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Welter nichts als Proteste. Amsterdam. Die Festlandausgabe der „Daily Ma>l" nieldel auf Grund von Gerüchten aus Athen vom 22. April, daß Griechenland bi» jetzt bei dem Bierverband 63 Pro teste wegen polililcher und militärischer Handlungen ein gelegt habe, davon tn der letzten Woche allein 6 an einem Tage. Verweigerte Audienz. Athen. General Mahon, der Befehlshaber der englschen Truppen in Saloniki, hatte durch den englischen Gesandten «ine Audienz beim König Konstantin nachgesucht, um mit diesem über die schwebenden Streitfragen zu beraten. Die Regierung teilte dem Gesandten mit, daß der König nicht in der Lage sei, General Mahon über militärische und noch weniger über diplomatische Fragen zu sprechen. England am Ende seiner Kraft. Au» militärischen Kreise erfährt die „Köln. Volksztg ": England ist militärisch fertig. Ls ist nicht in der Lage, den Franzosen mit nennenswerten Kräften zu Hilfe zu kommen. Das haben die veranwortlichen Minister dem Parlament mttgeteitl, dabei aber ängstlich die Parlaments- türen verschlossen, weil man das schwerbedrängten Ver bündeten nicht gerne sagt. Wieder ein englischer Gewaltstreich. Bern. Dem „Bund" wird aus Saloniki gemeldet: Englische Soldaten verhafteten im Eisenbahnzuge nach Seres den deutschen Konsul von Brahma, weil er der Spionage beschuldigt wird. Er wurde nach Saloniki geführt und auf einen englischen Dampfer gebracht. Wettervorhersage. Zeitweise trüb, zu kalt, trocken. Dublin ein Schlachtfeld. Dem „Berliner Lokal-Anzeiger wird aus Kopenhagen gemeldet: Die letzten Berichte aus Irland gehen dahin, datz den ganzen Fiestag und Sonnabend neue Truppen landungen statifanden. Der Augenzeugenbericht, den da; Ritzau-Bureau ausgesandt hat, schildert Dublin als regel rechtes Schlachtfeld mit Schützengräben in den Strahen und auf den Plätzen; Maschinengewehre und Feldkanonen sind in Tätigkeit, Reiieiadieilungen hauen auf die Be- völkeiung ein, die sich verzweifelt wehrt. Bon den Dächern werden Bomben gewoifen und Truppen stürmen mit Hurra auf die von den Rebellen besetzten Regierungs gebäude Die englischen Verluste. Die englischen Berlustetnden Aprilkämpfen, die zum Ent satz von Kut-el-Amara dienen sollten, müssen nach einer Meldung aus Konstantinopel mindestens aus 18—20 000 Mann geschätzt werden. Die Minengesahr. Amsterdam, I. Mai. Das „Handelsblad" meldet: Da» Dampfschiff „Drechterland" - passierte auf dem Wege vom englischen Kanal nach Pmuiden zur Schauwenbank und Scheuerungen nicht weniger als 33 Minen. JnPmuiden angekommene Dampsschisferboole melden, daß auf der Höhe von Scheveningrn 12 Minen ganz nahe beieinander liegen. Durch das vor Pmuiden liegende Dampslolsenboot wurden wiederum 2 treibende Minen unschädlich gemacht. Der Aufruhr in Irland. Mailand, 30. April. „Lorriere della Sera" meldet aus London: Die Negierung behauptet, die Aufständischen seien umzingelt und ihre Niederwersung sei nur eine Frage der Zeit. Maxwells ägyptischer Rekord garantiere den Erfolg. Die Bedeutung des Falls von Kut-el-Amara. Konstantinopel, 30. April. Der Fall von Kut-el-Amara wird sich schnell bei allen Stämmen in Arabien, Persien und Afghanistan, vor allem in Indien verbreiten und allen diesen Völkern die unerhörte Niederlage der engli schen Waffen verkünden. Die Bedeutung von Kut-el-Amara liegt eben nicht in den 13300 Mann, die dort gefangen wurden, sondern darin, datz England den Entsatz trotz des ungeheuren Einsatzes an Gut und Blut und trotz aller ihm zur Verfügung stehenden Hilfsmittel nicht hat be wirken können. Datz es sich erneut hat vor den Waffen der Türken beugen müssen, damit ist der englisch m Macht vor der Welt des fernen Ostens ein vernichtender Schlag versitz!. Außerdem bezeichnet die Niederlage von Kut-el- Amara den Zusammenbruch der wettschaucnden Pläne auf Bagdad und darüber hinaus. Die Novelle zum Vereinsgesetz. Berlin, I. Mai. Die vielbesprochene und lang erwartete Novelle zum Bereinspesttz (Rechtsstellung der Gewerk schaften) ist, wie das „Berl Tagebl." erfährt, nunmehr sertiggestellt; sie wird schon in den nächsten Tagen an d,n Bundeerat gelangen und vermutlich noch in dieser Woche dem Reichstag vorgelegt werden. Deutschland — Amerika. Berlin. Der ..Lokal-Anzeiger" schreib!: Die Beratungen über die Antwort an Amerika sind noch immer nicht zum Ab'chlutz gekommen. Der amerikanische Botschafter Gerard hält sich noch immer im Haupiqnartier auf, wo er, wie zu erwarten war, vom Kaiser zur kaiserlichen Tafel zu- gezogen wurde. Auch in militärischer Hinsicht dürfte der Boischaster manches zu sehen bekommen haben. London. Der New Parker Korrespondent der „Times" meldet unterm 28. April: Aus der deutschen Botschaft ist man immer noch optimistisch gestimmt. Aber dieses Ge fühl wird von dem Mini terium des Aeuhern nur schwach erwidert. Die Deutschen versuchen offenbar, Zeit zu gc- winncn.iZ Sie überschwemmen dir amerikanischen Zeitungen mit Versicherungen, datz der deutsche Kaiser und Bethmann- Hollweg einen Bruch mit den Vereinigten Staaten ver meiden wollen. Diese Versicherungen sollen di« öffentliche Meinung für «ine Verständigung vorbereiten. Beamte de« Ministerium» des Aeutzeren erklärten, datz Präsident Wilson nicht zu einer Verständigung gelange. Da» „Providentia Journal" veröffentlicht einen aus führlichen Bericht über eine Konferenz der Kapitäne der internierten deutschen Dampfschiffe mit Beamten des deut schen Konsulats, in der beraten wurde, was zu tun sei, im Falle eines Kriegszustandes zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten. Genf. Der Lyoner „Progreß" neidet au» Madrid, Graf Romanone» hätte vorgestern mit dem Gesandten der Bereinigten Staaten, Willard, eine lange Unterredung gehabt, über die große Zurückhaltung beobachtet werde. Der spanische Ministerpräsident, der Kriegsminister und der Minister des Innern berieten mehrere Stunden lang über die Internierung der aus Kamerun entwichenen Deutschen. Man glaubt, daß die Offiziere und Mannschaften in Prooinzstädlen unterge bracht werden. Irland. Amsterdam. Die Truppen, die General Maxwell gegen die Aufständischen in Dublin heranführt, erhielten nach Londoner Berichten in oller Eile Verstärkungen. Dublin sei eingeschlossen, um Zuzug aus den umliegenden Bergen zu verhüten. Als Leiter des Ausstandes gilt der Arbeiter führer Connelly. Die „Times" rät, die Bewegung äußerst ernst zu nehmen. Das Blatt fürchtet da» böse Beispiel, das Ir land gibt. Rotterdam. „Daily Mail" erfährt von ihrem irischen Sonderberichterstatter, daß die Senn-Feiner am Ostermon- taa das Sprengstofflager bei Blesiington plünderten und Dynamit in Automobilen nach Dublin führten. Die Anzahl der Toten und Verwundeten, auch fried- licher Bürger, ist sehr groß. Der Widerstand gegen die Truppen ist überaus verzweifelt. Wie Deutschland Neutrale behandelt. Amsterdam. „Handelsblaad" schreibt: Das Anfang November durch ein unbekanntes Schiss, das mit gedämpften Lichtern fuhr, aus der Nordsee überfahrene Dampsboot „St. Nicola" au» Ymuiden, welches später schwer beschädigt tn sinkendem Zustande von einem deutschen Torpedoboote aufgesunden und nach Hamburg gebracht wurde, ist, nachdem es fast 5 Monate in Ham burg lag, nach Pmuiden zurückgekehrt. Das Fischerboot hat seinen schweren Schaden auf der Hamburger Werft ausgebesert und wird wieder für die Fischerei klar gemacht. Ein großer Brand vernichtete in Cherbourg die Fabrik von Mielles, eine Zweigniederlassung der Firma Creuzot. Nord-Epirus wurde in die griechische Zivilverwaltung übernommen und in die zwei Bezirke Koritza und Argyrokastro geteilt. Italienisches Unbehagen. Lugano, 1. Mai. Das Unbehagen der Italiener über die irischen Vorfälle wird noch vertieft durch den Fall oon Kut el Amara, der peinlichstes Aussehen erregt, ob- gleich gemäß d-m von London aurgegebenen Stichwort die Kapitulation vorauszusehen war und sür die Gesamt- lage als unwichtig erklärt wird. Aus Lissabon wird gemeldet, daß aus dem einzigen österreichischen Dampfer, der auf dem Tajo ankerte, die portugiesische Flagge gehißt wurde. Versenkt London. Lloyd meldet: Der englische Dampfer „Teal' ist versenkt worden. Er war unbewaffnet. Der norwegische Dampfer „Mod" (664 Tonnen) ist ge sunken. Amtlicher englischer Bericht. Die Lage in Dublin ist befriedigender. Im Lands bleibt noch viel zu tun. Aber der befehligende Offizier bösst, daß drr Ausstand zusammengebrochen ist. In Dublin habin sich die Aufständischen in den Hauptbollwerken aus freien Stücken ergeben. Bis j-tzt sind 707 Personen ge fangen genommen worden. Die Rebellen halten noch Ennisrorth in der Grafschrft Wexiora besetzt, wohin eine Truppenabtcilung abging. Der dortige Führer ist nach Dublin gesahren, um sich eine Bestätigung der Botschaft, sich zu ergeben, zu holen. Inzwischen herrscht Waffen stillstand. Auch Aihboucne hat zu diesem Zwecke eine Abordnung nach Dublin geschickt. Calwoy soll für die Aufständigen auch verloren sein. In den übrigen Bezirken ist die Lage norm'!. Schutz der französischen Küste. Genf, 1. Mai. Zum besseren Schutz der flanzösischen Küste gegen die deutsche ist-Boot-Gefahr wurde ähnlich den bereits in Le Haare, St. Nazaire nnd Marseille bestehen den Kommandos jetzt auch in den Häsen von Calais, Boulogne, Dieppe, La Roche und Bordeaux selbständige Marinekommandos unter dem Befehl höherer Offiziere errichtet. Aus dem Reiche. -s- Zur Bekämpfung der Lebensmilkekkeuerung. Die im Verkehr mit Lebensmitteln herrschenden Uebelstände haben den Minister des Innern veranlaßt, erneut darauf hinzuweisen, daß die Polizeibehörden verpflschtet sind, da» Publikum gegen Ausbeutung und Uebervorteilung beim Ein kauf von Lebensmitteln wirksam zu schützen. Im Besonderen wird in dem Erlaß auf Vie maßlosen Prelssorverungen für solche Artikel d/s täglichen Bedarfs, für welche keine Höchstpreise bestehen, hingewiesen, sowie auf das auffällige plötzliche Verschwinden von manchen Lebensmitteln aus den Verkaufsstätten, sobald Begrenzung der Verkaufspreise angeordnet Ist. Die gesetzgeberischen Handhaben zum Ein schreiten sind den polizeilichen Organen in den Gesetzen und Verordnungen über Höchstpreise, Wucher, Entfernung unzuverlässiger Personen vom Handel u. a. m. ge geben. Ein voller Erfolg in der Anwendung dieser Vor schriften kann nur durch ein verständnisvolles Zusammen- arbeiten der Gemeindevorstände und Polizeiverwaltungen erzielt werden. Die Aufsichtsbehörden sind angewiesen, in diesem Sinne die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Diese durch den preußischen Minister des Innern er lassene Verlautbarung ist mit großem Dank zu begrüßen. Hoffentlich hat sie vollen Erfolg. Die Zustände auf dem Lebensmittelmarkte waren nachgerade aber auch geradezu trostlos geworden. Am deutlichsten geht das wohl daraus hervor, daß ein so zahmes Blatt wie der „Tag",. das häufig als halbamtliches Sprachrohr benutzt s wird, einen überaus scharfen, aber zutreffenden Artikel über die Lebensmittelverteilung veröffentlichte. Seine Kritik wendete sich vor allein gegen das Reichsamt des Innern, das in letzter Linie die Verantwortung für die Maßnahmen auf diesem Gebiete trägt, In dem Ar tikel heißt es, diese zuständige Reichsstelle habe es nicht; verhindert, „daß fast alle Nahrungsmittel auf reich- lich das Dreifache des früheren Preises empor- gewuchert worden" seien. Es sei nicht wahr, daß dies unabwendbare „Kriegspreise" seien. „Es wird scham los gewuchert in deutschen Landen mit den Lebens notwendigkeiten, und gegen diesen Mißstand ist der Re gierung ein Erfolg versagt geblieben". Zu dem oben mitgeteilten Erlaß des preußischen Ministers des Innern nimmt der „Tag" im wesentlichen zustimmend Stellung und bemerkt dann zu ähnlichen Erlässen des Ober kommandos in den Marken und des Polizeipräsidenten v. Iagow, die vor allem eine Mitwirkung des Publikums verlangten: „Wir müssen gestehen, daß uns diese Meinungskund- gebuug nicht ganz bedenkenfrei erscheint, nicht recht ge- nügt. Das mutvolle Eintreten des Mannes oder der- Frau für ihre Beschwerde tn Ehren! Aber das ist hier nicht der entscheidende Punkt. Die Sache der geregelten Volksernährung im Kriege ist zu wichtig, als daß man die Verfolgung und Aufdeckung von Mißständen davon abhängig machen dürfte, ob irgend jemand eine Anzeige erstattet, ob er sie mit seinem Namen unterzeichnet, ob er persönlich in diesen Kampf der Untersuchung eintreten will. Viele Ehre dem, der es tut, denn er fördert das öffentliche Wohl! Aber auch wo es nicht geschieht, ist es Pflicht der berufenen Be hörden, diesen Kampf o o n A m ts w e g e n z u führen. Was das Publikum sieht, kann diePolizei auchsehen, und sie sollte ihre fähig st en Beamten aufbieten, diese ganze Kamorra des organisiertenLebensmittel- wuchers zu entlarven. Nicht nur die klei nen Diebe hängen, sondern vor allem die dahinter stehenden großen! Wenn wir den Krieg gewinnen wollen, muß das Volk leben und blühen, und wir können unseren Sieg nicht davon abhängig machen, auf welchen Verdienst mancher rechnet, ehe er die Nahrungsmittel herauszugeben geneigt ist." Sehr richtig I Anfälle von Fabrikbesuchern. Besichtigungen von Fabriken oder sonstigen Betrieben sind häufig. Dabei sind Unfälle schon vorgekommen, und es ist die Frage auf getreten, ob der Fabrikbesitzer für solche Unfälle aufzu kommen hat. Am 28. Oktober 1915 hat das Reichsgericht, wie uns von den Aelteslen der KauHnannfchaft oon Berlin mitgeteilt wird, in einer Entscheidung den Unternehmer für haftbar erklärt. Bei der Besichtigung eines Kaliberg werks war ein Besucher durch eine Explosion getötet mor den. Funken einer Magncsiumfackel, die der Fahrhäuer hielt, waren in eine Holzkiste gelangt, die mit Spreng salpeter gefüllt war. Das Reichsgericht führt aus: Bei der Führung muß der Unternehmer für die körperliche Sicherheit der Gäste Sorge tragen. In vorliegendem Falle durfte die Magncsiumfackel nicht in die Nähe oon Sprengstoffen gebracht werden- Die Bergwerksoerwaltung hatte die Verpflichtung, Anordnungen zu treffen, zumal Besuche von Fremden gar nicht so selten vorkamen. -s- Eine AmUcalverteilungsstelle sür Soda. In weiteren Kreisen ist in der letzten Zeit wiederholt, insbe sondere im Hinblick auf die Glasindustrie, von einer Be schlagnahme der Soda die Rede gewesen. Eine derartige Beschlagnahme ist bislang nicht angeordnet worden. Da indes die Sodaproduktion nicht ausreicht, um bei den z. T. gesteigerten Anforderungen den Bedarf in vollem Umfange zu decken, so muh eine gewisse Einschränkung der Lieferung erfolgen. Uni eine den Interessen der Ver braucher möglichst gerecht werdende Beiteilung sicherzu stellen, ist die Errichtung einer Zentralverteilungsstelle für Soda in Aussicht genommen, die in Verbindung mit Vertrauensleuten der einzelnen Verbi auchergruppen die Zuteilung regeln soll. Es steht zu erwarten, daß es auf diese Weise gelingen wird, eine tiefere Schädigung ein zelner Industrien zu vermeiden. (W. T.-B.1 -s- Anmeldepflicht ausländischer Margarine. Ver- > schiedene Vorkommnisse haben der Zentral-Einkauf-Geiell- schaft Abteilung 12, Margarine-Einfuhr, Berlin SW 7, Unter den Linden 68 n Veranlassung gegeben, darauf hin zuweisen, daß laut der Verordnung des Herrn Reichs kanzlers vom 12. Januar 1916 sämtliche aus dem Aus lande eingesührte Margarine der Zentral-Einkauss-Ge- jellschaft m. b. H. Abteilung 12, Margarine-Einsuhr, , Berlin NW 7, Unter den Linden 68 a abzuliefern ist. Eine Urenkelin Bismarcks geboren. Rittmeister Rudolf von Bredow, der zurzeit in einem Kürassier-Regi ment steht, und seine Gemahlin Hannah, geborene Gräfin von Bismarck-Schönhausen, zeigen, der „Voss. Ztg." zu folge, die Geburt einer Tvchter an. Hannah von Bredow ist die älteste Tochter des ,'erstorbenen Fürsten Herbert von Bismarck.