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Hennersdorf. Am vergangenen Sonntag Sexagrsima wurde im Vormittagsgolterdienst unter reger Anteilnahme der Gemeinde und unter Assistenz des Herrn Pfarrer Hentschel, Hermsdorf, und Pfarrer Trinks, Sadisdorf, Herr Kandiiat der Theologie Otto Fügner au» Leipzig durch Herrn Ober- tirchenrat Sup. Hempel, Dippoldiswalde, zum Pfarrvikar für Hennersdorf und Schönfeld feierlich ordiniert und ein- gewiesen. Nach der Eingangsliturgie durch Pfarrer Trinks und Vorlesung der Epistel durch Pfarrer Hentschel ergriff Herr Oberkirchcnrat Hempel das Wort und gedachte mit herzlichen Worten des schwer erkrankten Ortspfarrers. Seiner nun folgenden Ordinationsrede legte er das Wort 2. Eor. 12,9 zu Grunde: „Latz dir an meiner Gnade ge nügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig " Nach der Ordination durch den Herrn Ephorus sprachen die beiden amtierenden Geistlichen dem Nruordinierten ihre Segenswünsche in Worten der heiligen Schrift: l. Tim. 4, 16 und I. Cor. 4, I aus. Nach Verlesung des Lebens laufes vollzog der Herr Ephorus die Einweisung zum Pfarroicar. Darauf spendete Herr Pfarrer Trinks dem Herrn Pfarroicar, der vor dem Gottesdienste gebeichtet hatte, das heilige Abendmahl. Mit einem „Ehre sei Gott in der Höhe" trat Herr Pfarroicar sein Amt an. Es folgte die Verlesung des Evangeliums und Gesang durch den Kirchenchor. Seiner Antrittspredigt legte der Herr Pfarr vikar das Wort Pauli, Römer 1, 16, zugrunde und führte nach herzlichen Worten an die Gemeinde aus: „Du deutscher Christ, schäme dich des Evangeliums vor Christo Jesu nicht, denn es ist 1.) dein Ruhm, 2.) dein Trost, 3) deine Kraft in dieser schweren Zeit". Nachdem im allgem-inen Kirchen gebet nochmal» fürbittend des erkcankten Orispsarrers ge dacht war, folgte die Schlußliturgie mit Segen. Möchte der neue Pfarrvikar in seiner Gemeinde recht segensreich wirken und in seinem Amte den rechten Frieden finden. Möchte ihm Gott, der ihm draußen im Felde beigellanden hat, auch weiterhin beistehen und mit ihm sein. Dresden. Die Regierungsvorlage über die Elektrizi tätsversorgung des Landes, die dem Landtage, wie schon in der Thronrede mitgeteilt worden war, zugehen soll, ist, wie die „Dresdner Neuesten Nachrichten" von gut unter- richtetsr Seite hören, fertiggestellt und befindet sich bereits im Druck Voraussichtlich wird die Vorlage dem Landtag in der Mitte der nächsten Woche zugehen. Ob der Land tag die Vorlage noch in der gegenwärtigen Sitzungsperiode vor der Vertagung verabschieden wird, läßt sich zurzeit nicht beurteilen. In den Kreisen der Regierung hofft man jedoch, daß dies möglich sein wird, wenn der Landtag, der sich etwa Ende März vertagen wollte, vielleicht noch einige Tage im April seine Verhandlungen fortsetzt, da es sich nur um die Entscheidung grundsätzlicher Fragen handelt und die Regierung auf eine baldige Erledigung Wert legt. Pirna. Einen gräßlichen Tod sand der Fabrikarbeiter Müller aus Rockau bei seiner Berufsarbeit in einer che mischen Fabrik in Niedersedlitz. Bei seiner Tätigkeit auf einem großen, mit kochender Schwefelsäure gefüllten Bottich war er ausgeglitten und in die Säure hinadze- stürzt. Pirna. Die Zufuhr von Gaskohlen Hot sich gebessert; an die Einwohrerschäft erging aber trotzdem dis Mahnung, im Gasverbrauch möglichste Sparsamkeit walten zu lassen. Schandau Im Laufe der Dienstag erfolgte bei Mittelgrund ein Bergrutsch, wodurch die Gleisanlagen der Staatrbahn verschüttet wurden; bis zum Abend war der Verkehr wiederhergestellt. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Chemnitz. In der Königlichen Landesanstalt für Schwachsinnige wurde am Montag vormittag ein neues Wohnhaus eingeweiht. Die Zahl der schwachsinnigen Zöglinge kann nun auf 660 erhöht werden. Lößnitz. Den hiesigen Kirchenvorstand beschäftigen seit längerer Zeit wichtige Fragen des kirchlichen Lebens, und zwar plant er die Schaffung würdiger gottesdienst licher Siätt.-n in den zum Kirchspiels gehörigen Gemein den Asfalier und Alberoda, ferner die Erwerbung eines dringend nötigen Kirchgemeindehauses, das den Jugendvereinen als Heim dienen soll, und sodann die Er richtung eines Kinderhortes, um der zunehmenden Ver- wilüerung der Schuljugend entgegenzuwirken. Die hiesige Kirchgemeinde verfügt über beträchtliche Einkünfte aus Grundbesitz Wolkenstein. Als am Sonntag nachmittag die Jn- genieursgaitin Löbel mit ihrem 8jährigen Sohne hier rodelte, verlor sie die Gewalt über ihren Schlitten und fuhr mit solcher Wucht an einen Baum, daß der Knabe eine schwere Schädelverletzung erlitt, die seinen sofortigen Tod herbeifübrte. Auch Frau Löbel war bewußtlos, ihre Verletzungen sind jedoch nicht lebensgefährlich. Plauen i. V. Um die für oas industriereiche Vogt land wenig erwünschte Abwanderung von Arbeitern nach außerhalb «inzuschränken, sind am Sitze der vogiländischen Amtshauptmannschasten Bezirksarbeitsnachweise und in den Städten und größeren Gemeinden örtliche Vermittlungs stellen eingerichtet worden. Plauen i. V. Gesegnetes Alter. Bei der am 20. Fe- bruar abgehaltenen Jahresversammlung der Webermeister der ehemaligen Innung waren 6 Mitglieder erschienen, die insgesamt ein Lebensalter von über 500 Jahre zählten. Der älteste von ihnen steht im 88. Lebensjahre. Weida. Die Obermühle bei Grochwitz ist mit sämt lichem lebenden und toten Inventar vom Bürgermeister Seiferth hier für die Stadt angekauft worden. Mit der Jrießnitzer Mühle, die auch bereit» gekauft wurde, hat sich nun die Stadt ihrer Hauptgegner im Prozeß wegen Wasser- cntziehung entledigt. Vermischtes. " Der Brief an den Feldwebel. Eine Witwe in Könige rode, deren Sohn bei dem Landsturm-Bataillon in Bern- bürg eingezogen ist, hrtte einen Brief an den Feldwebel der Kompanie ihres Sohnes geschrieben und den Feld webel gebeten, er möchte doch veranlassen, daß ihr Sohn in das Bataillon Merseburg versetzt werde. Diesem Briefe hatte sie einen Fünszigmarkschein brigelegt, weshalb sie sich jetzt vor dem Merseburger Schöffengericht wegen Be stechung zu verantworten hatte. Unter Berücksichtigung ihres hohen Alters und ihrer ärmlichen Verhältnisse er- kannte das Gericht nur auf eine Geldstrafe von 3 M. Kirchen-Nachrichten. Donnerstag den 2. März 1016. Kipsdorf. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde. Hilss- geistlicher Blumentritt. retzteNachrichLeu. Verbotener Trinkspiritus. Berlin, 29. Februar. (Amtlich) Infolge des großen Bedarfs, an Spiritus zu technischen Zwecken hat sich der Reichskanzler veranlaßt gesehen, die Versteuerung von un verarbeitetem Branntwein zu Trinkzwccken für einige Zeit gänzlich zu verbieten, soweit es sich nicht um Lieferungen leitens der Heeresverwaltungen für Kriegsteilnehmer handelt. Das wird nicht der einzige Zweck sein. London. „New Statesman" wiederholt seine Auf fassung, daß dir Deutschen mit ihren Zeppelinangrisfen vermutlich bezwecken, die Engländer dazu zu bringen, sich in großem Maßstabe dagegen zu wappnen und hierdurch die Front zu schwächen. Dieses Ziel scheinen die Deutschen nunmehr erreicht zu haben, da Geschütze vvn der Front nach England zu obigem Zwecke geschafft worden seien. Wettervorhersage. Zeitweise heiter, zu warm, keine wesentlichen Nieder schläge. Die Fleischnot in England. London. Die „Times" melden: Die allgemeine Teue rung, die sich auch in England immer peinlicher fühlbar macht, hat einen Teil der Bevölkerung veranlaßt, zum Konsum von Pferdefleisch überzugehen. Auf der Jahres versammlung einer größeren englischen Lebensmiltelfabrik teilte die Verwaltung mit, daß seit einiger Zeit Pferde rauchfleisch und Pferdewurst in den Handel gebracht wer den, die vom Valk angesichts der billigen Preise stark ge kauft werden. Bemerkenswert ist, daß früher in keinem Lande die Abneigung gegen den Genuß von Pferdefleisch so groß war, wie gerade in England. (Und nirgends hat man mehr über den Konsum von Pferdefleisch bei uns gespottet als in England. D. Red.) Lawinensturz. 13 Personen getötet. Innsbruck, 1-März. Nach einer Meldung der „Jnn--- brucker Nachrichten" iit am Stilssrr Joch eine Schncelawine niederg gangen. Es sind 13 Personen ums Leben gekommen. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Unsinnige Erklärung Essad Paschas. Rom 1. März. Eisad Paicha letzte seine Reise nach Frankreich fort. Er erklärte einem Vertreter des „Corrieie della Sera", daß die Besetzung Albaniens nur vorüber gehend sein könne; sie werde sich zu einem vollständigen Zusammenbruch des österreichischen Heeres auswachsen. Ueber 3VVÜ00 französische Gefangene in Deutschland. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Genf berichtet: Nach der in der „Gazette des Ardennes" veröffentlichten Gcfangenenliste betrug bisher die Zahi der in Deutschland in Gefangenschaft befindlichen Franzosen etwa 289 000. Durch die in den letzten Tagen vor Verdun gemachten Gefangenen, die nach dem letzten Tagesbericht über 16 000 betragen, ist also die Zahl von 300 000 erreicht und überschritten worden. Die Verteilung der bei Verdun Gefangenen. Frankfurt a. M., 29. Februar. Die Gesamtzahl der bis zum 28. Februar früh in den Gefangenenlagern des Be zirks des 18. Armeekorps aus den Kämpfen bei Verdun eingelieferten gefangenen Franzosen beträgt nach der „Frankfurter Zeitung" 14 000 Mann. Hiervon entfallen auf Darmstadt und Gießen je etwa 5000, aus Worms etwa 4000, aus Mainz 200 Offiziere. Der unterbrochene französische Eisenbahn- Verkehr. Von der Schweizer Grenze, I. März. Auf den fran zösischen Eisenbahnen ist seit vorgestern der gesamte Güter- verkehr eingestellt aus Rücksicht aus die Bedürfnisse drr Armeelritung. Auch Postpakete für Private und Kriegs- gefangene werden bis auf weiteres nicht befördert. Weitere Beruhigungsversuche. Pari», 1. März. Im französischen Kriegsministerium fährt man fort, durch die Versicherung die Bevölkerung zu beruhigen, daß die dentschen Angriffe gegen Verdun für einen Augenblick zum Stillstand gekommen seien und daß das französische Oberkommando alle notwendigen Vorbereitungen getroffen habe, dem neuen deutschen An sturm, der voraussichtlich nicht lange auf sich warten lassen werde, mit genügenden Kräften zu begegnen. Die schweren französischen Verluste. Paris, 1. März. In der Viktoire widmet Herve den Opfern der letzten Tage einen Nachruf, worin er zugesteht, daß die ganze Be'etzung der ersten Frontlinie, etwa 20 bis 30000 Mann, umgekommen sei. — Der sozialistische Abgeordnete Renaudel machte vorgestern in der Humanste den Versuch, einige Lehren aus der Ueberraschung von Verdun zu ziehen. Die Theorie von der Unverletzbarkeit der französischen Front sei nicht mehr haltbar. Was Renaudel sonst noch sagen wollte, hat die Zensur aus- gemerzt. Verwundetenzüge aus Verdun. Bern, 29. Februar. Wie die Schweizerische Depeschen agentur aus Genf erfährt, laufen in Lyon seit 48 Stun den unaufhörlich zahlreiche Sanitätszüge ein. Die Spi täler der Stadt und des Südostens sind mit Verwundeten belegt. Unsere Unterseeboote. Berlin, I.März. (Amtlich.) Von unseren Unter seebooten wurden zwei französische Hilfskreuzer mit je 4 Geschützen vor Le Havre und ein bewaff neter Bewachnngsdampser in der Themsemündung versenkt. Im Mittelmeer wurde laut amtlicher Meldung aus Paris der Hilfskreuzer „La Provenc" der mit einem Truppentransport von 1800 Mann nach Saloniki unterwegs war, versenkt. Nur 696 Mann sollen gerettet sein. Das am 8. Februar an der syrischen Küste versenkte französische Kriegsschiff war, wie die Mel dung des zurückgekehrten Unterseebootes sagt, nicht das Linienschiff „Susfren", sondern der Panzer kreuzer „Amiral Charner". Der Chef des Admiralstabes der Marine. Die Funkspruch-Stationen in Spanien werden von der Regierung mit Beschlag belegt und außer Betrieb geletzt. König Ferdinand von Bulgarien traf von Koburg in Wien ein. Freigesprochen wurden nach einer Züricher Meldung die beiden Schweizer Obersten. Ihre Vorgesetzten sollen sie disziplinarisch bestrafen. Die militärische Lage sei gut, hat Briand nach dem „Figaro' gestern in den Wandel gängen der Kammer gesagt. Der französische Gegenstoß habe am 26. Februar begonnen. Die Deutschen hätten seitdem keinen Zoll Boden gewonnen. Bern. Die französischen Blätter ergehen sich bezüg lich der Lage bei Verdun in Vermutungen. Im „Petit Paris.en" wird gesagt, sicher sei, daß das deutsche Ziel Verdun iei und alles übrige nur den Wert von Demon strationen habe. Herve warnt im „Viktoire" eindringlich, aus einer augenblicklichen Kampfpause zu schließen, den Deutschen sei der Atem ausgegangrn. Italien? Berlin. Im „Lokülanzeiger" sagt Mihling: Die Jnter- ventionisien Italiens sind im B-grtsfe, die Regierung zum Kriege mit Deutschland zu veranlassen. Damit würde Italien seine Selbständigkeit vollends verlieren und zum V.Mlle-i keiner Ne<bü^>'e>> h-rabsin'en Line Mörsecparade vor Enver Pascha. Der Kriegsberichterstatter im Türkischen Hauptquartier Paul Schweder schreibt uns: i Konstantinopel, im Februar 1918. i Ueber den weiten Hof des Kaiserlich Osmanischen Hauptquartiers gellt das Signal eines österreichisch-unga rischen Hornisten. Es ruft der Haubitzen-Batterie, die in Paradestellung mit der Front nach dem türkischen Kriegs ministerium zu aufgefahren ist, „Habt Acht" zu. Von dem Seraskerat her kommt ein mittelgroßer, untersetzter, breit schultriger Offizier mit leicht federnden Bewegungen in dem schlanken, sehnigen Körper. Aller Augen richten sich auf ihn, die der türkischen Soldaten sowohl, die rings den weiten Platz absperren, wie auch die der braungebrann ten österreichisch-ungarischen Dardanellenkämpfer, die un ter Führung ihres Hauptmanns Manouschek die letzten Monate hindurch auf Gallipoli und an den Dardanellen aus den Tiefen ihrer Mörser Tod und Verderben auf die Engländer und Franzosen sandten und nach der feigen Flucht ihrer Gegner nunmehr zu anderweitiger Ver wendung frei geworden sind. Und die Siegesfreude lacht aus den gebräunten Gesichtern. Die österreichisch-ungarische Kolonie Konstantinopels hat es sich nicht nehmen lassen, ihre feldgrauen Mützen und Blusen, sowie die Rohre der Geschütze mit Lorbeer zu schmücken, dessen immerwährende« Grün in den umliegenden versteckten Gärten Stambul» ebenso leuchtet wie an den Hängen der heimatlichen, auch hart umkämpften Adriaküste. Die Mitglieder der Kolonie sind ausdrücklich zu dieser Parade khrer tapferen Landsleute geladen, die Enver Pascha heute abnehmen will. Wie ein regierender ^errlcher wird er emvkanaen Die Minde Derebrnna