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i>ie ObeMjin^ (Nachdruck verboten.) 1 -i 2. o A ^s-SS Roman von S. Hillger. (2. Fortsetzung.) Blicken betrachtet, wie Leckerbissen, die einei anderen Welt angehörten, ließ Bittner in große Tüten zu sammenpacken. Dazu mehrere Kilo Eß- und Pudding schokolade. Er bezahlte mehr dafür, als Dora für ihre Stickarbeit an Lohn bekommen hatte, und befahl, am nächsten Vormittag das Paket an die angegebene Adresse zu senden. Als sie auf der Straße weitergingen, glühten Doras Wangen mit den Purpurrosen, die sie in der Hand hielt, um die Wette. Sie sagte: „Ich kann dies reiche Geschenk unmöglich annehmen, Herr Bittner. Man kauft wohl für zwei Mark Süßigkeiten, aber eine solche Verschwendung!" Er steckte wieder seinen Arm durch den ihrigen und zog sie mit sich fort. Sein kritischer, Blick glitt an ihrer schlanken, schlicht gekleideten Gestalt hinunter. „Ich hatte eigentlich nicht vermutet, daß die Kleinstädterin Ihnen so stark anhaftet! Sie müßten doch wissen. Gnädigste, daß man bei S. nicht für eine Mark Kon fekt kaufen kann. Ich wenigstens dürfte mir solche Entgleisungen in Schülergewohnheiten nicht erlauben, ohne meinen Kredit empfindlich zu schädigen. Dora wagte nichts einzuwenden. Sie hatte ohne hin das peinliche Gefühl, sich Blößen zu geben. Daß Bittner von den Verkäuferinnen des Zuckerwaren ladens mit besonderer Höflichkeit begrüßt wurde, war ihr nicht entgangen. Er lebte eben in den Ver hältnissen, die ihrer Phantasie zuweilen wie ein fernes Wunderland vorschwebten, und in die sie sich nicht hineindenken konnte, weil der Horizont ihres eigenen Daseins zu beschränkt war. - „Hören Sie, liebe verehrte Freundin," sagte Alfred im Weitergehen, „am Reichtum kann man sich nur dann erfreuen, wenn es einem erlaubt Et, ihn mit einem vertrauten Wesen zu teilen. Diese Freude fehlte in meinem an pekuniären Erfolgen so reichen Leben bisher gänzlich. Oft überkam mich ein wahrer Heiß hunger, von meinem Ueberfluß einem lieben Menschen abgeben zu dürfen. Ich hatte keinen. Wohlverstanden: gewissen Elementen gegenüber, deren Hände jederzeit zum Entgtzgennehmen geöffnet sind, und die einen Mann sogar ruinieren können, bin ich vorsichtig. Aber Ihnen, Hans und Ihren Kindern Freude zu bereiten, macht mich armen Reichen glücklich, überglücklich sogar. Gönnen Sie mir doch den Sonnenstrabl in meinem kalten, nur auf den äußeren Prunk zugeschnittenen Leben! Also noch einmal: Wenn ich jetzt ein paar Tausende für Sie ausgeben würde, so käme es nicht darauf an. Ich habe es dazu. Drei Blaue aber in mit Kisten hochbeladener Wagen lenkte mit lautem Zuruf in die Ein fahrt ein. Dora wich zur Seite. Warum stand sie überhaupt noch hier? Sie konnte vom Fabrikpersonal gesehen werden. Was sollte man von ihr denken! Seufzend trat sie den Rückweg an. Kaum aber war sie ein paar Schritte gegangen, als quer über die Straße Bittner eilig auf sie zukam. Er trug einen Busch köstlicher, von der Seidenhülle nur halbverdeckter Rosen, die er ihr mit leuchtenden Augen überreichte. Sein Gesicht war vom schnellen Gehen gerötet. Er sah gut aus. „Ich habe Ihnen nur rasck ein paar Blumen ge holt, Frau Dora, fürchtete schon. Sie nicht mehr anzu treffen. Daß ich Sie nicht verfehlt, nehme ich als ein günstiges Zeichen." „Ich^auch," sagte Dora aufrichtig und lachte ihn freundlich an, „Ach, die herrlichen Blumen! Eigent lich viel zu schade sür mich! Wie soll ich Ihnen nur danken!" „Bloß nicht!" wehrte er lachend, dann schob er seinen Arm in den ihrigen. „Mit dem Recht eines alten Bekannten, eines Iugendgespielen. Und von diesem verbrieften Recht ausgiebigen Gebrauch zu machen, müssen Sie mir schon erlauben. Wenn hier einer zu danken hat, bin ich es. Wie mancher würde gern an meiner Stelle sein. Sehen Sie nur, wie die Neid hammel herübersehen!" Wie er so eifrig auf sie einsprach, mußte Dora herzlich lachen. Das war alles so neu und reizvoll. Sie fühlte sich geschmeichelt und in gehobener Stimmung. Hans war so still geworden. Wohl scherzte er mit den Kindern, war liebreich und freundlich mit ihr. Aber im Grau des Alltags, meinte Dora, sei ihnen alle Poesie verloren gegangen. „Nun werden wir zunächst einen kleinen Bummel machen," sagte Bittner, „und ich bitte um die Er laubnis, den Kindern eine Freude machen zu dürfen." „Ihren Kindern!" Doras Augen strahlten. Wie hätte sie es gewagt, etwas gegen seine Absicht einzu wenden. Er hatte bereits, noch ehe sie antworten konnte, die Tür zu einem Zuckerwarengeschäft weit geöffnet. Dora trat ein. Er folgte. Und nun begab sich etwas Wunderbares. Dieselben Süßigkeiten in den verschiedensten Formen, welche Dora so oft von draußen mit sehnsüchtigen Ugliclie (InMMngs-keilgge E Mikeplts-Zeitung Amtsblatt)