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r .ht hiervon zu sprechen. Kriegsirauung I Wie wenig Glück, welch unendliche- » eh schlicht sie ein für die Frau, die jede nächste Stunde zur Witwe machen kann! Sollte ick so schwere Schatten in dein junges, sonniges Leben tragen, meine Friede ?" „Tas darf dich nicht kümmern, du Lieber! Eins mit dir im Leben — im Tode — ich kenne nichts Lieberes, nichts Größeres. Und ist mir Schmerz beschieden, er wird mir heilig sein." Glockcnklänge wehen durch die Lust, ernst und seicrltch. Sie läuten nicht frohe Feste der Christenheit ein, noch tragen sie brausende Siegessteude durch die kleine Stadt, heut sind sie das weihende Geläut einiger Kriegstrauungen. die in St. Petri eingesegnet werden. Da jeder Prunk bei ihnen ausgesastossen ist und sie ebensowenig eine Jubelfeier in strenger, eiserner Zeit sein können, so hatte man in sinniger Anordnung das feier liche Begleitgeläut eingesetzt. Gleichsam wie ein Trost aus Himmclshöhen sollte es den jungen Eheleuten in die zage Seele klingen. Unter diesen Weiheklängen kniet nun auch Friede mit ihrem Verlobten an Gottes Altar. Kurt Alves, bereits im feldgrauen Waffenrock, Friede im schlichten weißen Kleid, keinen anderen Schmuck tragend als ihre wonnige Jugend und die Myrthenzwetgs im vollen Blondhaar. Schauer der Ehrfurcht rinnen ihr durch die Seele, als sie das heilige Gelübde unverbrüchlicher Treue in Lust und Leid, in Not und Tod ablegt. Als sie das süße, jetzt tief ergriffene Gesicht ihrem Manne zuwendet, weiß er, sein junges Weib hat für den Verlust ihres sonnigen Frohsinns nur höhere Werte eingetauscht. In stummem Dank preßt er die kleine warme Hand. Sein, Herz ist nun ruhig. Der Abschied schreckt nicht mehr. Wir sind etns l Nichts wird uns'trennen. Schon am nächsten Tage muß sich Doktor Alves seinem Truppen teil einfügen. Friede verbleibt bei den Eltern, deren einziges, liebevoll umsorgtes Kind sie ist. Verständige, einsichtsvolle Menschen, die wissen: die Schwere von Friedes Eheglück überwiegt seine Süßigkeit. Wissen: da ist kein besserer Trost in der Welt für die herzbange Vereinsamung der jungen Frau, als Arbeit. Ernstliches Wirken und Schaffen für alle, die unter dem strengen Szepter der Kriegszeit zu den Verlust- und Leid tragenden werden. Ihre junge, starke Kraft stellt Friede willig in den nationalen Frauendienst, ihr Herz aber weilt bei dem fernen Gatten, und ihre Seele hat nur ein Gebet: »Herr Gott, erhalte ihn mir; schütze auch unseren großen, herr lichen Kaiser, unseren Friedenskaiser," gib ihm die Macht, die vielen schmählichen Angreifer niederzuringen bis in den Staub I Herr mein Gott, gib uns den siegreichen Frieden!" Nicht lange, und wieder reden Glockenstimmen von den Türmen. Jetzt ist's ein voller, starker Klang. Wie ein Frohlocken klingt's. Und will so bald kein Ende nehmen. „Sieg! Sieg!" rufen die ehernen Zungen durch die heiter bewimpelten Straßen weit ins Land hinein, daß auch „die da draußen" schon die frohe Kunde erfahren, ehe Zeitungen zu ihnen gelangen können. Im Stäotchen ein tiefes, wenn auch verhaltenes Freuen. Der Deutsche schäumt nicht leicht über. Er weiß auch, viele und ge waltige Siege müssen kommen, ehe die große Uebermacht der Feinde endgültig niedergerungen ist. Aber es geht ein erleickstertes Aufatmen durcb ernste, bekümmerte Ge sichter, und leuchtende, stolze Blicke begegnen sich. Und als die Schuljugend nun frohherzig die vaterländischen Lieder anstimmt. fallen auch viele der Erwachsenen ein. und der begeisterte Volkssang mischt sich tn die Himmels klänge hoch oben- Auch in Friede ist eine gehobene Freudigkeit. Nach Wochen qualvollen Wartens, zitternder Unge wißheit über Kurts Verbleib, der, zunächst nach dem Osten bestimmt, später an die Westfront geschoben Venls Alb 8oN. gib ttieä welcher emZVN uno vem' tem Krieg, ter vewevtt. Lrrdnch tie SchwenN. Spies, bogen und Pleils Liv uns vier stieä äsn ewigz Heil! Spruch rm Knvuur ru Miukneömlr. Vereint. Kriegsskizze von C. Dressel. (Nachüruck verboten.) Nun hatte auch der Oberlehrer, Doktor Alves, seine Einberufung. Recht so. Er ging mit der gleichen Be geisterung in den großen, heiligen Krieg wie jeder, der in wehrfester Treue zu Kaiser und Reich stand. Den völligen Umsturz seiner Lebensbahn, den Ab bruch einer ihn höchlich befriedigenden Berufstätigkeit be dachte er keinen Augenblick. Wenn das Vaterland HanÄ> und Hirn kampfstarker Manner zur Wahrung seiner Ehre und Wohlfahrt verlangt, ist man zur höchsten Aufgabe berufen, die einem kernigen Deutschen gestellr werden kann. Dennoch, ein alpschwerer Gedanke war plötzlich da. fiel ihm dumpf auf das erschreckte Herz: Friede, seine holde, liebe Braut. Sie war das Glück seines verein samten Lebens, das längst das Elternhaus verlor, nicht Schwester, nicht Bruder in der weiten Welt besaß. Die Vereinigung mit ihr in einem schönen, trauten Heim stand nahe bevor, sollte sich im kommenden Herbst erfüllen. Und diese selige Hoffnung zerstob nun wie ein wesenloser Traum vor dem ernsten Anruf rauher Kriegsgewalten zu trutziger Wehr und blusigen Kämpfen. Darin hatte seine süße, kleine Friede, sein Friedens- sngel, wie Kurl Alves, der vom Schicksal ost Zerzauste und wenig Verwöhnte, sie in zärtlicher Dankbarkeit gern nannte, vorerst keinen Raum mehr. Und sie, die ihm gleich innig zugetan war, sie mit ihrer tiefen Gemütswärme und ihren kleinen weiblichen Schwächen, die er liebte, weil sie sich so willig seinem Schutz, seiner Ueberlegung unterordneten, wie würde sie die jähe Trennung ertragen, die ein ewiger Abschied sein mochte. Nichts wog ihm so schwer als diese Vorstellung. Als Kurt dann zu ihr kam, wußte Friede es sogleich: in seinem ungewöhnlich ernsten Gesicht stand ein Schick- salsspruch. Sie erschauerte. .Du mußt fort. Kurt." Er nickte still. „Wenige Wochen vor unserer Hochzeit!" schluchzte sie auf. „Da wollten wir unser Glück auf die Harzberge tragen. Vorbei! Du gehst allein. Gehst in den furcht baren Krieg. Und ich — Herrgott, wie soll ich es denn Lagen, dies Bangen um dich?" Verzweifelt streckte sie die Arme nach ihm aus- Lag in heißem Weinen ihm am wildschlagenden Herzen. Dann plötzlich riß sie sich empor. Ihr zarter Körper straffte sich. In ihren weichen, hilflosen Zügen stand ein.großer Entschluß. „Nein, ich will nicht klagen! Will nicht dir und mir dies Furchtbare noch schwerer machen! Darf es nicht! Wo so viele, viele Frauen opfern und es mit stolzer Fassung tun, muß ich es auch können. Auch ich will es lernen, das Lächeln unter Tränen." Sie sah ihn an, eine starke Ewigkeitsliebe im großen, tiefen Blick. „Kurt, das lärm ich nur als deine Frau. Dies höchste, heilige Recht auf dich, sei es in täglicher Liebes sorge oder, wenn Gott es so fügt, tn bleibender Trauer, das sollst du mir nun geben." Mein Liebling, das vermöchtest du? Ich wagte dir