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der alte ihm (Fortsetzung folgt.) er. Das wäre allerdings ein sicherer Beweis", lachie Und es mag ja auch gewissermaßen seine Richlig- auch nur — von Welckers ent- der den mit- Haare und verhutzelte Gesichter es ohne weiteres schuldigten, daß. sie in dieser schweren Zeit auf heimatlichen Scholle saßen, statt draußen an Grenzen bei der Verteidigung des Vaterlandes zuwirken. «schon aus einiger Entfernung rief Arenberg entgegen: „Das ist doch immer so, Herr l Ich kenne ein Ge dicht, m dem das auch vorkommt." hörte. Die wird die Uhr doch wohl wieder in Gang ge setzt haben?" „Nein. Sie ist gar nicht dazu gekommen ! Denn noch ehe sie sich hier heimisch gemacht hatte, sah sie das Gespenst und hörte, was sich im Heidehause an un heimlichen Dingen zugetragen. Da machte sie sich Hals über Kopf wieder davon." „Und was bringt Sie auf die Vermutung, daß die Uhr gerade beim Tode des alten Herrn stehengeblieben „Nun, Schmidt, haben Sie auch nicht vergessen, nach Fräulein Gotter zu fragen?" „Nein, Herr, vergessen habe ich es nicht. Und ich kann Ihnen jetzt ganz bestimmt versichern, daß sie an diesem Morgen noch nicht drüben im Dorf gewesen ist. Irgendeiner hätte he gewiß geiehen, wenn sie über die Dorfslraße, gegangen oder in eines der Häuser eingetreten wäre. Da erhält niemano einen Besuch, von dem nicht alsbald auch alle anderen wüßten." „Es ist gut. — Und diese beiden da sind also die von Ihnen für die Gartenarbeit angenommenen Ge hilfen ?' „Vor zwei Jahren — in der Stunde, wo Herr starb." „Ader Las Haus ist doch später — wenn vorübergehend — wieder bewobnt gewesen einer Dame aus Hannover, wie ich bei den keit damit haben. Nur daß keinerlei übernatürliche Einflüsse im Spiel gewesen sind. Denn die Uhr ist, wie Sie sehen, nur deshalb stehengeblieben, weil niemand sich die Mühe gemacht hat, sie wieder aufzuziehen, nachdem sie abgslaufen war. Und es wird sehr wenig Mühe verursachen, sie wieder in Gang zu bringen." Er zog die Gewichte, die in der Tat auf den Boden des Gehäuses stießen, empor, gab dein Pendel einen kleinen Stoß, und das gleichmäßige Ticktack erfüllte den Raum der Diele. Betty aber sah mit etwas scheuem Blick auf die Uhr. Es kam ihr offenbar nicht recht ge heuer vor, daß eine menschliche Hand gewagt hatte, sie ins Leben zurückzurufen, und sie hätte es ohne Zweifel richtiger gefunden, sie auch weiterhin in ihrem Schweigen zu belassen. Wo eine höhere Gewalt gesprochen hat, sollte nach ihrer Meinung der Sterbliche sich in demü tiger Ergebung bescheiden. „Und wie soll es nun mit dem Frühstück gehalten werden, gnädiger Herr?" fragte sie noch einmal schüchtern. „Bringen Sie Herrn Dr. Sommer das seinige hinauf. Ich für meine Person werde warten, bis Fräulein Margarete zurückkommt." Er ging wieder in den Garten hinaus und sah, daß Schmidt sich eben zum Fortgeben anschickte. „Wohin, alter Freund?" fragte er. Und der alte Gärtner erwiderte, daß er ins Dorf hinübergehen wolle, um sich nach den Hilfskräften um zusehen, zu deren Anwerbung Arenberg ihn ermächtigt hatte „Dann vergessen Sie nicht, sich bei der Gelegenheit zu erkundigen, ob niemand in Langenhagen Fräulein Gotter gesehen hat. Sie kann doch nicht vom Erdboden verschwunden sein, und im Besitz einer Tarnkappe, mit deren Hilfe sie sich hätte unsichtbar machen können, ist sie meines Wissens auch nicht gewesen." Noch machte er sich wegen der Abwesenheit Mar garetens weiter keine Gedanken. Sie mochte irgendwo im eifrigen Gespräch niit alten Bekannten aus ihrer Kinderzeit sitzen, den Lauf der Minuten darüber ver gessen und auch das Signal mit dem Gong überhört haben. Einem weiblichen Wesen darf man eine kleine Unpünktlichkeit nicht allzu hoch anrechnen. Und Fräu lein Margarete hätte wohl schlimmere Sünden begehen können, ohne daß Robert Arenberg ihr ein unerbittlich strenger Richter gewesen wäre. Aber er lugte doch beständig nach allen Richtungen aus, während er im Garten auf und nieder ging. Und er hatte während der nächsten Viertelstirn de vollauf Gelegenheit, festzu stellen, wie sehr sie ihm schon fehlte. Nun endlich kam Schmidt in Begleitung zweier ebenfalls schon bejahrter Männer zurück, deren graue kannten anffuchen möchte. Sie wissen ja auch schon allesamt, daß das Fräulein da ist." Arenberg machte ein nachdenkliches Gesicht. „Eigentlich hätte ich es doch bemerken müssen, wenn sie durch das Gartentor gegangen wäre", meinte er. Und dann rief er zu dem alten Gärtner hinüber, der in der Nähe der Gittertür arbeitete: „Schmidt — haben Sie gesehen, daß das gnädige Fräulein fort gegangen ist — innerhalb der letzten Viertelstunde, meine ich 7" Der Geiragte schüttelte den Kopf. „Nicht daß ich wüßte, Herr! — Aber es kann freilich dessenungeachtet der Fall gewesen sein. Denn ich bin mit meinen Gedanken so ganz bei unseren Plänen, daß ich es darüber wohl übersehen haben kann." „Wir wollen versuchen, sie herbeizurufen. Ein paar Gongschläge werden wohl genügen. Die muß man ja drüben im Dorfe deutlich hören." Diese Voraussetzung erwies sich allerdings als rich tig. Denn als die jonoren Klänge durch die Morgen stille tönten, öffnete sich drüben in Langenhagen fast in jedem Hause ein Fenster oder eine Tür, und an den Gartenzäunen erschien mindestens ein Dutzend neu gierig herübsrglotzender Wesen jeglichen Allters und Geschlechtes. Nur die eine, für deren Ohr das Signal bestimmt gewesen war, vernahm es offenbar nicht, denn vergebens spähte Arenberg nach Verlieben Gestalt aus, deren Anblick jedesmal aufs neue einen Strom heißer Freude durch seins Seele gehen ließ. Kopfschüttelnd wandte er sich nach längerem frucht losen Warten wieder an Betty: „Gibt es sonst noch jemand hier in der Nähe, den sie besucht haben könnte?" „Ich glaube nicht! — Die nächsten Häuser auf der Heide sind so weit entfernt, daß Fräulein Margarete ge wiß nicht dahin gegangen wäre, ohne hier jemand da von zu benachrichtigen." „Und war sie davon unterrichtet, um welche Zeit das Frühstück fertig fein würde?" „Jawohl, sie selbst hatte angeordnet, es solle um neun Uhr serviert werden." „Und wie spät haben wir es jetzt?" Betty warf einen Blick auf die alte Standuhr. „Zehn Minuten über neun", sagte sie, um sich je doch sogleich zu verbessern: „Ach Gott, ich vergesse ja ganz, daß die Uhr schon lange nicht mehr geht." Die Zeiger wiesen in der Tat auf die von ihr an gegebene Zeit, und Arenberg überzeugte sich durch eine Vergleichung mit seinem Chronometer, daß die Angabe fast auf die Sekunde mit der wirklichen augenblicklichen Zeit übereinstimmte. „Sonderbar", sagte er. „Die alte Uhr zeigt ganz richtig. Und Sie sagen, daß sie längst nicht mehr geht ? Wann hat sie denn damit aufgehört?"