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Stadt. >— vor der lpnchcn. Degan (Fortsetzung.) lNachdrud oerbotm.) Anierm rotem kreuz. Novelle von C. G. Hebenstreit. laub gewährt, den sie schon in Feldgrau verbringen durften — Werner besuchte schnell noch einige seiner Freunde und Bekannten in seinem Wohnort draußen Denkspruch. wir oll l ein man, wie äer paNeitzmchunki äie Mensiben gegen äle einlaciglcn walnkeilen dlinä macht, wenn äiele gegen iki Lvltem „Nicht io, Mutter!" bat Marga weich. „Mir wird es gewiß -schwer, wieder von dir zu gehen, aber sieh mal, ich kann nicht anders, wenn ich nicht du dem Schmerze zugrunde gehen soll. Wegen meiner Sicher heit sei ohne Sorge — Sanitatspersonen sind stets geschützt. Vergehen gegen solche haben sich die Feinde in diesem Kriege allerdings auch schon geleistet, denn es ist ihnen nichts mehr heilig — aber ich hoffe doch, daß es damit nun besser wird, unsere braven Truppen werden alles tun, uns vollkommen zu schützen." Langsam beruhigte sich die alte Mutter wieder bei diesen Trostesworten. „Nun, dann gehe mit Gott, ge liebtes Kind," sagte sie leise. „Mir bleibt nichts anderes, als für dich zu beten." , Marga beugte sich nieder zur Mutter und sah ihr in die braunen Augen. „So ist's recht, Mütterchen! Ein jedes muß sein Teil tragen, Las ganze Volk steht treu zusammen, um für Armee und Vaterland alles zu tun, ein jedes in seiner Weise. Ist es nicht etwas Erhebendes um solche Einmütigkeit? Alles in Heller, flammender Begeisterung, vom Kinde bis zum Greise!" Schwer war Marga der Abschied von ihrem Mütter chen geworden — als sie aber wieder in Dresden mit einigen ihrer Berufsgenossen zusammen war, wurde ihr leichter zumute. Mit ruhiger Zuversicht bestieg sie den Militärzug, der sie nach dem Westen bringen sollte. Noch einmal lohte der alte Schmerz in ihr empor, als der Zug die Lößnitz passierte, ihre schöne, reizvolle Heimat, als das Heim ihrer Mutter und die Stätten ihres einstigen Liebesglückes an ihren Augen oorbei- zogen . . . Dann ging es erwartungsvoll dem neuen, unbekannten Arbeitsfelds entgegen. Werner Aster kam nicht zur Ausführung seines Vor satzes, sich als Kriegsfreiwilliger zu stellen. Als er nach der Auseinandersetzung mit Wera Gezak seine Wohnung erreicht hatte, kam ihm schon die Wirtin in höchster Aufregung entgeaengelaufen, ein amtliches Schreiben in der Hand — Werners Einberufungsorder. Am über nächsten Tage schon hatte er sich zu stellen. Seine Er wartung war aufs höchste gespannt — was würde man aus ihm machen, welchem Schicksal ging er entgegen? Tie kurze Zeit, die ihm verblieb, reichte gerade aus, uni die Vorbereitungen zu treffen. Froh war er, daß Lie Ungewißheit nun ein Ende hatte, daß er mit in die Armee eintreten konnte, und doch klopfte ihm das Herz ein wenig, als er am Stellplätze anlangte. Tas Ünbehagen schwand jedoch bald, sand er doch manche Bekannte vor, auch einen guten Freund aus früheren Tagen. Tie alte Freundschaft lebte nun auf, beide schlossen sich vertraulich aneinander — Arno Ritter, der Leiter einer Kunstanstalt war, freute sich ebenso wie Werner, daß sie sich hier zusammenaefunden hatten. Beide wurden bald der Armierungs-Kompagnie eines Infanterieregimentes zugeteilt und sollten schon nach einigen Tagen mit nach dem westlichen Kriegsschauplatz abgehen. In einigen Tagen schon! Bei diesem Ge- danfcn wurde es Werner doch etwas sonderlich zumute, aber schrecken konnte ihn das nicht, es entsprach ja seinem Wunsche. Und je eher, desto besser! Die paar Tage, die noch verblieben, wurden dazu benutzt, die Leute mit dem Notwendigsten vertraut zu machen, auch wurde ihnen noch ein mehrstündiger Ur Tcr letzte Tag des Aufenthalts war da. Aus und vor dem Bahnhof, wo Werner kürzlich erst dem Auszug neuer Krieger beigewohnt hatte, staute sich wieder eine große Menge, dieselben Szenen wiederholten sich wie damals, dieselbe Begeisterung herrschte. Zutritt zur Laderampe hatten nur die Bekannten und Angehörigen der abreisenden Truppen. Die meisten der Leute wurden noch einmal besucht, so auch Werner und sein Freund Ritter. Tie junge Frau Ritters, die ihm erst vor drei Wochen angetraut war, hing am Halse des Gatten, sie hatte fast keinen Blick für die anderen, untröstlich war sie über die Trennung, da half auch kein freundliches Zureden, kein Trosteswort des Gatten und der Freunde. Und noch viele solcher Szenen gab es — während hier und da versucht wurde, etwas Erheiterung in den Ernst des Augenblickes zu bringen. Mancher der braven Feld grauen war in dieser Beziehung unverwüstlich — einige stimmten ein frohes Lied an, andere ließen ihre Wan- tasie arbeiten und versahen die Wagenwände mit sinnigen Berschen, wie sie es schon alle gemacht hatten. Ein Freund Werners, efn junger Lehrer, der zur selben Kompagnie gehörte, hatte eben einen solchen fertig- gestellt: ü. Mit Hack' Hnd Schaufel in der Hand —> So dienen wir dem Vaterland! „Wacker!" rief Werner Aster und winkte dem Freunde zu. „Jawohl, Freundchen, mit Hacke und Schaufel geht's los!" meinte dieser lustig und trat her zu. „Das wird nicht gerade leicht werden"'— und er betrachtete bedenklich sein Hände —, „aber, was hilft's? Es muß gehen. Und so tun wir doch auch unser Teil." Ter Befehl zum Einsteigen schnitt die Unterhaltung ab — die letzten Händedrücke wurden gewechselt. Bald war alles fertig, und der Zug setzte sich in Bewegung. Herzliche Grüße wurden nachgerusen und zugewinkt, — eine aber stand still und stumm hinter einer Säule. . . Wera Gezak. Sie hatte sich nicht versagen können, herzukonimen, versteckte sich aber vor Werner in trotzigem Zorn, Er hatte also sein Wort gehalten! Gesenkten Hauptes verließ sie langsam den Bahnhof. Von drüben her, aus der Richtung des fahrenden Zuges, tönte es begeistert herüber: „Deutschland, Deutschland über alles!" Tie lange Bahnfahrt war fast zu Ende, auf das empfängliche Gemüt Werners hatte sie einen tiefen Eindruck gemacht — was alles sich da dem Auge geboten hatte: In Metz gab es einen kurzen Aufenthalt. Hier faßte ihn die Erinnerung an seinen Vater, der vor fast fünfundvierzig Jahren aus den Schlachtgefilden um Metz mit gekämpft hatte und glücklich heimkehrte. Ob ihm das auch beschieden war? Sein Dienst würde ja weniger gefährlich sein, immerhin war damit zu rechnen, daß er ziemlich nahe an den Feind kommen konnte. Toch was sollten diese Gedanken? Wie es kam, so war es zu nehmen. Spät abends war es, als er am Be stimmungsorte landete. Jetzt war er ein ganzes Stück in Feindesland. In dem kleinen halbzerschossenen Bahn- Hofe wurde die Nacht verbracht, auf einfachem Stroh- i lager — und doch ruhte es sich gut nach der langen Fahrt. Am zeitigen Morgen begann der Marsch. Sonn- tag morgen war's! Vom tiefblauen Himmel lachte die Sommersonne und erfüllte die Landschaft mit einem rosigen Schimmer. Ein erquickendes Bild, ruhig und ! friedlich. Nicht allzuweit davon aber herrschte der Krieg mit seinen Schrecken. Hier war davon nichts zu spüren, nur die mehr oder weniger zerschossenen Orb, schäften zeugten von den ersten Kämpfen. (Fortsetzung folgt.)