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Weißeritz-Zeitung : 24.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191607244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19160724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19160724
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-24
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 24.07.1916
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Bemerkenswerten genug. im Hühner in sind wohl Schulze?" und für immer zermalmt werden, 18 Kranvolle Road Newcastle on Tyne. «n letten- Txempk«. MM schrei« der „Süddeutschen Jet, tung": „Ein betrübendes Beispiel würdeloser Haltung von eine« Ausländsdeutschen in England verdient in der Osssenttichkeit be kannt und gebrandmarkt zu werden. Nachstehend« Brief wurd« im Mai 1018 an den Herausgeber einer Newcastler Zeitung ein- gesandt und lautet in der Uebersetzung: Geehrter Herr! Die barbarischen und unmenschlichen Meth». den der Kriegführung, welche Deutschland in diesem Krieg ange nommen hat, haben mit Recht einen Sturm der Entrüstung durch die ganze gesittete Welt hervorgerufen, an der ich im vollsten Um fang tetlnehme. Sir Arthur Pinero hat in seinem Brief an die „Times" allen treugesinnten eingebürgerten Deutschen geraten, in diesem Land öffentlich ihre Ansichten über die Lage aufzustellen. Ich ergreife gerne diese Gelegenheit, mein« eigenen, persönliche« Ansichten auszudrücken und meine Stellung zu erklären. Ich hab« in diesem Land 24 Jahre gelebt, habe bei meiner Ankunft hier so fort auf meine deutsche Nationalität verzichtet und eine offizielle Entlassung aus dem deutschen Bürgerrecht er halten. Etliche Jahre nach diesem fühlte ich, daß ich gewissen haft und ehrlich den Eid der Treue gegen die englische Krone leisten sollte; ich wurde ein eingebürgerter britischer Untertan und habe immer meinen Eid bis ins Kleinste streng gehalten, beides, in Gedanken wie in Taten. Als ein treugesinnter britischer Unter tan fühle ich stark die Notwendigkeit, meine treue Gesinnung in der öffentlichen Presse zu bekennen; aber die öffentliche Meinung hat jüngst sich selbst auf solche Weise gegenüber den eingebür gerten britischen Untertanen deutschen Ursprungs geäußert, daß es wesentlich ist für einen, zu erklären, ob seine Sympathien für oder gegen dieses Volk stehen. Das tue ich in unmißverständlichen Ausdrücken und sage in den stärksten Worten aus eigenem An- trieb, daß ich die feigen Gewalttätigkeiten verabscheue, welche durch das Land, in dem ich das Mißgeschick hatte, geboren zu wer den, verübt werden, und ich spreche die Hoffnung aus, der deutsche Militarismus möge im Interesse der ganzen Menschheit eilends Di« Fragen des Tages. Wir lesen in den „Meggendorfsr Blättern": Fräulein Tieneberg war früher die Nedaktrice und ist jetzt die Schriftleiterin der Frauenzeitschrift „Geist und Herz'. Dieses Blatt hat auch einen sogenannten Briefkasten der Redak tion, und der hat Fräulein Tieneberg manchmal schon ganz schreck liche Arbeit gemacht. Denn da die Leserinnen sich durch die Zeitschrift eben an Geist und Herz bilden wollen, so sind Anfragen nicht selten wie diese: „Kann die geehrte Redaktion mir vielleicht das Gedicht mitteilen, in dein die Zeilen vorkommen: „Der Mann ward, wie es sich gebühret, von einer lieben Frau regieret trotz seiner stolzen Männlichkeit." — Und von wem ist es?" — Fräulein Tieneberg hat acht Tage mühevollen Suchens und vielen Fragens bet Kollegen und Kolleginnen gebraucht, bis sie das Gedicht unter Hagedorns Oden und Liedern fand. Als aber einmal eine Leserin in einem alten Stammbuch die Verse: „Sonnenlichtes Farbenschein Kündet sich dir im Juwele, Farben aus dem Sitz der Seele Zeigt das Auge nur allein" aufgespürt hatte und durchaus den Verfasser wissen wollte, ach, da mußte Fräulein Tieneberg nach langem Kampfe ihr« Ohn macht eingestehen. Sie hat es nie herausgebracht, daß jene furcht bar schönen Verse von Franz von Kobell sind, der ein Professor der Mineralogie in München gewesen ist. Aber das mar einmal. Jetzt hat Fräulein Tieneberg es gut; der Briefkasten macht wenig Arbeit. Immer die gleichen Fragen werden ihm vorgclegt, und die Antworten hat Fräulein Tiene berg schon längst fertig. Folgendes aber wünschen die Leserinnen von „Geist und Herz" gegenwärtig gewöhnlich zu missen: Mir ist eine größere Menge Butter ranzig geworden. Wo durch läßt sich der schlechte Geschmack und Geruch entfernen, und ist die Butter dann noch zu genießen? Meine Speisekammer scheint feucht zu sein. Ein dort aufbe- wahrter Zentner Zucker hat Feuchtigkeit angenommen. Wie ist dem abzuhelfen? Beim Erhitzen, wie ich es schon versucht habe, zerfließt der Zucker. Ein Dutzend Speckseiten, die ich seit einem Jahre im Keller hängen habe, hat plötzlich angefaugen zu riechen. Läßt sich nach etwas dagegen tun? Falls der Speck aber nicht mehr zu genießen ist, kann ich ihn dann vielleicht zur Bereitung von Seife verweir- den und wie? Ihr W. Walther. „Nein, durchaus nicht, das ist nur jetzt eine vorübergehende B u t t e r f r e u ii d s ch a f t." — Nette Aussichten. Zweite Frau (nach der Hochzeit zu ihrem Mann): „Damit du weißt, woran du bist: Mas dir bei deiner ersten Frau «erbaten war, ist bei mir natürlich ebenfalls verboten, und was sie dir gestattet hat, dcrs dulde ich auch nicht!" > Dieser Herr, dessen Frau auch eine Vollblutdeutsche und die Schwester des früheren deutschen Konsuls ist, hat bis zum Kriegs ausbruch feine Meinung und Stimmung in der deutschen Kolonie sehr zur Geltung zu bringen gewußt, er war auch wiederholt Vorsitzender des deutschen Vereins in Newcastle und scheute sich nicht, vor 8 Jahren „für seine Ver dienste ums Deutschtum" sich den Roten Adlerorden 4. Klasse verleihen zu lassen. Drei Söhne sind bald nach Kriegsaus bruch als Freiwillige in di« englische Armee eingetreten und kämpfen in Flandern gegen das Land ihrer Väter und ihr eigenes Volk. Sollte W. Walther geglaubt haben, nach seiner Erklärung in der Presse und da drei seiner Söhne für Englands Sache sich mit Leib und Leben freiwillig eingesetzt haben, in seiner schönen Villa in N. unangefochten verbleiben zu dürfen, so hat er sich allerdings gründlich getäuscht. Frau und Kinder zwar durften in ihrem Heim bleiben, er selbst aber wurde aus N. ausgewiesen und soll zurzeit in London leben. Sollten sich die englischen Be- hörten nicht mit Unrecht gesagt haben: Ein so schlechter Deutscher kann auch kein guter Engländer sein?" Ob die englischen Behörden wirklich so denken? möchten wir fragend an merken. Die gerissene Treulosigkeit des Herrn Walther paßt doch eigentlich vortrefflich nach London, Witze vom Tage. Zeichen der Zeit. ..Sie sehr eng befreundet und iniim mit Frau Inspektor Gin französischer Krupp Bei Creusot. Trotz sorgfältigen Abschlusses hat ein Vorrat von gebranntem Kaffee den Geruch von Petroleum angenommen. Wie beseitig« ich den Geruch? Läßt sich vielleicht dem fertig aufgeblühte» Kaffee ein cntgegcnwirkender Riechstoff zusetzen? In einem Sack Mehl zeigen sich seit kurzer Zeit Würmer, an- scheinend Mehlwürmer, deren mA jedem Tage mehr werden. Wenn ich di« Würmer von dem Mehl trenne, ist letzteres dann noch zum Backen zu verwenden? Würde cs sich empfehlen einige Hühner anzuschaffen, die, durch die Mehlwürmer ernöbrt, Eier legen und so den Verlust des Mchlcs ausgleichen? Lassen sich einer Waschküche halten? ver Tol dl lana. Bil8er vom italienischen Kriegsschauplatz. .Kn Taprile anlangt« Madige Wanderung i Dreien, war schlechterdings unmöglich; mußten wir doch abends rechtzeitig wieder in Belluno eintreffen. Aber die Fahrt bot gleichwohl des Bemerkenswerten genug. Diese» Kapitel über den Tol di Lana muß ich als ehr« Kicher Chronist mit dem Geständnis eröffnen, daß ich nicht »roden »ar. Gs war nicht Mangel an gutem Willen, sei ns de» mich begleitenden Offiziers, sei es meinerseits, der mich »m diesen so interessanten Ausflug brachte. Rein, es war die Aettatura, die uns verfolgte, oder zu deutsch: mir hatten Lech. Mein Chauffeur meinte, dasselbe sei dem armen Hund j tmzuschretben, den wir leider — und dies ist das zweite pein- Miche Geständnis — überfahren hatten. Sei dem, wie ihm U«olle. einem Defekt unserer Maschine hatten wir es zu ver- Edanken, daß wir statt morgens 9 Uhr um 1 Uhr nachmittags Taprile anlangten, und um diese Zeit die etwa vier- .. — dem Gipfel des Tol di Lana anzu- «allen sich noch msthsam aupeM Vas durch eine MdskrnZ U Srenovatlon entstellte gotische Innere, in das der blau» U Kimmel hineinlacht, ist gründlich verwüstet. Winzige Split» ter eines vergoldeten Holzaltars, Mörtel, verbogene Leuch, ter, Scherben liegen in wüstem Chaos umher. Ein Grab stein aus dem Jahre 1774, von der Explosion aus der Wand in die Mitte der Kirche geschleudert, besagt, daß Georg Mair. Hofer und seine Gattin am Tage ihrer goldenen Hochzeit gleichzeitig vahingeschieden, hier die ewige Ruhe gefunden. Wie zumeist, lügt auch dieses Epitaph. Aber die Geschütze lassen von neuem ihre schwere Stimme hören, die zehnfach von der breiten, schneedurch furchten Felsenstirn des Monte Civetta wiedergrollt. Heim wärts klettern wir über die trostlosen Schutthugel des toten Dorfes. Seltsam ergreifend wirkt der Anblick all dieser Gegenstände, die einst die treuen und unermüdlichen Ge hilfen des Mensche» waren und nun als altes Eisen, rostig, verkrümmt, verbogen, das Auge verletzen. Irgendeine zer- bogene Vlechwell«, eine zerbrochene elektrische Lampe, eine Emailpfanne, rostbraune Hämmer und Aexte, die herabge stürzte Blechpyramide eines Gartenhauses, die Eisengardine einer Auslage, eine Kegelkugel, untermischt mit Mauerschutt und mit Holzsplittern, halbvergraben in Haufen schmutzigen Schnees, sie all« haben dieselbe stumm« klagende Gebärde, die einem mit unsäglicher Traurigkeit ins Herz schneidet. Selbst die Blumen, welche von einem Balkon heruntergrütz- ten, sind verdorrt, und die Maschinen im Erdgeschoß des Gasthauses zum Stern haben ihre Arbeit für immer ein, gestellt. Wir verlassen beklommenen Herzens diesen Kirchhof, wo Menschen, Häuser und Sachen gleichzeitig ihren Unter gang gefunden, während über uns knallend ein Schrapnell wölklein aufsteigt und die italienischen Batterien salvenweise über das Tal ihre Geschosse auf die eisenzerpflückte Eipfel- kuppe des Col di Lana schleudern. beschäftigt. Die Munitionsfabriken stellen allein etwa 100 000 Granaten pro Tag her. Die Werke wurden bereits 1502 gegründet, und zwar bald nach der Entdeckung einer Kohlengrube in der Nähe des Dorfes Creusot. 1782 wurde dann «ine Gießerei dort errichtet, die bekannt war unter dem Namen kl oval kounärv ok montooni8. Guß eiserne und bronzene Kanonen wurden dann hier in großer Anzahl für die königlich französische Regierung hergestellt. Hier in Creusot erfand Francois Bourbont 1841 den ersten Dampfhammer. Der Gesamtraum, der zu den Werken gehört, umfaßt ungefähr 6070 Hektar, wovon 60 Hektar mit Werkstätten bebaut sind. Innerhalb dieses Komplexes sind etwa 290 Kilometer Eisenbahnschienen, auf denen 65 Lokomotiven und 5700 eigene Eisenbahnwagen rollen. Die Dampf- und Gaskraftmaschinen ergeben zu sammen ungefähr 70 000 Pferdestärken. Die elektrische An lage ist für 46 000 Kilowatt eingerichtet. Vis zum Aus bruch des Krieges waren etwa 4200 Werkzeugmaschinen be- schäftigt, deren Zahl wohl seitdem auf das Doppelte ge steigert sein dürfte. In der Zeit von 1875 bis 1880 gingen mehr als 800 Geschütze aus den Crcusot-Werken hervor. Auch Ler erste aus gehärtetem Stahl bestehende fran zösische Panzerturm wurde hier hergestellt. In neuester Zeit wurden eigene Werkstätten für die Erzeugung groß kalibriger Kanonen errichtet. Das Gebäude, in dem die größten Geschütze heraestcllt werden, ist 200 Meter lang, 60 Meter breit und wird von einem elektrischen 120-Tonnen- Kran bestrichen, der eine Spannweite von 25 Metern hat. Einige der Werkzeugmaschinen, di« hier benutzt wer den, sind über 48 Meter lang. Die Schmiedeabteilung ist eine der bedeutendsten der Creusot-Werkstätten, da hier nicht nur die Panzerplatten, sondern auch die schweren Roh linge für die Kanonen hergestellt werden. Das Gebäude für die Pressen und Dampfhämmer ist 300 Meter lang und 48 Meter breit. Der steigende Bedarf an Artilleriematerial führte dann später dazu, daß Schmiedewerkstätten und eine Schiffswerft in Havre angekauft wurden. Hier werden Ge schosse und Torpados hergestellt und Artilleriestiicke mon tiert. Nicht weit entfernt von diesen „Harfleur" genannten Werkstätten befinden sich die Pulver- und Sprengstoff- fabriken von „Hoc". Diese Werke haben eine besondere An lage, bestehend aus Felsen und Gemäuer, um die Wirkung der verschiedenen Geschosse ausznprobieren. Bis Anfang dieses Krieges hatten die Hocwerke eine Lieferungsfähigkeit von ungefähr lO 000 Granaten pro Tag. Bereits im Jahre 1839 hatten die Creusot-Werke eine besondere Schiffswerft ihrem Unternehmen ungegliedert, die bei Chalons-fur-Saone lag. Diese Werft hat bis auf den heutigen Tag den Namen „Little Creusot" beibehalten. Zurzeit sind diese Werfe dafür eingerichtet, um täglich 60 - 70 Munitionswagen für Feldartillerie heranszu schaffen. - ' / Das untere Cordeooletal zwängt sich mühsam zwischen mächtigen, grau gebuckelten, vegetationslosen Felsenbastionen L durch, welche bloß zeitweilig von steilen, noch mit schmutzigem I Lawinenschnee ausgepolsterten Runsen unterbrochen werden, z Es ist ein undankbares Stück Erde, und die Menschen, die ihrer leben, haben es hart. Wir sehen, wie ein paar Weiber, »darunter auch eine verhutzelte Alte, aus dem Bett des Corde- ! »ol« die angeschwemmte Humuserde in Säcken nach ihrem peinigen Aeckerchen tragen, um einige Körner mehr zu Drnten. Der Krieg freilich wird hier vieles ändern; ein reicher Goldstrom ist mit ihm hierher geflossen und tränkt und befruchtet manches öde Fleckchen Landes. Nirgends auf meiner bisherigen Rundfahrt habe, ich ein derart lebendiges Bild von den unendlichen Bedürfnissen eines modernen, zur Winterzeit und in den Alpen irämpfendenHeeres gewonnen, wie hier im Cordevole tal. Auf der ganzen, ungefähr 80 Kilometer langen Straßen- - strecke folgte fich ein nur gelegentlich auf kurze Strecken r unterbrochener Zug von Automobilen, Lastautomobilen, i Proviant- und Munitionswagen, Karren und Fuhrwerken > aller Art, beladen mit Mehlsäcken, Gefrierfleischktsten, Pferde- Hutter, Streue, Holzbrettern, Eisenbalken, Stacheldraht, Munition und allen möglichen anderen Gütern. Hier sahen «ir auch die berühmten „tvattrioi", d. h. die schweren Last- : automobile, welche die Geschütze jeden Kalibers siegreich di« Heilsten Kurven hinanschleppen; langsam, aber stetig und . Ocher ziehen die klotzigen stählernen Ungetüm« ihres Weges. Vor Agordo weitet sich das Tal, und nacheinander zur ! Rechten und Linken eröffnen sich unserm Blick breite Neben- täler, umgürtet von wuchtigen Bergkolossen, deren harte Kon turen an diesem wolkenlosen Sommermorgen mit einer . .'Schärfe sich in das matte Blau hineinzeichnen, di« beinahe : /dem Auge weh tut und deren blitzende Schneebänder und Rinnen dasselbe blenden. Noch einmal, hinter Ccncenighe, rücken die Talwände zu- U sammen, und mühsam winden wir uns die steilen Kurven K hinan mit fabelhafter Behendigkeit durch die engen Ringe 8 der Wagenkettc bald rechts, bald links, bald schimpfend, bald A dankend durchschlüpfend. Plötzlich grünt uns einsam, von M dunklem Tannengewipfel umschattet, ein stiller Vergsee ent- U gegen, der Lago d'Alleghe, und über ihm ragt, ebenmäßig und M sanft ansteigend, ein breiter brauner Kegel mit leicht ab- W gerundeter Spitze empor, der Col di Lana. Bald ent- W schwindet er uns wieder in dem Gewirr seiner sich vor- Udrängenden Trabanten, durch deren Schluchten wir in treff- Ilicher Deckung dem Fuß des berühmten Berges uns nähern. «Alleghe, Caprile, Stätten unermüdlicher Tätigkeit, Zentren Weines gewaltig pulsierenden Lebens, geben einen klaren Be- Wgriff von den ungeheuren Anstrengungen, deren Ziel die Er- iZoberung der die Dolomitenstraße beherrschenden Gipfel ist. Bei Caprile bog, so schreibt der Verfasser in den U„Zürcher N. N." weiter, einst die Straße im rechten Winkel Ivom Cordevoletal ab, um in dem nahen Rocca Pietro in einer Sackgasse zu endigen. Gegenseitiges Mißtrauen ver hinderte die Verbindung mit der kaum vier Kilometer von hier auf österreichischem Gebiet vorüberziehenden Dolomiten straße. Der Krieg hat in wenig Monaten ein Werk voll bracht, das in Friedenszeiten unmöglich schien. Auf meister haft angelegter Straße gewinnen wir in wenig Minuten durch tiefe Schluchten und in den Fels gesprengte Galerien und Tunnels die Höhe von Salesei, während uns bereits Kanonen ihren Willkommensgruß entgegendröhnen. Alpini ziehen,an uns vorüber, Prachtgestalten aus den Alpentälern mit breiten Nucken und Hellen Augen, das Maultier mit den zwei Eefricrsleischkiste» am Zügel führend. Wir folgen ihnen, das Automobil verlassend, und treten aus dem Wald, den kahlen Fuß des Col di Lana ansteigend. Einige Eranattrichter, herrenlose Ausrüstungsgegenstände zeugen von vergangenen Kämpfen. Um die be schränkte Zeit bestmöglich auszunützen, wenden wir uns west wärts den Ruinen von Pieve di Livinallongo zu. Von weitem sind sie sichtbar; sie Haben das Aussehen von etwas Unwirklichem, Zweidimensionalem, einer Kartondekoration. Der Turmhelin der Dorfkirche ist abgebrannt, und drei der spitzen Giebel, welche ihn trugen, schneiden hilflos ihre aus gezackten Dreiecke.ins Blaue, als ob sie etwas suchten. In der Verkürzung gesehen, gleichen sie dem Profil einer Bischofsmitra. Wir wandeln friedlich auf freiem Weg durch die Älpmatten, kaum je einem Soldaten begegnend, und es bedarf einer gewissen Anstrengung, um sich zu überzeugen, daß hier, verborgen in den Wäldern, den Terrainfalten, in künstlichen Erdfnrchen und Höhlen, Hunderte von Kanonen, Tausende von Menschen, auf gegenseitige Vernichtung be dacht, sich gegenüberstehen. Violetter und weißer Krokus entsproßt den braunen, eben schneentlasteten Hängen, und ich pflücke mir zum Andenken einige der duftig-zarten Früh lingsboten, die, allem Zerstörungseifer zum Trotz, von neuem Leben künden. Es braucht geübte Augen, um die leichte Erd- chürfung, den abgerissenen Baumast zu erkennen, welche die einzigen Zeugen blutigen Ringens sind. Freilich die Häuser, rn denen wir vorüber kommen, wie die dadrunten im Tale, «den eine deutlichere Sprache. Wir haben die Dolomiten- traße erreicht, und die Granattrichter, je mehr wir uns dem )orfe nähern. Selbst die Kirchhosmauer und das Beinhans ind in ihrem Frieden gestört worden. Nor dem Dorf zieht ich eine steile Schlucht hinunter, an deren Rand die unier ten Häuser sich reihen. Granaten haben ihnen die Flanken mfgcrissen. Die schwarze Umrandung der seltsam zerfetzten KSnde und aufgerissencn Fensterhöhlungen beweist, daß das ieuer das Merk der tückischen Eisensplitter vollendet. Wir rändeln über Schutthaufen durch das völlig verlassen« Dorf, wr dem die ersten Linien sich befinden, und treten in die »entweihte Kirche. Die Lhorbedachung und die Orgelempore Die Einrichtungen der Creusot-Werke, wie man .... allgemeinen das der Firma Schneider gehörende Unternehmen nennt, stehen in Frankreich an der Spitze sämtlicher Kriegswaffen und Munition herstellende Fabri ken, sie sind gewissermaßen als französisches Nationalunter- nehmen in der ganzen Welt bekannt. lieber die Einrichtung dieser Werke bringt di« „Werk zeugmaschine" auf Grund neuester ausländischer Berichte eine eingehende Beschreibung, die sicherlich jetzt von ganz besonderem Interesse ist. In den Werken werden hergestellt Kriegsschiffe, Kanonen jeglichen Kalibers von den berühmten 75ern anfangend bis zu den schwersten Kriegsschiff-Drehturm- Kanonen, Torpedos, Unterseeboote, Minen, Munition, Panzerplatten und außerdem auch Friedenserzeugnisse, wie Dampfmaschinen, Lokomotiven, elektrische Maschinen, Prä zisionsinstrumente, kutzum es gehen aus den Werken so ziem lich alle Arten von Gegenständen aus Metall hervor, die in Kriegszeiten gebraucht werden, mit Ausnahme von Ge wehren und Jnfanteriemunition. Die Werke besitzen ihre eigenen Kohlen- und Erzgruben, Hochöfen, Walzwerke, eigene Wasserstraßen, Eisenbahnen und verschiedene Schießübungsplätze. Insgesamt sind zur zeit in den Schneider-Creusot-Werken etwa 80 000 Menschen
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