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Me gbenottunoe (Nachdruck verboten.) VSglicde r!okl>iiMngs-kei!sge Mr MeiKekttL-Zeitung Mmtsdlstt) die in dieser Tonart zu Mr sprach, sondern auch ihr Vetter, dieser Herr Arenberg, dem wir das Heidehaus vermietet haben, blies in das nämliche Horn. Er be diente sich sogar einer so dreisten und herausfordernden Ausdrucksweise, daß es um ein Haar zu einer sehr ernsten Auseinandersetzung zwischen uns gekommen wäre." Seine wohlgesetzte Rede hatte den Verdacht des Notars allerdings zerstreut. Dieser junge Mann war ohne Zweifel vollkommen nüchtern, und man mußte nach irgend einer anderen Erklärung suchen für die Sinnlosigkeit dessen, was er sagte. Aber mußte es denn in der Tat so ganz sinnlos sein? In dem Gehirn des Rechtsanwalts dämmerten allerlei dunkle Erinnerungen auf an seltsame und schwer erklärliche Dinge, die mit dem plötzlichen Tode Stephan Gotters in Verbindung standen — an Dinge, denen er damals eine ent scheidende Bedeutung nicht beigelegt hatte, und die des halb inzwischen halb ins Meer der Vergessenheit ge sunken waren. Jedenfalls ließen sich die Mitteilungen, die ihm da gemacht werden, nicht kurzerhand ab weisen und beiseiteschieben. Es war eine Angelegenheit, der man auf den Grund kommen mußte, wäre es auch nur, um zu verhindern, daß Wsilipp Welckers ge schwätzige Zunge irgendein unabsehbares Unheil an richtete. „Meine Zeit ist augenblicklich zu knapp bemessen, als daß ich mich mit Ihnen in eine längere Unter haltung einlassen könnte", sagte er. ^Aber wenn Sie mich nach Verlauf einer Stunde in meiner Privat wohnung aufsuchen wollen, können wir weiter über die Sache reden!" „Ich bin selbstverständlich jederzeit zu Ihrer Ver fügung, Herr Notar! Aus eigenem Entschlusse würde ich allerdings nicht gewagt haben. Ihnen in Ihrer Wohnung lästig zu fallen." Bei dieser Gelegenheit muß eingeschaltet werden, daß sine Einladung in das Haus de°j Rechtsanwalt seit langem das Ziel von Philipp Wktlckers heißeste« Wünschen war. Denn Klingenberg hockte eine unver heiratete Tochter, der die Vorsehung zr oar au leiblicher Schönheit nur sehr wenig mit auf den- Lebensweg ge geben batte, die aber als ihres Vaters einzige Erbin dem künftigen Gatten voraussichtlich e in schönes -Stück Geld ins Haus bringen würde. Trotz seines leicht entzündlichen Herzens war Philipp Welcker in LiBres- angelegenheiten auch praktischen Erwägungen durch aus nicht unzugänglich, und die. Vi Stellung, eines Tages der Schwiegersohn des angesehensten Mannes us welchem Hsidehaus? Es gibt viele Häuser in der Mildenburger Heide." „Ich meine, aus dem Gotterschen Landhause in Langenhagen. Und wissen Sie, wen ich dort getroffen habe?" „Wie soll ich das wissen? Und wie käme ich dazu, mir darüber den Kopf zu zerbrechen?" „Fräulein Margarete Gotter habe ich getroffen — jawohl, sie selbst in höchsteigener Person. Und sie machte im Verlauf unseres Gespräches eine Bemerkung, die mich geradezu traf wie ein Schlag auf den Kopf. Wissen Sie, Herr Notar, was sie sagte? Ihr Vater wäre noch am Leben und befände sich bei bester Ge sundheit! Jawohl» das sagte sie — mit dürren, runden Worten. Und als ich ihr darauf erwiderte, daß er seit zwei Jahren tot und begraben sei, wie es doch der Wahrheit entspricht, geriet sie in den hellsten Zorn und behandelte mich, als ob ich ihr die allerschwerste Be leidigung zugefügt hätte." Die Stirn des Notars hatte sich in noch zahlreichere Falten gezogen, als sie sie schon unter gewöhnlichen Umständen aufzuweisen hatte, und er betrachtete den Erzähler mit einem nicht eben freundlichen Blick. Offen bar war ihm der Verdacht aufgestiegsn, daß Philipp Welcker es gewagt haben könnte, seine Kanzlei in nicht ganz nüchterner Verfassung zu betreten. „Sind Sie sich wirklich klar über das, was Sie da reden?" fragte er streng. „Es klingt nämlich.wie der tollste Unsinn, den ich je in meinem Leben gehört habe!" „Ich würde es ja selber dafür halten, wenn ich es nicht mit meinen eigenen Sinnen erlebt hätte, Herr Notar! Aber finden Sie nicht auch, daß es wohl der Mühe wert war, Sie deshalb zu belästigen? Ich weiß ja, daß Sie der Sachwalter der Familie Gotter sind; denn wir haben von Ihnen den Auftrag und di« Voll macht zur Vermietung des Heidehauses erhalten. Aber ich weiß auch, daß sich der aste Gotter vor zwei Jahren in seinem Hause aufgehängt hat, und daß er hier auf dem Friedhof in Mildenburg begraben liegt. Alle Wett weiß es, denn es ist wahrhaftig genug darüber ge sprochen und geschrieben worden! Was, um alles in der Welt, sollte ich nun dazu sagen, als mir die junge Dame rundheraus erklärte, das wäre nichts als eine unverschämte Lüge — ihrem Vater ginge es so gut, als es einem Menschen in seinen Jahren überhaupt gehen könne —, und wer ihn für gestorben erkläre, sei ein ausgemachter Narr! Und nicht sie allein war es. W »sei M MUM Roman von L. Waldbröl. (30. Fortsetzung.)