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Me Abendstunde VWcbe llnteiWkings-lZeilsge E WUKti'M-Kettling (gmkbl-N) Roman von S. h il er. in Aussicht gestellten Spaziergang herum. Dora sah, daß das Fräulein recht hatte. Ihre Lieblinge sahen blaß aus, die Aeug- lein hatten keinen Glanz, sie machten den Eindruck unzureichend genährter Ge schöpfe. Es schnitt ihr ins Herz. Eine warnende Stimme klopfte an ihre Brust. Aber auch Ludmilla blieb nicht ruhig. „Was nützt es den Kindern, wenn sie ein Kltzid mehr anzu ziehen haben und moderne Hüte bekommen! Eine saubere Schürze, ein alter, vielmals gereinigter Stroh deckel, meinetwegen ohne Rand, und dann hinaus mit ihnen, an Sonne und Luft! So etwas gedeiht. „Unsere, das weiß ich ja, bekommen gut und reichlich zu essen, aber das sieht ihnen keiner an, weil sie ilymer in der Stube Hockern Lassen Sie Ihre Perl- ärbeiten, Frau Dora, flicken und stopfen Sie den Kinhern hie Sachen, geben Sie selbst weniger auf Toiletten, schadet alles nichts! Nach ejner verheirateten Frau darf ja doch kein Mann mehr schauen, also ist's am besten, Sie bleiben unbeachtet. Denken Sie an Ihre Kinder, die in ein paar Jahren zur Schüle müssen. Dann ist's mit der goldenen Freiheit für immer vorbei. Schlagen Sie meine Worte nicht in den Wind, Frau Dora, ich meine es gut!" „Ihre Augen schillern wie die einer Schlange," dachte die junge Fryu, was mag sie mit dieser schein baren Fürsorge bezwecken? denn in Wirklichkeit hat sie durchaus kein Herz für die Kinder, das soll sie mir nicht einreden." Trotz dieses Mißtrauens erlaubte sie den Kleinen, mit der Tante zu gehen, sie mochte ihren Lieblingen die Freude nicht verderben. Auch war es ja nötig, daß sie ungestört arbeitete. Ungesäumt stichelte sie drauf los, als sie aslein war. Ein Weile nahm die Arbeit, das neue Muster sie vollkommen in Anspruch. Doch vor ihr stand der Korb mit den köstlichen Blüten, deren bestrickender Duft ihr zu huldigen schi.en. Sie errötete. Die Kaffeestunde, wo der Jugendfreund wieder und wieder ihre Hand geküßt, ihr mit ver steckten Worten süße Schmeicheleien zugeflüstert, durch lebte sie im Geiste noch einmal. Bis sie so in tiefster Seele erschrak, daß ihr heiß und kalt wurde. Hans kam ja nicht! Wo blieb er nur? Glaubte er, Alfred werde so taktlos sein und bis zum späten Abend hier bleiben? Denn daß Hans nur darum nicht so schwer betroffen würden. Der Ches möchte doch einem von jenen kündigen." Er bekam zur Antwort, daß alles reiflich überlegt und nichts an den gefaßten Beschlüssen zu ändern sei. Da war Iohannes mit gebeugtem Kopfe hinaus gegangen. Wenige Minuten später stand er auf der Straße. Ihm war, als sei er jetzt schon ohne Beschäftigung, ohne Einnahme. Die Hoffnung, bis zum ersten Juli eine Stelle zu bekommen, war gering. Er fühlte sich gedemütigt, die Scham brannte in ihm. Unmöglich wäre es ihm gewesen, jetzt gleich nach Hause zu gehen. Planlos irrte er umher. Es war ein trockener, heißer Tag, Seine Kehle brannte vor Durst, sein Magen knurrte. Zum Sterben elend p>ar ihm zumute. Er fürchtete Doras bezeichnenden verächtlichen Blick. Ja, wenn er sicher gewesen wäre, von ihr in liebe voller, perstehe.nder Weise getröstet zu werden, so wäre (9. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) ie Kinder tanzten vor Freude über den nicht nach Hause kam, um Bittner nicht zu begegnen, war doch klar. Nun aber hätte er dock schon hier sein müssen. Sie war ihm böse, aber sie sorgte sich auch um ihn. Die Großstadt mit ihren lauernden Gefahren rechtfertigte diese Besorgnis. Wenn eins nicht zur rechten Zeit nach Hause kam, gingen einem gleich alle möglichen Gedanken durch den Kopf. „Das wußte Hans doch auch, und darum war es rücksichtslos, daß er so lange blieb. Er verdiente es gar nicht, daß sie sich seinetwegen ängstigte." Und ihre Gedanken kehrten zu Bittner zurück. 6. Kapitel. Ja, warum kam Iohannes nicht nach Hause? Es hielten ihn doch triftigere Gründe zurück, als Dora vermuten konnte. Kurz vor Bureauschluß ließ der Chef ihn zu sich bitten und teilte ihm in dürren Worten mit, daß er entlassen sei. In sechs Wochen müsse er sich eine andere Stelle suchen. Die Geschäfslage sei zurzeit ungünstig, man könne eine Arbeitskraft entbehren. Trotzdem Johannes diese Wendung vorausgesehen, traf sie ihn doch wie ein furchtbarer Schlag. Er stand zunächst wie betäubt. Dann raffte er sich auf. Er machte geltend, daß er doch Familienvater sei und unverschuldetermahen dadurch, daß er brotlos werde, jn Sorge und Elend kommen müsse. Es seien doch unverheiratete Beamte da, welche von der Entlassung