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ö Alte Fritz abgeaeben von denen Bücher be- mit die die des Ein hält die Bild von seinen Ausgaben; doch hat der viele Bücher an die königliche Bibliothek oder sonst verschenkt. Von den verschiedenen Buchhändlern, er neben seinen literariscl)en Agenten die gäbe, von der er bereits 1753 selbst einen Auszug hat drucken lassen, und antwortet ungehalten: „Wenn ich von Herrn Pitra Polybius verlange, dann will ich nicht den Polybüis von Folard, den ich sehr gut kenne; wenn er mich in Zukunst nicht besser bedient, so soll er wieder zu seinem Lehrmeister zurückgehen, an den ich mich wenden werde, um ihm zu besetzten, meine Aufträge aufmerksamer auszuführen." Pitra mußte manchmal auf seine Bezahlung warten; so wurde ihm in einem Kabincttschreiben vom 17. De zember 1784 mitgeteilt, die Bezahlung der schuldigen 1003 Taler werde bei des Königs Anwesenheit in Berlin zu Weihnachten erfolgen. Aber als der König zu Weih nachten nach Berlin kam, wurde auch nicht bezahlt, und Pitra hatte bereits die Hoffnung aufgegeben, als am ersten Weihnachtsfeiertag, morgens um 5 Uhr, heftig bei ihm geklopft wurde. Ein Bote des Königs brachte eine Rolle mit 50 Talern. Wie der Kammerdiener Schöning erzählt, war er um 4 Uhr aufgewacht und hatte den Diener gefragt: „Ist nicht heute ein Fest?" Und als er hörte, es sei Weihnachten, rief er aus: „Ach, mein Gott, und mein armer Buchhändler har vielleicht nicht die Mittel, um seinen Kindern eine kleine Ueber- rajchung zu bereiten, während ich sein Schuldner bin!" L. L. Ausgabe von Durand und durchaus nicht alten Schwätzers Casriklon." andermal will er einen Polybius haben, er- sechsbändige, von Folard kommentierte Aus ¬ zu seinem geistigen Eigentum; er liest mrt groyer per sönlicher Anteilnahme und bisweilen mit solcher inneren Erregung, daß er zu Tränen gerührt wird. Besonders bei Racine muß der Vorleser öfters aufhörcn. „Ich kann nicht weiter," sagt er, „dieser Racine zerreißt mir das Herz." Eine besondere Eigentümlichkeit des Alten Fritz war das Auswendiglernen großer Stellen, ja ganzer Bücher. Aus seinen Reisen im Wagen prägte er sich gute Stellen aus den antiken Klassikern und den franzö- schen Tragikern ein, um sie sich zu eigen zu mac!)en, und findet darin große Freude und Befriedigung. Manchmal freilich „stuckert" der Wagen so, daß er nicht einmal lesen kann. Folianten und dickleibige Bücher konnte er nicht leiden; er beschuldigte die Deut schen der Geschmacklosigkeit, weil sie so riesige Wälzer produzierten, und zog handliche Oktavausgaben allen anderen vor. Auf Einbände legte er großen Wert; d:e meisten seiner Bücher sind in roter Maroquinlcder mit Gold schnitt gebunden. Der sonst so sparsame Herrscher hat für seine verschiedenen Bibliotheken große Aufwen dungen gemacht; die sich aus den Schatullrechnungen ergebenden Gesamtsummen von 20963 Talern, 11 Groschen für Anschaffung und 13 003 Taler, 22 Groschen für Einbinden der Bücher geben noch kein vollständiges zog, ist er bis ans Lebensende nur einem, Pitra, treu geblieben; die andern bekamen wegen zu hoher Preise keine Aufträge mehr. Aus den eigenhändigen Bestellzetteln, die der Alte Fritz nach Berlin schickte, ersieht man, welch hohen Wert er auf bestimmte Aus gaben legte. Als' ihm Pitra z. B. eine im Decker- schen Verlage erschienene Ausgabe der Akademiker von Cicero schickt, schreibt er entrüstet zurück: „Wenn ich die Akademiker: von Cicero verlange, so meine ich da Der Alte Artz und seine Bücher. (Nachdruck verbalen.) Unter den im herrlichsten Schmuck des reifen Ro koko prangenden Gemächern des Schlosses Sanssouci ist doch wohl die kleine Bibliothek der menschlich er greifendste Raum, weil hier noch der Geist des Großen Königs um die prächtigen Maroquinbündc zu schweben scheint, die einst beS Alten Fritz liebste Freunde ge wesen. Wohl selten hat ein Mensch, noch seltener ein Herrscher, so innige Beziehungen zu seinen Büchern gehabt, wie Friedrich der Große. Das geht aus seinen Briefen und Gesprächen hervor; cs wird uns aber erst jetzt so recht eindringlich und anschaulich vor Augen geführt durch eine große abschließende Publikation des Hansbibliothelars des Kaisers, Tr. Bogdan Krieger, der vor kurzem unter dem Titel „Friedrich der Große und seine Bücher" im Verlage von Giesecke und De vrient den König als Bibliophilen schildert und einen Gesamtkatalog seiner Bibliotheken darbietet. Friedrich, der so gern seine Bücher sein Spielzeug, seine „Kiudcr- klapper" nannte, war im Grunde indessen kein Biblio phile, der Seltenheiten und besondere Ausgabe:: sam melte, sondern die Bücher waren ihm in erster Linie Mittel zum Studium; er wollte sie nicht bewundern, sondern lesen, und er hat manck>e so oft vorgenommen, daß sie einen stark benutzten Eindruck machen. Bücher und Lesen waren ihm die Trostspender in allen Traurig keiten, wenn die wankelmütige Kriegsgöttin ihn zu verderben drohte, wenn irgendein LeÜ> die zart emp findende Seele des Herrschers tief niederdrückte. Hätte er seine Bücher nicht, so schreibt er einmal an d'Argnes, dann fürchte er, seine Hypochondrie könnte leicht in Geisteskrankheit ausarten. Besonders Lucrez, der Philosoph Seneca, der Weise auf dem römischen Kaiscrthron Marc Aurel, die Kunst Racines sind ihn: tröstende Freunde, deren Hilse nur ganz selten versagt. Auf seinen Kriegszügen hat er stets eine Feldbibliothek mit sich; im Winterquartier vergräbt er sich in seine Büchcrhaufen und vergißt das Abendessen über seiner Lektüre bis tief in die Nacht. Sein Zelt gleicht, wie er selbst einmal an Jordan schreibt, „mehr der Wohnung eines Philosophen als die Tonne des Diogenes oder die Kammer von Leibniz". Als in der Schlacht von Soor seine Bücher mit seinem ganzen Gepäck verloren gehen, bittet er zwei Tage später um eine gute Oktavausgabe von Boileau mit Anmerkungen, um Bossuets Geschrchtswerk, um die Reden von Cicero und Demosthenes, um einen französische:: Lucian, um eine Voltaire-Ausgabe und noch um eine lange Reihe anderer Bücher. Auch in den Siebenjährigen Krieg muß man ihm immer wieder neue Werke nachsendon. Aus den noch unveröffentlichten Briefen seines Vorlesers de Catt läßt sich das nachweisen. So liest er z. B. mit großen: Eifer die 40 Bände Kirchengeschicyte von Fleury durch, und während des bayerischen Erbsolgckrieges vertreibt er sich in Silberberg den ganzen Tag mit Lektüre, so daß er u. a. täglich einen Band der „Römischen ^Re volutionen" von Vertat „verzehrt". Dabei liest er sehe genau, macht das Gelesene durch umfangreiche Auszüge, durch wiederholte Lektüre und Besprechungen Denkwrruli ledy! äu. lab äim'r niciu dcuiiben: brnn cl.i Mange: Hit,: rum linden; li-nnp rück nnd'1 vem leb! belnien, tz-Ng: äu anäern gem verreiben.