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KinSt. mir und alte mattuug, stand er spenden Linden vom flimmernden in goldiger Fülle höre er nicht zu Dentrsprucb. Drum aut lür äcullcke kbre, Nu laplcier keulsqelcblcchl! vcr belle Schlick ckcr Heere Hechl dülerlanä unck kecht. und allein, wie in einer großen Er- gegen den Stamm einer der schatten- gelchnt, deren vollaubige Krone Sonnenlicht des heißen Augusttagcs überstrahlt war. Es schien, als ge ben in erregt Plaudernden Gruppen in seinen großen, dunklen Augen war für ein paar Sekunden geschwunden und hatte einem harten Auf leuchten Platz gemacht. In Hast kam er näher trat in das Glied, um dann gleich wieder in die Interesselosigkeit zurückzusinken. „Sind Sie krank?" fragte der Feldwebel. „Nein, Herr Feldwebel." „Na, dann 'n bißchen mehr Leben, bitt' ich Feldmütze in wie zur Abwehr erhobenen Händen, als wolle er alles von sich schleudern und im nächsten Augenblick davonstürmen. Alles um ihn her schien ihm versunken. Er glaubte sich allein in einem weiten, öden Raum und sah nur das Grau der Bekleidungs stücke, dieses stumpfe, tote Grau, das ihn ivie das Antlitz eines Gestorbenen deuchte. Der harte Anruf des Kammerunteroffiziers ließ ihn zusammenzucken. „Was ist denn mit Ihnen los?" hörte er. „Wollen Sie Löcher durch die Hosen gucken? Der Deubel eins! Vorwärts, ziehen Sie die Sachen an! Wir haben wahrhaftig keine Zeit zum Träumen!" Der abermals Getadelte gab sich einen energischen Ruck. Er biß die Zähne zusammen und begann mecha nisch mit dmn Entkleiden. Nein, es half alles nichts! Die harten Hände der eisernen Zeit hielten ihn fest und klammernd umschlossen, gaben ihn nicht mehr frei und führten ihn mit vielen tausend anderen einer dunklen Zukunft entgegen. O, wie gern hätte er sich ihr entgegenführen lassen, wie freudig und ivillig hätte er sein mögen, wenn das eine nicht gewesen, das ihm sein frisches Selbst raubte und ihm eine Last auflegte, die ihn schier zu erdrücken und zu erdrosseln drohte, all sein Sinnen und Denken gesangennahm und es immer wieder dahin führte, wo es mit starken Banden gefesselt und gebunden lag. . . Alw Selbst beherrschung mit starkem Willen herbeiführend, gelang es ihm, wenigstens nach außcnhin als ein anderer zu erscheinen und damit zu vermeiden, daß seine Vorge setzten ihre Unzufriedenheit über ihn erneut zum Aus druck brachten. . . . Und die treibende, drängende Hast, die den kom menden Stunden anhaftete und ihnen die Wesens art auf die Stirn prägte, die Unmöglichkeit, einzelnen sonderlich gearteten Naturen dauernde Aufmerksamkeit zu schenken, mit sich bringend, machte, daß der Reser vist Fritz Sturm als ein unbedeutendes, geringwertiges Einzelwesen in dem großen, gewaltigen Organismus der Mobilmachungsmaschine versank und von ihr aufgesogen wurde. — Es erging dem x ten Rescrveregiment zunächst so, wie es jeder andere Truppenkörper in jenen denk würdigen Tagen der ersten Kriegswoche fast ausschließ lich erlebte: Die die Energie erschlaffende Bahnfahrt der Grenze zu, der die Kraft aufs höchste anspannende Marsch ins Land des Feindes hinein. Endlich das erste Antasten und Berühren der Spitzen feindlicher Heeresmassen. Dem ersten Zuge der Kompagnie, der Fritz Sturm angehörte, war als Vortrupp die Aufgabe zugefallen, ein waldiges Gelände durch Patrouillen aufzuklären. Als der Zugführer zu diesem Zwecke nach Freiwilligen fragte, traten alle Leute bis auf Fritz Sturm vor. Er blieb regungslos, scheu zusammengeduckt stehen. Ein Verwund erl-fragender Blick des Leutnants traf ihn. Und die Kameraden hatten etwas wie Verachtung, ganz stille, leise, auf ihren Gesichtern. Einer und der andere dachte sogar etwas wie „Feigling". Dann, während des Auswählens und der Unterweisung der sür die Patrouillen bestimmten Mannschaften, vergaß man ihn. Erst, als das alles vorüber war und die Patrouillen sich auf Weg gemacht hatten, erinnerte man sich wieder an ihn und hielt nach ihm Umschau. Unter einem jungen Buchenbusche lag er lang ausgestreckt und hatte das Gesicht in das vorjährige tote Laub gepreßt. Es schien, als schüttele ein inneres Weinen seinen ganzen Körper. Manche der ihn be obachtenden Kameraden lächelten, andere hoben die Schulter oder bewegten den Kopf. Aber einer, als sich alle anderen entfernt hatten und beiseite gegangen waren, sein Nebenmann im Gliede, trat behutsam näher und ließ sich neben ihm auf dem Waldboden nieder. „Mensch, was ist dir, was hast du?" Die etwas herrische, nrit einem Einschlag von Aerger gesprochene aus. Ihre Schlaffheit hätten Sie zu Hause lassen sollen." Es schien als wolle der Getadelte erwidern. Er richtete sich wie in einer Abwehr der Beschuldigung auf, herrisch fast, und warf den Kopf in den Nacken. Sein Mund öffnete sich. "Aber es kam nur ein leises Stöhnen Wer seine Lippen. Der Feldwebel schüttelte den Kopf. Er hatte den sclieinbar zum Widerstande Neigenden hart anfahren wollen, es aber dann, vielleicht in einer Anwandlung von Mitleid getrieben oder von der Haft seiner Arbeit gedrängt, doch unterlassen. Und da sich die Aufmerk samkeit der Kameraden gleich darauf anderen Dingen zuwandte — ein paar Saßvögel gaben den Anlaß —, achtete niemand mehr auf Fritz Sturm. Nur seine Neben männer sahen ihn scheu von der Seite an. Erst als die Einkleidung im Exerzierschuppen be gonnen harre und Lie Reihe auch an Fritz Sturm kam, wurde er wieder Gegenstand allgemeinen Interesses. Er betrachtete die ihm übergebenen Ausrüstungsstücke mit weitgeöffneten Augen, in denen nun offenbare Angst stand, Angst vor etwas Unabwendbarem, Schrecklichem. Eine riesenhafte, noch in weiter Ferne brausende, aber ganz sicher zu ihm heranflutende Welle schien ihm das seiner wartende Schicksal. Er hielt Hose, Rock und Der Reservist Fritz Sturm stand blaß und zu- sammengednckt, die Blicke starr ins Leere gerichtet, auf dem weiten Kasernenhof Ler kleinen Garnisonstadt und wartete mit vielen anderen auf den Beginn der Ein kleidung. Abseits zusammensteheuden und begeistert gestimmten Kame raden. Niemand kümmerte sich um ihn. Erst beim Namen ausruf wurde das Interesse der anderen aus ihn gelenkt. Neugierig sahen aller Augen dem lang sam Näherkommenden entgegen. Und manch einer hatte etwas wie ein spöttisches Lächeln in seinem Blick und stieß den Nebenmann an. „Du, der scheint Angst zu haben", hieß es wohl. Oder: „Solche Kerle wie diese Nachtmütze können wir Wer wirklich nicht gebrauchen." Und der Feldwebel, von Diensteifer und Ueberbürdung mit Geschäften aller Art etwas nervös und ungeduldig geworden, winkte heftig mit seinem dicken Dienstbuchs, stampfte unwillig mit dem Fuße auf und rief: „Aber schneller, schneller, Mann! Wir fangen den Krieg doch nicht mit 'nem Trauermarsch an." Tie schon in Reih' und Glied stehenden Leute lachten und hatten mehr oder minder derbe, zustimmende Be merkungen. Fritz Sturm war zusammengezuckt. Eine heiße Röte flammte über sein Gesicht. Das Starre Seine Braut. Kriegsnovelle von Fritz Gantz er. (Nachdruck verboten.)