freien Sonatenform angepaßt wurden. Nach diesem Prinzip ist die Ouvertüre zum „Freischütz“ geformt worden: Einer langsamen Einleitung folgen die zwei gegen sätzlichen Themen der höllischen Mächte und der reinen Liebe Agathes. Beide Themen werden — ähnlich der klassischen Durchführung — verarbeitet, eine Reprise (Wiederholung der Themenaufstellung) ist zu erkennen, und auch die Coda (Schluß teil) fehlt nicht: Der strahlende C-Dur-Schluß nach der mit Spannung erfüllten Generalpause. Die kurze achttaktige Einleitung mit der volksliedhaften, verinnerlichten Hörner melodie schildert uns das geheimnisvolle Rauschen des Waldes, den Frieden der Natur, der bald durch drohende Schläge (Pauken und Bässe) gestört wird. Der wilde Jäger wird angekündigt, Samiel, die Wolfsschlucht, kurz: Das Böse, wie es uns in der großen Arie des Max mit den Worten geschildert wird: „Doch mich umgarnen finstre Mächte. Mich faßt Verzweiflung, foltert Spott!“ Danach ertönt als Kontrast ein hoffnungsvolles, lichterfülltes Thema (Geigen und Klarinetten), das in einer Arie der Agathe wiederkehrt und im Finale zu den Worten erklingt: „Laßt uns zum Himmel die Blicke erheben!“ Noch versuchen die dämonischen Mächte des Bösen die Oberhand zu gewinnen. Vergeblich! Die Kraft eines liebenden Herzens ist stärker! Licht, Freude, Zuversicht triumphieren über die Kräfte des Verderbens. Wie in der Freischütz-Ouvertüre die Elemente der klassischen Sonatenform mit romantischer Poesie durchdrungen werden, das ist von Weber meisterhaft gestaltet worden. Wenn eine Ouvertüre die Bezeichnung „Meisterwerk“ verdient, dann die zum „Freischütz“ vor allen anderen! Von 1892 bis 1895 arbeitete Antopin Dvofäk als Konservatoriumsdirektor in Amerika. Zu den ersten Werken, die er dort schuf, gehörte die bekannte Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, abgeschlossen wurde die „amerikanische Periode“ Dvofäks mit dem „Konzert für Violoncello und Orchester“, das in der Zeit von November 1894 bis Februar 1895 in New York niedergeschrieben wurde. Nach seiner Rück kehr in die Heimat überarbeitete Dvofäk den letzten Satz. Im Juni 1895 wurde das Werk endgültig beendet. Die Uraufführung fand unter der Leitung des Komponisten 1896 in London statt. Solist war Leo Stern. Zeit und Entstehung des Cellokonzertes sind untrennbar mit Amerika verbunden, doch Inhalt und Aussage lassen eine so starke Sehnsucht nach der Heimat ver spüren, daß eine Lösung von der Fremde notwendigerweise folgen mußte. ln einer Orchestereinleitung werden uns die Themen des ersten Satzes vorgestellt. Von besonderer Schönheit ist die innig-beseelte Liedweise (2. Thema), von der Dvofäk beim Wiederhören jedesmal so beeindruckt wurde, daß er (zitiert nach einem Briefe) „in Erregung geriet“. Ungewöhnlich kurz die Durchführung, in der nur das erste Thema verarbeitet wird. In der Reprise erklingen die Themen in umgekehrter Folge. Doch diese formalen Dinge dominieren nicht. Im Vorder grund steht die inhaltliche Aussage: Vom Ausdruck elegischer Verhaltenheit bis zur pathetischen Gefühlsgeste spannt sich der Bogen Dvofäkscher Empfindun gen, die nie gekünstelt und gesucht scheinen, sondern unmittelbar erlebt, echt und menschlich.