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empfahl sich (Fortsetzung folgt.) mit artiger Verbeugung. Vielleicht würde er mit dem einleitenden Erfolg seines Kriegsplanes etwas weniger zufrieden gewesen sein, wenn er in Der Seele des Zurückbleibenden hackte lesen können. Denn es waren in der Tat nichts 'weniger als woMwolleade Emp findungen, mit denen der Notar ihm vachblickte. Klingenberg hatte jahrelang in einem sehr herzlichen Verhältnis zu den Cotters gestanden, und der Ge danke, daß der gute Name des Verstorbenen jetzt durch das Geschwä tz eines gewissenlosen Burschen in den Schmutz gezogen werden könncke, war ihm in ich darf wohl sage:»: freundschaftlichsten verknüpften." „So — Davon: ist mir ja gar nichts Auf nachher also, Herr Welcker!" Er stand auf, und Philipp Welcker von Mildenburg zu werden, hatte für ihn etwas so Verlockendes, daß Fräulein Amaliems Häßlichkeit da neben völlig verschwand. Nur wanen die Aussichten auf eine Verwirklichung seiner Hofftnrn^n und Wünsche bis jetzt herzlich schlecht gewesen. Der"Notar hatte bei ihren gelegentlichen geschäftlichen Begegnungen durchaus kein Hehl daraus gemacht, daß er dis beiden Inhaber der Firma Welcker und Sohn als gesellsthaftlich tief unter ihm stehend betrachte, und unter normalen Verhältnissen würde er jedem Annäherungsversuch wahrscheinlich so fort auf ziemlich energische Art einen Riegel vor geschoben haben. Hier aber bot sich vielleicht eine Anknüpfikngsmöglichkeit. DieAufforderrmg, ihn in seinem Hause aufzusuchen, war immerhin schon ein erster kleiner Schritt auf dem Wege zu dem ersehnten Ziel. Und man konnte nicht wissen, ob Rese Heidehaus- Angelegenheit nicht eine Handhabe bieten würde, die einmal angeknüpften persönlichen Beziehungen weiter zu pflegen und zu entwickeln. Etwas ernüchternd wirkte es freilich, als der Notar sehr kühl und gemessen erwiderte: „Nun, es handelt sich ja auch um einen Aus- nahmefall! Denn im allgemeinen bin ich freilich in meiner Privatwohnung nur für meine Freunde und näheren Bekannten zu sprechen. Uebrigeris brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu sagen, Herr Welcker daß Sie sich sehr genau überlegen müssen, was Sie sprechen. Man könnte in Ihren Mitteilungen ja die Absicht ver muten, eine sehr schwere Verdächtigung gegen gewisse Personen zu erheben." Dagegen verwahrte sich der andere in einem sehr pathetischen Protest, „Nichts liegt mir so ferne als eine solche Absicht, Herr Notar! „Ich berichte nackte Tatsachen — weiter nichts! Und ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß alles, was ich sagte, die reine Wahrheit ist. Wie käme ich auch dazu, jemand zu verdächtigen? Ich war im Gegenteil der Meinung, daß es vielleicht allerlei unangenehme Weiterungen verhüten könnte, wenn ich Sie von meinem Erlebnis unterrichtete. Sollte es aber Ihr Wunsch sein, mit der Sache nicht weiter behelligt zu werden " „Das Habs ich nicht gesagt", wehrte Klingenberg ab. Das Benehmen dieses jungen Menschen mißfiel ihm immer mehr, denn er war MenschenLnner genug, um die Heuchelei in seiner letzten Versicherung zu durchschauen. Und er zweifelte keinen Augenblick, daß, er sich nicht nur der Bedeutung seiner Worte voll kommen bewußt war, sondern daß er auch irgend welche ganz bestimmten und keineswegs freundlichen Absichten verfolgte. „Wir werden uns also, wie ge- sagl. später weiter darüber unterhalten. — Sie sind douj iin übrigen ganz sicher, daß es wirklich Fräulein Margarete Gotter gewesen ist, mit der Sie gesprochen haben wollen?" „Aber, Herr Notar I Ich werde doch die junge Danie kennen, die ich so oft gesehen habe, und mit der mich vor dem Tods ihres Vaters die angenehmsten — Der rothaarige Bureauvorsteher hatte unterdessen zum Gaudium der hoffnungsvollen Mildenburger Jugend nicht geringe Mühe gehabt, den nach dem heimatlichen Stall verlangenden Braunen in Respekt zu halten. „Einmal und nicht wieder!" brummte er, als Philipp Welcker, der sich im Geiste vielleicht schon als Amalie Klingenbergs Verlobten sah, mit einem herab lassenden Dankeswort die Zügel aus der Hand nahm und in flotter Gangart dem väterlichem Hause zu strebte. Dort begab sich der junge Mann unverzüglich auf sein Zimmer, um den Sportanzug mit einer äußerst sorgfältigen Besuchstoiletts zu vertauschen. Es war ja nach seinem Dafürhalten keineswegs ausgeschlossen, daß die vertrauliche Aussprache im Hause des Notars mit einer Einladung zum Abendessen endete, und auf eine solche Eventualität mußte man doch geziemend vorbereitet sein.s Noch mit dem Umkleiden beschäftigt, gewahrte er bei einem zufälligen Blick durch das Fenster, daß Herr Timotheus Krüger, der Verleger, Herausgeber, Drucker und Redakteur "des Mildenburger Wochenblattes, quer über die Straße dem Welckerschen Hause zusteuerte. Dies veranlaßte ihn, sich nach Kräften zu beeilen, denn nichts konnte ihm erwünschter sein als dieser Besuch, der ausgezeichnet in seine Pläne paßte. Zwischen Herrn Kröger und der Firma Welcker bestand eine Art von stillschweigendem Uebereinkommen, sich gegen seitig nach bestem Vermögen in die Hände zu arbLuen. Vermöge ihrer ausgedehnten Beziehungen, die sich über einen weiten Umkreis von Milüenburg erstreckten, waren die Welckers in der Lage, den Herausgeber des Wochenblattes sehr ost mit wertvollen Neuigkeiten zu versorgen, die er sich auf andere Weife kaum hätte ver schaffen können, und er zeigte sich dadurch erkenntlich, daß er die Interessen der Firma in offner oder ver schleierter Weise förderte, wo er dazu in der Lage war. Dieser treffliche Mann kam dem jungen Welcker jetzt wirklich wie gerufen. Bei der flüchtigen Begrüßung, die er im Hausgange mit seinem Vaier ausgetauscht, hatte er seines Erlebnisses im Heidehause mit keiner Silbe Erwähnung getan. Er kannte die Bedenklich keiten des alten Herrn, und es schien ihm deshalb zweckmäßiger, ihn gewissermaßen vor eine vollendete Tatsache zu stellen. Seine Absichten dursten unter keinen Umständen durchkreuzt werden, und er wollte es lieber auf einen kleinen Konflikt mit seinem ver ehrungswürdigen Erzeuger ankommen lassen, als daß er auf die Befriedigung seines heißen Racheoerlangens verzichtet hätte. Als er in voller Gala Las Kontor betrat, fand er er die beiden Herren schon im Listigsten Gespräch. Timotheus Kröger hatte sein Notizbuch in der Hand, um sich keine der Neuigkeiten entgehen zu lassen, die ihm der alte Welcker zu erzählen wußte. Aber er war, wie es schien, von der Ausbeute nicht über die Maße« befriedigt. hohem Matze verdrießlich. Einen Augenblick hatte er ja wirklich daran gedacht, jede weitere Beschäftigung mit der Sache abzulehnen; aber dann hatte er sich doch wieder gesagt, daß er gerade um seines ver storbenen Freundes willen die moralische Verpflichtung habe, auf die Angelegenheit einzugehen. Wenn er dabei, wie er in der Stille seines Herzens wünschte und hoffte, auf irgendwelche tückischen und verleumde rischen Absichten des jungen Welcker stieß, so durfte er sich schon die nötige Energie zutrauen, dem ehren werten Herrn auf gebührende Art heimzuleuchten. Beziehungen bekannt! —