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das noch überlegen. Herr Doktor Ueber meine Prioatangelegen- und endlich wieder klare Verhältnisse zu (Fortsetzung folgt.) durchaus wohl und sicher Sie mir die Auskunft über verweigern, sehe ich nichts der Feigheit, von der Sie Proben abgelegt haben l" sagen, daß tigen Braut sie ein für zu befreien schaffen!" die Situation, von burch die unzeitige Kennuus erhielten. wie die eines gereizten Raubtieres. Aber das von Arenberg gewählte drastische Mittel verfehlte seine gen: ich denke nicht zu geben!" „Sie sollten sich Sommer!" „Warum denn? Doktor Paul Sommer blaß und rot. Seine hellblauen Augen glitzerten tückisch geflohen ist, in dem sie sich bis zu dieser Unterredung gefühlt hatte! Darin, daß „Sie sind daraus ausgegange der Sie durch einen Zufall un Vertrauensseligkeit Margarete- zu Ihrem Vorteil zu nützen." den Inhalt des Gespräches anderes als einen Ausfluß gestern bereits hinlängliche wurde in raschem Wechsel Robert Arenbergs Gesicht blieb ganz unbewegt. „Nun, das ist doch wenigstens ein Anfang. Und da Sie schon einmal den Mut hatten, diesen Anfang zu machen, werden Sie sich vielleicht auch entschließen, mir zu bekennen, welcher Mittel Sie sich für den ge dachten löblichen Zweck bedient haben. Da ich es binnen kurzem auf die eine oder die andere Weise ja doch erfahren werde, hätte es wirklich nicht viel Zweck, damit hinter dem Berge zu halten!" Seine scheinbare Gelassenheit und die geistige Ueberlegenheit, die in feinem Wesen wie in seinen Worten zum Ausdruck kam, reizten die Wut des Dok tors bis zur offenkundigen Unvorsichtigkeit. „Das Mittel war einfach und naheliegend genug. Ich bin doch nicht so einfältig, daß ich nicht Ihre Taktik diesem uneriahrenen jungen Mädchen gegenüber von Anfang an klar durchschaut hätte!" „Meine Taktik? Sie setzen mich in Erstaunen! Worin also hat diese von Ihnen so scharffinnig durch schaute Taktik bestanden?" von seiner früheren Werbung und von ihrer ablehnen den Antwort erzählt hatte. Und deshalb mußte er, wenn er nicht einfach als Lügner und Aufschneider da stehen wollte, wohl oder übel seine Taktik ändern. »Ich sehe, daß meine künftige Gattin Ihnen mehr Vertrauen geschenkt hat, als es den Umständen nach schicklich und angemessen gewesen wäre", sagte er, einen hochmütig herablassenden Ton anschlagend. „Aber Sie sind in einem gewaltigen Irrtum, wenn Sie glau ben, sich daraufhin etwas herausnehmen zu dürfen! Es ist richtig, daß es zu einer förmlichen, öffentlichen Verlobung zwischen Fräulein Holderegger und mir noch nicht gekommen ist, weil sie sich bisher nicht mit dem Gedanken vertraut machen konnte, ihre Eltern zu verlaffen. Aber das war und ist lediglich eine Frage der Zeit und ändert nicht das geringste an unserem stillschweigenden Einverständnis. Ebensowenig wie vor übergehende Beeinflussungen durch unberufene Dritte etwas daran zu ändern vermögen. Ich hoffe, mich da mit nun endlich deutlich genug ausgedrückt zu haben, mein Herr!" „Deutlich oder nicht — Sie können damit der Ant wort nicht ausweichen, auf die ich noch immer vergeb lich warte! Es ist doch wohl nicht auf Grund dieses angeblichen Einverständnisses geschehen, daß Fräulein Margarete Holderegger unmittelbar nach einer Unter redung mit Ihnen Hals über Kopf aus einem Hause heiten bin ich niemandem Rechenschaft schuldig — Ihnen sicherlich am allerwenigsten. Und es wird Ihnen ge- gnügen, zu hören, daß es sich bei der erwähnten Unter redung ausschließlich um solche Privatangelegenheiten gehandelt hat!" „Nein, das genügt mir keineswegs! Es würde mir nicht einfallen, mich darum zu kümmern, wenn Fräulein Margarete hiergeblieben wäre; denn Privat angelegenheiten, die nur Sie allein betreffen, haben für mich in der Tat nicht das mindeste Interesse. Aber der Umstand, daß die junge Dame sich fluchtartig von hier entfernt hat, legt mir die Vermutpng nahe, daß sie unter dem Dache dieses Hauses gekränkt oder be leidigt worden ist. Und diese Möglichkeit kann mir nicht gleichgültig sein. Denn das Haus, in dem auch Sie, Herr Doktor, sich befinden, ist zur Zeit das mei nige, und Fräulein Holderegger, die seine Gastfreund schaft genoß, stand damit auch unter meinem persön lichen Schutz!" „Ah, das sind Spitzfindigkeiten, mit denen Sie eine an und für sich gänzlich unberechtigte Einmischung in fremde Angelegenheiten zu rechtfertigen suchen. Und Sie müssen schon entschuldigen, wenn dergleichen bei mir nicht verfängt. Zu Ihrer Beruhigung aber will ich mich herbeilassen, Ihnen mitzuteilen, daß es mir nicht im Traum eingefallen ist, Fräulein Holderegger zu beleidigen. Die Art meiner Beziehungen zu der jungen Dame schließen eine solche Möglichkeit von vorn herein aus!"^ , „Dessen bin ich nicht ganz sicher. Nach allem, was ich von der Art dieser Beziehungen gesehen habe 1" „Ah, was können Sie davon wissen! Als einem völlig Fremden brauchten wir Ihnen doch nicht gleich in der ersten Stunde einer ausgezwungenen Bekannt schaft mitzuteilen, daß wir verlobt sind!" „Verlobt?" „Nun ja, zweifeln Sie etwa daran? Muß ich es Ihnen vielleicht schristlüh bringen ?" „Nein, das ist nnht nötig Schon deshalb nicht, weil ich es Ihnen dann ebensowenig glauben würde, wie auf Ihre einfache Versicherung hin." „Ah, das ist stark! (sie nehmen sich heraus, mich einer Unwahrheit zu zeih-rn?" „Soweit es sich um itas von Ihnen erdichtete Ver löbnis handelt — allerdings!" Die unzweideutige Bestimmtheit und die eisige Rohe dieser Entgegnung machten den Doktor unsicher. Er hatte geglaubt, den verhaßten Nebenbuhler völlig niedsrzuschmettern, mds n er diesen höchsten Trumpf aussptelte, aber er konv ite sich nicht darüber täuschen, daß die Wirkung ganz und gar verfehlt war. Dafür gab es in seinem beschränkten Verstände keine andere Erklärung al» die, daß, l Margarete dem andern bereits Wirkung nicht. „Es ist sehr leicht, einen wehrlos daliegenden Menschen zu beleidigen. Und Sie werden mir später Genugtuung geben für diesen Schimpf! Aber damit Sie sehen, daß ich auch in meiner Hilflosigkeit keinen Anlaß habe, mich vor Ihnen zu fürchten, will ich Ihnen die heutige Unterredung mit meiner künf- allerdings in erster Linie den Zweck hatte, allemal von Ihrem verderblichen Einfluß Unterredung zu fragen!" „Ein sehr zweifelhaftes Recht, mein Herr! — Und um weiteren unnützen Auseinandersetzungen vorzubeu- Laran, Ihnen Auskunft darüber bin nicht ganz sicher, daß Sie diese Mahnung beherzigt haben!" „Nun möchte ich aber wirklich wissen, was Sie von mir wollen. Sie schlagen da einen Ton an, den ich mir verbieten muß. Sie haben keinen kleinen Jungen vor sich, Herr Arenberg!" „Wen ich vor mir habe, weiß ich sehr genau. Und ich weiß auch, daß Fräulein Holderegger ihren Ent schluß, das Heidehaus plötzlich und ohne Abschied zu verlassen, erst gefaßt hat, nachdem sie an diesem Mor gen eine Unterredung mit Ihnen hatte. Diese Gewiß heit gibt mir das Recht, Sie nach dem Inhalt dieser