Volltext Seite (XML)
sicht»Iosigkeit alles weiteren Anrennens gegen die deutschen Änien überzeugt — der Mmme der Vernunft Gehör geben und alle Folgerungen daraus ziehen wird! Deutschlands ungeschwächte Angriffslkaft. Haaq, 26. Juli. Der „R!eiwe Rotterdamsch« Courant" schreibt: Der französische Heeresbericht von gestern mittag, der einen deutschen Angriff bei Soyecourt erwähnt und der deutsch« Tagesbericht, der von einem gewissen Vorrücken bei Damloup spricht, beweisen immer noch, daß auch bet dieser Verteidigung das alte deutsche Sprichwort: „Die beste Parade ist der Hieb", gilt Auch der russische Bericht spricht von deutschen Angriffen, die abgeschlagen worden sind. Die Kriegsschaden in Ostpreuhen. Nach einer Meldung des „Berliner Tageblattes" aus Königsberg i Pr. wurden nach amtlichen Feststellungen bis zum l.Mai 1916 an Borentschädigungen für Kriegs- schäden in dem von den Russen verwüsteten Teil Ost- pirutzen« aus 710671 Anträge gegen 483 Millionen Marl gezahlt. Eine neue Probe französischer Willkür. Genf, 24. Juli. Dem „Mattn" wird aus Rouen ge meldet, datz der Kapitän de» im dortigen Hafen ankernden norwegischen Dampfers „Mlas" von der französischen Be hörde verhaftet wurde, well er sich geweigert habe, einen seiner Matrosen, der deutscher Nationalität ist, auszuliefern. Solidarität der Neutralen. Zürich. Unter dem Titel „Solidarilät der Neutralen" wird in der „Neuen Züricher Zeitung" von holländischer Seite warm für den Zusammenschluß der Neutralen ein getreten. Die Regierungen sollten wegen einer Friedens vermittlung und mit der Absicht zusammentreten, beiden Seiten gerecht zu werden. Der Kampf würbe schneller zu Ende kommen, wenn den Kämpfenden klar sei, die Neutralen hätten sich vereint, um leine Annexionen und keine Unterjochung des Gegner» zu dulden. Die Einheitsfront der Zentralmächte. Bern, 26. Juli. Die „Neue Züricher Zeitung" be merkt zu der Nachricht, daß in kürzester Zeit türkische Truppen in die Kämpfe gegen die Russen in Galizien eintreten werden: Falls sich diese Meldung bewahrheitet, so beweist sie die ungeschwächte militärische Schlagkraft der Türkei, welche die Entente ihr abzusprechen versuchte. Der Einheitlichkeit der Ententefront, die sich in dem gegen wärtigen gleichzeitigen Angriff ausdrückt, steht die Ein heitlichkeit der Front auf der Seite der Mittelmächte un- erichütterlich gegenüber. Englisches Geld in Portugiesisch-Mozambique verboten. Haag, 26. Juli. De „Nieuwe Notterdamsche Cou rant" teilt eine Korrespondenz aus Pretoria mit, daß, trotzdem sich Portugal in so „heldenhafter" Weise der Entente angeschlossrn hat, in Portugiesisch-Mozambique englisches Geld als Konterbande angesehen werde, dessen Zirkulation verboten ist. Lin Gesetz vom Jahre 1897 ist wieder erneuert worden, aufgrund dessen der Umlauf englischen Silber-, Kupfer- und Papiergeldes bei hoher Strafe verboten ist. Dieses neuerweckte Gesetz verfügt auch die Anwendung des metrischen Matzes. Die Polizei hat den Austrag erhaltest, die Ladenbssitzer auszufordern, die englischen Preirnotierungen aus den Schaufenstern zu entfernen. Die russischen Verluste. Karlsruhe, 26. Juli Wie die Schweizer Blätter melden, weist die neueste amtliche Verlustliste des Zentral-Erkennungs- dienstes in Kiew die Namen von 75 300 gefallenen Mann schaften und Unteroffizieren auf. Die Gesamtzahl der seit Beginn der russischen Ossensioe gefallenen Mannschaften erhöht sich damit auf 323 400. Als getötet und verwundet werden nach dem amtlichen Bericht neuerdings 9500 Offiziere aufgesührl, so datz die GesamHisfer der seit dem l. Juni bis 15. Juli getöteten und verwundeten Osfiziere auf 24 400 gestiegen ist. Englisches Seeflugzeug von einem deatschen Unterseeboot abgeschossen. Berlin, 25. Juli. (Amtlich.) Am 24. Juli nachmittags wurde nördlich Zeebrügge ein englischer Doppeldecker von rinem unserer Unterseeboote abgeschossen und zum Nieder gehen auf das Wasser gezwungen. Die Insassen, zwei Offiziere, wurden von einem unserer Flugzeuge gefangen genommen, hierauf mit samt ihrem Flugzeug an Bord «Ines Torpedoboote» befördert und nach Zeebrügge einge bracht. Der Verkauf von Dänisch-Westindien. Rotterdam, 25 Juli. Nach einer Meldung des Blattes „Le Journal" hat Lansing die Verhandlungen bezüglich des Ankaufes der dänischen Antillen beendet. Danach soll Dänemark für die Abtretung dieser Inselgruppe eine Summe von 625 Millionen Frank erhalten. Kaperung durch ein portugiesisches Kriegsschiff. Wien, 26. Juli. „Die Zeit" berichtet aus Genf: Die Agentur Lydia erfährt, datz ein portugiesisches Krlegsschisf einen norwegischen Dampfer unter dem Verdacht der Schmuggelet gekapert habe. Versenkt London, 25. Juli. Die von der englischen Admiralität al, Minenschisse requirierten Hering,boote „Artrum", „Spei", „Claus", „Frigate Bird" und „Ben-Bui" sind im Mittelmeer von einem österreichisch-ungarischen Kreuzer versenkt worden, wobei viele Mannschaften ertrunken sind. Dimitriew Befehlshaber bei Riga. Zürich, 26 Juli. In den „Basler Nachrichten" wird gemeldet, datz die gesamten russischen Truppenmalsen an der Front bet Riga jetzt von dem General Radoe Dimitriew befehligt werden. - Heldentod. Königsberg. Nach einer hierher gelangten Meldung ist Leutnant Parschau; Rilt-r des Ordens ?our le mente, am 22. Juli gefallen. Ministerrat in Athen. Genf, 26. Juli. Französische Blätter melden aus Athen, datz am Montag vormittag ein wichtiger Minjsterrat statt fand, der sich mit der auswärtigen Politik und der Fest- setzung des Wahlteimin» beschäfliZte. General Mosch- pule», der aus Saloniki in Athen angekommen ist, berich tete im Ministerrat über die militärisch!-politische Lage in Macedonien. 120ÜÜ Menschen wurden nach einer Havasmeldung durch die von England angestrebte Stillegung der holländischen Heringssischerei brotlos. Die Spaltung der irischen Nationalisten ist vollzogen, so ersähet die „Neue Zürcher Zeitung" aus dem Haag. Es bildet sich eine neue, völlig unversöhnliche Jrenpartei, die jeden Abgeordneten, der sür Lloyd Georges Vorschläge stimmt, für «inen Verräter erklärt Wettervorhersage. Zeitweise heiter, keine wesentliche Temperaturänderung Gewitterneigung, sonst keine erheblichen Niederschläge. -1- Ein Handels-Anskunfk-Verband. In einer am 22. Juli im Hotel Adlon zu Berlin stattgehabten Ver sammlung, an der erste Firmen von Handel und In dustrie teilnahmen, wurde der „Handels-Auskunst-Verband" ins Leben gerufen. Der Verband bezweckt die Erteilung r^tauskünften, sowie Informationen handelswirt schaftlicher Art auf gemeinnütziger Grundlage an seine Mitglieder, die sich au» den Kreisen der Finanz, von Handel, Industrie, Schiffahrt, Bergbau und Landwirtschaft zusammensetzen. Präsident des Verbandes ist Wirkt. Legationsrat Dr. Gerlich. Hauptsitz des Handels-Aus kunft ° Verbandes (H. A. V.) ist zunächst Hamburg, l. Leoantehaus. Daß Schwein des kleinen Mannes. Trotz mannig facher Mfklärung sind bei den Schweinehaltern noch immer Befürchtungen lebendig, als ob ihnen ihre Tätigkeit und Mühe nicht sür ihre eigene Lebensmittelversorgung zugute käme. Das gibt dann Anlaß zu allerlei Befürchtungen und Klagen, die dann die weitere Folge haben, daß sich manche von der Aufzucht und Haltung der gewohnten Tiere abhalten lassen. Besonders bedenklich wäre es, wenn durch solche unbegründeten Befürchtungen die Klein tierhalter, die sonst gewohnt waren, das eine oder andere Stück sür den Hausbedarf der Familie zu halten, sich nun davon abschrecken ließen. Die Wirkung wäre, daß diese Leute nunmehr auch ihrerseits sich veranlaßt sähen, wenn sie Fleisch oder Fett bekommen wollen, an den allge meinen Markt heranzutreten. Dieser würde dadurch nur noch mehr verschärft werden, und es könnte jeder Einzelne nur noch um so weniger bekommen. Derjenige, der also die Tierhaltung aufgibt, hat dadurch nicht nur selber nichts, sondern versteift durch sein Alfftreten als Käufer die allgemeine Marktlage noch mehr, was wiederum zur Folge hat, daß er selber um so weniger bekommt. Andererseits sind alle Gerüchte falsch, die dahin gehen, als ob dem Züchter das für seine Eigenversorgung be stimmte Schwein abgenommen würde. Das Gegenteil »st richtig und ist ausdrücklich bestimmt worden. So haben, zuletzt noch am 28. Juni, die preußischen Minister für Handel und Gewerbe sowie für Landwirtschaft ausdrücklich angeordnet, daß selbst auch bei der Aufbringung der Schweine sür den Bedarf des Heeres, der Marine oder der Zivilbevölkerung die jenigen Schweine nicht herangezogen werden sollen, die sich die Viehhalter für den eigenen Bedarf mästen. Es ist außerdem ausdrücklich bestimmt worden, daß die zur notwendigen Versorgung der haushaltsangehörigen be stimmten Tiere dem Viehhalter zu belassen sind. Wenn andererseits Zählungen bei allen Viehhaltern stattgefunden haben, so ist das aus dem ganz natürlichen Grunde zu erklären, daß man zu einer planmäßigen Versorgung im ganzen, insbesondere wenn eine Reichs- Fleischkarte möglich sein soll, einen genauen Ueberblick über den wirklichen Bestand an gegenwärtigen und künf- tigen Vorräten haben muß. Es verabsäume darum keiner, dem es möglich ist, sich sein gewohntes Schwein zu halten, i Anders schädigt er sich und andere. Eine gefährliche Feuersbrunst. Infolge einesSchorn- steindesekts entstand in dem Hause des Försters in Hessenburg unweit Stettin Feuer, da», durch starken Wind getrieben, sich fast über das ganze Dorf verbreitete. Acht Häuser sind vollständig niedergebrannt und viele Be wohner obdachlos geworden. Der Schaden ist groß, da die Leute zum Teil nur niedrig versichert waren. Auch Vieh ist verbrannt. > - Darben wir wirklich? Eine große westdeutsche Zeitung brachte vor einigen Tagen eine Zuschrift aus ärztlichen Kreisen, die den der- zeitigen Ernährungszustand des deutschen Volkes — ge messen an wirklicher Entbehrung — als einen „ge radezu glänzenden" bezeichnete. Da» klingt paradox; mehr als das, — es klingt aufreizend. Wir stehen jetzt vor der — durch den Witterungseinfluß etwas hinausge schobenen neuen Ernte in der schwersten Periode unserer Versorgung: wir bekommen in der Woche ein halbes Pfund Fleisch oder noch weniger, Eier, Butter, Milch, Kartoffeln, Zucker werden uns in. knappen Rationen zu gemessen. Ueberall Enge und Notwendigkeit strengster Einteilung, nirgends Freiheit und Beweglichkeit. Und dennoch hat jene Zuschrist ganz recht. Wenn wir nicht — wie das immer (und, was ohne weiteres zu gegeben sei, begreiflicherweise) geschieht — von dem aus- gehen, was wir vor dem Kriege zu haben gewohnt waren, sondern von dem, wa» wir unbedingt haben müssen, nicht von dem in langen Aufstiegjahrzehnten erreichten Stande, sondern vom Unentbehrlichen und Aus- reichenden — dann ist tm ganzen unser derzeitiger Er nährungszustand tn der Tat völlig ausreichend. Wir haben scharfe Einbußen tn unserer Versorgung mit tierischen Nahrungsmitteln, mit Fleisch und Fett erlitten, wir haben auch in unserer pflanzlichen Ernährung die breite Beweglichkeit verloren und müssen uns mit be stimmten, begrenzten Mengen bescheiden; aber das alles bedeutet nur ein — zeitweises Zurückgleiten der historisch erworbenen Lebenshaltung. Kein Herabsinken in wirkliche, absolute Not. Die unteren Volksschichten mancher anderen Länder leben noch heute, unser Volk lebte noch vor einigen Jahrzehnten mit ganz wenig Fleisch und mit schmal zugemessener, sparsam eingeteilter vegeta bilischer Kost. Was wahrhafte, nagende Entbehrung ist, wirkliche Hungersnot, wie sie ja die ständige und regelmäßige Begleiterjcheinung früherer Kriege war, hat das deutsche Volk trotz des britischen Hungerplans in diesem Kampfe noch nicht erfahren und soll und wird es auch nicht erfahren. Daß nichtsdestoweniger die Einschränkungen, die jetzt verlangt werden müssen, ein Opfer, ein recht schweres Opfer sind, wird niemand bestreiten. Die Ernährungsweise, wie sie vor dem Kriege herrschte, erscheint uns ja nicht als Hochstand, als Ergebnis eines Aufstiegs von niedrigerer Lebenshaltungsstufe, die weit zurückliegt, sondern schlechthin als das Gegebene und Normale. Jedes Weniger ist uns deshalb — das gilt durchweg für alle Schichten — Entbeh rung, die wir als solche auch dann empfinden, wenn sie tat sächlich unsere Gesundheit, unsere Kraft in keiner Weise be einträchtigt oder bedroht. Wir darben subjektiv. Dazu kommt noch ein anderes. Realeres. Wir haben zum Teil verlernt, unsere Nahrung, wenn sie in Mengen und Aus wahl knapp ist, so sorgsam zuzubereiten und so zweckmäßig zu verwerten, daß wir trotz der Knappheit unseren Nähr- bedars ausreichend decken können. Bis zu einem gewissen Grade ist die Lösuug dieser Aufgabe für den kleinen Prioat- haushalt unter den gegenwärtigen Voraussetzungen auch technisch erschwert. Daher die Massenspeisungen, die die Nahrungsmittel, die uns zur Verfügung stehen, so ver werten, daß jeder Teilnehmer an Nährwerten bekommt, was er braucht. Der Einsender der erwähnten Zuschrift erklärt, daß er — als Arzt — an einem viele Tausende umfassenden Be obachtungsmaterial aus killen Schichten der männlichen Bevölkerung des Stadt- und Landkreises Bonn im wehr fähigen Alter irgendwelche Schädigungen der Gesundheit und Leistungsfähigkeit durch die Kriegsernährung nicht habe feststellen können, und daß ihm ebensoweisig abweichende Beobachtungen anderer Aerzte bekannt geworden seien. Zu den gleichen Ergebnissen sind, wie man weiß, Untersuchungen gekommen, die neuerdings über den Gesundheitszustand der Schulkinder in verschiedenen Bezirken angestellt wurden. Auch die — sehr günstigen — Ziffern der all gemeinen und der Kindersterblichkeit zeigen keinen schäd lichen Einfluß der Kriegskost auf die Lebenskraft des Volkes. Besser als alle Kalorienrechnungen zeigen diese Feststellungen, daß wir nur aus mancherlei verzichten müssen, aber keineswegs wahrhaft und wirklich darben. Und verzichten werden wir — wenn wir nur das wirk lich Nötige haben, und das haben wir — doch alle gern, um des Deutschen Reiches Bestand und Groß» zu sichern. N. E. Georg Oertel 1». Wie bereits bekannt wurde, ist am Sonntag der kon servative Reichstagsabgeordnete und Hauptschristleiter der „Deutschen Tageszeitung" Georg Oertel plötzlich in Spechts hausen bei Tharandt, wo er zur Erholung weilte, ver storben. Er gehörte zu den bedeutendsten Vertretern der konservativen Weltanschauung und zu den besten Rednern, über die der Reichstag verfügte, und der auch von seinen politischen Gegnern gern gehört wurde. In der Form war er stets konziliant, in der Sache aber unnachgiebig. Noch während der letzten Rsichstagstagung hat er mehrere sehr eindrucksvolle Reden gehalten. So z. S. über die Zensursrage. Ernst Georg Oertel wurde am 27. März 18S6 als Sohn des Oberpfarrers Ernst Oertel in Gr.-Dölzig bei Leipzig geboren. Er studierte Philologie und war zunächst als Dberlehrer am Real gymnasium in Leipzig tätig. . Zugleich aber beschäftigte er sich viel mit politischen Fragen, und 1894 übernahm er die Hauptschristleitung der damals neugegründeten „Deut schen Tageszeitung" der er bis zu seinem Lebensend» treu blieb. Zweimal gehörte er dxm Reichstag an. 1898 wählte ihn der 9. sächsische Wahlkreis, und 1912 zog er als Vertreter des Kreises Namsrau—Brieg in den Reichstag ein. Seine kernige und dabei oft humorvolle und satirisch» Art wird man im Reichstage ost verinisjen.