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uever die Obliegenheiten des Vorsitzenden und des Berhandlungsleiters im Militärgerichtsverfahren ist kurz folgendes zu bemerken: Der Verhandlungsleiter übt im allgemeinen die Tätigkeit des Vorsitzenden im bürgerlichen Gerichtsverfahren aus; er vernimmt den Angeklagten, die Zeugen und Sachverständigen, erteilt das Wort zu An trägen und Ausführungen, verkündet das Urteil und seine Begründung sowie die Beschlüsse des Gerichts, und er leitet auch die Beratungen und Abstimmungen des Gerichts. Der Vorsitzende ist in dieser Be- ziebung nur einem Beisitzer gleich; er darf un mittelbar Fragen an den Angeklagten nicht stellen und muß es sich gefallen lassen, wenn derVerhandlungsleiter eine Frage, die der Vorsitzende an Zeugen oder Sachverstän dige zu richten wünscht, unter Umständen als ungeeignet zurückweist. Dem Vorsitzenden sind nur. was die Leitung der Verhandlungen betrifft, einige formelle Obliegenheiten übertragen. Er verliest die Namen der zu der Verhand lung berufenen Richter, er belehrt den Angeklagten über seine gesetzlichen Befugnisse, er läßt die Zeugen abtreten, erteilt Zeugen oder Sachverständigen, die bereits vernom men sind, die Erlaubnis, sich von Gerichtstclle zu ent fernen, und ordnet Unterbrechungen der Verhandlung an. So lebhaft diese Teilung zwischen Vorsitz und Ver handlungsleitung seinerzeit bei der Beratung der neuen Militärgerichtsordnung bekämpft worden ist, so verschwin dend gering sind die ungünstigen Erfahrungen, die mit dieser Zweiteilung in der Praxis gemacht worden sind. N. P. Aus dem Reiche. " Kriegsministerium und Beschaffung von Arbeit«, trösten für Vie Ernte. Wenn schon in Friedenszeiten zur Erntezeit die Arbeitskräfte der Landbevölkerung nicht auslangten, von Jahr zu Jahr größere Scharen fremder Arbeiter herangezogen werden mußten, so ist im Kriege der Leutemangel eine noch weit größere Gefahr. In diesen Wochen der zur Neige gehenden Vorräte ist es von größter Bedeutung, die Heu- und Kärnerernte recht- , zeitig und sicher einzubringen. Die wichtigste Reserve an Kräften bilden nach Lage der Dinge die eingezogenen Dlannschaften, zunächst natürlich des Jnlandsdienstes," dann in Notfällen und je nach Umständen auch des Feld heeres. Erfreulicherweise hat das Kriegsministerium schon in den Erlassen vom 18. Februar und vom 8. Mai wei- lestes Entgegenkommen gezeigt. In einem neuen Erlaß vom 20. Juni werden die Maßnahmen zur Sicherstellung von Arbeitskräften seitens der Generalkommandos noch weiter ausgedehnt. Den Generalkommandos wird emp fohlen, außer den in den beiden ersten Erlassen ange gebenen Mitteln Unteroffizier-Schüler und -Äorschüler, Angehörige der Militär-Waisenhäuser und von Leuten, die durch Auflösung der Grenzschutzformationen frei werden, für die rechtzeitige und restlose Einbringung der Ernte zu verwenden, da sich unter ihnen viele zur Erntearbeit ge eignete Kräfte fänden. Für die Beurlaubung sei zu be rücksichtigen, daß jeder Mann in seinem eigenen Betrieb am meisten leistet, und daß es daher von wesentlichem Vorteil sei, die Leute nach Möglichkeit an ihre heimische Arbeitsstelle zurückzuführen. Sollten sich in dieser Beziehung für einzelne Generalkommandos Schwie rigkeiten ergeben, so empfiehlt das Kriegsministerium, die Durchführung im Einvernehmen mit den Nachbarkorps, selbst telephonisch oder telegraphisch aus Gründen der Zeitersparnis, zu erleichtern. Sollten diese Maßnahmen allein nicht ausreichen, so wird in solchen Notfällen zur Verhütung von Arbeiterinangel ausnahmsweise die Kom mandierung der etwa notwendigen Arbeitskräfte anzu- i ordnen sein, nach Möglichkeit aber soll ohne diesen Weg durchzukommen versucht werden. Auf alle Fälle darf nichts ! unterlassen bleiben, was die vollständige Durchführung aller ; Arbeiten während der Erntezeit sicherstellt. Ergebnis der Revisionen in den karkoffetbau- gebleten. Die Bestände der alten Kartoffelernte, die im Frühsommer 1915 über Erwarten reichliche waren, sind in diesem Frühsommer bekanntlich in bedauerlichem Maße schnell zur Neige gegangen. Die dadurch hervorgerufenen örtlichen Notstände sind alsbald nach Errichtung des Kriegsernährungsamtes durch das Verfütterungsverbot, die Beschränkung des Selbstverbrauches der Erzeuger, die Einstellung der Kartoffelbrennerei, die Beschlagnahme und Verteilung der Frühkartoffeln, die Gewährung von Brotzulagen als Ersatz für fehlende Kartoffeln nach Möglichkeit gemildert worden. Um nichts unver- , sucht zu lassen, bat das K. E. A. außerdem noch während > der letzten 14 Tage in mehreren preußischen Pro vinzen und in einigen anderen Bundesstaaten in Be zirken mit starkem Kartoffelbau örtliche Revisionen vor nehmen lassen. Je ein Offizier und ein Kartoffelsachver ständiger haben als Bevollmächtigte des K. E. Ä. in den ihnen bezeichneten Kreisen eine große Zahl der Güter und Dörfer besucht, die vorhandenen Kartoffelvorräte festgestellt und ermittelt, was davon noch abzuliefern war. Eine vor sätzlich rechtswidrige Zurückhaltung hat sich bei den Revi sionen nirgends ergeben. Die Ablieferungen waren nach den bisherigen gesetzlichen Bestimmungen ordnungsmäßig erfolgt, und Lie Verfrachtung der durch die vorerwähnten neuen Bestimmungen für die Ablieferung nun freigewor denen Mengen mar überall den Vorschriften entsprechend begonnen worden. Die Kommissionen konnten nur hier auf die Beschleunigung der Nestlieferungen hinwirken. Die Kreis- und Ortsbehärden und die Landwirte haben die 'Arbeit der Kommissionen bereitwilligst unterstützt. Das K. E. A. beabsichtigt auch weiterhin in geeigneten Fällen durch ähnliche örtliche Untersuchungen die Durchführung der Anordnungen über Ablieferung landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu überwachen. Eine solche Feststellung, ob alles ordnungsmäßig zugeht, liegt im Interesse aller Be« > teiligten. -j- Beleihung bei den Durlehnstassen. Die Haupt verwaltung der Darlehnkassen hat beschlossen, zur Be leihung bei den Darlehnskassen Zuzulassen: s 1. Die von inländischen Aktiengesellschaften ausge gebenen Genußscheine, sofern sie an einer deutschen Börse notiert sind, bis zu 40 Prozent ihres Kurswertes. 2. Die auf den Inhaber lautenden Aktien der Franken- stein-Münsterberg-Nimptscher Kreisbahn - Aktiengesellschaft bis zu 40 Prozent ihres Nennwertes. 3. Die vierte ungarische Kriegsanleihe bis zu 40 Pro zent ihres Nennwertes. 4. Die vierte österreichische Kriegsanleihe bis zu 40 Prozent ihres Nennwertes. Sriegsgoltesdienst. Wie die „Kölnische Volkszeitung" meldet, wandte sich der Papst im Hinblick auf den bei nahe zweijährigen furchtbaren Weltkrieg mit der Bitte an die Bischöfe, am letzten Sonntag des zweiten Kriegsjahres i in sämtlichen Kirche» und Kapellen Europas eine General- j - kommunion der Kinder in möglichst feierlicher Weise statt- ! finden zu lassen. Ein Hamster, der sich unfreiwillig selbst anzeigt. Aus eine recht originelle Weise ist dieser Tage, wie die „Münch. N. Nachr." erfahren, in Frankfurt a. M. ein größeres L-chinken- lager aufgedeckt worden. Der Besitzer einer Billa in der Hynsbergsiraße kommt nachts spät vor seiner Behausung an und nimmt wahr, daß aus einem Fenster noch Licht schein auf die Straße fällt. Da er sofort an Einbrecher dachte, rief er einen Schutzmann herbei. Man suchte und suchte, doch fand sich nirgends eine Einbrecherspur. Da gegen entdeckten die Schutzleute in der Speisekammer, aus weicher der Lichtschein kain, ein Lebensmittellager, das sich wohl sehen lassen konnte. Man fand 23 Schinken, viele Töpfe mit Fett, Schmalz und anderes, was jetzt teuer und selten ist. Und der Lichtschein? Die Mädchen hatten vergessen, das elektrische Licht auszuknipsen. Herr Beiser und die Ausländerinnen Gr. 42 u. 44. Im Anzeigenteil des „Berl. Tagebl." fand sich dieser Tage folgende recht lehrreiche Anzeige: . Für meine Damenmäntelfabrik engagiere ich Damen aus der Branche Gr. 42 u. 44. Bevorzugt werden A u s S n d e ri n n e n. S. Peiser, Berlin, Kroncxstwste 48. Das leistet sich Herr Peiser, trotzdem in Berlin z. Z. recht viele Frauen und Mädchen in der Kleiderfabrikation ohne Beschäftigung sind. Es ist deshalb nur angebracht, wenn die „Tägl. Ndsch." zu dem Inserat bemerkt: „Also im Jahre 1916 findet Herr Peiser es erlaubt, für seine Damenmäntelfabrik in der reichshauptstädtiichen Kronenstraße Ausländerinnen ohne jede Erklärung schlecht hin zu bevorzugen, ohne jede Erklärung, warum nach i Peiserscher Ansicht eine Ausländerin unter sonst gleichen j ^Umständen an und für sich eben etwas besseres ist als eine Deutsche." Geschästsdeutsch in Wilna. Die „Zeitschrift des All gemeinen Deutschen Sprachvereins" berichtet von den folgenden Inschriften auf Straßenschilder in Wilna: Knrswaren und Kolonial Gascheft, Cohn- kurrenzlohse Galanterie, Pasumenturen, Mizen und Muffen, Damen Hütte, Fabrik Fon Künstlicher Blumen, Werkstaat, Persümerie. Aname zum Bestelunaen und Re- perieren, Cuvaten vir Schneider 8 Netbern, Scypetsewar Deutsches Bäckerei L Conditerei, Frühstück Mittags Awe> brout, Hiner Futer Handlung, Wescherei, Militär« fett Eiwill, Schwiz- und Wonnenbad Diana. Aus aller Welt. Ein verhängnisvoller Blitzschlag. Wie au» Lie gemeldet wird, vernichtete ein Blitzschlag auf der Sti alpe am Thurner Berg 31 Stück Großvieh im Werte v 80 000 bis 40 000 Kronen. -s- Lager für kranke Kriegsgefangene in Väi mark. Wie „Nationaltidende" erfährt, besteht in Kope Hagen der Plan, einige große Lager für kranke Kriej gefangene zu errichten. Verhandlungen mit den 2 Hörden sind bereits eingeleitet. Namentlich das Ro Kreuz läßt sich die Durchführung des Planes angelegen seiz Geschichtskalender. Mittwoch, 12. In«. 100 v. Chr. Julius Cäsar —lsH Erasmus von Rotterdam, Humanist, f- Basel. — I8S1. L. Daguerre, Miterfinder der Photographie, f Peilt Brie bei Park 1874. Fritz Reuter, Dialektdichter, f Eisenach. — ISIS. Lebhasf viermal wiederholte starke Angriffe der Franzosen im Priesterwal' brachen unter schweren Verlusten vor der deutschen Front z. sammen — Ein Angriff mehrerer italtenischer Insanterie-Regimeiil bet Redlpuglta wurde abgewiesen. Gustav Freytag. Zu seinem MO. Geburtstage. Eines Dichters gift es beute kurz zu gedenken, de dem deutschen Volke viele und wertvolle Gaben feim Geistes geschenkt hat, darunter solche, wie sie kein Vo der Erde in gleicher Vollendung, Schönheit und Reife b sitzt. Gustav Freytag wurde am 13. Juli 1816 zu Kreu, bürg i. Schief, geboren. Er studierte deutsche Spraä Wissenschaft und ließ" sich zunächst 1839 als Privatdozer- für deutsche Literatur an der Universität Breslau nieder Bald entdeckte er aber feine poetische Begabung, und st widmete er sich bald ganz der schönen Kunst, nachdem s inzwischen in Leipzig gemeinsam mit Julian Schmidt dß „Grenzboten" geleitet hatte. In ihnen erschienen auch in der Jahren 1859—62 zuerst die „Bilder aus der deutschen Ve^ gangenheit", eine auf gründlichen historischen Studien be> ruhende, mit echt künstlerischer Gestaltungskraft dargestellk Kulturgeschichte des deutschenVolkes. Diese Kulturgeschichte is ein Monumentalwcrk deutschen Geistes, wie kein andere: Volk der Erde ein ähnliches besitzt. Von den Übrigei Werken Freytags nennen wir noch die vorzüglichen RcS mane „Soll und Haben", „Die verlorene Handschrift" unls die „Ahnen". Mit letzterem Titel bezeichnet Freytag eim Sammlung von sechs Einzelromanen, in denen da: Schicksal einer deutschen Familie im Lauf der Zahl Hunderte geschildert wird. Sie bildet so ein poetische: Seitenstück zu den „Bildern aus der deutschen Vergangen heit". Von den dramatische» Arbeite» Freytags erwähne: wir besonders die „Journalisten", die man wohl als da beste deutsche Lustspiel nach Lessings Minna von Barn Helm" bezeichnet hat. Auch „Die Fabier", „Graf Wald- mar" und „Die Valentine" gehen noch häufig über di deutschen Bühnen. Gustav Freytag starb am 30. Apr 1895 in Wiesbaden. Sein Name wird innerhalb de deutschen Literatur, aber auch iM Herzen des deutschem Volkes so leicht nicht vergessen werden. Einen Ein zuverlässiges, ktndri liebes Schneidemüller Hausmädchen sucht zum baldigen Antritt sucht Frau Bürgermeister Jahn. bei Lkeri» „Lia Abendstunde". Sonntag abend 7 Uhr verschied sanft und ruhig nach längerem, mit großer Geduld getragenem Leiden meine innigstgeliebte Frau, unsre liebe Mutter, Schwieger- und Großmutter, Frau Emilie Auguste Renner geb Lieber. Obercarsdorf, den 9. Juli 1916. Um stilles Beileid bittet: Der siefbetrüble Gatte Uugusl kvnnv^ nebst Angehörigen. Die Beerd'gung findet Donnerstag nachmittag 2 Uhr vom Trauer hause aus statt. Empfehle mein reichhaltiges Lager LUnlwol»-LNäsor in allen Grö'gen zu billigsten Preisen »ans PGuE-, Dippoldiswalde, Obertorplatz. UMiirrmdM u. 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