Volltext Seite (XML)
M. 126 Freitag osu 2. Juni 1816 abends 82. Jahrgang Buch- und Kttnstdnickkiischees ans tzese. Von einer ' neuen nnd eigenartigen, höchst aussichtsreichen Verwendung von Hefe mochte Direktor Ernst Krause (Steglitz) in einem Vartrage Mitteilung, welchen er auf Einladung des Ver- , eins Deutscher Ehemiker im Künstlerhause zu Berlin über die industrielle Verwertung von Hefe zu Hartgummiersntz, , dem Eruolithverfahren, hielt. Wahrend bisher allein die Herstellung eines Galvanos durch 24 sehr teure Ar- ! beitshnnde gehen niußte, fallt bei Verwendung von Eruo- litb die ganze sehr komplizierte Herstellung des Kupfer- ' gnlvanos fort, um das.' Klischee, das bisher 1—8 Mark kostete, wird bei einem Ernolithmoterialuerbrauch im Werte von 12'/e bis 23 Pfennigen und den sehr ge- ringen Kosten der Pressung sich dementsprechend - ganz erheblich billiger hersiellen lassen. — Die feinste ,, Wiedergabe der Bildfläche wird in erster Linie dadurch bedingt, daß das staubfeine ErnoUthpulvcr auf die Ma- " trize geschüttet und durch Druck und Hitze zur Sinterung gebracht wird. Das Klischee nimmt so gewissermassen in maru nascencli (im Augenblick des Entstehens) die Oberflächengestaltung der Matrize mit jeder Feinheit ä in denkbar größter Schärfe an. Druckversuche mit - Eruolith-Klischees hoben, wie die von dem Vortragen den vorgclegten zahlreichen Probedrucke zeigten, sehr befriedigend« Resultate ergeben. Im . Krieg und Frieden wird die Einfachheit und Schnelligkeit dieses neuen Verfahrens sowie der große Preisunterschied dos Eruvlith- Klischee bold überwiegend an die Stelle des Kupser- goluonos treten loilen. V»ct>,euern. Soweit man es jetzt schon beurteilen knn», scheint ein günsiigcs Vucheckerujohr in Aussicht zu stehe». Jetzt schon sollte, was möglich ist, geschehen, um diese wertvollen, ölhaltigen Früchte der Bolksernäh- , rung und sonstigen Wirtschaftszwecken nicht oerloren gehen zu lassen. A» den überschüssigen, abge- . fallenen Blüten kann ninn ohne viele Mühe . die Bäume, die ertragsfähig sein werden, erkennen, und es wäre gut, wenn sie jetzt schon von den Forstbe- amten gezeichnet würden, uni den Gang der Ernte später zu erleichtern. Die Art des Erntens, Ausbreitung großer Plane unter den Bäumen, dürste ja jedem Forstmann bekannt sei». Soweit der Fiskus oder private Wald- besilzer bas Eincrnte» der Früchte nicht selbst besorgen, wäre es wünschenswert, daß Kindern und Frauen in weitestem Unifang gestattet wird, die Früchte zu sammel», f Eine Kandidatin der Theologie. Der soeben abge- holtciien erste» theologische» Prüfung in Baden hat sich s der „Voss. Ztg." zufolge neben sechs Theologiestudente» zum ersten Male auch eine Studentin unterzogen. Ober- ! kirchenratspräsident Dr. Uibel hat bei der Begrüßung der Kandidaten seiner besonderen Genugtuung darüber Aus druck gegeben, daß in neuerer Zeit in Heidelberg auch Frauen sich dem Theologiestudium widmen. Sie können nach der derzeitigen Verfassung der evangelischen Kirche zwar als Geistliche noch keine Verwendung finden, da gegen als Neligionslehrer in den höheren Schuldienst ein- treten. Auch das ist im Interesse einer Entlastung der Geistlichen in der Erteilung des Religionsunterrichts er wünscht, weil diese in den großen Städten mit Arbeiten überbürdet sind. Anwetter im Schwarzwald. Ueber verschiedene Teile des Mittelschwarzwaldes, besonders über die Hochfläche der Baar, ginge» dem „Tag" zufolge schwere Unwetter nieder. Heftige Hagelschläge verursachten an Kulturen strichweise beträchtliche» Schaden. Bei Lüningen wurden drei Personen auf dein Felde vom Blitz getroffen. Die 24jührige Landwirtsfrau Hantle wurde getütet, zwei Mädchen schwer verletzt. In Nagold wurde ein siebzehn jähriger Bursche erschlagen. In Archshofen bei Mergent heim ist die ganze Ernte durch den Hagel, der 16 Zenti meter lag, vernichtet morden. Aus aller Welk. -s- Brand in einer rumänischen palronenfabrit. In der Nacht zu Dienstag brach nach einer Meldung aus Bukarest in der in der Nähe des königlichen Schlosses Eotrotscheni befindlichen Patronenfabrik ein Braud aus, der mehrere heftige Explosionen verursachte. Der König erschien an der Brandstätte und leitete persönlich die Lüsch- arbeiten, die »ach zwei Stunden erfolgreich beendet wurden. Nach amtlicher Mitteilung ist kein bedeutender Schaden hcrvorgerusen und die Ursache des Brandes noch nicht mit Sicherheit sestgestellt worden. Einer weiteren Meldung zufolge sind ei» Petroleumbehälter, ein kleines Pukverdepot und eine Patronenmerkstätte zerstört worden- Vermischtes. Seltsame Himmelfahrtsgebräuche. Der Himmel» rahrtstag wird in fast allen Ländern unter Beobachtung merkwürdiger, Jahrhunderte alter Gebräuche gefeiert. Im Hessenlande wird, natürlich nur in Fricdenszeiten, auf den Dörfern ein Gebäck, die Kug-lhoppen, gebacken, um das nach dem Gottesdienst ui» die Wette gelaufen wird. Derselbe Brauch findet sich nur mit geringen Verände rungen in Holland. In Südsrankreich wird in manchs« Dörfer» am Himmelfahrtstage ein Käsetanz aufgeführt, rind zwar von dem Wirt der Lorffchenke und einem armen Mädchen. Nach den Klängen einer alten Tanz weise drehe» sich die Paare, in der Mitte der Wirt und das arme Mädchen. Ei» Bursche, der sich immer in der Nähe des Wirtes hält, trägt eine Schüssel mit einem großen Käse. Zum Schluß des Tanzes bestreicht der Wirt das Gesicht seiner Tänzerin mit Käsesahne, wofür das ! Mädchen dann den Käfe zum Geschenk erhält. Lie seltsamsten und eigenartigsten Himmelfahrts- s gebräuche findet inan wohl in England. In der Gegend von Newcastle wurden Wettrennen für Fraiie» abgehalten. Der Preis für die Siegerin mar ei» fernes gesticktes Hemd, das vor dem Beginn des Remiens in feierlicher Prozes- p > sion durchs Lors getragen wurde. In Exeter hatte ole Schuljugend am Himmelfabrtstage das echt englische Vor- ! recht, jeden Vorübergehenden, der sich nicht mit klingender i Münze loskaufte, mit schmujzigem Wasser aus dem Rinn stein zu bespritzen. In Kent fand wenigstens bis zum Kriegsbeginn am Himmelfahrtstage ein Umzug der jungen Burschen statt, bei dem mit möglichst viel Spektakel und Geschrei die Obstgärten und ihre Besitzer gesegnet werden. , Für gewöhnlich erhalten die Burschen für ihren Segen eine Belohnung in Bier oder Geld; bleibt diese Beloh nung aber einmal aus. dann wird der Segen schleunigst ! durch einen kräftigen Fluch, begleitet von einer großen , Katzenmusik, zunichte gemacht. In Rom findet am Bvrabend des Himmelfahrtstages s eine allgemeine Jagd aus Ungeziefer, besonders aber auf s eine besonders große Art von Schwaben statt. Diesen Schwaben wird ein kleines Wachskerzchen auf den Rücken geheftet, und unter Anstimmung eines Himmelfahrtsliedes i läßt man sie las. Ohne ein bißchen Grausamkeit geht es nun einmal im Lande des „heiligen Egoismus" nicht ab. Etwas für jeden. „Sind Sie leicht erregbar?" so s fragt Tesch-Köln in der „Sprachecke des Allg. D. Sprach vereins" und antwortet darauf: „Wenn ja, dann ver- s suchen Sie es einmal mit der Sprachreinigung. Sie mögen ein Hitzkopf sein, ein Gemütsleiden haben, von fieberhafter Unruhe gequält werden — denken Sie öfter s über Verdeutschungen nach. Das wirkt wie ein Be ruhigungspulver. Sind Sie ein ruhiger Mensch? Dann § treibe» Sie auch Sprachreinigung. Sie können ein schlag- ? fertiger Redner, ein preisgekrönter Turner, ein sicherer s Schütze sein, aber es ist fraglich, ob Ihre Nerven die ewigen Nörgeleien der Querköpfe aushalten. Können Sie das, dann ist's erreicht! Sind Sie ein schlechter Gesell- s schafter? Dann bringen Sie einmal die Rede auf die s Sprachreinigung. Die ganze Gesellschaft wird Ihnen zu hören. Bon witzigen Einfällen, lustigen Geschichten, ernsten s Betrachtungen, tiefgründigen Untersuchungen wird es nur ! so hageln. Alle Anwesenden werden munter werden wie i die Dackel, und Sie kommen mit einem Schlag m den ,! Ruf eines anregenden Gesellschafters. Oder sind Sie i ein guter Gesellschafter? Dann bringen Sie das Ge spräch auch auf die Sprachreinigung. Sie werden in die s Lage kommen, wo Sie Ihren Mann stehen müssen. Geist, ! Wissen, Lebenserfahrung, alle Ihre besten Eigenschaften ' können Sie leuchten lassen, und auf allen Ihren Gedanken- > gängen wird man Ihnen folgern In den schwersten ! Redeschlachten werden Sie Sieger werden, wenn Sie den > Fremdwörtern richtig auf den Leib rücken. Haben Sie Zeit? Suchen Sie Arbeit? Die Arbeit liegt auf der Straße. Schreiben Sie den Leuten, die mit ihren Fremd wörtern auf den Geschäftsschildcrn, Anschlagsäulen, Rech nungen, in Briefen, Anzeigen, Aufsätzen Sie ärgern, sie sollten lieber deutsch schreiben. Das ist eine der wichtigsten Arbeiten, mit der Sie Ihre Zeit ausfüllen und Ihre Langeweile vertreiben können. Haben Sie keine Zeit, die vielen Fremdwörter selbst zu verdeutschen? Dann benutzen Sie Briefe uiit der gedruckten Aufschrift: „Kein Fremdwort für das, was deutsch gut ausgedrückt werde» kann." Hängen Sie an Ihre Wand eine kleine Tafel mit der Mahnung: „Sprich deutsch, schreib deutsch!" Dan» werden Sie von de» Leuten, die mit i Ibnen schriftlich verkehre», mit Fremdwörtern verschont s bleibe» »»d nicht mehr uni Ihre Zeit und damit um Ihr Geld gebracht, «sind Sie wißbegierig? Daun treiben Sie Sprachreinigung. Sie verlangt Beherrschung aller Sprachen s und Fächer, gemährt de» tiefsten Einblick in die Staats-' kauft, die Volkswirtschaft, das Seelenleben und lehrt Sie! unsere Muttersprache genauer kenne», höher schätzen und besser gebrauche», als es die Fremdwortfreunde tun. Wenn ich einen Mensche», sprechen höre, der von dem Zusammen hang aller Dinge eine tiefe Ahnung hat, daun weiß ich, ! daß er auch für das Recht des deutschen Worts eintritt. Damit will ich nun nicht sagen, daß ich, weil ich für das Recht des deutschen Worts eintrete, auch eine tiefe .... Nein, so cmbescheiden bin ich nicht." Ein Wort Iakob Grimms über «ufere Mutter- spräche. „In unseren Tagen — und wer frohlockt nicht darüber? — wird lebhaft gefühlt, daß alle übrigen Güter schal seien, wenn ihnen nicht die Freiheit und Größe des! Vaterlandes im Hintergrund liege». Was aber helfe» die > edelste» Rechte dem, der sie nicht handhaben kann ? Kaum , ei» anderes höheres Recht gebe» »lag es als das, kraft welches wir Deutsche sind, als die uns angeerbte Sprache, in deren volle Gewähr und reichen Schmuck wir erst ein gesetzt werden, sobald wir sie erforsche», reinhalten und ausbilden. Zur schmählichen Fessel gereicht es ihr, wenn sie ihre eigensten und besten Wörter hiutansetzt und nicht wieder abzustreifen sucht, was ihr pedantische Bar- s barei aufbürdete. Akan klagt über die sreniden Aus- s drücke, deren Einmengen unsere Sprache schändet. Dann werde» sie wie Flocken zerstieben, wenn Deutschland sich selbst erkennend stolz alles großen Heils bewußt sein wird, das ihm aus seiner Sprache hervorgeht. - Wie es sich mit dieser Sprache im gut?» und schlimmen s bisher «»gelassen habe: ihr wohnt »och frische und frohe Aussicht bei, daß ihre letzten Geschicke lange noch nicht, erfüllt sind und unter den übrigen Mitbewerbern wir > auch eine Braut davonlragen sollen. Daun werden neue« Wetten über alten Schaden strömen." — Klingt das nicht, so bemerkt hierzu Matthias (Plauen) in der „Sprachecke des Allg.D. Sprachvereins", wie in den Tagen des großen Krieges geschrieben? Und doch ist Wunsch und Hoffnung, wie sie aus diesen Worten klingen, schon vor 70 Jahren ausgesprochen worden in einein Vortrage von Iakob Grimm, dein wissenschaftlichen Begründer der Deutfchkunde. Wer dessen Ansichten über Sprachreinigung im besonderen und über die Beziehungen zwischen Sprache, Volkstum und staatlicher Macbt überhaupt in schönem Strauße bei- lammen haben will, der nebme die schöne Schrift von Theodor Matthias zur Hand: Der deutsche Gedanke bei Iakob Grimm (Leipzig, R. Voigtländer 1915, 134 S. 2.-). Geschichlskalender. Donnerstag, I. Juni. 1694. Stislung der Universität Halle. — I9N. Rech. Weitbrecht, Literaturhistoriker, ? Wimpsen. — IVIS. Eln französischer Angriff bei und südlich Neuville wird abgewiesen. — Zwei weitere bei Dunkowiczki gelegene Werks der Festung Przemysl werden erstürmt. — Nach dem Siege bei Stryj dringen die Verbündeten in der Richtung Medenice vor. — Oest- lich des San und an der unteren Lubaczomka werden sehr starke russische Angriffe von den österreichisch-ungarischen Truppen „unter schwersten Verlusten" zurückgeworfen. Die Russen gehen an meh reren Stellen „in Auslösung" zurück. — Zwischen Stryj und Dro- hobycz werden starke Stellungen erstürmt. — In Südostgalizien, in der Gegend von Solotwina, erleiden die Russen starke Verluste und müssen stellenweise „fluchtartig" zurückgehen. — Im Küsten lands des italienischen Kriegsschauplatzes werden italienische An griffe aus den Krn-NUcken unter schweren Verlusten der Italiener abgewiesen. - Freitag, 2. Juni. 1854. Max Rubner, Prof, der Medizin ! in Berlin, * München. — I8V9. Klaus Groth, plattdeutscher Dich- j ter, Kiel. — 1908. Eröffnung der Schiffbautechnischen Ausstellung in Berlin. — 1915. Wiederum heftige Kämpfe an der Front Souchez-Neuvllle. Ueberall erleiden die Franzosen schwerste Ver luste, ohne Vorteile zu erzielen. — Die Festung Przemysl ! wird In der Nacht vom 2. zum 3. Juni völlig zurück- > erobert. Russische Gegenangriffe östlich von Iarosiau scheitern gänzlich. — Die Armee des Generals von Linsingen dringt in Richtung aus Zydaczow (nordöstlich von Stryj) vor und kämpft um den Dnjestr-Abschnilt westlich Mikolajow. Der Wechsel im Berliner Polizeipräsidium. Der bisherige Polizeipräsident Traugott vor. I a g o w ist bekanntlich zum Nachfolger des zum Staats sekretär für Elsaß-Lothringen ernannten Regierungspräsi denten von Breslau, Freiherrn von Tschammer und Ouaritz vom Kaiser bestimmt worden, v. Iagow ist am 18. Mai 1864 in Perleberg geboren, wo sein Vater lange Zeit hindurch als Landrat des Kreises Perleberg gelebt hat. Traugott von Iagow, der seine Ausbildung als Re ferendar beim Kammergericht genossen hat, ist 1891 zur allgemeinen Verwaltungslausbahn übergegangen. Bei der Regierung in Potsdam war er als Regierungsreferendar tätig, nach einjähriger Assessorenzeit'wurde er als Nach folger seines Vaters Landrat des Kreises Westprignitz mit dem Amtssitz in Perleberg. 1906 wurde er Oberregierungs rat in Potsdam, von wo er ini Oktober 1909 als Polizei präsident nach Berlin berufe» wurde. Mit Herr» v. Iagow verliert die Stadt Berlin einen ihrer tatkräftigste» Polizei- Präsidenten. Nachfolger von Iagows ist der bisherige Polizei präsident von Breslau, Heinrich von Oppen gewor den, der 1869 als Sohn des späteren Generalleutnants Karl August van Oppen zu Breslau geboren ist. Er ist vermählt mit Hildegard geb. Edler v. der Planitz. Bevor er nach Breslau ging, war von Oppen bis zum Jahre 1909 Landrat des Kreises Oberbanüm. Daraus kann »mn ent- i nehmen, daß ihm die Beiliner Verhältnisje nicht ganz > fremd geblieben sind. Sparkasse! zu Dippotdisrnolbe. >«veoit!on«-Stund-n: Sonntags: nur am Up»"' r. des Ao ats von '/»2 —0,4 Ohr, en allen Wochentasir von /. bn I2 Uyr und 2 bis Uhc, Sonnabend, unv >t>b»-, « vc»k l/2^) kisf Ukr. Gemeindeverbcind«» Sparkasse Schmiedeberg. ! Ercebltlonstaae: An ulten Wochentagen bis Freitag vrn 8 bis s l und 3 5 Uhr, Sonnabends von 8-2 Uhr