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Vermachtes. ' Französische Morgendämmerung, Zwei französische Offiziere unterhalten sich: „Sprechen Sie deutsch, Monsieur Lamerade?" „Nur drei Worte, aber aus voller Seele: Gott strafe England!" Kirchen-Nachrichten. I. heiliger Pfingstfeiertag den 11. Juni 1916. Oelsa. Bormittags 1/2 9 Uhr Predigtgottesdienst. Vor mittags 10 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. Vor mittags 1/2 N Uhr Unterredung. 2. heiliger Pfingstfeiertag den 12. Juni 1016. Oelsa. Vormittags 1/2 y Uhr Predigtgottesdienst: Pfarrer Sturm-Rabenau Letzte Nachrichten. Die Wirkung des deutschen Granatfeuers in der Seeschlacht. Amsterdam, 9. Juni. Ein Bericht des „Daily Tele graph" gibt zu, daß die zur großen Flot'e gehörige „Lion"- Klasfe an der Nordseeschlacht teilnahm und führt aus, daß alle größten zugegebenen englischen Schisfsverlu'te, näm lich von „Queen Mary", „Invincible", „Jndefatigable" und „Warrior", im feindlichen Eranatfeuer erfolgten. Die drei erstgenannten sanken innerhalb ein und derselben Viertelstunde. Mit „Jnoicible" sanken Vizeadmiral Sir Horace Hood, Kommandant der Schlachlkreuzerslotte, und über 1000 Mann. Der Verlust des Baur-Forts. Genf, 9 Juni. Der Verlust des Baur-Fort? bedeutet für die Pariser Preise ein als unabwendbar erkanntes Er eignis. Das Hauptaugenmerk der Heeresleitung sei nun mehr der hartnäckigen Verteidigung des Abschnittes Froide — Teire-Souville- Taoanncs zugewandt. Einige Fach- Iriliker halten auch die Lage der Franzosen bei Thiaumont für erns:. Kein Grund zur Besorgnis. Die „Wiener Mittagrzeiiung" berichtet: Die russische Offensive bietet bisher keinen Grund zur Besorgnis. Die außerordentliche Heftigkeit der russischen Angriffe und die zweifellos gegen früher bedeutend verstärkte Artillerie sollen natürlich durchaus nicht unterschätzt werden; aber unsere neuen Stellungen sind sehr stark ausgebaut, und außerdem hat die das Zentrum bildende Armee Bothmer bisher alle russischen Vorstöße abgewielen. 50V englische Seeoffiziere mit 3 Admiralen umgekommen. Basel, 9. Juni, Sie „Basier Nachrichten" melden aus London: Line Zusatzliste für die Verluste an Schisfsoff.- zirren während der Seeschlacht am Skagerrak enthält 32 Namen, darunter 24 von verwundeten und 8 von ver- mißten Osftzierrn. Die Gesa ntoerluste übersteigen jetzt 500, darunter d-ei in Admiralsrang. Während der Seeschlacht . haben, wie Andeutungen im „Daily Erpreß" ersehen lassen, große Truppentransporte aus Engigand nach Frankreich statlgefunden. Man spricht von 80 bis 90 Dampfern. Zwei weitere französische Transportdampfer vernichtet. Die „Basler Nachrichten" melden aus Marseiile: Die Marseiller Schiffsagentur gibt den Verlust von zw i weiteren französischen Transportdampsern im Mittelmeer bekannt. König Georgs Empörung. Hamburg, 10. Juni. Nach einer Meldung des „Ham burger Fremdenblatt-s" hat dieser Tage in einem Kron rat König Georg suner Empörung über den Verlauf der Seeschlacht an der jüiländischen Küste Ausdruck gegeben. In politischen Kreisen entnimmt man daraus, daß dem nächst ein größerer Personenwechsel in der Admiralität stattfindeir wird. Die Entente als Herrin Griechenlands. Genf, 10. Juni. Die Regierungen Frankreichs, Eng lands und Rußlands überreichten der griechischen Regierung die Mitteilung, daß die Verbündeten infolge der griechischen Abmachung mit Bulgarien und Deutschland diejenigen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Freiheit und Ver fassung in Griechenland getroffen haben, die sich aus den Verträgen von 1827 und 1830 ergeben und auch für die herrschende Dynastie maßgebend seien. — — Der griechische Hafenkommandant von Saloniki wurde durch französische Marineoffiziere ersetzt. Einem aus Kawalla kommenden griechischen Schiffe wurde die Einfahrt in den Hafen von Saloniki verweigert Nach Meldungen französischer Blätter aus Saloniki zogen die Griechen ihr gesamtes Geschützmaterial von der ost- makedonischen Front zurück. Infolge von Abmachungen zw jchen General Sarrail und General Moschopulus bleiben dis griechischen Truppen in Saloniki in ihren Garnisonen. Verlorener englischer Dampfer. Haag, !O Juni. „Daily News" meldet: Der englische Dampier „Whilgift" <4397 Tonnen) wird von Lloyds als verloren betrachtet. England wirbt Menschen! Haag. 10. Juni. Der englische Armeerat erwägt eine neue Verfügung, wonach es Fremden befreundeter Nationen Wirr ckr Wmmm wird angenommen L Idorvloe gestatret sein soll, in England Dienst zu nehmen In die sem Fall soll ihnen di« englische Nationalität verliehen werden. Es handelt sich hierbei vor allen Dingen um Russen jüdischen Glauben«. Ruhlands Osfensivkraft. Wien, 10. Juni. Die „Politische Korrespondenz" wen det sich gegen die übertriebene Schätzung der russischen Armee, die in Italien herrscht. Rußland habe im August 1914 165 Divisionen aufgestellt; die Verluste seien auf 5 Millionen zu schätzen. — Das Blatt erklärt die Ange legenheit der Ueberführuug der in Rußland kriegsgefan genen Oesterreicher italienischer Zunge nach Italien für noch nicht abgeschlossen. Wettervorherfage. Ausklarend, wärmer, trocken. Kanadas Offiziersverlufte. Amsterdam, 10. Juni. Die Times meldet aus Toronto vom 6. Juni: Ganz Kanada steht unter dem Eindruck der schweren Verluste der Kanadier in den letzten Gefech ten. Am Montag enthielt die Verlustliste 13 gefallene, 58 verwundete und 7 vermißte kanadische Offiziere; ein Generalmajor und ein Brigadegenera! wurden verwundet und vermißt, drei Majore sind gefallen, einer verwundet. Unter den Gefallenen befindet sich Oberst Baker, Mitglied des kanadischen Parlaments. Um Verdun. Berlin. Dir Kriegsberichterstatter des „Berliner Tage blattes" Queri meldet über die Erstürmung des Forts Baur: Das Forts VauX ist gefallen. Am 2. Juni leiteten die Deutschen das Unternehmen gegen das Forts ein. Die tapferen Stürmer vermochten einzudringen und sich zu be haupten. Sie lagen dem Feinde in etwa gleicher Stärke gegenüber. Ich wußte, daß zwei Kompanien dort logen, bereit, ihre Pflicht bis zum äußersten zu erfüllen; bereit, den Nachdrängendrn die Hand zu reichen; aber auch bereit zu sterben. Ihr Ruhm ist groß, aber nicht minder groß die Tätigkeit der Gesamtheit, die an diesem Front abschnitte kämpft. Das Feuer der Artillerie hat sich zum äußersten gesteigert. Der Feind ist bereit, für Verdun das beste zu opfern. Dabei darf nicht vergessen werden, daß gerade im Bereiche von Verdun die ausgezeichnetste französische Infanterie liegt, welche äußerst tapfer und aus- auernd ist. Ich konnte unter 2500 Gefangenen, die ich in den letzten Tagen sah, keine Ausnahme finden. Es soll dies besonders betont werden, um die Größe des Kampfes und die Kräfte unsrer stürmenden Tapferen in das rechte Licht zu rücken, dos ihnen zukommt. Aus Athen. wird der „Times" gemeldet, daß die Alliierten ihre gestri gen Maßnahmen trotz der von Griechenland verfügten Beurlaubungen beibehalten werde. Der Kommandant der Feste Baur, Oberleutnant Raynald, befindet sich kriegsgefangen auf der Feste Mainz. Der Kronprinz beließ ihm in Aner kennung der tapferen Verteidigung den Degen. Der holländische Fischdampser „Bruinwisch" landete in Pmuiden die aus 32 Mann bestehende Be satzung des norwegischen Dampfers „Erkendal", der aus eine Mine l es. Versenkt. Rom. (Agenc-a Stefani) Zwei feindliche Untersee boote grisfen am Donnerstag in der unteren Adria einen italienischen Transport an, der aus Dampfern mit Truppen und Kriegsmaterial bestand. Der Transport war von einem Geschwader Torpedobootszerstörern begleitet. Die Unter- seebote wurden unverzüglich angegriffen. Es gelang ihnen je doch, ein Torpedo abzufchießen, der den Dampser„PrincipeUm- berto" traf. Dieser sank trotz der Rettungsmiitel, über die der Transport verfügte, und trotz schneller Hilse durch andere auf der Fahrt befindliche Einheiten, in wenigcn Minuten. Die Verluste sind noch nicht genau bekannt. Dem Ver nehmen nach bestand ungefähr die Hälfte aus Militär. Ferkelmaekt zu Dippoldiswalkls vom io. Juni. Bon den ausgetriebenen 2l Ferkeln wurden 10 verkauft zum Preise von 75 — 100 M. pro Paar. Vermischtes. Line tragikomische Grenzverletzung. Der jung» Westschweizer CH. Gos erzählt in seinen Eindrücken aus dem Grenzdienste folgendes gelungene Ereignis: Ein Leutnant, Führer einer Signalpionierabteilung, rappor tiert dem Brigadestab: Ich beging mit meinen Leuten den Kamm der Lima Verta. Unser Maultier folgte un bepackt, ein wenig ängstlich, auf dem schmalen Grat. Plötzlich gab der Boden unter ihm nach; es fiel auf die Seite, und ehe die Soldaten Zeit fanden, ihm zur Hilfe zu kommen, rutschte es in rascher Fahrt auf dem rasen bewachsenen Abhang reglementswidrig nach Italien. Eine originelle Grenzverletzung, oder nicht? Wir waren still gestanden und sahen sprachlos bas Tier da vonrollen. Meine Leute wollten ihm durchaus nach und es heraufholen, und ich hatte die größte Mühe, sie in der Schweiz zu behalten, damit der Fall nicht ver schärft wurde. Achtzig Meter weiter unten stieß das Maultier auf eine Erdwelle und beendigte gelassen seine kleine Erkundigung. Es hob den Kopf, den es zwischen den Füßen geborgen hatte, reckte sich, strampelte mit den Beinen und sprang mit einem kräftigen Ruck auf. In diesem Moment sahen wir hundert Meter von unserem Tier entfernt eine italienische Patrouille auftauchen. Wie diese uns auf dem Grat bemerkt und unter uns den ungewohnten Gast — in Geschirr und ohne Führer — versteht sie sofort, was sich zugetragen hat. Das wäre für sie eine gute Beute. Mit lautem Triumphgeheul stürmen sie darauf los. Das Maultier spitzte ein Ohr und drehte den Kopf, es spitzte das ander« und sah uns an. „Ruf ihm docht« sagte ich zu seinem Führer. Der Mann schrie il>m in seinem Dialekt einige Kehllaute zu. Beim Klang der vertrauten Stimme setzt«' sich das Tier in Bewegung; es hatte begriffen. Aber schon wollte es der flinkste der Italiener packen. Doch das fTier hielt sich, wie der Teufel ausschlagend, den fremden Soldaten vom Leibe, der außer Atem, den wütenden Gegner fahren ließ. Unter unseren Hochrufen kletterte es rasch den Abhang, den es so weidlich heruntergerutscht war, herauf und ließ die italienische Patrouille hinter sich. Wir schleppten es auf Schweizer Seite des Grates. / Rationelle Hühnerzucht. Die Hühnerzucht wird in sehr vielen Fällen immer noch nicht so betrieben, daß dis bestmögliche Ausnutzung des Eier- und Fleischertrage» erzielt würde, und das ist in der jetzigen Zeit um so mehr zu bedauern, als auf der einen Seite durch den Russen einfall in Ostpreußen und durch die Futtermittelknappheit ein nicht unbedeutender Rückgang des deutschen Geflügel bestandes eingetreten ist, auf der anderen aber die Ein fuhr aus dem Auslande, die früher stattfand, größtenteils in Fortfall kommt. Der Hauptfehler, der von vielen Züchtern gemacht wird, beruht aus mangelhafter Kon trolle des Eierertages. Man läßt die Hühner häufig zu alt werden und füttert sie noch zu einer Zeit weiter, wo der abnehmende Eierertrag die Kosten nicht mehr lohnt und auch das Fleisch sich verschlechtert. Um dies zu verhüten, ist eine sorgfältige Kontrolle des Alters der Tiere durch Fußringe und dergleichen und des Eierertrages durch Gebrauch von Fallennestern nötig; auch hat man auf Beschaffung der geeignetsten Rassen, auf richtige und nicht zu reichliche Ernährung, auf Aussonderung aller kranken Tiere, auf Vermeidung der Inzucht, auf Rein haltung der Ställe, Sitzstangen und Nester sorgsam zu achten. Wir bezogen vor dem Kriege jährliche große Mengen von Eiern und Schlachtgeflügel aus dem Aus lands — im Jahre 1913 mußten allein für Eier und Ei gelb etwa 200 Millionen Mark an das Ausland gezahlt werden; wird die Geflügel-, besonders die Hühnerzucht überall rationell bei uns betrieben und nach Möglichkeit erweitert, so sind wir zweifellos imstande, uns darin vom Auslands unabhängig zu machen. Welche Bedeutung das gerade jetzt für die Bolksernährung haben würde, liegt auf der Hand. Hölzerne Kanonen. Der verunglückte Aufstand in Bulgarien im Frühsonimer 1870 war von Seiten der bulgarischen Christen mit der Kühnheit der Verzweiflung und mit den dürftigsten Hilfsmitteln begonnen, denn diese waren nur mit den armseligsten Feuerschloßgewehren dürftig bewaffnet und hatten gar kein schweres Geschütz. Letzteres versuchten sie daher in derselben Weise zu er setzen, wie es die deutschen Bauern im Bauernkriege von 1525 und die Tiroler in den Kämpfen von 1703 und 1809 gemacht haben, nämlich durch hölzerne Kanonen. Sie nahmen einen Block von Eichen- oder irgend einem anderen harten Holz, bohrten in denselben eins Höhlung als Rohrseele, buchsten diese mit Eisenblech aus und sicherten sich vor dein Zerspringen des Blockes dadurch, daß sie eine Anzahl eiserner Ringe um den Block schmie- üeten. Daß mit derartigen Waffen ein führerloser Haufe von Freischaren gegen ein diszipliniertes, regelmäßiges Heer, welches mit vortrefflichen Hinterladern und Krupp schen gußstählernen Hinterladerkanonen versehen war, nichts ausrichten konnte, lag auf der Hand. Aehnliche hölzerne und auch lederne Kanonen aus der deutschen Vorzeit, letztere aus mehreren um eine geschmiedete Röhre von Eisenblech gewickelten und durch starke Cisenbänder und Ringe befestigten Ochsenhäuten angefertigt, sind noch heute in manchen Arfeua.en und unter anderem auch in der Waffensammlung des Germanischen Museums in Nürnberg zu sehen. > Künstliches Petroleum. lieber die Herkunft des Petroleums sind sich die Gelehrten heute noch nicht einig. Während die einen meinen, daß es ein organisches Pro dukt ist, verfechten die anderen die Ansicht, daß es einer anorganischen Substanz seine Entstehung verdankt. In Amerika neigt man der ersteren Auffassung zu, wenigstens was die Oelpcodukte der neuen Welt anbelangt, denn die Schichten, in denen es gefunden wird, weisen zahl reiche Spuren von Diatmoeen, Foraminiferen, Skeletten und Schuppen von Fischen auf. Besonders dieser letztere Umstand hat mehreren Forschern zu dem Schluß Veranlassung gegeben, daß das Petroleum infolge einer Art Destillation von Meerfischen entstanden ist. Wenigstens weiß die „Revue des Eclairgaes" davon zu berichten, daß die künstliche Destillation von Fischen unter gewissen Umständen ein Petroleum ähnliches Pro dukt ergeben hat. Zu diesem Zweck wurden die gefange nen Fische mit viel Salz gemischt und dann der Destilla tion ausgesetzt, wobei ein Oel geliefert wurde, das zur Beleuchtung der Bojen benutzt werden konnte. Leider verrät das Blatt nichts von der Rentabilität eines solchen ! Verfahrens, Brennöl herzustellen. Die Frage, ob das s Petroleum nun von der Natur auf diesem Wege herge- > stellt worden ist, bleibt offen, denn die Experimente haben im Grunde kein anderes Ergebnis gezeitigt, als daß auf dem Wege der Destillation der Fische ein brennbares Oel hergestellt werden kann. -s- Vie Leiche des Genecalseldmarschans Freiherr!» von der Golh-Pascho ist aus Bagdad, wo sie provisorisch aufbewahrt wurde, nach Konstantinopel übergeführt wor den. Sie bleibt vor der Hand in der Medizinschule von Haidar Pascha. Die Trauerfeierlichkeit findet in einigen Tagen nach der Ankunft der Familie statt. Während der Fahrt wurden der Leiche in den größeren Städten Ana toliens Ehren erwiesen. In Konia legte der Bürgermeister einen Kranz im Namen der Stadt am Sarge nieder. -s- Ausstellung sozialer Fürsorge in Brüssel. Unter dem Ehrenvorsitz des Generalgouoerneurs findet in Brüssel vom 15. Juli bis 15. Oktober eine „Ausstellung sozialer Fürsorge« statt. Sie soll In erster Linie ein Bild von der deutschen Sozialversicherung und der Einwirkung aus die Volksgesundbeitspflege, insbesondere aus die Wohuungsfürsorae, die Verhütung von Volksseuchen, Tuberkulose und Geschlechtskrankheiten, geben. Durch Licht» spielvorsührungen in dem geräumigen Ausstellungs» theater werden auch die Ergebnisse der Arbeiter und Angestelltenversicherung erläutert werden. Mit der Durchführung der Ausstellung ist die Zentralstelle der Sozialfürsorge des Belgischen Noten Kreuzes beauftragt. Den Vorsitz im Beirat führt der Chef der Zivilverwaltung, Exzellenz von Sandt..