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Heute. die Schultex, ist wie zerschlagen, die Hand so müde, daß Finger nur noch ungeschickt ihren Dienst verrichten. Da der automatischen Flinte der Kanadier kein Rückschlag folgt, so empfindet der Schütze auch keine Ermüdung; festgestellt, daß die Augen ganz normal sind, ist auch schon wieder ein Teil des Gesichtssinnes und Licht kann von Dunkelheit unterschieden Kranke tastet sich weiter und scheint merk- nicht über Dinge zu stolpern, die ihm im Doch ist sein Gesichtsfeld noch sehr beschränkt. die bei er ber dann sehr oft IN dieser Zeit zurückgekehrt, werden. Der würdigerweise Wege liegen. Grauateublmdheit. MU emer der merkwürdigsten in diesem Kriege zutage getretenen Verletzung, mit der durch die Explosion einer Granate hervorgerufenen vorübergehenden Blindheit beschäftigt sich ein Mitarbeiter der englischen medizinischen Zeitschrift „Lancet". Verschiedene Leute des englischen Heeres sind nach großen Anstrengungen durch die Explosion einer Granate in ihrer unmittelbaren Nähe gerade zu gelähmt worden. Diese Erscheinung wurde nicht durch eine direkte Verletzung, sondern nur durch die von der Gra nate her vor gerufene Erschütterung bedingt. Das Bewußt sein wird für einige Zeit dabei verloren, aber oft nicht in dem Maße, daß automatische Bewegungen ausgeschlossen sind, so daß die Soldaten in betäubtem Zustande zu einer Sanitätswache taumeln. Dabei ist das geistige Gleichgewicht stark gestört, die Erinnerung an die eben erlebten Vorgänge geschwunden. Das Merkwürdigst« aber ist, daß diese Kranken plötzlich erblindet zu sein scheinen, ein Vorgang, der bis weilen mit Taubheit und dein Verlust von Geruch und Ge schmack verbunden ist. Die Augen tränen sehr und die Lider sind fest geschlossen gehalten. Nach dem Verlauf einer Woche oder zwei lassen sich die Lider leichter öffnen, und es wird Schlag gegen die Schulter fehlt, und' auch die Hande werden nicht angestrengt. Er kann also immer weiter feuern, auch nach 300 und 500 Schüssen, wodurch seine Kampfkraft erhöht ist. Seit einigen Jahren wird diese Frage des automatischen Gewehrs vielfach erörtert. Doch haben die meisten der großen Militärnationen trotz der Vorteile, die diese Waffe bietet, sie in ihren Heeren nicht eingeführt; denn der Ver schwendung von Munition wird damit Tor und Tür geöffnet, und dieser Nachteil ist so bedenklich, daß man den Soldaten lieber weniger Schüsse abgeben laßt. Nicht selten erfolgt dann langsam eine vollständige Wieder herstellung. Am schwersten ist das rechte Auge zu heilen, das man zum Schießen braucht, und einige Patienten er- klärten, daß sie sich in einem „blauen Rauch" zu befinden glauben. Der Mitarbeiter des „Lancet" ist der Ansicht, daß diese zeitweilige Blindheit wie überhaupt der ganze Zustand von Geistesabwesenheit auf eine „Verletzung des Bewußtseins" zurückzuführen ist, so daß dieses plötzlich aus setzt und „das Unterbewußtsein überwiegt". Das Problem ist ein psychologisches und verlangt noch genauere Unter- suchnug. DaS automatische Gewehr der Kanadier. Die Ge wehre, die unter den Megführenden im Gebrauch sind, sind heute alles Magazinschnellfeuerwaffen, die durchschnittlich 5—8 Patronen enthalten. Eine .Ausnahme machen nur die Truppen des Kontingents, das Kanada den Engländern zu Hilfe geschickt hat. Diese Truppen besitzen ein automatisches Gewehr, das ein äußerst rasches Feuern gestattet, ohne daß es von der Schulter entfernt zu werden braucht, indem einfach der Finger auf den Abzug gedrückt wird. Der Rückschlag der Waffe verursacht automatisch die Wiederentladung, und so kann der Schütze in rascher Folge die 15 Patronen verschießen, die das Magazin enthält. Bei den anderen Gswehrsystemen ist der Soldat ermüdet, wenn er 150 Patronen abgefeuert hat; Elue unbekannte Bismarck- Geschichte. In einem Brief an die „Times" teilt G. S. Howe eine hübsche Bismarck- Anekdote mit, die ihm der bekannte Schriftsteller Albert Vandam erzählte. An Bismarcks Todestage besuchte ihn Vandam. Natürlich kam das Gespräch auf den großen Mann, und Howe fragte seinen Freund, ob er je mit Bismarck zu- sammengetrofsen wäre. Dieser bejahte und berichtete dann über seine erste Begegnung mit dem Kanzler: „Es war 1870 im Deutsch-Französischen Kriege. Vandam war Kriegs berichterstatter einer Londoner Zeitung und wohnte, als sich das deutsche Hauptquartier in Versailles befand, mit an deren Journalisten in einem Hause, das sie nach 10 Uhr abends nicht mehr verlassen durften. Eines Tages war meinem Freunde der Tabak ausgegangen, und er beschloß, trotz des Verbotes sich herauszuwagen, um sich noch etwas von dem edlen Kraut zu verschaffen. Ms er um die Straßen ecke bog, wurde er von einem riesenhaften Manne umgerannt, der von der entgegengesetzten Richtung eilig daherkam. Der Hüne war Bismarck selbst. Noch ehe mein Freund wieder aufstehen konnte, nahm ihn Bismarck mit einem eisernen Griff beim Rockkragen und stellte ihn auf die Füße: „Wer sind Sie, und was machen Sie hier?" Mein Freund gab an, daß er Berichterstatter sei, und nannte seinen Namen. Nach dem Bismarck sich den Ausweis hatte zeigen lassen,, fragte er weiter: „Was haben Sie nach 10 Uhr auf der Straße zu suchen?" „Mein Tabak ist mir ausgegangen, und ohne Tabak kann ich nicht arbeiten, ja sogar nicht leben." „Sie haben die einzige Entschuldigung vorgebracht, die ich gelten lassen kann," sprach Bismarck, „doch Sie setzten sich großer Gefahr aus. Ein paar Schritte weiter wären Sie an einem Posten vorbeigekommen, der Sie totgeschosseu hätte, oder, wenn er's mit- Ihnen nicht getan hätte," setzte er grimmig lächelnd hinzu, „dann hätte ich's mit ihm so gemacht." Bis marck gab darauf Vandam von seinem eigenen Tabak und sagte, er solle umkehren und solch einen späten Ausgang nicht zum zweiten Male wagen . . . Nach dem Kriege war Vandam später bei Bismarck in Friedrichsruh auf Besuch und wurde gastfreundlich von dem großen Manne ausgenommen. Humor. Zu wörtlich. „Mein Freund L. nimmt alles zu wörtlich." „Wieso denn?" „Das letztemal, als er hier war, sagte ich ihm, er möge tun, als ob er zu Hause wäre, und es dauerte kaum fünf Minuten, da hatte er sich mit meiner Frau gezankt, die Katze zum Hause hinausgeworsen, die Köchin entlassen, meinen Jüngsten durchgewichst und mich einen Esel genannt.