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Fiuchtarten in sefl verschlossenen Flaschen ausbewahrt «erden. Man reibt sie nur trocken ab, wäscht sie nicht vorher. Rhabarber, grüne und gelbe Bohnen werden wie üblich geschnitten. Stachelbeeren ganz gelassen. Man süllt sie in gut gesäubert«, geschwefelte Flaschen und stößt dies« oftmals mit dem unteren Ende auf Tisch und Schrank auf, damit die Früchte möglichst wenig Rauminhalt beanspruchen. Die Flaschen verschließt man gut und setzt sie etwa 3 Wochen in ein sonniges Fenster, bewahrt sie dann ohne weiteres wie anderes Eingemachtes. Die Zubereitung erfolgt bei Gebrauch genau wie in frischem Zustande. In weiten, hohen Gläsern mit gutschließendem Deckel kann man sogar ohne weiteres grüne Schlangengurken längere Zeit ausbe- wahren, ohne bah sie an Wohlgeschmack verlieren. Nur muß man die Gurken direkt aus dem Garten holens mit einem Stück ihrs Stieles abschneiden und sofort in die Gläser legen. Es wird aus diese Weise sowohl jegliches Anstößen der Gurken verhindert wie auch das Welken des Endteile». " Ein plötzliches Sinken der Ferkelpreise wird aus Liebenwerda (Reg.-Bez. Merseburg) gemeldet. Infolge der Anordnung, wonach Ferkel und Läuferschweine aus dem Kreise nicht nach Ortschaften außerhalb der Provinz Sachsen aurgeführt werden dürfen, sank auf dem letzten Markte, der mit 500 Ferkeln beschickt war, der Preis für «in Paar Ferkel von 120 Mark plötzlich auf 40 M. herunter. In folgedessen konnten sich viele der kleinen Leute mit den begehrten Tieren zur Aufzucht versehen. Aus Feldpostbriefen. llrt.) Den 8. 4. 15. Meine sehr geehrten Herren! In einem Keller tief unter der Erde wie unsre Höhlen- Väter hausend, will ich Ihnen wieder einmal ein Lebens zeichen von mir geben. Die vergangenen Wochen gehören zu den anstrengendsten, aber auch mtereffaniesten, d>e ich bis j-tzt im Kriege mitgemacht habe Um gleich dos letzte glänzende Ergebnis vorweg zu nehmen: Vorgestern hat mein Bataillon zusammen mit dem 2 das stark befestigte Dorf H. gestürmt. Es war einfach wundervoll, wie die Sturmwellen dagegen angingen. Ein halbes Tausend Franzosen und mehrere Maschinengewehre waren die Beute. Milten im Gefecht wurde mein Vatailionskommandeur schwer verwundet, worauf ich die Führung des Bataillons übernahm. Wir alle freuen uns über unseren schönen Er folg sehr, vor allem auch darüber, daß S. M. der König, wie es ja wohl die Zeitungen gemeldet haben, uns seine Glückwünsche telegraphisch zum Ausdruck gebracht hat. Auch bei dem, was Sie im gestrigen Heeresberichte lesen wer- den, war mein Bataillon beteiligt. Im übrigen stehen wir Tag und Nacht unter stärkstem Artilleriefeuer. In der Nacht nach dem Sturm wurden auf meinen keines wegs bombensicheren Unte> stand nnd feine nächste Um gebung schlecht gerechnet 4000 bis 5000 Granaten schwer sten Kalibers geschüttet, und zwar von 7 Uhr abends bis 12 Uhr mittags. Sie können sich die Gefühle denken, . mit denen wir da die ganzen langen Stunden dagesessen haben, immer in Spannung, wann denn nun ein Voll treffer uns olle erledigen würde. Ich kann Ihnen ver sichern, daß diese Nacht zu den schrecklichsten meines Lebens gehört. Der Fernstehende kann sich von der Nervenan spannung, dis ein derartiges Artitleriefeuer heroorrust, gar keinen Begrisf machen. Das Dors, tn dem wir jetzt noch liegen, jo, wo ist es? Wegrasiert bis aus einige kümmer liche Mauerreste und Trümmerhaufen. Bei T -ge jeglicher Verkehr nur durch einzelne Personen, die sprungweise und im Laufschritt gehen müssen, möglich. Also eine lehr an genehme Sache In den letzten Wochen find wir sehr viel herumgeworfen worden, bald da, Kalo dorthin. Auch das gehört nicht zu den Annehmlichkeiten. Waschen ist gänzlich unmöglich; ich habe es wenigstens bereits seit 6 Tagen nicht tun können. Was nun wird, wissen wir nicht Vorläufig scheint noch wenig Aussicht zu sein, daß wir in Ruhe kommen... In der Hoffnung .... Ihr ergebener Bürgermeister Jahn, letzte NaOrichLeu. Fleischverkaus durch Hintertüren! Der Magdeburger Magistrat hat festgeslellt, daß FI-ischcr!ädcn für das Publikum geschlossen gehalten und während dieser Zeit durch Hintertüren an alte Kunden vei kaust wurde. Der Magistrat rügt diese Bevorzugung auls schärfste und hat die Angelegenheit dem Polizei- präudenten zur weiteren Veranlassung übergeben. Der Präsident wies seine Beamten an, streng daraus zu achten, daß ein Verlaus von Fletsa;waren nur über den Ladentisch erfolgen darf. Bei Zuwiderhandlungen wird dauernde Schließung der Geschäfte erfolgen. Ein neuer Sündenbock. Der jetzt unter der Beschuldigung des Hochverrats ver haftete frühere russische Kriegsminister Suchomlinow war schon seit g raumer Zeit Gegenstand heftiger Angriffe ein flußreicher Kreise. Inwieweit die gegen ihn erhobenen Vorwürfe begründet sind, entzieht sich natürlich unserer Beurteilung. Daß einzelne Persönlichkeiten an den ver- roUelen Verhältnissen im Zarenreiche nichts zu ändern ver mögen, daß allein das ganze System an den Zuständen schuld ist, will man nicht zugcben und sucht deshalb bei schweren Mißerfolgen nach einem Sündenbock. — General Suchomlinow war im Frühjahr 1909 Kriegsminister ge worden und trat während des jetzigen Krieges zurück. Er halte sich im russisch-türkischen Kriege ausgezeichnet und erhielt den Wladimirorden, sowie den goldenen Tapfer- keiissäbel. Al« Gehilfe des Generals Dragomiron war er dessen rechte Hand und galt als talentvoller Organisator. Ende 1912 wohnte Suchomlinow der Grundsteinlegung der Kapelle für die in der Völkerschlacht bei Leipzig ge fallenen russischen Krieger bei und wurde auch vom Kaiser Wilhelm in Audienz empfangen. Beratungen über die Gestaltung der Steuervorlagen. Berlin, 10. Mai. Das „Berliner Tageblatt" meldet: Im Reichstage fanden gestern abend zwischen den Partei führern vertrauliche Besprechungen über die Gestaltung der Steuervorlagen statt. Man suchte eine Grundlage, aus der sich die Bedenken der einzelnen Parteien sowohl gegen über der in Frage kommenden direkten wie indirekten Steuer überwinden und sich vereinigen lassen, lleber den Inhalt der vertraulichen Besprechungen läßt sich naturgemäß nichts milteilen. Sie sind auch noch nicht abgeschlossen- Indessen scheint cs nicht unmöglich, daß noch vor der demnächst beginnenden zweiten Lesung im Ausschuß ein Kompromiß zuftandekommt. Das Gerücht, daß ein solches Kompromiß in der Frage der Tabükfteuer schon gefunden sei, trisft nicht zu. Die jüngsten Verluste der Franzosen. .Genf, 10. Mai. Um die im ernsten Ton ausgespro chenen Pariser Erwartungen zu rechtfertigen, mußte Gene ral Nivelle die nunmehr auch an der Westseite schwer be drohte Höhe 304 trotz ihres erheblich verminderten Ver- teidigungswertcs halten. Erschwert sei diese Aufgabe, meint die Fachkritik, durch den Verlust von für die Artillerie be sonders vorteilhaften Stellungen, wie die bei dem Aoo- court-Gehölz und auf der Höhe 287, wo die französischen Abteilungen schwer bedrängt sind. Nivelles Vorteil sei aber, daß ihm noch Wege offen ständen, Verstärkungen von der zweiten Linie heranzuziehen. Vergrößerung der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft. Berlin, 10. Mai. Der „Vorwärts" teüt ni: Der Ge nosse Ryssel, Reickslagsabgeordneter, ist gestern aus der sozialdemokratischen Fraktion ausgetreten und in die sozial demokratische Arbeitsgemeinschaft eingetreten. Wettervorhersage. Zeiimrisr heiler, wärmer, trocken. Wer ist dort Herr? „ Basel Die Pariser Zeitungen berichten aus Saloniki, daß General Sarraill das in türkischer Sprache erschei nende Organ „Balkan Lar" verboten hat und dis Druckerei schließen ließ. Budapest. ,,Esti Ujsag" berichtet aus Konstantinopel: Nach einer Athener Meldung des „La Defense" wurde in Drama ohne Einwilligung der griechischen Regierung ein englisches Konsulat errichtet, zu dessen Letter der frühere englische Konsul Horn ernannt wurde. Die amerikanische Antwortnote. Berlin. Das „Berliner Tageblatt" schreibt: Nach unseren Informationen ist die Nole Wilsons bis gestern 12 Uhr nachts noch nicht in der hiesigen amerikanischen Botschaft eingetcofsen. Sie dürfte voraussichtlich im Laufe des heutig-m Vormittags ankommen. Sie wird sofort dechiffriert und heute durch ten amerikanischen Botschafter Gerard dem auswärtigen Amte übegcben werden. Amsterdam. Die Antwortnote Wilsons wurde vom „New Heraid" bereits 24 Stunden vor ih er amtlichen Bekanntgabe in ihren Grundzügen vriöffenllicht. Das Blatt konnte weiter mitteilen, daß die Note das Resulial eines bis in die Nacht währenden Kabincltsratcs ist. Reuter sandte der Note verschiedene irreführende Kommen tare voraus. Artilleriekamps auf dem linken Wardarufer. Paris, 9. Mai Die Agence Havas meldet aus Saloniki vom 8. Mai: Ein AltiUeriekampf wird von der Front ge meldet, wo feindliche Stellungen auf dem linken Warda- ufer beschossen werden. . Die gesamte Besatzung de« Dampfers „Limric" ist gerettet. Nach dem Bericht des Kapitäns wurde das Schiff durch ein deutsches Tauch boot lorp-oiert. Der Dampfer war vollbeladen aus der Heimreise nach Liverpool. . , Merkwürdig. Bukarest. „Univerful" schreibt: Der russische Professor Jasnopolszky veröffentlicht in einer russischen Zeitschrift einen Artikel, in dem er heroorhebt, daß eine Anzahl russi scher Wirtschaftspolitiker die Forderung ausstellen, daß Ruß land sogar während der Krirgezeit Getreide an Deutsch land abgeben solle. Diese Handlungsweise sei Hoch verrat Der griechische Kriegsminister hat nach einer Athener Meldung der „Narodny Drama" eine Verordnung erlassen, durch die die teilweise Demo- bilisierung der griechischen Armee außer Kraft gesetzt wird. D>e bereits beurlaubten Offiziere und Mannschaften sind wieder zu den Fahnen gerufen woidem " "Ehrlich. vZ -M Berlin. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Wie wir an zuständiger Stelle erfahren, sind die bisher noch ausstehenden Feststellungen zum „Susser". Falle in der Zwischenzeit erfolgt. Nach dem Ergebnis der nun mehr abgeschlossenen Untersuchung hat sich die aus dem hier damals bekannt gewesenen Tatsachen - Material gewonnene Ansicht, daß die Beschädigung der „Susser" aus eine andere Ursache, als auf den Angriff eines Tauchbootes zurückzusühren fei, nicht aufrechterhalten lassen. Es ist nicht mehr zweifelhaft, daß das von einem deutschen Unterseeboot am 24. März d. I. torpedierte vermeindliche Kriegsschilf in der Tat mit dem Dampfer „Susser" identisch ist. Die Regierung hat das der Regierung der Vereinigten Staaten berichtet und ihr mitgetetlt, daß sie hieraus die Folgerungen im Sinne der Note vom 4. d. M. zieht. Serbien in der Klemme. Budapest. „Pesti Ujsap" meldet aus Sofia: Laut „Cambano" hat der serbische Gesandte in Athen im Auf trage seiner Regierung einer Unterredung mit dem Athener rumänischen Gesandten darüber geführt, welchen Srandpunkt Rumänien einnehme betresfs der Frage der Gültigkeit des alten rumänisch serbisch-griechischen Vertrags. Der rumänische Gesandte vertrat den Standpunkt, daß Serbien kein Recht habe, die Galligkeit des Vertrag«, der in seinen Grundbedingungen unausführbar sei, zu bean- spruchen. Unsere tapferen Flieger. Kairo. Zwei feindliche Flugzeuge warfen gestern über Port Said Bomben ob. Es wurde ;kein Schaden angerichtet. 3 Zivilpersonen wurden verletzt. Also doch! Berlin. Verschiedene Blätter bringen die Meldung, daß der österreichisch-ungarische und der bulgarische Konsul dis griechische Hauptstadt mit Personal und Archiv verlassen haben und sich nach Loukai zurück zogen. Scheußlicher Fund. Budapest. In Cincote bei Budapest wurden in einer Kammer, die zur Wohnung de» zu Kriegsbeginn einbe- rusenen Spenglermeisters Bele Klß gehörte, in 7 zugelö teten Särgen 7 in Verwesung übergegangene Frauenleichen gefunden. Kiß soll in Serbien gefallen sein. Zum französischen Kommandowechsel vor Verdun sagt der Berner „Bun-": Es ist die Frage, ob die Beförderung des Eknerals Petain zum Führer der französischen Armee im Zentrum, an ter klassischen Durch- bruchsßelle zwischen Ve-dun und Eoisson, eine Auszeich nung sei oder ob die Franzosen zur Offensive schreiten wollten, zu der die Engländer jetzt doch vielleicht roch zu haben seien. Vom irischen Aufstand. London Im Unter Hause teilte Asquith mit, Armee, Marine und Polizei in Irland hätten 124 Mann an Toten, 388 an Ve!wU"d-1en und 9 V rmißts veiloren. Zustände im Lebensmittelverkehr. Das tatkräftige Eingreifen der Behörden hat in diesen Tagen einen wunden Punkt der Berliner Fleischversorgung angeschnitten, nämlich das vielfache Zurückhalten von Vor räten durch Fleischer. Einem anderen Schädling unserer großstädtischen Versorgung, der aus Furcht vor Preisdruck Zufuhren fernzuhalten suchte, ist ebenfalls, wie der Ber liner Magistrat mitteilt, das Handwerk gelegt worden. Wenn statuierte Exempel abschrecken, so ist anzunehmen, daß — und der Erfolg zeigt das ja schon stellenweise — zurückgehaltene Vorräte jetzt stärker an den Markt gelangen werden. Es wi^e gut, ein Auge darauf zu halten, daß unter dem Druck des behördlichen Vorgehens jetzt die Ware nicht plötzlich nach auswärts verschwindet oder Bestrebungen sich geltend machen, die Zufuhren st o ck e n zu lassen. Als Abwanderungs gebiet für zurückbehalteue Fleischbestände kämen vor allen Dinge» andere Großstädte in Betracht; es dürfte sich also empfehlen, daß auch diese gelegentlich nach versteckten Waren Umschau halten ließen. Zu befürchten ist auch, daß die Verarbeitung zu Dauerware mehr um sich greift; hier bietet das Gesetz vom 14. Februar 1916 § 7 Ziffer 2 den Städten eine Handhabe, zu bestimmen, welche Fleisch- meiigen in frischem Zustande veräußert werden müssen. Auf einen Punkt glauben wir Hinweisen zu müssen. Wer die Anzeigen unserer großen Blätter liest, ist über rascht, welche Niesenmengen auch der verschie - densten Waren in einzelnen Händen aufge - stapelt sind. Um einige Beispiele aus nur einer Nummer eines großen Blattes zu erwähnen: Eine Firma bietet 5000 Kilo Blockschokolade, 10 000 Kilo Schokoladen puloer, 2000 Dosen Leberwurst, 10 Zentner Käse, jedes Quantum Mischobst, Pflaumen usw. an ; eine andere Firma bietet Marmelade, Schokolade und Seife „nur eu^ros an Selbstkäufer" an Eine dritte Firma bietet 25 000 Kilo Him beersaft, 3000 Kilo rohen Zitronensaft, 6000 Kilo einge kochten Zitronensaft, 6000 Kilo Dörrgemüse, 24 000 Kilo Milch schokoladenpulver an und erbietet sich zur Abnahme „jeden Postens" Schokoladenpulver, Dörrgemüse und Dörrobst, Fleisch- und Wurstkonserven. Ausfallend ist die merkwür dige Zusammenstellung; Blcckschokolade wird neben Leber wurst, Himbeersaft wird neben Dörrgemüse, Dörrfleisch und Schokoladenpulver offeriert.' Die Anbieter müssen Kapazi täten in der pfleglichen Behandlung und Lagerung so grundverschiedener Dinge sein, andernfalls müßte man annehmcn, daß ihnen, und was bedeutend schlimmer ist, unserer Nahrungswirtschaft ungeheure Nahrung s- werte verderben. Leider muh man aunehmen — viele Verkaufsgebote großer Mengen verdorbener Fleischwaren beweisen es —daß letzteres der Fall ist. Es bandelt sich um Niesenmengen, die da In einzelnen HÄi» den sich befinden, und deren Preis somit entsprechend reguliert werden kann — die meisten derartigen Offerten tragen den Vermerk: „nur gegen Höchstgebot". Hier liegt wirklich ein dringendes, öffentliches Inter esse vor, e i n z u s ch r e 1 t e n und die Monopol stellung bestimmter Großaufkäufer zu durchbrechen. Unter heutigen Umständen haben wir nicht das geringste Interesse daran, daß einzelne starke Hände zusammenkaufen, was uns allen nottut. Behörden und Preisprüfungs st eilen würden gut tun, di« Handelsteile der großen Blätter auf solche Anzeigen hin sich genauer anzufehen, und überall da in schärfster Weise einzuschreiten, wo es sich um Wahrung eine« öffentlichen Interesses handelt. N. E.