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(Nachdruck verbaten.^ k Abendstunde Roman von L. Waldbröl. >6. Fortsetzung.) für prächtige Menschen das waren — der Herr Gotter sowohl wie die gnädige Frau und das gnädige Fräu lein. Es ist ein Jammer, daß alles so enden mußte — ein rechter Jammer * Robert Arenberg verspürte ersichtlich wenig Lust, sich die Geschichte von dem freiwillig aus dem Leben geschiedenen Herrn Gotter noch einmal erzählen zu lassen, und er hemmte auf freundliche Art den Rede strom der würdigen Frau mit der Frage, ob sie ihm wohl noch an diesem Abend einige Lebensmittel in Ge stalt von Brot, Butter, Eiern und Milch zukommen lassen könne. Dazu erklärte sie sich ohne Zögern bereit, und mit einer gewissen Hast fügte sie hinzu: „Wenn Sie den Wunsch haben, daß ich Ihnen drüben ein Abendessen herrichte — einen Tee koche — oder etwas dergleichen —, so stehe ich ganz zu Ihrer Verfügung. Ich habe hier nichts zu versäumen und kann mich jederzeit drüben einfinden." > Es war etwas wie eine schlecht versteckte Hoff nung in ihrer Frage wie in dem Ausdruck ihres Ge sichts. Aber leider wurde die Hoffnung durch die Ant wort Arenüergs schon im Aufkeimen wieder erstickt. „Ich danke Ihnen bestens, aber für heute bedarf ich Ihres Beistandes nicht weiter. Ich werde mich mit einem einfachen Abendessen begnügen, das ich mir sehr wohl selbst bereiten kann. Dagegen wäre es mir lieb, wenn sich morgen in der Frühe jemand von Ihnen drüben einfinden wollte. Es gibt doch wohl noch einen zweiten Haustürschlüffel?" „Allerdings. — Er befindet sich an dem Schlüssel- ' bund, den Herr Welcker vorhin mitgenommen hat." Arenberg zog den erwähnten Schlüsselbund aus der Tasche und überreichte ihn ihr. „Bitte — suchen Sie den richtigen heraus und nehmen Sie ihn an sich, damit ich nicht erst nötig habe, Ihnen zu öffnen." Frau Jürgensen tat nach seinem Verlangen. „Wünschen der gnädige Herr morgen früh geweckt zu werden?" „Ja — es wäre mir recht angenehm, denn ich habe einen sehr gesunden Schlaf." Es entging ihm nicht, daß bei dieser beiläufig und anscheinend absichtslos hingeworfenen Bemerkung wieder etwas wie ein Hoffnungsschimmer über die Gesichter der beiden Frauen glitt. Eine weitere Frage aber hat ten sie nicht. Bald nachdem er wieder im Hcidehause angelangt war, erschien Betty mit den bestellten Lebens mitteln. die sie auf den Tisch in der Diele niedersetzte. Diesmal machte sie keinen Versuch, sich unter irgend- der Robert Arenberg hatte sich oor- genommen, auf seine eigene Art hinter das kleine Geheimnis zu kommen, weil er diese Ari für erheblich sicherer hielt als ein Verhör, das schwerlich die Wahr heit zutage gefördert hätte. Darum erwiderte er nur, daß er einen kleinen Spaziergang gemacht habe und jetzt herübergskommen sei, um Bekanntschaft anzuknüpfen, worauf sich Fräulein Betty beeilte, ihre Mutter heroeizurufen. Robert Arenberg fand, daß die Witwe Jürgensen, in der Räbe betrachtet, noch harmloser, treuherziger und gutmütiger aussah, als sie ihm schon von weitem erschienen war. Und wenn er vorher nicht im Ernst an irgendwelche bedenklichen oder gar verbrecherischen Absichten der beiden Frauen geglaubt hatte, so war er jetzt vollends überzeugt, daß es sich bei ihren mit so erstaunlichem Ungeschick in Szene gesetzten Heimlich keiten nur um sehr unschuldige Dinge handeln könne. Die Frau begrüßte ihn sehr freundlich, aber mit den selben Anzeichen großer Verlegenheit, die sich in dem Benehmen ihres Töchterchens offenbarten. Erwartungs voll, als gelte es eine für sie überaus wichtige Ent scheidung, hingen ihre Augen an seinem Munde. „Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Frau Jür gensen," sagte er, „und ich zweifle nicht, daß wir gute Nachbarschaft halten werden. Herr Welcker hat mir mitgeteilt, daß Sie vielleicht bereit sein würden, sich meines kleinen Haushalts ein wenig anzunehmen. Und es würde meine Seele von einer großen Sorge be freien, wenn ich von Ihnen die Bestätigung erhielte, daß er sich darin nicht getäuscht hat." Er würde sich vermutlich weniger gewählt ausge drückt haben, wenn er nicht sofort innegeworden wäre, daß er in- dieser Frau keine gewöhnliche Bäuerin vor sich habe. Und in einer sehr begreiflichen kleinen An wandlung von Eitelkeit beeilte sie sich, ihm das in ihrer Antwort zu bestätigen. „Wenn Sie uns das Vertrauen schenken wollen, Herr Arenberg, so werden wir beiöe, meine Tochter und ich, uns gewiß nach Kräften bemühen, Sie zufrieden zustellen. Schon zu Lebzeiten des seligen Herrn Gotter — die Erde möge ihm leicht fein! — waren wir bei nahe täglich drüben im Heidehaufe. Mein verstorbener Mai.n bekleidete hier im Dorfe das Amt des Schul lehrers und besorgte in seinen Mußestunden allerlei Schreibarbeiten für Herrn Gotter. Ich aber half mit Nähen und dergleichen aus, wenn es notwendig war. Ach, Sie können sich nicht vorstellen, mein Herr, was Klicke ilnkrliMngs-keiisge E Misirnls-Sellimg (simlsblatt)