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(Nachdruck verboten.) tun, was Sie von vornherein hätten tun sollen — sas heißt, Sie werden die bescheidene Gastfreundschaft an» nehmen, die Ihr Vaterhaus Ihnen unter den obwal tenden Umständen zu bieten vermag." Und jetzt fügte sie sich in der Tat, wenn auch mit sehr betrübtem Gesicht, in das Unvermeidliche. 4. Kapitel. Erklärungen, die nichts erklären. „Wenn ich nur begreifen könnte, warum sie mich ! nicht eingelassen haben!" sagte Margarete, als sie wieder in dem dunkel getäfelten Speisezimmer standen. „Wäre es denn möglich, daß Sie recht gehabt hätten, und daß Betty wirklich an einen Geist geglaubt hätte? Sie sind doch sonst nicht abergläubisch. Und von einem Geist im Heidehause hat bis jetzt noch kein Mensch etwas gehört." „Morgen früh nach acht Uhr werden wir uns be mühen, dem Geheimnis auf den Grund zu kommen. Für heute ist es zum Kopfzerbrechen und zu langen Erörterungen nun in der Tat zu spät geworden. Ge dulden Sie sich nur fünf Minuten, dann wird oben alles zu Ihrer Aufnahme bereit sein, und Sie haben bis in den Hellen Tag keine Störung mehr zu fürchten." Die fünf Minuten waren noch kaum vorüber, als er zurückkam. Zum zweitenmal wünschten sie ein ander eine „Gute Nacht!" und Robert Arenberg lauschte auf den Klang der leichten Mädchenschrilte, die sich nach obenhin verloren. Er hörte, wie sie die Tür hinter sich schloß, aber er wartete vergebens auf das Knirschen des Schlüssels oder das Knacken des vorge schobenen Riegels. „Wie es scheint, bin ich nun glücklich in dem be neidenswerten Alter angelangt, wo man ohne weiteres das Vertrauen der kleinen Kinder und der jungen Mädchen gewinnt", sagte er vor sich hin, und ein etwas wehmütiges Lächeln huschte dabei um seinen ernsten, fast herrischen Mund. „Nun, am Ende ist auch das etwas wert." Er legte sich die Kleidungsstücke zurecht, die er aus dem abgetretenen Schlafzimmer hervorgeholt hatte, und streckte sich auf das altväterische und etwas unbequeme Ruhebett im Bibliothekzimmer, wo er sehr bald fest und ruhig eingeschlafen war. Schon um fünf Uhr war er wieder munter und machte seine Morgentoilette, ängstlich darauf bedacht, jedes Geräusch zu vermeiden, das den Schlummer seines jungen Gastes hätte stören können. Es ging etwas langsam vonstatten, denn die geringe Beweglichkeit seines linken Armes bildete bei Roman von L. Waldbröl. ' td. Fortsetzung.) ( das ist in Langenhagen nicht zu be- fürchten — am allerwenigsten in dieser Stunde. Wenn Sie nur die Liebens- Würdigkeit haben wollten, mir in den Vorplatz hinauszuleuchten, damit ich f-Xs- meinen Staubmantel anziehen und meinen Hut aufsetzen kann. Denn in diesem Aufzuge möchte ich nicht gerne fortgshen." Ihre männliche Kleidung schien ihr mit einemmal sehr peinlich geworden zu sein. Rasch schlüpfte sie an ihm vorüber, und sie duldete nicht einmal, daß er ihr beim Anlegen des Mantels behilflich war. Aber als sie fertig dastand, wandte sie ihm wie in einem raschen Entschlusse ihr reizendes Gesichtchen zu und sagte tapfer: „Lassen Sie mich Ihnen noch einmal für Ihr Ver halten danken, mein Herr! Ich werde Ihnen das nicht vergessen! Aber ich möchte freilich gern wissen, wem ich für diese Freundlichkeiten verpflichtet bin." „Ich werde nicht versäumen, mich Ihnen morgen in aller Form vorzustellen und Ihnen mit allen etwa gewünschten näheren Auskünften über meine Person zu dienen. Für jetzt wollen wir uns mit derartigen Feierlichkeiten nicht länger aufhaltsn." Sie gab sich zufrieden, obwohl sie diese Ablehnung ebenso merkwürdig finden mochte wie sein früheres Verlangen. Mit einem freundlichen „Gute Nacht l" ver abschiedete sie sich an der Gartentür von ihm und eilte den Hügelweg hinunter dem nahen Dörfchen zu. Es war hell genug, daß er ihre Gestalt mit den Augen verfolgen konnte, bis sie ihr Ziel, das Häuschen der Frau Jürgensen, erreicht hatte. Und durch die tiefe stille der Nacht vernahm sein scharfes Ohr sogar, wie sie an das Fenster klopfte, erst sehr bescheiden und leise, dann immer stärker, ohne daß sich doch irgendetwas in dem Häuschen geregt hätte, oder daß ein Fenster er hellt worden wäre. Wohl fünf Minuten lang wieder holte sie ihrs vergeblichen Versuche, dann gab sie das ftuchtloje Bemühen auf, und Robert Arenberg sah, wie sie langsam und zaudernd wieder zum Heidehause emporsiieg- „Niemand hat mich gehört, oder es hat mir doch wenigstens niemand aufgemacht", sagte sie sehr klein laut und bekümmert, als sie das Gartentor erreicht hatte. „Was, um des Himmels willen, soll ich nun beginnen?" „Ich habe es Ihnen ja vorausgesagt", erwiderte er, obwohl er in Wahrheit durch das sonderbare Ver halten der beiden Frauen selbst einigermaßen über rascht worden war. „Und nun werden Sie natürlich