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Weißeritz-Mung TMeitW M AztUl ßr HMnM SijMekrs Lll Amlsblütl für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Earl Jehne in Dippoldiswalde. Inserat« werden mkt 20 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 15 Pf. die Spaltzeils oder deren Raum berech net. Vekauntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- pespalteue Zeile 40 bez. ^35 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnseratS mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, dis Spaltenzeile 50 Pf. Die «Mekheritz. Zettung« erscheint täglich mi.Äus- nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 80 Pf., zwei monatlich 1 M. 20 Pf., emmonatlich OOPf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstaltcn, Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Montag den 24. Juli 1916 abends Nr. 169 e 82. Jahrgang;! l Sassonow geht. N Petersburg. (Petersburger Telegraphen-Agentur.) Ministerpräsident und Minister des Innern Stürmer ist zum Minister des Auswärtige ernannt worden und be hält den Vorsitz im Ministerrat. Iustizminister Chwostow wurde zum Minister des Innern, der ehemalige Minister des Innern Makarow zum Iustizminister ernannt. Dem Minister des Auswärtigen Sassonow wurde der Rücktritt in Genehmigung seines Gesuche» bewilligt. Unsere Gegner kennen kein Völkerrecht. Stockholm, 22. Juli. Der englische Marschall French hat einem amerikanischen Kriegsberichterstatter gegenüber erklärt: „Im Kriege kennen wir Engländer kein Völkerrecht", und als dieser Tage einem Mitglieds der hiesigen russischen Eesandischaft gegenüber von einem schwedischen Herrn aur- geführt wurde, es ginge völkerrechtlich doch nicht an, in den schwedischen Gewässern zwei deutsche Handelsdampfer (es handelt sich um die deutschen Handelsdämpfer „Lissabon" und „Worms") mit russischen Torpedos anzugreifen und den an Bord befindlichen schwedischen Lotsen gar nach Rußland zu verschleppen, da antwortete dieser seltsame russische Diplomat, wie man von unanfechtbarer Seite mitteilt, wörtlich: „Rußland ist Großmacht genug, um sich nicht an die Haager Uebereinkunft und andere Papierschnitzel ängstlich klammern zu müssen." Eine 20 Milliarden-Anleihe des Vierverbandes. Der „Frankfurter Zeitung" zufolge wird aus Mailand gemeldet: Das Blatt „Economia d'Jtalia" verbreitete die Nachricht, auf der Londoner Finanzkonfcrenz sei beschlossen worden, eine internationale Anleihe von 20 Milliarden aufzulegen. Frankreich hätte 4 Milliarden, Italien 21/2 Milliarden aufzubringen. Nach Sibirien Verbannte werden zum Heeresdienst eingezogen. Schweizerische Blätter melden aus Petersburg: Aus Verfügung der Petersburger Behördcn seien verschiedene Klassen der noch Sibirien Verbannten zum Heeresdienst einberusen worden. Nach ihrer Ausbildung im Schützen- korps würden sie nach der kaukasischen Front geworfen werden, wo Flecktyphus und Cholera wütet. Erzgrubenerschliehung im Schwarzwald. Badischen Blättern zufolge wird in den seit 50 Jah ren verlassenen Erzgruben des Südschwarzwaldes mit der Erzgewinnung in Bälde wieder begonnen. Der neue Märtyrer. Rom, 22. Juli. Der Stadtrot hat auf eingehend be- gründeien Antrag des Bürgermeisters Fürsten Colonna einstimmig beschlolsen, zu Ehren de» neuen Märtyrers eine Hauptsiratzr der Stadt „Battisti-Straße" zu benennen. Die Bergleute Englands drohen. Der ausführende Ausschuß der Bergleute von Groß britannien verösfentlicht eine Entschließung, in der er sich scharf dagegen wendet, daß da» Handelsamt den Forde rungen der Zechenbesitzer nachgeben und den Errragprels für Kohlen beträchtlich erhöht hat. Der Präsident des Verbandes Smillie erklärt, die Bergleute kennten die un- geheuren Gewinne der Zechenbrsitzer; bei vielen Gruben hätte der Wert der Anteile in den letzten zwei Jahren sich verdoppelt und es wäre nicht zu verwundern, wenn die Bergleute sich weigern würden, mit der Erzeugung von Kohlen fortzufahren. Die Adniiralität erklärt in einem Schreiben an den Bergmannsverband von Südwale«, daß dir Kohienerzeu- aung im vereinigten Königreich seit dem Kriege um 35 Millionen Tonnen zurückgegangen ist, während der Bedarf um mehr als 20 Millionen Tonnen gestie- gen ist. Lokale» und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mitteilungen von ehemaligen Be suchern der Deutschen Müllerschule, die dem A.-H -Verband de» Verein» „Glück zu" angehören. Osmar Naumann, Mühlenbesitzerssohn au» Garsebach bei Meißen i.Sa. wurde mit dem Eisernen Kreuz und der Friedrich August-Medaiile ausgezeichnet und zum Vizrfeldwrbel befördert. Paul Braband, Mühlentechnikrr, Glogau i. Schlesien, erhielt «bensall» das Eiserne Kreuz. Han» Reiß, Mühlenbesihers- lohn, Brombach (Vaden) wurde zum Leutnant und Georg Zimmermann, Ingenieur, München, zum Vizefeldwebel befördert. Leutnant Hugo Scholz, Mühle Neusorg« (Oberschlesien), wurde verwundet und Unteroffizier Walter Joseph, Ingenieur, Berlin, wird seit dem 4. März d. I. vermißt und ist wahrscheinlich gefallen. — Lederbezug. Schuhmachereien, Reparatur- und Besohlanstalten haben ihren Betrieb mit Angabe der Zahl der zurzeit beschäftigten Arbeiter — bis mit drei Arbeitern gilt der Meister als besondere Kraft, wenn er praktisch mitorbeitet — schriftlich oder mündlich bei dem Obermeister des Jnnungsbezirkes bis 29. Juli anzumelden. — Näheres im Inseratenteil. — Die Ernte 1916 im Königreich Sechsen verspricht bekanntlich recht gut zu werden. Es ist deshalb Nichten- interdssant, zu erwähnen, daß die sächsische Landwirtschaft soviel Brotgetreide erzeugt, wie die Zivilbevölkerung bei der gegenwärtigen Verbrauchsregelung verzehren darf. Diese Leiltung ist um so beachtlicher, als das Königreich Sachsen bekanntlich der am dichtesten bevölkerte Bundes staat ist. — Die militärischen Ehrenbezeigungen vor dem Eiser- nen Kreuz betrifft eine Verfügung des Königlichen Preußi schen Kriegsministeriums, die jetzt den Mannschaften zur Kenntnis gebracht wird. Danach haben die militärischen Posten vor den Inhabern des Eisernen Kreuzes erster und den Inhabern des Eisernen Kreuzes zweiter Klasse mit „Gewehr über" still zu stehen, sofern da» Kreuz selbst ge- tragen wird. Ist nur das Band angelegt, so wird eine militärische Ehrenbezeigung nicht erwiesen. Für die Ehren bezeigung ist es gleichgültig, ob das Eiserne Kreuz am schwarzweißen oder am weißschwarzen Bande getragen wird. Weiter Hai der Krirgsminister bestimmt, daß alle mit dem Besitz des Militärehrenzeichens erster und zwei- ter Klasse verbundenen Vorschriften — vorbehaltlich einer verfassungsmäßigen Regelung der Frage einer Ehrenzulage — aus das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse von 1914 übergehen. — In der gegenwärtigen Zeit empfiehlt es sich drin gend, davon abzusehen, unreife Walnüsse einzumachen, so wie unreife Haselnüsse für Genußzwecke zu verwenden, weil hierdurch die Entwickelung der Nüsse und zwar die Bil dung beträchtlicher Nährstoffmengen, unterbunden wird. Die reifen Samen der genannten Nüsse bestehen, ganz ab- gesehen von sonstigen für die Ernährung wichtigen Stoffen, mehr als zur Hälfte au« leicht verdaulichem Fett. Mithin ist es dringend erforderlich, die Nüsse sich entwickeln zu lassen und demnächst die reisen Nüsse in möglichst großem Umfange zu sammeln. — Am 25. März d. I. wurde in der Dresdner Heide die Leiche eines 7jährigen Knaben aufgefunden. Die Er örterungen der Landesk-iminalpolizei führten dazu, daß die Handarbeiterin Rosa Alma Gruner, die Mutter des getöteten Knaben, als die Mörderin ihres eigenen Kindes festgestellt wurde. Nach dem gerichtsärztlichkn Gutachten ist die Mörderin bei der Begehung der Tat nicht zurech- nungsfähig gewesen, weshalb das Verfahren wegen Morde» eingestellt und die Gruner aus der Hast entlassen worden ist. — Eine Chemnitzer Zeitung schreibt: „Ein Hering kostet heut« fast eine halbe Mark, Käse ist kaum noch zu bekommen, alle anderen Nahrungsmittel sind äußerst knapp und teuer. Auf dem Müll-Abladeplatz in der Vorstadt Hilbersdorf lagerten aber jetzt wieder 15 Tonnen Heringe, 5 Faß Sauerkraut und 5 Kisten Käse in verdorbenem Zustande. Wie diese Waren dorthin gekommen sind, konnte leider noch nicht ermittelt werden." Schmiedeberg. Im Betrieb der Kupsergrube verun glückte am Freitag ein kriegsgefangener Franzose dadurch, daß er einen nicht gezündeten Schuß untersuchen wollte. Dabei explodierte die Ladung, riß dem Franzosen einige Finger weg und verletzte ihn schwer im Gesicht. Ob das eine Auge verloren ist, konnte noch nicht festgestellt werden Der Verunglückte wurde mittel« Auto nach Dresden in'» Reservelazareit l gebracht. Meißen, 22. Juli. Erdrückt wurde in einer hiesigen Maschinenfabrik der 34 jährige Magazinverwalter Schütze. Er wollte einige größere Eisenplatten von der Wand weg- nrhmen, wurde aber durch deren Gewicht zu Boden ge drückt und getötet. Riesa. Der Rat unserer Stadt beschloß, die hiesige Obstnutzung zum Preise von 400 Mark zu verpachten. Bedingung ist, daß da« Obst nur an Riesaer Einwohner zum Preise von 10 und 15 Pfennigen da» Pfund abge geben werden darf. Das Stadtverordneten-Kollegiuin trat diesem Beschlusse einstimmig bei. Bemerkenswert ist, daß in der Aussprache hierüber der Preis von 10—15 Pfennigen für Pflaumen noch für zu hoch gehalten wurde. (Man vergleiche die Preise, die auf dem Markte der Großstadt für Obst gezahlt werden müssen) Grimma. Beide Söhne des Bürgermeisters Lobeck sind gefallen. Während der eine Sohn, der Deckoffizier Max Johann Georg Lobeck, mit dem „Scharnhorst" unter ging, ist nun auch der zweite und letzte Sohn, der Leut nant der Reserve Wilhelm Lobeck, in den jetzigen schweren Kämpfen gefallen. Leipzig. (Die größte deutsche Ortskrankenkasse.) Die Mitgliederzahl der Allgemeinen Ortskrankenkasse für die Stadt Leipzig, der größten derartigen Organisation in Deutlchland, betrug am 30. Juni d. I. 160850 gegen 158634 im Vorjahre. Im ersten Halbjahr 1916 wurden an Kranken, und Wochengeld 1 302 383 M. gegen 1 266164 Mark im Vorjahre und 81832 M. Sterbegeld gegen 100053 M. im Vorjahre ausgezahlt. Lengenfeld. Di« Heuernte ist in hiesiger Gegend noch immer nicht völlig beendet. Ls liegt noch viel in frisch- gemähten Schwaden, teils weil die Witterung vieles ver zögert, teils weil es an Leuten fehlt. — Bei Waldkirchen steht seit einigen Tagen Wintergerste aus Puppen, die im September vorigen Jahres gesät worden war. Annaberg. Die Ehefrau des Plättereigeschäftrinhabers Schilling wurde Freitag früh bewußtlos vor dem Bette aufgefunden. Ebenso lag der Ehemann ohne Besinnung im Bett, konnte dann aber nach längerer Zeit Anwort aus Anfragen geben. Dabei stellte sich heraus, daß die beiden selbstgesammelte Pilze genossen hatten. Die Ehe leute wurden in» Krankenhaus geschafft, und ihr Zustand hat sich soweit gebessert, daß sie dem Leben erhalten blei ben werden. Ob es sich um genossene giftige oder um eßbare, zu lange liegen gebliebene Pilze handelt, muß sich erst noch Herausstellen. Der Zweigverein Dippoldiswalde der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung feierte am gestrigen Sonntag den 23. Juli sein Jahresfest in Ruppendorf. Nachmittags 2 Uhr versammelte sich die Gemeinde mit den von auswärts herbeigekommenen Gästen im festlich geschmückten Gotteshaus, von dem die Fahnen wehten, zum Festgoltesdienst. Die Predigt hielt Herr Pastor Krömer von der Kreuzkirche zu Dresden aus Grund von . Psalm 129, in der er der Gemeinde die Mahnung zurief: Vergiß, 0 kämpfend Vo.l, des Glaubens Kämpfe nicht! Laßt uns mittragen der Brüder Not, laßt fest uns trauen dem großen Gott und Hard anlegen im Morgenrot! Der Gottesdienst wurde noch verschönt durch den Kindergesang: „Du, Herr, hast alles wohlgemacht" von M. Hauptmann. Die Kollekte nach dem Gottesdienst ergab 25,07 M. Darnach kam man im Saal des Gasthofes zu der um 4 Uhr beginnenden Hauptversammlung zusammen. Nach einem Liederoortrag der Kinder und einem allge meinen Gesang eröfsnete der Vorsitzende, Herr Oberkirchen rat Hempel, die Versammlung mit Gebet. Der darauf folgenden Begrüßungsansprache des Herrn Vorsitzenden lag das Wort I.Petr. 3, 9 zu Grunde. Wisset, daß ihr berufen seid, daß ihr den Segen beerbet: Wir lind berufen zum Erbe der Reformation, das ist das Wort Gottes, deutscher Glaube, deutsche Zucht, deutsche Sitte. Dieses Erbe müssen wir annehmcn, darum kämpfen und dafür arbeiten. Den Hauplvortrag hatte Herr Vikar Harlsinger aus Galizien zugesagt. Er erzählt« in fesselndem Vortrag von den deutsch-evangelischen Gemeinden seiner Heimat Galizien. Nachdem sich dort schon zweimal, im II. und im 14/15. Jahrhundert deutsches Volkstum niedergelassen hatte, aber wegen mangelnden Rückhalte» an den Reichsdeutschen zu Grunde gegangen war, find die jetzt noch dort bestehenden etwa 200 deutsch-evangelischen Gemeinden um 1780 von Joseph II. angefiedelt worden, in der Hauptsache Schwaben, die dort als Kulturpioniere gewirkt haben, durch deutsche Landwirtschaft, deutsche» Handwerk, deutsche Schulen u.a. das Land gehoben haben. Wir hörten von den innerenKämpfen.die sie mit Polen und Ruthenen im Nationalitätenkampf zu be- stehen hatten, der gleichwohl ihre Lebens- und Wider- standskraft stärkte, unter Führung von Männern wie Zöckler, Weidauer, Faust. Er führte un» darauf in seine Heimatgemeinde Dornfeld bei Lemberg, die kurz vor dem Krieg von Erzherzog Salvator bei Gelegenheit eines Ma növer« besucht wurde, der dem evangelischen Deutschtum