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Letzte Nachrichten. Die V-Boote auf der Wacht. Kopenhagen, 4. Mal. „Politiken" meldet au« Bergen: Der Tronthjemec Dampfer „Thore Jarl", nach England unterwegs, wurde am Sonntag «Ine Biertelmeile vor New Castle von einem deutschen O-Boot angehalten. Der Kapitän muhte die gesamte Lrbensmiltelladung über Bord wersen lassen. Die übrige Last durfte der Dampfer be- ballen. Wie der Papst von Italien behandelt wird. Amsterdam, 5. Mai. Der Papst Benedix X>. hat sich wieder veranlagt gesehen, gegen mehrere von der italie nischen Regierung begangene Verletzungen seiner Souoeräni- tätsrechte zu protestieren. Ls sind nämlich kürzlich mehrere Fälle vorgekommen, daß die Zensur Salandras Schriftstücke der „Acta Apostolicae Sedis", d. h amtliche Dokumente des päpstlichenStuhles, die an dieNuntiaturen versandt werden, behufs Ueberprüfung zurückhielt. Das gleiche Schicksal er fuhren mehrere Nummern des amtlichen Organs des Va tikans, „L'Asservatore Romano", weil sie einige bittere Be trachtungen über die Verschleppung der römisch-katholischen und griechisch katholischen Bischöfe Galizien» durch di« Ver bündeten Italien«, die braven Russen, enthielten. Mit Recht betrachtet der Papst dieses rücksichtslose Vorgehen der italienischen Zensur als einen weiteren Beweis für die Be einträchtigung der Freiheit des päpstlichen Stuhles. Die deutsche Antwort an Amerika überreicht. Die deutsche Antwort auf die letzte Nole der Bereinigten Staaten von Nordamerika ist am Donnentagnachmntag um 5 Uhr dem amerikanischen Botschaster Gerard über reicht worde". Nach deutschem diplomatischen Brauch wird d«r Inhalt Ler Note solange geheim gehalten, bis man annehmen kann, dah sie in Washington eingetrossen ist. Da« wird voraussichtlich im Laufe des heutigen Freitag der Fall sein, sodaß damit zu rechnen ist, dah heute auch di« Veröffentlichung erfolgt. Der Reichskanzler ist in zwischen aus dem Hauptquartier zmückgekehu und wird am heutigen Freitagoormittag dem Haushaltausschuß des Reichstag» nähere Mitteilungen über den Gang der Ver handlungen machen. Aus der sorgfältigen Vorbereitung, die dieser Antwort zuteil geworden ist, darf man, auch ohne ihren Inhalt zu kennen, vielleicht den Rückschluß ziehen, datz sie eine geeignete Grundlage ist, um die deutsch- amerikanischen Beziehungen endgültig zu klären und die Wiederholung eines ähnlich zugespitzten Notenwechse's für längere Zeit zu verhindern. Malvy spricht von Mut und Tapferkeit. Paris, 4. Mai. Havas berichtet: Aus Lahors wird gemeldet: Anläßlich der Sitzung des Departement-Rates hielt Malvy, der Minister des Innern, der zum Vorsitzen den gewählt wurde, eine Ansprache, in der er u. o. aus- führte: Wir folgen Schritt für Schritt mit unendlicher Rührung der Arbeit unserer heldenhaften Soldaten, die von den Vogesen bis an die Nordsee ihre Heldcnbrust zu einer unerschütterlichen Mauer machen, an welcher der Sturmlaus unserer Feinde zusammenbrechen wird. Wir teilen mit den anderen Völkern die Begeisterung, die durch den wunderbaren Mut und die Tapferkeit unserer Soldaten heroorgerufen wird. Die kommende englische Ministerkrisis. Mailand, 4. Mai. „Secolo" sieht voraus, daß außer Birrel noch weitere Minister zurücktrelen werden. Die Unruhen in Irland dauern trotz des blutigen Nieder schlagens der Dubliner Rebellion in der Provinz fort Die Schwierigkeiten des Kabinetts werden dadurch vertieft. Griechenland soll gezwungen werden! Bem, 3. Mai. „Tribuna" bemerkt zur Weigerung Griechenlands, die Serben durch griechisches Gebiet ziehen zu lassen, die Angelegenheit sei damit nicht erledigt, son dern die Entente werde genötigt sein, bei aller Achtung für die griechische Souveränität zu tun, was dis Vernunft des Krieges verlange. Griechenland werde gezwungen werden, den bitteren Kelch seiner Passivität bis zur Neige zu leeren. Der Ententerückzug gegenüber Griechenland. Lugano, 4. Mai. Eine Meldung des Mailänder „Corriere" bereitet das Publikum darauf vor, daß die Ver bündeten gegenüber der griechischen Weigerung, die Bahn für die serbischen Transporte benutzen zu lassen, den Rück zug antreten. Die Gesandten hätten keine neuen Schritte unternommen Griechische Politiker glauben, daß die Ver bündeten nicht aus ihrer Forderung bestehen, vielmehr die Tra, Sporte auf dem Seewege durch die Straße von Korinth vornehmen. Der englische Gesandte bezeichnete cs als aus- geschlosscn, daß die Verbündeten die Blockade anwenden, um Griechenland gefügig zu machen. Die griechischen Blätter melden, daß 23 000 Serben bereits auf den« See wege in Saloniki eintrasen. Ein Venizelos-Kandidat aaf Chios gewählt. Bern, 4 Mai Die Agence Havas meldet aus Athen: Bei der Ersatzwahl ans der Insel Chios wurde der venize- Wische Kandidat Choremis mit großer Mehrheit gewählt. Wettervorhersage. Zeitweise trüb, warm, Gewitterneigung. Unfreiwillige Muhe französischer Kohlenarbeiter. Paris, 4 Mai. Die Kohlenarbciter von Larmaur mußten am letzten Freitag wider Willen feiern, da Eisen- bahnmateiial für die Kohleniransporte fehlte und die Berg- werkrleitung deswegen die Kohlengewinnung einstellen ließ Aus Rache dafür erhoben sie entgegen einem früheren Be schluß den I.Mai zum allgemeinen Feiertag und verlangten auch Lohnerhöhurch. Zum Luftangriff auf England. Bern, 5. Mai. Wie der „Motin" andeutet, soll der Zeppelinflug über die Grafschaft York alle seine Vorgänger an Bedeutung übertrefsen. Namentlich die Zahl der Lustschisfe soll bedeutend größer gewesen sein, als früher. Bei dieser Gelegenheit stellt er fest, daß in den voran gegangenen 29 Lustschisfangrisfen im ganzen 326 Tote und 710 Verwundete in England zu beklagen waren. Genf, 5. Mai. „Petit Parißen" berichtet au» London: Die Schäden, welche der letzte Zeppelinangrisf auf die englische Ostküste verursacht«, sind in Yorkshire sehr groß Besonders ist die Stadt York schwer mitgenommen wor den. Unter der Bevölkerung entstand eine Panik, weil zwei Zeppeline beinahe s/4 Stunden unaushörlich die Stadt umkreisten. Ein „dringendes Ersuchen" an Schweden. Basel, 4. Mal. Verschiedenen schweizerischen Blättern wird gemeldet: Die Gesandten Rußlands, Englands und Frankreichs unternahmen am l. Mai einen gemeinsamen Schritt bei dem schwedischen Ministerium des Aeußern, indem sie neuerlich das dringende Ersuchen stellten nach Wiederzulassung der Durchfuhr von Kriegsmaterial über Schweden nach Rußland. Angesichts der von Prof. Stessen in der schwedischen Ersten Kammer Angebrachten Anfrage wegen der Be festigung der Alonds-Jnseln durch die Russen haben die Gesandten der drei Verbandsmächte einen wenig geeigneten Zeitpunkt für ihren „gemeinsamen Schritt" gewählt. Anweisung für rumänische Studenten in Deutschland. Jena, 4. Mai. Die rumänischen Studenten, die mili tärpflichtig sind und in Deutschland ihren Studien nach gehen, haben Anweisung erhalten, nur in Berlin die Hoch schule zu beziehen. Kehrt Großfürst Nikolaus zurück? Bukarest, 5. Mai Die „Minerva" meldet von der rufst scheu Grenze: In Veßarabien erhält sich hartnäckig da» Gerücht, daß der Zar beschlossen habe, den Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch wieder an die europäische Front zurückzurufen. Der Fall von Erzerum und Trapezunt habe den Namen des Großfürsten in der russischen Presse und in höheren militärischen Kreisen Rußlands wieder sympathisch gemacht. Ein hübscher Zuschuß zum Wirtschaftsgeld. Leisnig Zwei Zehntel der Prämie von 300 000 M. und des 3000 M -Gewinnes der K. S. Landesiolierie si-d nach Leisnig gekommen. Der hiesige Polizeisekretär und ein Schutzmann sind die glücklichen Gewinner. Die Folgen der riesigen Schiffsverluste. Rotterdam, 4 Mai. Mehrere der bedeutendsten engli schen Versicherungsanstalien lehnen, wie das Fachblalt „Fair Play" erfährt, infolge der riesiges Schiffsverluste weitere Kriegsversicherungen für Schiffs ab. Schwere Unruhen in Pittsburg. Lugano, 5. Mai. Der Spezialberichterstatter des „Se colo" meldet: In zahlreichen Mciallwerken Pittsburgs sind Streiks ausgebrochen. Die Truppen feuerten aus die Ar- beiter der Tompsonwerke, von denen 7 getötet und 20 verwundet wurden Daraus dehnten sich die Unruhen aus die ganze racheschwörcnde Arbeiterschaft aus. Der Gouverneur verlangte telegraphisch zwei Regimenter zur Unterstützung. Versenkt London. Der Schoner „Bernadotte" (486 BlUtto- regtstertonnev) iit am l. Mai im Atlantischen Ozean, ISO Meilen von dec nächsten Küste entfernt, durch ein feind liches Unterseeboot versenkt worden. Die 34 Mann der Besatzung entkamen in Booten. Der holländische Dampfer „Maaschaven" ist heute nacht flott gemacht worden und wird anscheinend nach der Themse geschuppt. Die Heimreise aus Schweden treten nächsten Sonnabend 10 Invaliden vom „Albatros", 2 Unterossiziere und 8 Mann, an, Durch ein Unterseeboot in Brand gesetzt, wurde der Leichter „Mar" aus Frederikstad, der vcn Sarpvporg mit Propps nach England unterwegs war. „L. 20." Stavanger. Das N T B. meldet: Oberst Johannsen ließ das Lnftschisf ,D. 20" von Soldaten beschießen, sodaß cs explodierte. Ls hatte nämlich insolge starken W'ndes größere Bewegungen zu machen begonnen und hätte, weil noch stark mit Gas gefüllt, leicht Schaden anrichten können. Die Explosion war sehr stark und weit hörbar. 2 Boots- schuppen gerieten in Brand. Fensterscheiben zersprangen Sparkasse zn Dippoldiswalde. G«ped!tions-Stunden: Sonntags: nur am letzten Som-'n- des Monats von >/-2—>/-4 Uhr, an allen Wochentagen von v'/> bis 12 Uhr und 2 bis >/-5 Uhr, Sonnabend, unu t rdw. e noi >/-4 bi» 2 Uhr. Gemeindeverband»- Sparkasse Schmiedeberg. Erpeblttonrrage: An allen Wochentagen bis Freitag von 8 bis l und 3—5 Uhr Sonnabends von 8-2 Uhr Botts-Bibliothek in Dippoldiswalde Bürgerschule (altes Gebäude, part, links). Jeden l. Wochen tag abends 7—8 Uhr geöffneet. Schickt die Weißeritz-Zeitung ins Feld! Vie Alandslnseln. Selt einiger Zeit betreibt Rußland mit allem Nach; druck die Befestigung der Alandstnseln in« Bottnischen Meerbusen. In Schweden betrachtet man diese Tätigkeit mit allergrößter Besorgnis, weil man durch sie eine Be einträchtigung der schwedischen Unabhängigkeit befürchtet. Dieser Tage gab der schwedische Relchstagsabgeordnete Professor Gustav Steffen dieser Besorgnis in einer ausführlichen Interpellation Ausdruck, die wir nachstehend zum Abdruck bringen. Wer die russische und englische Skrupellosigkeit bei der „Beschützung der kleinen Staats wesen" kennt, wird Steffen nur beipflichten können. Nach Feststellung der Aufsehen erregenden Tatsachen der russischen Befestigungen erktärte Steffen: Aland muß immer als eine russische Brücke nach Schweden betrachtet werden, die sich gegen die vitalsten Teile unseres Landes wendet. Vom befestigten Aland aus beherrscht maO außerdem das Bottnische Meer. In der jetzigen Lage ist dieser Umstand der wichtigste als Voraussetzung für eine russisch-englische Operation gegen Nordskandinavien, teils um freie Verbindung, teils um «in militärisches Zusammenarbeiten zu erreichen. Die Be festigungen auf Aland sind so angebracht, daß sie offensiven Zwecken dienen. Ihre Lage läßt keinen Zweifel darüber, daß es ihre Hauptaufgabe ist, die russische Militärherrschaft über das abgesperrte Bottnische Meer zu ermöglichen. Die Arbeit an den Batterien, Signalstationen und Flugplätzen wird Tag und Nacht betrieben. Zwei Befestigungen sind auf der nördlichen Seite Alands außer denen auf Danoe, drei auf der westlichen und südöstlichen Seite und zwei auf der Südseite angelegt worden. Dazu kommt eine perma nente Befestigung auf Utoe. Die gegen da» Bottnische Meer, Södra Kvarken und das Alandsmeer gerichteten Seiten der Inselgruppen sind also befestig*. Befestigte Häfen für Transportflotten und große Kriegsschiffe gibt es fetzt sowohl auf der nördlichen wie auf der südlichen Seite der Inselgruppe. Auf der westlichen in Mmie- hamn, und bei Marsund gibt es befestigte Häfen für Torpedoboote, die zugleich als Ausgangspunkt für Minen sperren quer über schwedische Territorialgewässer nach der schwedischen Küste dienen sollen, um so die Ostsee vom Bottnifchen Busen abzuirennen. Hierdurch ist die Lage in Wirklichkeit die geworden welche die schwedische Presse Ende Januar und Anfang Februar 1908 ein stimmig und nachdrücklich für das größte Un glück des Reiches erklärt hat. Das damals be fürchtete strategische Abschneiden Schwedens in der Mitte und die damals befürchtete Zukorkuug des Bottnischen Meeres sind jetzt verwirklicht. Es ist klar, drß Schweden in diesem Augenblick vor der unmittelbaren Gefahr steht, vielleicht für immer ein strategisches Ejistenz» Minimum zu verlieren, d. h. das Minimum an mili tärischer Bewegungsfreiheit und Fähigkeit, die Haupt stadt und Norrland wirksam zu verteidigen, was nötig ist, um politisches Selbstbesiimmungsvermögen zu haben. Der Staat, der dadurch, daß er der dauernden über mächtigen militärischen Bedrohung seiner Hauptstadt und eines ganzen Laudesteiles ausgesetzt ist, immer ge zwungen ist, einer geuisstn Macht gegenüber nachzu geben, kann nicht mehr eine wahrhaft neutrale Politik betreiben und kann nicht mehr erwarten, daß man ihn während des Weltkrieges und nachher als unabhängigen Staat behandelt. Es soll hier nur betont werden, daß Aland nicht eine russtphe Seefestung sein dar?, die während des jetzigen Weltkrieges und aller Wahrscheinlich keit nach auch nachher auf die gefährlichste Art Schwedens Hauptstadt und unsere kommerziellen und militärischen Seeverbindungen mit unserem nördlichen Landesteil be droht. Es muß unerschütterlich eine schwedische Forderung sein, daß Rußlands und Englands gemeinsamer Kampf! gegen Deutschland nicht so geführt werden darf, daß Schweden tatfächlich, wenn auch nicht formell, aus seiner Neutralität herausgezwungen und für alle Zukunft zu einer unvergleichlich schlechteren militärpolitischen und außenpolitischen Lage herabgedrückt wird als bisher. Am Anschluß an diese Tatsachen stellt Steffen an den Minister des Auswärtigen drei Fragen: erstens, ob er die Bedeutung der Alandslnseln wie Schwedens Volk und Regierung seit 1809 so hoch ein schätze, dah die Möglichkeit der Selbständigkeit Schwedens wesentlich erschwert werde, wenn Ruhland Aland in einen Stützpunkt für militärische Operationen verwandelt, zweitens, was die Negierung, wenn sie darauf nicht unbedingt mit „ja" antworten könne, zur Abweichung von dieser Ansicht habe bewegen können. drittens, wie der Minister die Lage für Schweden in bezug auf Aland beurteile, und was nach seiner Ansicht geschehen müßte, um schon jetzt während des Weltkrieges Schweden die Möglichkeit zu sichern, wirkliche Neutralität und seine vollständige politische Handlungsfreiheit zu be wahren." Man kann immerhin gespannt sein, was die schwe dische Regierung auf diese gewiß berechtigten Fragen zu antworten haben wird, um so mehr, da Rußland durch mehrfach besiegelte internationale Verträge verpflichtet ist, sich jeder Befestigung dieser Inseln zu enthalten. Aus aller Wett. -s- Feier der „Verfassung für das polnische Reichs« Am Mittwoch, den 3. Mat, fanden mit Genehmigung des Generalgouverneurs im deutschen Okkupationbgebiet Polens öffentliche Feiern statt zur Erinnerung an di« vor 125 Jahren an diesem Tage durch den pol nischen Reichstag beschlossene und vom König Stanis laus August genehmigte Verfassung für das polnisch« Reich. Besonders feierlich gestaltete sich diese Kund^ gebung in Warschau selbst, wo etwa 250 000 Menschen an den Festlichkeiten, die ohne iede Störung verliefen, teilnahmen. Um 12 Uhr mittags begab sich eine Word- nung des Festausschusses zum Generalgouverneur General der Infanterie von Beseler, um ihm für die Geneh migung zu dieser Feier im Namen Warschaus zu danken. Die Abordnung bestand aus dem Duma-Abgeordneten Lemticki, dem Prälaten Chelmicki, dem Fürsten Radziwill und Professor Pomorski. Seit dem Jahre 1815 war es das erste Mal, daß Warschau die Feier dieses Gedenktages in dieser Weise begehen konnte. Die russische Regierung hatte sie niemals geduldet.