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nahe bringen. Hens ansah unü mit einer nn fast befremdlichen Selbsteinschätzung feierte. „In der Farbenlehre", bekennt er 1827, „steL die Mühe eines halben Lebens; ich hätte vielleicht ein halbes Dutzend Trauerspiele mehr geschrieben, das ist alles, und dazu werden sich noch Leute genug finden", und ein paar Jahre vorher hatte er sich zum Entsetzen der Pe danten seines Alterskreises ausgesprochen: „Ich allein Lin aus der Erde, der in dieser Sache sagen kann, ich habe die Wahrheit. Darf ich nicht stolz sein, daß ich unter Milliorpen der Einzige bin, der in tiefem großen Naturgegenstande allein Las Rechte weiß?" Es ist einer der hübschesten Gedanken der Neu aufstellung, daß in dem Physiksaal mit den Original apparaten Goethes Vorsorge getroffen ist, daß der dafür interessierte Besucher die einfacheren optischen Versuche der Farbenlehre selbst ausführen kaum Freilich wird man nicht entraten können, sich dazu vorher etwas mühsam durch das ideenschwere Originalwerk durch zuarbeiten, wobei man am besten mit dem dritten, historischen Teil der Farbenlehre beginnt, der — eS sei zur Ueberzeugung zweifelnder Laieugemüter das Urteil eines modernen Fachgelehrten, Prof. Dr. Edmund O. von Lippmanns, eingeschaltet — „eine fast unerschöpf liche Fülle von Gelehrsamkeit enthält und überreich ist an tiefen und dauernd wertvollen allgemeinen Be trachtungen über die Entwicklung der Wissenschaften, die Wandlung ihrer Theorien, die Einflüsse der Auto ritäten und des Autoritätsglaubens, sowie an geradezu klassischen Darstellungen der persönlichen Schicksale unü Meinungen zahlreicher Forscher. . Neues aus der Ahnentafel der Riesenmorser. Zur Geschichte der Riesengeschütze haben verschie dene neue Forschungen allerhand Ueberraschendes bei- gesteuert. So blicken die Goliathmörfer auf eine mehr als halbtaufendjährige Geschichte zurück und stehen also sozusagen am Anfang und (vorläufigen) Endpunkt der Kriegsvernichtungstechnik. Dabei hat, wie in einem Heft der „Schweizerischen Militärischen Blätter" er wähnt wird, der 42 Zentimeter-Mörser schon vor etwa zwei Menschenaltern ein paar recht respektable Kon kurrenten von noch gigantischeren Abmessungen gehabt. So wurde 1832 in Lüttich ein glatter 60 Zentimeter- Mörser gegossen, der freilich schon beim ersten Schuß zersprang, und drei Jahre später ging aus den einst berühmten Geschützgießereien dieser Stadt ein Unge tüm von gleichem Kaliber, aber noch größeren Rohr- unü Gcschoßäbmessungen hervor. Es schleuderte Bomben von 460 Kilo Gelaicht (was nach der erwähnten Fach zeitschrift unseren modernen 31 Zentimeter-Granaten entspricht), freilich nur auf eine Schußweite von 1663 Meter, brauchte 16 Mann Bedienung und gab bestenfalls in der Stunde drei Schuß ab. Len kolossalsten Mörser aber bauten die Engländer — zu welchem Zwecke ist nicht recht ersichtlich — im Jahre des großen indischen Aufstandes, 1857, der zu Ehren ihres bedeutendsten Premierministers der Zät „Palmerstons Folly" getauft wurde. Er hatte ein Ka liber von 93 Zentimeter bei 3 Meter Umfang, wog 1838 englische Zentner oder 93400 Kilo und verfeuerte Bomben von 1587 Ko. Gewicht mit einer Sprengla dung von 215 Ko. Schwarzpulver. lieber die Schick sale dieses Goliath ist sonst jetzt nichts mehr zu ermitteln. Würde er als moderner Hinterlader nach Kruppschem Muster gebaut werden, so hätte seine Granate 10800 Kilo, die zugehörige Sprengladung 1600 Kilo, (d. h. etwa das anderthalbfache der einer 42 Zentimeter-Granate) und das Rohr 217000 Kilo Gewicht; das letztere wäre dann doppelt so schwer wie das der von Krupp bis 1913 hergestellten, schwersten (40,64 Zentimeter) Schiffs- kanonen. Aber die noch lange nicht völlig erforschte Wiegen zeit des Mörserbaues braucht sich in bezug auf die „Riesengeschütze" nicht vor dem 20. Jahrhundert zu Denkspruch. vsb äu nicbl kmnfl, «nä än vergeben. Doch nimmermehr, äsb tu ntchi wibll. Henrik lbjen. Wie schon erwähnt, sind die kunstgeschichtlichpu.und naturwissenschaftlichen Sammlungen in.fünf SäSAHrer- einigt, und zwar enthält das erste ObergeschoU oen sog. Studiensaal mit den Goetheschen Zeichnungen und den Sammlungen von Holzschnitten, Kupferstichen, Lithographien und den Hvndzeichnungen alter Meister, sowie das Majolikazimmer, das außer den in seinem Namen angedeuteten Schätzen"noch die Abgüsse nach an tiken Gemmen, Münzen, Medaillen und Plaketten be wahrt, während das zweite den erwähnten Physiksaal umfaßt und den Raum für die eigentlichen naturwissen schaftlichen Sammlungen (Zoologie, Botanik,^ Minera logie). GW .. A . s Hier seien Als besondere Schaustücke hervorgehoben das Herbariums mit 1909 Nummern, dessen Wert als Dokument botanischen Sammelfleißes nur der Pflanzen sammler recht würdigen mag, und.der den berühmten Studien Goethes zur Entwicklung des menschlichen Zwischen.liefers gewidmete Schrank. Nachdenklich und still verweilt beim Abschied wohl der Wanderer im Majolikasaal vor den Erinnerungsstücken persönlichen Gebrauches, Reliquien für die Goethegemeinde, Ge schenken des „Herrn Geheimbderat", die auch diesen Großen in der Welt des Forschens und der Dichtung, des Erlebens und Gestaltens im mild nivellierenden Lichte des „nil bumam a ms alisauw goto" menschlich Die Werkskatt des Naturforschers Goethe. (Nachdruck verboten.) 'Es ist lange ,her — 1882 war es —, daß der einst gefeierte Naturforscher Lu Bois-Reymond Goethes Farbenlehre als eine Schrulle bezeichnete, an die Goethe, wie überhaupt an seine naturwissenschaftlichen Studien, bedauerlicherweise viel Zeit verschwendet, die er besser dichterischer Tätigkeit gewidmet hätte. Heute hat sich das Urteil der ernsthaften Wissenschaft längst gewandelt, und wer in dem erweiterten Goet^-Nationalmuseum zu Weimar jetzt die fünf übersichtlichen, lichtvollen Räume durchwandert, in denen endlich die merkwürdigen künstlerischen unü wissenschaftlichen Sammlungen des Olynipiers allgemein zugänglich gemacht sind —, sie waren früher in Schränken und Schubladen eingesperrt und zu gutem Teil der Besichtigung entzogen — der nimmt eine Ahnung mit in den Alltag, daß hier der seit Lionardo da Vinci vielseitigste Mensch, den die Erde getragen, sich auf der Spur des Naturge heimnisses immer strebend bemüht, in diesem Streben Lebensglück gefunden hat. Vor diesen Sammlungen, für die nach emer Mit teilung F. Lüdeckes in „Technik und Wissenschaft" der zweite Teil des „Führers durch das Goethehaus", der im Vorjahr im Neudruck erscheinen sollte, ein genaues Verzeichnis bringt, denkt man der wunderbaren Ge spräche des greisen, in die ihm ferne Zukunft einer technischen Ellenbogenfreiheit schauenden Goethe mit Eckermann über den Suez- unü den Panamatanal und über die Farbenlehre, die er als die Krone seines