstand gehetzt. Beim Scheitern der Gallipoli-Aktion war die Forderung Ruß lands auf Konstantinopel in nichts zerfallen! — Das „Neue Pester Journal" meint, es sei gleichgültig, ob Sa sonow oder Stürmer der Lenker der auswärtigen Angelegen, heilen sei. Für den Ausgang des Weltkrieges wird auch der neue Leiter der Außenpolitik Rußlands nichts bringen. Französische Unzufriedenheit mit der Hilfe Englands. Amsterdam, 25. Juli. Wie aus London gcmeloet wird, ist der französische Eeneralstab sehr unzufrieden mit den geringen Fortschritten, welche die Engländer mit ihrer Offensive in Frankreich erreicht haben. Der Geländege winn an diesem kleinen Frontabschnitt sei unbedeutend, so urteilen französische Offiziere bei Verdun über die Ergeb nisse der Offensive. Der Erfolg wurde durch die unge- heuren Opfer, durch die er errungen wurde, ganz erdrückt. Frankreich könne mit seinem kostbaren Menschenmaterial nicht so umspringen wie England und Rußland. Trotz großer Kraftverschwendung, auf beiden Fronten weiche die Front der Deutschen bei Verdun nicht einen Schritt zurück. Ihr Widerstand ist also ungebrochen. Wenn Frankrcichs Verbündete ernsthafte Hilse bringen wollten, dann müßten sie ihre Kräfte verzehnfachen. Ist dies nicht mehr mög lich, dann hoffen wir vergebens, erklärten französische Ge- neralstabsosfiziere. In Bukarest traf jetzt der französische Gesandte Graf St Aulaire ein. Die Einberufung der Jahresklasfe 1898 in Frankreich erregte, besonders unter der Landbevölkerung, große Beunruhigung, so meldet „Petit Parisien". Zum Bootsunglück auf dem „Langen See" wird gemeldet, datz bisher 21 Leichen gesunden und bis auf zwei von den Angehörigen ernannt wurden. 5 oder 6 Personen werden noch vermißt. Der Kapitän de» Dämpfers „Hindenburg", der das Boot überrannte, ist verhaftet worden. Eine Kreditforderung über 45V Millionen Pfund Sterling legte Asquith dem englischen Unterhause vor- damit er reicht der Gesamtkriegskredit seit Kriegsbezinn 2832 Milli onen Pfund Sterling. Die täglichen Kriegskosten betragen 5 050 000 Pfund Sterling. Die Verbündeten und die Dominions losten jetzt täglich 132 000 und insgesamt 215 000 000 Pfund Sterling. Wettervorhersage. Zeitweise trüb, keine wesentliche Temperaturändeuing, Gewitterneigung, sonst meist trocken. Vermischtes. i „Zhe", nicht „Sie"t Wißt Ihr schon das Neueste, lieber Leser? Bei dem großen Kehraus, der alles Un deutsche und Fremde aus dem deutschen Hause ausfegen und für deutsche Sprache, Schrift und Sitte wieder Raum schaffen soll, wird voraussichtlich auch die Anrede „Sie" den Laufpaß erhalten, die sich etwa seit anderthalb Jahr hunderten bet uns einzubürgern versucht, von unserem Volke aber bekanntlich in Nord und Süd immer noch hartnäckig abgelehnt wird. Mit Recht: denn »Sie" klingt kalt und fremd, und es ist im Grunde genommen un- natürlich und auch unhöflich, jemand in der dritten Person anzureden. Viel natürlicher und höflicher und freundlicher ist es, statt dessen „Ihr" zu sagen. Meint Ihr nicht auch, lieber Leser? Der Mann, der dem „Sie" den Krieg er klärt hat und die Anrede unserer Vorfahren wieder ein- sühren will, ist Professor Fr. Böckelmann in Herford, der Geburtsstadt Otto Weddigens. Er ist zwar nur Professor, aber er scheint doch ein ganz vernünftiger Mann zu sein, der da» Volt und die deutsche Sprach» und da» d»utsch« Schrifttum genau kennt und in derVortrupp-FlugschrtstNr.3S (Hamburg 1918, 20 Pfg.) alle die Gründe zusammenstellt, die uns veranlassen sollten, diesen Fleck im Gewände der deutschen Sprache auszutilgen. Am 30. Oktober 1763 schreibt Goethe als Leivsiaer Student an einen Freund: ^Lieber Riese, Euer Brief vom 17., der mich äußerst ver gnügt hat, ist mir eben zugestellt worden. Die Versiche- tung, daß Ihr mich liebt, würde mir mehr Zufriedenheit erweckt haben, wenn sie nicht in einem so fremden Ton geschrieben wär. Sie, Sie i Das lautet meinen Ohren so unerträglich, zumal von meinem liebsten Freunde, daß ich es nicht sagen kann." Da sehen wir, wie die Anrede „Sie", die damals noch neu war, auf den urteilsfähigsten Zeitgenossen gewirkt hat. Der gute Geist unserer Sprache empört sich dagegen. In seinen letzten Jahren kehrte Goethe zu dem treuherzig schönen „Ihr" zurück. Als ihn Eckermann im Jahre 1825 am Tage nach dem Brande des Weimarschen Theaters aufsuchte, ließ ihn Goethe an sein Bett rufen und bat ihn, ein wenig da zu bleiben. „Ich habe viel an Euch gedacht und Euch bedauert", sagte er. „Was wollt Ihr nun mit Euren Abenden an fangen ?" Weiter schreibt Professor Böckelmann: Vor mir liegt der offene Brief, den der Amerikaner John L. Stoddard (der in Meran lebt) vor kurzem zugunsten Deutschland» an seine Landsleute gerichtet hat. Er trägt die Ueber- schrift: klease unä Ist otbers rssci I Zu deutsch: Bitte lesen Sie und lassen Sie andere lesen! Wieviel kürzer und deutlicher, wieviel ansprechender und natür licher klingt es, wenn wir dafür einsetzen: „Bitte lest und und laßt andere lesen", und wenn wir die Schlußwort« des trefflichen Briefes so übertragen: „Um Gottes willen tut alles, was Ihr könnt, um den Frieden zustande zu bringen; aber schenkt Eure Teilnahme und Bewunderung diesem Volk, das eines so herrlichen Kampfes, eines so erhabenen Opfers fähig ist." Wollen wir versuchen, dem Professor Böckelmann zu helfen? Wie wäre es, wenn wir zunächst im Verkehr mit guten Freunden, die wir bisher mit „Sie" anzureden pflegen, verabreden würden, das warme, echte, ehrliche „Ihr" einzufüdren? Glaubt Ihr, daß uns das jemand übelnehmen würde? Etwas von der Wildkatze. (Nachdruck verboten.) Die Wildkatze kommt auch in Deutschland vor. Nament lich hat sie ihren ständigen Wohnsitz in Rheinland, West falen, Thüringen, Harz, Rheinhessen, Elsaß-Üothringen usw. Der wildfarbige Körper ist bald auffallend Heller, bald dunkler gefärbt. Sie gilt im allgemeinen als Raubtier, doch kann sie auch dem Landwirt durch Mäuseoertilgen usw. nützlich werden. Doch schadet sie der Jagd, weil Vöge^ Fische und sonstiges Kleinwild ihr zum Opfer fällt. Am meisten hält sich die Wildkatze in dichten Nadelholzwal dungen, Felsklüften, Dachsbauen usw. auf, um nicht allein hier zu lagern, sondern auch das Paarungsgeschäft vor zunehmen Vögel, welche in hohlen Bäumen nisten, fallen sowohl dem Kater wie der Kätzin zum Opfer, weil die Wild katze gern hohle Bäume aufjucht. Obgleich die Wildkatze ihren Wohnsitz innehält, wandert sie doch aus, sobald Nahrungsmangel eintritt. Das Bestreben, sich an sonnigen Tagen zu sonnen, bringt ihr dermaßen Gefahr, daß der Jäger sie leicht erlegen kann. Im Frühjahr und Sommer, wenn das Wild der Niederjagd Junge hat, schleicht dis Wildkatze an dessen Vrutplätze und frißt die Jungen mit Haut und Haaren. Laichende, stillsitzende Fische haben viel unter diesem Räuber zu leiden. Der Kater ist der Haupträuber, der namentlich in der Nacht sein Geschäft besorgt und auch Maulwürfe frißt. Will man aus die Wildkatzenjagd gehen, so ist ein guter Hund, der sich nicht fürchtet, in erster Linie notwendig. Denn nichts fürchtet die Wildkatze, namentlich der Kater, mehr als den Hund, der sie nicht aus den Augen läßt. Verbellt der Hund die Wildkatze, so ist sie leicht zum Schuß zu bringen. Doch soll man sich hüten, eine im Baum sitzende oder an Felsklüsten ruhende Wildkatze über sich zu schießen, weil es möglich sein kann, daß sie auf ihren Angreifer abspringt. Mit nicht g-tiügcnd scharf vorgehenden Hunden nimmt der Kater, der meist 14V- Pfund schwer wird, pfauchend den Kampf auf. Wird sie nur verwundet, so steigt ihr Kampfesmut. Ein Dachshund eignet sich für das Ab würgen der Wildkatze in einem geräumigen Erdbau vor züglich, während aber aucb der Foxterrier, auf Wald flächen, an Bergen usw. durch sein schnelles Lausen gut« Dienste leistet. Denn sehr häufig wittert die Wildkatze den Jäger nebst Hund und läuft davon. Da aber der Foxterrier schneller läuft als die Wildkatze, so ist sie für den Hund geliefert. Meist faßt der Hund im Laufen die Wildkatze von hinten im Genick und zerbeißt die Luft röhre. Bei sehr kräftigen Wildka^cn, die auch da und dort wohl 1G/s Pfund schwer werden kann, hat ein kleiner Hund viel Arbeit. Die Paarungszeit fällt in den Februar; die Jungen, deren Zahl zwischen 4—6 Stück schwankt, kommen im April zur Welt. Um junge Wildkatzennester zu vertilgen, muß man von anfangs April bis anfangs Mai die Fuchs» und Dachsbaue untersuchen. Auch für diese Arbeit ist der Dachshund ein vortrefflicher Würger. Wird der Dachshund sachgemäß für diesen Zweck abgsrichtet, so holt er sämt liche Junge mitsamt der Mutier aus dem Bau. Je weniger Spitzmäuje in der Gegend sind, desto mehr räubert sie Kleinwild. I.