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§ Deutscher Handwerks- und Gewervekammertag. Zinker zahlreicher Beteiligung von Vertretern aus dem 'ganzen Reich trat am Dienstag im Plenarsitzungssaul des Preußischen Abgeordnetenhauses zu Berlin der Deutsche Handwerks- und Gewerbekannnertag zu seiner Haupt versammlung, der ersten seit Kriegsausbruch, zusammen. Der Vorsitzende des Kammertages, Herren Hans Mitglied Obermeister P l a t o - Hannover eröffnete die Tagung mit einer Ansprache an die Erschienenen. Geh. Ober-Regie rungsrat Spielhagen überbrachte die Grüße des Staatssekretärs des Reichsamts des Innern und des Reichskanzlers. Weitere Begrüßungsreden hielten Ver treter des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe, des deutschen Handelstages, des deutschen Landwirtschafts rates, der Stadt Berlin, des deutschen Genossenschafts verbandes, der Handelskammer Berlin u. a. — Sodann wurde in die Tagesordnung eingetreten und an erster Stelle der Geschäftsbericht des Geschäftsführers Dr. Mensch- Hannover entgegen genommen. , Der Bericht gibt ein Bild von der Lage des Hand werks während des Krieges und behandelt eingehend die s Beteiligung des Handwerks an den Heereslieferungen. ! Diese Beteiligung mar für das Handwerk etwas ganz Neues. Es bestanden wohl schon vor dem Kriege Ab- i machungen zwischen der Heeresverwaltung und dem Nah- j rungsmittelgemerbe, Sattlern, Schneidern usw. Aber von einer planmäßigen Beteiligung des Handwerks am Heeres- ; bedarf war keine Rede. Unsere dahingehenden Bestrebungen > wurden zurückgewiesen mit dem Hinweis aus die Schlag fertigkeit des Heeres. Wir freuen uns, daß dieser Stand punkt durch die Lehren des Krieges widerlegt ist. Es wird aber noch Arbeit kosten, um aus den Maßnahmen . der Kriegszeit eine dauernde Praxis sür den Frieden zu schaffen. > Die Aufträge, die die Handwerkskammer vckh der ! Heeresverwaltung in Höhe von 40Vi Millionen Mark er hielt, erscheinen zwar mit Rücksicht aus die Gesamtaufträge ! gering; aber der Kammertag darf die Anerkennung für sich beanspruchen, daß er zuerst eine planmäßige Organi- , sation großen Stils zwischen Heeresverwaltung und sich s geschaffen hat. Nach dem Kriege wird ja eine Neurege- ! lung des Hnndwerksgesetzes eintreten und damit auch eine Neuregelung der handwerklichen Berufsvertretungen, Berufliche und wirtschaftliche Organisationen des Handwerks f müssen dabei in ein gegenseitiges Verhältnis gebracht § werden. (Zustimmung.) Die Grenzen einer Beteiligung i Les Handwerks an Heereslieferungen erkennen mir selbst, , unh es ist nicht unsere Schuld, wenn auf feiten der Industrie hier Uebergriffe von uns erblickt werden, wir ' haben n^r unsere Rechte gewahrt. Aber eine Neurege- lung des Verhältnisses zwischen Industrie und Handwerk bei Heereslieserungen halten wir auch sür nötig, vielleicht > durch Schaffung einer neutralen Vermittlungsstelle. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf das Thema: Aiirsorge für Kriegsbeschädigte. t Das erste Referat erstattete der Vorsitzende der Hand- Werkskammer Asagdeburg, Herr Thier köpf. Er führte ,u. a. aus. Lse Kriegsfürsorge gliedert sich in eine Heil- 1 fürsorge and «ine soziale Fürsorge. Die erstere versucht, den früheren, Gesundheitszustand des Kriegsbeschädigten möglichst wieder zu erreichen. Die soziale Fürsorge geht dar auf aus, die Kriegsbeschädigten wieder dem wirtschaftlichen Leben zuzuführen. Sie äußert sich in Berufsberatung, Beryfsunpassung und Arbeitsvermittlung. Aus allen - 'diesen Gebieten ist das Handwerk rege tätig gewesen. Das Bestreben muß sein: möglichst jeden Kriegsbeschädigten seinem alten Berufe zu erhalten und dem Bestreben nach s Erwerb leichter Beamtenstellen für Nichtbeamte entgegen- ! zutreten. Wo der alte Berus nicht beibehalten werden ! kann, ist erforderlich, den geeigneten neuen Berus herauszufinden. i Redner gab zum Schluß einen ausführlichen Ueber- blick über die Einrichtungen für Kriegsbeschädigte in den einzelnen Kammerbezirken und verlangt eine Beitrags leistung des Staates zu den nötigen Kosten. Der zweite Berichterstatter Syndikus Stier von der Handelskammer Weimar verlangte Uuterstützungsmaß- nahmen für Kriegsbeschädigte auf wirtschaftlichem Gebiete. In der Diskussion warnte der Abgeordnete Malte- witz-Stettin davor, schon jetzt wieder mit neuen Vor- , schlügen zum erst verabschiedeten Gesell zu kommen. Der l M»- Rrichsiag sei nicht in der Luge, Uber Vie von der Re gierung vorgeschlagenen Grenzen hinauszugehen. — Im gleichen Sinne äußerle sich der Berichterstatter in der ^Kommijsü > für das Gesetz, Pfarrer Meyer-Herford. Noch diejc Darlegungen wurde eine von dem Referenten eingebrachte Resolution im Sinne ihrer Ausführungen . wieder zurückgezogen. Der folgende Punkt der Tagesordnung bewegte sich in ziemlich gleicher Richtung. Das Thema lautete: „Hnrfvrgemaßnahmen sür aus dem Felde heim- kehrende Handwerker und wirtschaftliche Wieder belebung de» Handwerks nach dem Kriege". Der Gegenstand war behandelt worden von den Handwerkskammern U l m und Düsseldorf. In ihren Leitsätzen, die ohne Diskussion zur Annahme gelangten, wird verlangt, daß die Organisation des Handwerks aus zubauen ist. Namentlich ist der wirtschaftlichen Förderung des Handwerks auf genossenschaftlichem Gebiete die größte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Den vom Felde heimkehren den, wie auch allen übrigen durch den Krieg geschädigten Handwerkern ist die Wiederaufnahme und Fortführung ihrer Betriebe durch Zuweisung von Arbeit zu ermög lichen. Hierzu müssen Reich, Staat und Gemeinden durch Ausführung Zurückgestellter und durch Inangriffnahme neuer Arbeiten Sorge tragen und dem Handwerk die in seinen Nahmen passenden Ausführungen und Lieferungen übertragen. Zur Befriedigung des Kreditbedürfnisses sind von den einzelnen Bundesstaaten und ebenso von den Berufsgenossenschaften und Sparkassen den Kreisen und Gemeinden zu möglichst billigem Zinsfuß Gelder zur Gewährung von Darlehen an würdige und bedürftige Mitglieder des Mittelstandes ohne Inanspruch nahme eines Gewinnes zur Verfügung zu stellen. Weiter verlangen die Leitsätze tatkräftiges Eingreifen der Kredit genossenschaften, Organisierung des städtischen Neal-Kredits auf der Grundlage öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten, Aufrechterhaltung der Notgesetze bis ein Jahr nach Frie- , densschluß und Prüfung der Frage, ob nicht während der ersten fünf Jahre nach Fnedensschluß eine Steigerung: des Hypothekenzinses über fünf Prozent hinaus verdaten f werden soll. / Zu dem letzten Thema s „Die Anwirlfchastlichkei» der Zivilrechts pflege" lagen Referate der Handwerkskammern Wiesbaden und Mannheim vor. Sie bezogen sich im wesentlichen auf den Ausbau des Güteverfahrens außerhalb der osfi- zielten Justiz und die Verbesserung des Konkursverfahrens, ! das durch eine außergerichtliche Ordnung der Verhältnisse j ersetzt werden müsse. Eine Gesundung der Verhältnisse sei zu erreichen durch Schaffung von gemeinnützigen ! Treuhand-Instituten. — Die Versammlung erklärte sich ; mit den Ausführungen der Referenten einverstanden. Nach Erledigung der Tagesordnung schloß der Vor sitzende die Versammlung mit Worten des Dankes an die Teilnehmer. t , Aus Groh-Rerlin. Schwerer Unfall durch einen Granatzünder. In ! der Maschinen- und Armaturen-Fabrik von Paul Rohland in der Natiborstraße 5 zu Berlin waren mehrere Arbeiter beschäftigt, in der Gießerei Altmaterial von Metallen zu sortieren. Unter den Eisenstücken befand sich ein Granat zünder. Der Arbeiter Georg Weißhuhn sowie der Arbeiter Müller machten sich daran, dieses Stück Metall aufzu- ! schlagen, um es später in den Schmelztiegel zu werfen. ! In demselben Augenblick explodierte der Granatenzünder und die beiden Arbeiter wurden schwer verletzt. Beiden wurden die Hände abgerissen; Müller erlitt außerdem schwere innere Verletzungen. Aus dem Reiche. f Auszeichnung verdienter Seeleute. Die Stadt- l Verordnetenversammlung in Frankfurt a. O. beschloß s aus Antrag des Magistrats einstimmig» dem Großadmiral von Tirpitz das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Von ' Tirpitz hat dort das städtische Realgymnasium besucht, und sein Vater lebte dort bis zu seinem Tode im Ruhestand. > — Den gleichen Beschluß faßten bezüglich des Vizeadmirals Hipper die städtischen Kollegien in Weinheim (Ober bayern). Weinheim ist die Geburtsstadt Hippers. Bereits früher — nach °dem Seegefecht bei Helgoland — hatte man die Straße in Weinheim, in der das Geburtshaus des Vizeadmirals, die Hippersche Eisenhandlung, steht, nach dem Admiral benannt. wie der Wein verteuert wlrd. Dieser Tage lies wie die „Münch. N. Nach." zu melden wissen, Herr 5 Menzer in Neckargemünd etwa 80 Fuder Weißwein de Winzergenossenschaft Ungstein und 20 Fuder Rotwein de Winzervereins Kallstadt versteigern und erlöste insgesam 108 960 Menzer hatte diesen Wein vor einiger Zei freihändig gekauft zu einem Durchschnittspreis von 1100 das Fuder und hat ihn nun wieder versteigert und dabe Preise von 1300 bis zu 8000 das Fuder erzielt. E dürfte also einen Gesamtgewinn von 70 000 bis 80 000^ erzielt haben, ohne daß der Wein den Keller verlassen Hai . Aus aller Wett. ' -s- Anläßlich der Räumung von Czernowitz erhäk die „Neue Freie Presse" aus Czernowitzer Universitäts kreisen folgende Mitteilungen-: Als sich seinerzeit da< Bedürfnis nqch Wiedereröffnung der Universität Czerno witz geltend machte, begaben sich der Rektor unk der Prorektor der Universität zum Armeekomma» danten, um bei ihm wegen der Wiederabhaltung der Vorlesungen vorstellig zu werden. Der Armee kommandant erklärte sich bereit, gegen die Eröffnung^ keine Einwände zu erheben, falls die Professoren nicht einer eventuellen Räumung Schwierigkeiten entgegensetzen würden, wenn sich eine solche einmal als notwendig er- weisen sollte. Die Professoren erklärten sich bereit, ohne ihre Angehörigen nach Czernowitz zu kommen, und der - Landespräsident der Bukowina gab hierauf die Ein willigung zur Eröffnung des Sommersemesters. Man er sieht aus dieser Vorsichtsmaßregel, die schon vor so vielen Wochen ergriffen wurde, ganz deutlich, wie sehr sich un sere Armeeleitung die Möglichkeit einer Räumung von Czernowitz immer vor Augen hielt, und wie wenig man auch damals daran dachte, daß eine solche aus die ganze Kriegslage Einfluß haben könnte. -s- Deutscher Aliegerersolg in Frankreich. Ein Be richt der „Neuen Zürcher Zeitung" meldet nach dem „Bulletin Meusien" über den Besuch deutscher Flieger in Bar-le-Duc, daß dieser Hauptort des Departements schwer heimgesucht worden sei. Bereits am Himmelfahrtstage seien Bomben mitten in eine große Volksmenge gefallen, die sich mittags bei der Ankunft des Pariser Zuges immer zu versammeln pflege. Fünfzig Personen seien getötet und 80 verwundet worden. Auch in der Nähe der Prä fektur seien Bomben heruntergesallen, ebenso hätte eine das Zivilgericht durchschlagen. Am Tage darauf wären auch in Ligny-en-Barrois zwei Personen getötet worden. ! Die Aufregung in der Stadt wäre furchtbar gewesen und hätte mehrere Tage gedauert. Schweres Anwetter in Rumänien. Wie dem „Tag" gemeldet wird, sind an dem nördlichen Teile der Moldau große Gewitter aufgetreten. Regen und Hagel verursach ten schweren Schaden. In Jassy sind 50 Menschenopfer zu beklagen. Im Bezirk Botoschani dauerte der Sturm in den Gemeinden Nadani, Veleni und Harleu vier Stunden. Die Orte Lata und Prascheni stehen ganz unter Wasser, Fechsung ist total vernichtet. Neun Frauen und Kinder sind von dem Wasser fortgeschwemmt worden. Der Fluß Baslui ist aus seinen Ufern getreten und über flutete die Ortschaften Ceplenica, Belcesti, Sipote, Vladeni und Figenar. In Ceplenica ertranken zwei Bauern. Auch in Harleu ereigneten sich mehrere Todesfälle. Der Bahnverkebr mußte vielfach gänzlich eingestellt werden. Der durch die linwetterverheerungen entstandene Schaden soll gewaltig sein. Anfälle in französischen Bergwerken. Nack dem ' „Petit Journal" ist bei St. Etienne in einem Bergwerk ein Einsturz erfolgt; die Arbeiter hätten die Gefahr recht zeitig bemerkt, so daß nur einer umgekommen iei. Weiter hätten sich bei Nimes in einem Schachte Kohlengase ent zündet; bisher seien vier Tote geborgen. -s- Schwerer Brand im Recken von Madrague. , An Bord einer mit Mineralöl beladenen Barke, welche im Becken von Madrague verankert war, brach nach einer Meldung aus Marseille Feuer aus; der Wächter verbrannte. Das auf dem Wasser weiter brennende Oel setzte andere Barken und beladene Leichter, sowie Baracken am Rande der Uferstraße in Brand. Truppen und Feuer wehr suchten das Feuer in Schranken zu halten. Die Schäden umfassen den Verlust von einem Futtervorrat des Viehmarktes, dreitausend Fässern Petroleum und Alko hol, zwölftausend leeren Fässern und einigen hundert Booten verschiedener Art. Die Ursache des Feuers ist un bekannt. 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