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LchMer. In Treue fest. Novelle von C. G. Hebenstreit. (Nachdruck verböte».) lFortletzmig.) Sein Genosse, der bei ihm geblieben war, sah ihn von dem großen, weitläufigen Haufe des Maires In und wie ich annehme, etwas Hintergründe des Zimmers wie steht's, Gefreiter Sreglitz, gestrigen Auftrag hin etwas darüber hindern nach, wie sie die Schandtat des Bruders ver kennte. Auch in keinües Munäe Levi idm lein« üsmenr i»n Lkre- ' der Major an einen im wartenden Gefreiten: „Na, haben Sie mir auf meinen zu berichten?" „Jawohl, Herr Major, hatte der Bataillonskommandeur sein Quarrier ausge schlagen; das entgegenkommende Dorfoberhaupt hatte ihm das ganze Erdgeschoß zur Verfügung gestellt. Das größte Zimmer diente als Bureau, hier herrschte seit dem frühen Morgen ein fortwährendes Kommen und Gehen — Offi ziere und Ordonnanzen gingen ein und aus. Befehle überbringend und einholend. Als endlich etwas Ruhe eingetreten war, wandte sich sich selbst überlassen. Schweigend gingen beide lange nebeneinander her. Inzwischen war es fast Abend ge worden. Schon hatten sie bald das nächste Dorf erreicht, das nicht allzu weit von der Mosel entfernt lag, als sie beschlossen, umzukehren. Sie verließen das waldige Terrain und wanderten auf dein schmalen Pfad, der sich am Fuße des langgestreckten Berges hinzog, zurück. Plötzlich fühlte sich Ruval von seinem Genossen an gestoßen, der ihn auf etwas aufmerksam machte. Als er aufblickte, gewahrte er in einiger Entfernung nach vorn zu eine feindliche Patrouille. In seinen Augen blitzte es befriedigt auf, jetzt hatte er, was er suchte An die Patrouille hsrangekommen, grüßte er freunvlich — et verstand ein gut Teil Deutsch zu sprechen. Der Patrouillenführer war erfreut über die deutsche Anrede und stellte nun einige Fragen, an deren Beant wortung ihm sehr viel lag. Unter anderen Verhältnissen würde Ruval lieber den Tod erlitten haben, als einem Feinde auch nur eine Silbe zu verraten. Da er jedoch einen besonderen, für seine Pläne wichtigen Zweck ver folgte, gab er gerne die erbetene Auskunft. Dennoch hatte er erst noch eine Einwendung zu machen: „Ihr verlangt viel von uns, Herr. Wir sind Franzosen und ihr kommt als Feinde zu uns, — bedenkt das!" „Gewiß — ich weiß das! Doch es ist so: wenn ihr es nicht seid, so sind es andere, die mir darüber Aus kunft geben, was ich wissen mutz", erwiderte der Pa trouillenführer keck und zuversichtlich. Ruval fühlte, wie es heiß in ihm aufquoll vor Zorn, aber er bezwang sich und sagte: „Gut! Ihr sollt alles wissen! Unsere eigenen Landsleute haben uns auch nicht gerade schön behandelt drüben im Dorfe nach der Grenze zu, — unsere Bitte um Unterkunft haben sie abgeschlagen, nun müssen wir doch noch bis Nancy, — wir sind nämlich von dort. Wir brauchen also keine Rücksicht zu nehmen." Und nun gab er erschöpfend Auskunft über dies und jenes und ließ dabei geschickt das mit etnfließen, was er für seinen Plan für nötig hielt. Dem Patrouillenführcr kam das alles ganz glaub haft vor, und froh, soviel erreicht zu haben, setzte er mit seinen Leuten seinen Weg fort, nachdem er noch den beiden Burschen ein kleines Geldgeschenk geboten hatte. Das hatten sie jedoch entrüstet zurückgewiesen und waren dann bald hinter einer Wegbiegung verschwunden. Es war schon ziemlich spät am Abend, als Jules Ruval zu Hause ankam. Er traf nur noch die Eltern an, die Schwester hatte sich bereits zurückgezogen. Auch die Einquartierung war zur Ruhe gegangen, — das war ihm gerade recht, so vermied er ein Zusammentreffen mit den Soldaten. Schon der Gedanke, daß er mit diesen unter einem Dache verbringen mutzte, hatte für ihn etwas Empörendes. Doch damit mutzte er sich wohl oder übel abfindcn. Elenor hatte trotz aller Müdigkeit noch keinen Schlaf finden können, bei jedem Geräusch schreckte sie auf. Eine gewisse Unruhe quälte sie — wenn nur der Bruder nicht der Seite an, sagte aber nichts, — er kannte ihn zu gut ... in solchen Momenten mußte man ihn möglichst sehr Günstiges. Gegen Abend stießen wir in der Nähe des nächsten Dorfes, das kurz hinter dem Ausläufer des im Westen sich hinziehenden Berggeländes liegt, auf zwei Burschen, die auf der Durchreise begriffen waren, aber die Gegend zu kennen schienen, und die uns einige wert volle Angaben machten." Der Gefreite berichtete nun ausführlich über die erhaltene Auskunft. „Hm", machte der Major nachdenklich, „wissen Sie, mir kommt die Geschichte eigentlich etwas windig vor." .Das dachte ich nur zuerst auch, Herr Major, aber die Entrüstung des einen Burschen über die Abweisung durch die eigenen Landsleute schien mir doch so ehrlich, daß ich mich der Annahme nicht verschließen konnte, der Bursche habe die Wahrheit gesprochen, um so mehr, als beide ein kleines Geschenk ausschlugen — sie wollten nicht dafür bezahlt sein. — Um Gewißheit zu haben, be schloß ich, mich sogleich zu überzeugen, und schlug mit Dentspruch. Der lür leine hsursUüe Xömplenü lsnk, ein Schirm unü hott. etwa eine unsinnige Tat beging, durch die auch ihr und den Estern Verderben drohte. Den ganzen Tag war er schon fort, hatte sich nicht wieder sehen lasten. Endlich hörte sie ihn kommen, dann war längere Zeit alles ruhig im Hause. Plötzlich schlugen Stimmen an ihr Ohr, sie lauschte angestrengt — die Stimmen kamen aus dem anstoßenden Schlafzimmer, das ihr Bruder mit dem Vater teilte. Sie unterschied deutlich die warnende Stimme des Vaters, dann wieder die scharfe, leiden schaftliche des Bruders, wenn sich dieser anscheinend auch bemühte, nur halblaut zu sprechen. Was gesprochen wurde, konnte sie nicht verstehen, sie erhob sich deshalb von ihrem Lager, warf hastig ein Kleidungsstück über und betrat leise und vorsichtig den Korridor, sie mutzte wissen, was drüben vorging. Durch die Tür konnte sie jedes Wort verstehen, und was sie da hörte, war so ungeheuerlich, daß sich alles in ihr empörte. Sie traute ja dem Bruder nichts Gutes zu — für so verwerflich hatte sie ihn aber doch nicht gehalten. Den warnenden Einwand des VaterS kaum achtend, berichtete er mit zynischer Offenheit von der heute den deutschen Soldaten gegenüber angewendeten List, durch die er hoffte, diese in größerer Zahl in einer der nächsten Nächte in den Schluchtenpaß locken zu können, um sie dort mit seinen Genossen zu überfallen. Der Vater ließ es an Warnungen nicht fehlen, doch alle Be denken verstand Jules zu zerstreuen: die Sache wäre so vorbereitet, daß ein Mißerfolg ausgeschloffen sei, und daß sie die übrigen Dorfbewohner-in keinerlei Gefahr bringen können, selbst bei einem ungünstigen Ausgang. Er war so siegessicher und so stolz auf sein Vorhaben, mit dem er dem Vaterlande einen unschätzbaren Dienst zu er weisen hoffte, daß der Vater schließlich, wenn auch etwas schweren Herzens, sich zufrieden gab- Elenor fühlte eisige Schauer über den Rücken laufen bei dem Gedanken an das Schicksal, das den ahnungs losen Soldaten bevorstand. Vorsichtig trat sie in ihre Kammer zurück und suchte ihr Lager wieder auf . . . . Den ersehnten Schlaf fand sie aber lange nicht; sie sann