Volltext Seite (XML)
AMe« Wchnltz-AkNmz. Nr. 173 Freitag den 28. Juli 1916 abends 82. Jahrgang Heimatdmk. Ihr alle saht die jauchzenden Scharen Zum Schutze der Heimat zur Grenze fahren; Ihr saht sie jubelnd die Mützen schwingen Und hörtet ihr begeistertes Singen; Ihr habt ihr Gewehr mit Blumen bekränzt Und saht, wie ihr strahlendes Auge geglänzt. Und als Ihr spracht: Auf Wiedersehn! Da blieb Euch wohl der Atem stehn Und jäh durchzuckte es Eure Glieder: O Gott, wie viele kehren nicht wieder! Und als der Zug in der Ferne schwand, Da habt Ihr Euch schluchzend abgewandt Und habt gewartet, gewartet lange Und horchtet und lauschtet, ach, so bange Und gingt Eurem stillen Tagewerk nach Und saht die schlaflosen Nächte wach Und dachtet an jene, die Euch verlassen, Und konntet den Ernst der Zeit nicht fassen, Der jetzt mit voller Wucht begann Und schwer Euch traf, und dann, und dann — Dann kam manch herrlicher Siegestag, Dann schlug Euer Herz mit freudigem Schlag, Dann lerntet Ihr mit Würde tragen, Wenn Euren Herzen Wunden geschlagen. Ihr schaut des Dakerlandes Not, Und ihm zu dienen, ist höchstes Gebot; Den eigenen Schmerz dürft Ihr nicht zeigen, Die eigenen Sorgen müssen schweigen. Und habt Ihr das Liebste auch verloren, Denkt, daß sie das schönste Los erkoren Und höchste Ehre konnten erwerben; Sie durften für ihre Heimat sterben. Und jene, die wund in die Heimat kehren, Laßt uns in Dankbarkeit sie verehren Und ihnen in sorgender Liebe dienen, Zieht tief, zieht tief den Hut vor ihnen! Kommt ein Soldat Luch entgegen am Stock, Und ziert ein Eisernes Kreuz seinen Rock, Und hängt ein Aermel ihm schlaff und leer, Und humpelt auf einem Beine wer,' Und seht Ihr auf abgezehrten Wangen Noch einen Strahl der Hoffnung prangen, Daß noch einmal zum Glück der Erde Die sieche Kraft genesen werde — Dann denkt voll Ehrfurcht, denkt daran, Was jeder Held für Euch getan. Und jene, denen das Beste genommen, Denen das Licht für immer verglommen. Die Aermsten, deren Leid am größten, Könnt Ihr ihnen helfen, könnt Ihr sie trösten? Sie lagen verwundet auf den Tod, Sie wußten erst nichts von ihrer Not, Als sie, aus der langen Ohnmacht erwacht, Die Schwester fragten: „Ist cs noch Nacht?" Und zum zweiten Mal und zum dritten wieder, Bis jäh das Bewußtsein durchzuckte die Glieder. Der wehe Schmerz und die bittre Pein, Daß nie es Tag mehr werde sein. Könnt Ihr ermessen, was da» heißt? Wißt Ihr, wie das zu Boden reißt? Dann saßt Luch ernst und werdet bescheiden Und beugt Euch in Demut vor solchem Leiden, Dann wird Euer Schmerz, ob groß oder klein, Bor jenem Geschick geringe sein. Ihr seht den Tag voll Glanz und Licht, Seht wie die Sonne durch Wolken bricht; Ihr schaut voll Farben die bunte Welt, Seht sie von Schönheitspracht durchhellt Und geht mit sicherem Fuße frei, Als ob die Welt Euer eigen sei; Seht Wolken wandern und Wellen fließen Und Wälder prangen und Blumen sprießen; Seht lachenden Mund und frische Wangen Und seelenvolle Augen prangen; Der Schöpfung herrliche Wunderpracht Wird täglich neu. Euch dargebracht. Das alle» ist Euer, Euch steht es bereit; Wißt Ihr es nun, wie reich Ihr seid? Wollt Ihr auch jetzt noch bänglich verzagen, Wenn,Luch auferlegt ist, ein Leid zu tragen? Aus! Werst es ab, was Luch drückt und beschwert! Aus! Zeigt Luch der tapferen Helden wert! Euch ruft eine Pflicht, die schön und groß: Helft tragen den Aermsten ihr traurig Los! Helft denen, die den Tag nicht mehr sehn, Den dunklen Weg durch dar Leben gehn! Seid ihnen Slütze, seid ihnen Rat, Rasst Euch empor, zu helfender Tat! Laßt sie nicht darben in bitterer Not, Gebt ihnen Arbeit, gebt ihnen Brot! Laßt keine Sorge sie verzehren, Laßt uns mit Liebe sie verehren. Kein Dank ist aenug und kein Liebeszeichen, Das edelste Opfer auszugleichen! Drum werdet nicht müde, mit vollen Händen Zu geben, aus vollen Herzen zu spenden Und dankt den Helden ein ganzes Leben, Daß sie da» Höchste Euch hingegeben, Und wenn kein anderer Trost ihnen bliebe — Dient ihnen in Ehrfurcht und in Liebe! A. Broszat, Hauptmann. VermisMes. . Vie Einbringung der Ernke eine gewonnene Schlacht t In der „Neißer Zeitung" veröffentlicht der Garntsonälteste von Mülmann folgende dankenswerte Aufforderung, die überall vollste Beachtung verdient: „Nach der Lebensmittelknappheit, die wir in Entsagung und Opferfreudigkeit im Dienste der Landesverteidigung bisher ertragen haben, sollte jedem die Bedeutung der diesjährigen Ernte klar geworden sein. Es bandelt sich um einen neuen Sieg über unsern ärgsten Feind, Eng land, der uns im Hungerkrieg bezwingen zu können glaubt. Keiner entziehe sich der vater ländischen Pflicht^, mit Hand anzulegen, wo es gilt, dem Landmann zu helfen, die reife Frucht unserer Felder zu bergen. Die Truppen sind angewiesen, jede nur mögliche Hilfeleistung zu gewähren; Soldaten und Dienstpferde sollen helfen, die Ernte einzubringen. Aber die großen Anforderungen, die wir gegenwärtig an den Nachersatz stellen müssen, da wir uns auf dem Höhepunkte der Kämpfe befinden, lassen die militärische Hilfe als ungenügend erscheinen. Wenn nicht jede freie Hand zugreift, von alt und jung, können wir die Schlacht hinter der Front nicht gewinnen! Also rufe ich alle auf, zu werk tätiger Hilfe in der Erntearbeit sich zur Verfügung zu stellen.seiesin Person oder mit Fuhrwerk. Es ist eine vaterländische Pflicht, der sich namentlich auch die Zug e n d unterziehen sollte! Das Garntfonkommando nimmt Anerbietungen von Hilfsleistungen jeder Art entgegen, desgleichen Anforde rungen für Arbeiter und Gespanne, und wird nach Mög lichkeit den Wünschen gerecht zu werden versuchen. Gott segne das Werk unserer Hände in dem Dienste für unser geliebtes Vaterland!" Gartenbau. Denkt schon an die niichstjührige Bestellung des Gartens! Es wird vielleicht manchem merkwürdig Vorkommen, wenn wir ihm empfehlen, nun mitten im Sommer schon über zukünftige neue Gartenanlagen oder über Verände rung älterer Anlagen zu beschließen. Aber es ist nun ja einmal so in der Gartenarbeit, daß dieselbe erst in näherer oder weiterer Zukunft ihre Früchte trägt; was wir heute säen oder pflanzen, bringt erst nach Monaten oder erst gar nach Jahren den erwarteten Lohn. Schon aus diesem Grunde ist die jetzige Zeit sehr geeignet, sich mit der Aus führung zukünftiger Pläne zu beschäftigen. Aber noch ein weiterer Grund ist von großer Wichtigkeit: Man kann nun. wo die verschiedenen Pflanzen sich in ihrem vollen Wachs tum befinden, am besten die verschiedenen Verhältnisse und Einwirkungen, unter denen die Pflanze wächst und welche für ihr Gedeihen ausschlaggebend sind, beob achten und beurteilen, so z. B. die Beschaffenheit des Bodens, Wasserverhältniffe, Einwirkung von Licht und Luft, und vieles mehr. Die größte Bedeutung für das Wachstum und Gedeihen hat die Zusammensetzung und Beschaffenheit des Bodens, in welchen die Pflanze gesetzt werden soll; denn die verschiedenen Pflanzen stellen auch wieder sehr verschiedene Ansprüche an ihren Stand ort. Vielfach wird gerade diesem Punkt noch immer nicht genügend Beachtung geschenkt, namentlich nicht bei der Pflanzung von Obstbäumen. Die unmittel bare Folge davon ist dann, daß man nur zu häufig Bäume in einen Boden setzt, der für diese Sorte durchaus nicht geeignet ist. Unfruchtbarkeit, schlechtes Wachstum, Kränklichkeit sind, dann unausbleiblich. Aber noch aus einem dritten Grunde ist der Sommer die beste Zeit für das Plänemachen in der Gartenanlage: Beginnt man nämlich zeitig damit, den Boden entsprechend zu be handeln, zu reinigen, zu düngen mit den Stoffen, die ihm fehlen, vielleicht zu entwässern und anderes mehr, so wird der Boden im Herbst, wenn er zugepflanzt werden sott, stets bessere Bedingungen für die Pflanze aufweisen, als wenn man z. B. unmittelbar vor der Pflanzung erst die Verbefserung vornehmen wollte. Ach. Viehzucht. Züchte» Kaninchen t « (Nachdruck verbaten.) «. . " e'er Zeit des Durchhaltens und der Fleischknapp, yeit kann nicht genug immer wieder auf die Zucht des Kaninchens hingewiesen werden. Leider besteht in vielen Familien noch ein Vorurteil gegen dieses leicht auszieh bare und anspruchslose Haustier, und doch ist es, als keiner Pflanzenfresser, ein Tier, welches ein besonders ge sundes und auch wohlschmeckendes Fleisch liefert. Das ^Kaninchenfleisch steht im Nährwert dem Ochsenfleisch sehr nahe und enthalt bedeutend mehr Nährwert, als das als Volksnahrung so beliebte Schweinefleisch. Die Aufzucht der Kaninchen ist sehr einfach, Die Herrichtung eines Stalles verursacht so gut wie gar keine Kasten. Eine größere Kiste, an Stelle des Deckels mit Maschendraht und einer kleinen Tür versehen, auf die Seite gelegt, gibt eine schöne Kaninchenstallung. Zur Zucht verwendet man am besten einjährige Tiere. Da gute Zuchtkaninchen 4 bis 6 mal im Jahre Junge bringen, nicht selten 8—10 Stück, wird es bei einiger Sorgfalt niemals an Fleisch für die Familie fehlen. Das Futter besteht im Sommer aus allerlei saftigem Grünzeug, wie es Garten, Feld und Hecke reichlich bieten. Im Winter -.Mit man n-n. Rüben. Wurzeln und Küchenabfälle. Auch etcuäs "MÜch" ist namentlich den Zuchthäsinnen sehr Vien- llch. Beim Schlachten verfahre man mit Vorsicht, um das Fell, das auch einen recht guten Preis hat, nicht zu ver- letzen. Sache der Hausfrau ist es, das Kaninchenfleisch tn verschiedener Weise für die Familie mundgerecht zu machen, sei es als gespickten Braten nach Art eines Hasen, oder als Ragout in weißer oder brauner Tunke oder auch im Verein mit anderen in Würfel geschnittenen Jleisch-uten. Die Seefische als Nahrungsmittel. Die Seefische bilden bekanntlich einen nicht unwesent lichen Bestandteil der Ernährung, namentlich der breiteren Volksmassen. Das Vorurteil, welches noch vor verhältnis mäßig kurzer Zeit gegen Seefische zur Sommerzeit in weiten Kreisen herrschte, ist glücklicherweise mehr und mehr zurückgegangen. Dies ist in erster Linie dank der vorzüg lichen Versendungsmöglichkeiten geschehen, durch welche die Fische so gut wie in vollständig frischem Zustande in den Verbrauch überführt werden können, da sie sofort nach dem Fang in Eis verpackt werden und in diesem Zustande sowohl in den Auktionen selbst zum Verkauf wie von hier aus in das Land als Eilgut befördert wer- den, so daß selbst Städte, welche viele Hundert Kilometer von der Seeküste entfernt sind, die Fische in tadellosem Zustande erhalten können» ! Erfreulicherweise ist es nun durch eine Organisation, welche die Neichsprüfungsstelle für Lebensmittelpreise zum Zwecke der Versorgung wie auch der Preiskontrolle be reits im Winter geschaffen hat, gelungen,"dieses so wichtige Nahrungsmittel überall unter einer '»solchen Preisbe obachtung zu halten, daß Ueberoorteilungen des Publikums, sofern die betreffende örtliche Preisprüfungsstelle über haupt ordnungsmäßig ihres Amtes waltet, so gut wie vollständig ausgeschlossen sind. Die Organisation ist an den vier großen Auktionsorten Hamburg, Al tona, Bremerhaven, Geestemünde getroffen worden auf der Grundlage, daß auf Veranlassung der Reichspreis stelle täglich Durchschnittspreise für Durchschnittsversand ware für die hauptsächlichsten in Betracht kommenden Flscharten, wie Kabeljau, Schellfisch, Scholle, Seelachs usw. festgestellt und sofort nach Feststellung telegraphisch nach Berlin weiter gegeben werden, um hier so fort zusammengestellt und bereits am Abend als Druck sache in das gesamte Interessengebiet versandt zu werde», so daß die betreffenden örtlichen Preisprüfungsstellen schon am nächsten Morgen in der Lage sind, die Fische, welche an diesem Tage oder vielleicht erst am nächsten oder übernächsten Tage dort in der Eispackung von den erwähnten Auktionsorten eintreffen, vollständig unter Kontrolle zü halten. Es sind auch noch weiter Vorkehrungen getroffen, daß sowohl die bezogenen Fische ihrer Bezugsquelle nach als wie die vom Großhändler verlangten Preise genau beobachtet werden können. Die Reichspreisstelle hat mit den zuständigen Organisationen Vereinbarungen ge troffen, daß auch der Großhandel selbst an den Auktions- orten sich mit einem nur angemessenen Nutzen zufrieden geben muß und Ueberteuerungen so gut wie ausge schlossen sind. Wie billig nun beispielsweise diese Fische sich stellen und wie wohlfeil infolgedessen auch sehr weite Kreise unserer Bevölkerung mit Seefischen versorgt werde» könnten, geht daraus hervor, daß vor kurzem beispielsweise in Hamburg die vorzüglichsten Nordseeschollen im Groß handel mit 40 Pfennig, soweit ganz große Fische, und. bis zu 6 Pfennig herunter, soweit kleinere Fische tn Be tracht kommen, verkauft worden sind, so daß also im Binnenlande die beste Ware bei reichlichem Nutzen des Zwischenhandels zu etwa 60 Pfennig bis zu 10 oder 15 Pfennig pro Pfund hat bzw. hätte verkauft werden können. Die Reichsprüfungsstelle für Lebensmittelpreise in' Berlin ist bereit, den örtlichen Verwaltungsbehörden der Städte und sonstigen größeren Gemeinden im vorstehen den Sinne ihre Unterstützung zur Versorgung der Be völkerung nach Möglichkeit zuteil werden zu lassen. Selbst verständlich sind die oben erwähnten Preise Ausnahmen und können und fallen nicht etwa als allgemein und ständig bezeichnet werden. Worauf es aber ankommt, ist, immer weitere Kreise aus den Bezug und möglichst um- fangreichen Verbrauch der Seefische auch jetzt um so ein- dringlicher aufmerksam zu machen, je geringer zur Scho nung der Biehstapel auf einige Zeit der Fleischverbrauch vernünftigerweise werden muß. N. E. Zum Mnlsterwechsel in Rußland. ...