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dir unentbehrlichen Industrien, sondern auch das Munitions- ministerium und die Flotte klagen, daß sie nicht genug Arbeitslräste bekommen können. Die Telegraphenverbindung mit England unterbrochen Amsterdam, 29. März. (TU) „Nieuwe van den Dag" meldet, daß die Telegraphenverbindung mit England gestern abend zwilchen 8 und 8l/2 Uhr unterbrochen wurde. Wie da» Blatt vernimmt, ist die Unterbrechung wahrscheinlich die Folge davon, daß das letzte Kabel, auf dem die Ver- bindung seit einiger Zeit noch unterhalten werden konnte, auch beschädigt ist, vermutlich durch ein darauf gesunkenes Wrack. Belagerungszustand in England. Kopenhagen, 29. März. Ucber Dublin und die in der Nähe befindlichen kleineren Hafenorte wurde infolge von Arbeiterunruhen, bei denen es auch zu Straßenkämpfen zwischen Militär und Arbeitern kam, der Belagerungszu stand verhängt. Man befürchtet, daß die Unruhen auf andere Hafenstädte Irlands üdergreifm. Griechenland verlangt Beendigung der Saloniki-Erpedition. Budapest, 89. März. Nach einer Meldung der Athener Zeitung „Kairi" richtete die griechische Regierung abermals «ine Nole an den Bierverband, in welcher sie dis Been digung der Saioniki-Lrpedition verlangt. Das Defizit der südafrikanischen Union. Haag, 29. März, Die „Times" meldet aus Kapstadt: Im Laufe der Debatte wurde im Parlament mitgeteilt, daß das Defizit der Verwaltung von Damara-Land (Deutsch-Südwestafrika) für die Union 206 000 Pfund be trage. Die voraussichtlichen Kosten der Erpedition gegen Deutsch-Ostasrika werden aus 2 250 000 Pfund veranschlagt. Die Nationalisten stellten die Anfrage, ob die südafrikanische Regierung versichern könne, daß die britische Regierung der Union diese Kosten zurückerstatten werde, worauf General Botha erwiderte, cs sei unangemessen, zu sagen: Wir werden England helfen, aber es mutz uns hierfür be zahlen. Tod eines französischen Generals bei Verdun. Paris, 29. März. Wie das „Journal ' berichtet, ist General Largeau einer kürzlich bei Verdun erhaltenen Ver wundung erlegen. Versenkt. Gens, 30. März. Der Sonderberichterstatter des „Petit Journal" auf Korfu meldet, daß der auf Erkundung aus. gesandte bewaffnete französische Kutter „Ginette" von einem Unterseeboot versenkt wurde. Von 26 Mann der Be satzung sind 6 gerettet. 14 Tage Unterseebootkrieg. Kopenhagen, 29. März. Im Leitartikel schreibt der „Daily Telegraph": Während weniger als 14 Tagen haben die Deutschen Schisse m't mehr als 70 000 Tonnen vernichtet. Der bloße Gedanke ist schrecklich. Ais erstes notwendiges Resultat muß man mit einer Verteuerung aller Lebensmittel rechnen. Steigender Kohlenmangel in Spanien. Madrid, 29. März. Der Kohlenmangel in Spanien wird immer ernster. Die Konsersrnfabriken Bercheris in Vigo kündigten an, dah sie vom I. April an feiern wer den, wodurch 5000 Fischer und 10 000 Arbeiter beschäf tigungslos werden. Wettervorhersage. Zeitweise heiter, wärmer, trocken. Die störenden feindlichen Flieger. Mailand, 29. März. Der Mailänder Oberste Gerichts hof hat beschlossen, daß bei Annäherung feindlicher Flieger auf die Stadt Mailand dis Gerichtssitzungen sofort aufge hoben bezw. vertagt sind, bis die feindlichen Flieger ab- xewiesen wurden oder sich entfernt haben. Gehobene Donaudampser. Budapest. Au» Semlin wird gemeldet: Unter militä rischer Leitung werden 8 serbische Dampfer, welche auf Ker Donau von uns bei der ersten Offensive versenkt wurden, herausgrhoben. Mohammedanische Truppen werden, wie der Konstantinopeler „Tannin" meldet, aus Aegypten nach anderen Fronten gebracht. In Saloniki sollen bereits 5000 solche gelandet sein. Der neue deutsche Erfolg im Westen. Gens, 30. März. Einen Kommentar zu dem jüngsten bedeutsamen Ereignisse des amtlichen deutschen Berichts über die vorgestern nachmittag erfolgte» deutschen Infanterie- augrisse in der Richtung auf Malancourt enthält die gestrige Havasnote. Darin wird zugestanden, dah der opsermüitge französische Widerstand und die sich an das Gelände ankl.ammernde französische Infanterie und Feld- aritllerie nicht zu verhindern vermochten, dah der Gegner von den die Ortschaft Malancourt umgebenden Höhen Besitz ergriff. Die Ortschaft selbst war in dem Augen blick, da der Ergänzungübericht in Paris eintraf, in fran zösischen Händen. Die Haoasnote fügt hinzu, dah die dortige Garnison alles ausbieten werde, um sich zu halten. Das böse Wetter. Bukarest. Aus Petersburg wird gemeldet: Die seit ach! Tagen ausgedehnte heftige Offensiv- ist abgeflaut und zum Stellungskampse geworden. Das Wetter bereitet den russischen Truppen grohe Schwierigkeiten. Durch Tauwetter und Schneeschmelze ist auf der Poiesie-Front ein Stillstand eingrtreten. Diese Zeit wird von den Russen verwendet, um ihre Formationen zu ergänzen und ihre Front aus zubauen. Amerika und der „Susser"-Fall. New Pork, 30. März. Das Kabinett beschloß, Wilson sollte Erkundigungen in Berlin einziehen', ob ein deut sches Eorpedo den „Susser" versenkt habe» Das Beweis- material, das sich im Besitz der amerikanischen Regierung befinde, ist in diesem Falle nicht schlüssig. Es herrscht der Eindruck vor, dah diese Sache vorläufig nicht so liegt, dah sie zu einem Abbruch der Beziehungen führen könnte. Geueralfeldmarschall v. Mackeusen ist heute nachmittag von Konstantinopel abqereist. Die Zltronenausfuhr aus Holland ist veiboten. Der russische Kriegsminister wurde seiner Funktion auf sein Ansuchen enthoben. Zu seinem Nachfolger wurde der Chef der Intendantur, Ge neral d. I. Echuwaloff ernannt. Asquith und Kitchener werden morgen nach Rom abreisen. Salandra und Sonnino sind heute nachmittag abgefahren. Cholera-Lazarette muhten nach der „Kreuz-Zeitung" in verschiedenen italie nischen Hauptstädten errichtet werden. Reuter meldet aus Washington: Staatssekretär Lansing teilte mit, dah der amerikanische Botschafter in Berlin beauftragt worden sei, bei der deutschen Regierung anzufragen, ob deutsche Unterseeboote die „EnsskX" und „Engltshman" tor pediert haben. Zum Rücktritt des russischen Kriegsministers schreibt das „Berliner Tageblatt", er fei überraschender als der seine» Vorgängers. Der grohe Mißerfolg der neuen russischen Offensive hat den Zurückgetretcnen als sehr schlechten Propheten enthüllt. Hat er doch noch vor vier Wochen in der Duma zuversichtlich gesprochen und als besonders günstiges Anzeichen betrachtet, dah Deutschlands Menjchenmatenal bald ausgehen werde. Man streikt weiter! London. Trotz der dringenden Aufforderung der Leiter ihres Verbandes haben die Munitionsarbeiter im Ciydebezirk sich geweigert, die Arbeit wieder «ufzunehmrn. 30 erschienen deshalb vor Gericht, 22 wurden zu Geld strafen verurteilt. Die noch Streikenden erklärten, Latz sie die Arbeit nicht aufnehmen würden, bevor die Führer des Streiks nach Glasgow zurückkehren dürften Auch lOOOO Dockarbester des Mersey-Bezirks haben sich geweigert, die Arbeit wieder aufzunehmen, bis das Schiedsgericht über die Frage der Bezahlung der Ueber- stunden qesmochen habe. 4- Die Torpedierung ver „Sussex-. Der „Rotter- damsche Courant" meldet aus London: Der bisher als vermißt gemeldete amerikanische Professor Baldwin wurde gerettet. — Die „Preß Association" teilt mit, daß alle 25 Amerikaner, die auf der Passagierliste der „Sussex" standen, gerettet worden sind. Aber nach einem anderen Berichte sollen sich mehr Amerikaner an Bord befunden haben, als auf der Liste angegeben sind. Die Hälfte der Post ist verlorengegangen. Ein Amerikaner, der als Zeuge vor dem Leichenschaugericht in Dover erschien, klagte über die morschen Rettungsgürtel und über das Benehmen einiger Leute der Besatzung. Vermischtes. Grüne Seife als Delikatesse. Da die Einfuhr von grüner Seife aus Norwegen nach Deutschland ungeme.n stark zugenommen hat, so sind natürlich die Engländ"r davon überzeugt, daß die erfindungsreichen Deutschen Lebensmittel daraus Herstellen. Uni nun den Engländern die Richtigkeit dieser Ansicht zu bestätigen, ward ein Koch buch ausgearbeitet, dem wir die nachstehenden Rezepte entnehmen: Nr. 17. Lebkuchen aus grüner Seife. (Für die fleischlosen Tage.) Man presse die Seife in die be kannte Blechsorm, so daß sie die schöngezackte Kuchen rundung erhält, und gieße rote Tinte darüber. Schoko ladentorte mit grüner Seife/ Man reibe das Holz von Zigarrenkisten zu Mehl und verrühre es zur Torte. Dann wird die grüne Seife in warmem Waschwasser aufgelöst, bis sich ein weißer Schaum bildet. Diesen schüttet man über die.fertige Torte; er wird von echter Schlagsahne nicht zu unterscheiden sein. Nr. 99. Gefüllte Kugel. Man lasse aus dem Schaum der grüne» Seife mittels eines Strohhalmes Seifenblasen aufsieigen, sammle sie vorsichtig, bohre ein nicht zu großes Loch hinein und stopfe in die Seifenblasen Pflaumenkerne oder gehallte Staubwedel. Die Füllung kann nur von einer sehr geschickten Köchin besorgt werden. Geschichlskalender. Freitag, 31. März. 1LW. Read Decartes (Carkesius), franz. Philosoph, * La Haye. — 1727. Isaak Ncwlon, Physiker und Astronom, 's London. — 1732. Jos. Haydn, Komponist, * Rohrau a. d. Leitha. — 1811. Robert Bunsen, Mitcrfinder der Spektralanalyse, * Göttingen. — 1814. Einzug der Verbündeten tn Paris. — 1818. Fürst zu Hohenlohe-Schilliagssürst, deutscher Reichskanzler usw., * Rotenburg a. d. Fulda. — 1885. Frz. Abt. Liederkomponist, f Wiesbaden. — l9I4. Professor von Herkomer, Maler, s. — 1 S l ü. Der leit dem 30. März westlich von Pont-ü-Mousson und am Priesterwalde tobende Kamps kommt abends zum Stehen — Bei Borpostengesechten östlich und nordöstlich von Lun evtl le erleiden die Franzosen erhebliche Lerlust e. — Südöstlich von Stiernewtce scheitern Nächtliche Uebergangsversuche der Russen über die Rawka. — Di« Serben beschießen die ossene Stadt Orsova, was mit einer Beschießung Bel grads beantwortet wird. Englische Illusionen. Zn dem englischen Volke scheinen zurzeit zwei Seelen zu wohnen. Während der eine Teil immer mehr die Ueberzeugung gewinnt, daß die Krsegsziele Englands sich doch wohl nicht erreichen lassen und es besser sei, so bald als möglich zu einem annehmbaren Frieden zu gelangen, stellt sich der andere so, als ob das Glück der Waffen den i Allierten hold sei und diese nach wie vor in der Lage j seien, Deutschland den Frieden zu diktieren. Zu den , letzteren gehört sicher der Sekretär der Warenbörse von ! Liverpool, der kürzlich in der Londoner Handelskammer ! eine Rede gehalten hat. Diese Rede zeigt uns deutlich, wie weit die englische Verblendung noch immer geht. Dieser Herr hat ausgerechnet, welche Entschädigungen von Deutschland zu fordern sind. Allerdings macht er den Vorbehalt, daß Deutschland erst besiegt sein müsse. Man höre, wie sich in seinem Kopfe Vie Dinge ge stalten sollen! Danach hätte Deutschland an Kriegsent schädigung zu zahlen: an Belgien etwa 10, an Frankreich SO, an England 52, an Italien 10, an Rußland 48 und an Serbien und Montenegro 2 Milliarden Mark. Man sieht, daß England, das nach der Ansicht selbst seiner Bundesgenossen in diesem Kriege bisher die geringsten Opfer an Gut und Blut gebracht hat, für sich natürlich den Löwenanteil beansprucht. Außerdem übersieht der Mister auch, daß sich Deutschland mit Italien nicht im Kriegszustände befindet. Anscheinend gibt er sich wohl der Hoffnung hin, daß dies noch nachgeholt werden könne. Vollständig vergessen hat er in seiner Aufmachung Japan und das kürzlich erst in den Krieg eingetretene Portugal. Interessant ist dann weiter, wie der Mister sich die Zahlung der Entschädigung denkt. Danach sollen Bel gien, Serbien und Montenegro kein bares Geld erhalten. Diese Staaten sollen mit Maschinen, Rohmaterialien, Eisenbahnwaggons und Jndustriewaren bezahlt werden, die ihnen von Deutschland während des Krieges „geraubt" worden seien. Wie er weiter ausführte, sollen besondere Zolltarife einige Jahre auf den deutschen Handelswaren lasten als Unterpfand für das künftige Verhalten Deutsch lands. Er will sie gnädig dann wegfallen lassen, wenn man die Gewißheit erhalten habe, daß das deutsche Volk nicht wieder die Absicht habe, den Weltfrieden zu zer stören, V. h. mit anderen Worten, wenn Deutschland das bindende Versprechen abgegeben haben wird, John Bull nicht mehr in seinem Kreise zu stören und ihn weiter die Welt ausplündcrn zu lasse». Wenn nun auch diese Aus, »gen an sich ganz bedeutungslos sind, so ist es doch gut, sie kurz zu er wähnen, da sie uns von neuem einen Einblick in die Volkspsychologie John Bulls gestatte». Dabei darf man allerdings auch nicht vergessen, daß alle diese Redensarten weiter nichts sind als Versuche, die eigene Unruhe über den Ausgang des Ringens zu verbergen. Wie man übri gens in eingeweihten Kreisen darüber denkt, dafür zeugt ja die Friedenssehnsucht, die mehr als je im Lager unserer Gegner laut wird. Uns können deshalb alle der artigen Auslassungen, wie sie in der oben erwähnten Rede zutage getreten sind, völlig kalt lassen. Wir werden uns an sie höchstens dann erinnern, wenn bei uns wieder ein mal Neigung vorhanden sein sollte, England zuliebe aus irgend etwas zu verzichten, auf das wir Anspruch haben. Auf England macht nichts so sehr Eindruck als Macht und Gewalt. Wenn es sieht, daß wir diese ihm gegenüber rücksichtslos anwenden, dann erst werden wir die Grund lage gesunden haben, auf der allein ein Verhandeln mit England möglich ist. , —. Von den Kriegsschauplätzen. -s- Erstürmung französischer Stellungen ans dem linken Maas-Aser. — Sieben Angriffs Ser Russen südlich des Rarocz-Sees zucückgeschlagen. Großes Hauptquartier, den 29. März 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Südlich von St. Eloi wurde den Engländern im Handgranatenkampf einer der von ihnen besetzten Spreng trichter wieder entrissen. Auf dem linken Maasufer stürmten unsere Truppen mit geringen eigenen Verlusten die französischen, mehrere Linien tiefen Stellungen nördlich von Malan- rourt in einer Breite von etwa 2000 Meter und drangen such in den Rocdwestteil des Dorfes ein. Der Feind ließ 12 Offiziere, 4öS Mann an unverwundeten Ge fangenen sowie 1 Geschütz und 4 Maschinengewehre in unserer Hand. Hierdurch wurde mit Sicherheit der Ein satz von zwei weiteren Divisionen in diesem Kampfraum festgestellt. Oestlicher Kriegsschauplatz. Während die Russen ihre Angriffe in den nörd lichen Abschnitten gestern nicht wiederholten, setzten sie südlich des Rarocz-Sees Tag und Nacht ihre vergeb lichen Anstrengungen fort. Siebenmal schlugen unsere Truppen, teilweise im Bajonettkampf, den Feind zurück. Deutsche Flngzeuggeschwader warfen mit gutem Erfolge Bomben auf feindliche Bahnanlagen, besonders auf den Bahnhof Molodeczno ab. Balkan-Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. Oberste Heeresleitung. (W. T.-B.) -s- Die Italiener sehen sich vor t Wien, 29. Mürz. Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. Gestern war die Aliegertäiigkeit auf beiden Seiten recht lebhaft. Mehrere feindliche Flugzeuge wurden durch Feuer und eigene Flieger zur Umkehr gezwungen. Ein von unserer Artillerie herabgeschossener russischer Doppeldecker stürzte östlich von Buczacz hinter der feind lichen Linie ab. Durch Fliegerbomben entstand bei uns keinerleischaden. UnsereFlieger haben einigeOrte hinter der russischen Front ausgiebig und mit beobachtetem Er folg beworfen. Sonst keine Ereignisse von Wichtigkeit. Italienischer Kriegsschauplatz. Die lebhaften Geschntzkämpfe am Görzer Brücken-