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Weißeritz-Zeitung : 13.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191603139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19160313
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19160313
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-03
- Tag 1916-03-13
-
Monat
1916-03
-
Jahr
1916
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 13.03.1916
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s' Deutsche rinttur. Ei« enWlische, XrieMbuch zuin L»S der deutschen Kultur. Zu den interessantesten Erscheinungen der Kricgs- literatur jenseits des Kanals gehört ein von neun englische» und schottischen Gelehrten versagtes und von dem Professor der Edinburger Universität, W. P. Paterson, herausgegevenes Buch „DeutscheKultu r", das den Untertitel führt: „Der Anteil der Deutschen an Wissenschaft, Literatur und Kunst im Leben der Menschheit." Dieses Werk, das in London herauskam, ist umso bemerkenswerter, als es nicht etwa von Renegaten H>er revolutionär angehauchten Persönlichkeiten geschrieben M sondern von guten englischen Patrioten, die aber als Wissenschaftler genug Objektivität bewahrten, um ihr unab hängiges Urteil über das ethische Deutschland abzugeben. Trotzdem die Verfasser aus ihrer gegenwärtigen Deutsch- lmrdfeindschaft kein Hehl machen, kommen sie doch — wie aus einer von Richard Kiliani im nächsten Heft der Erenzboten Veröffentlichten Untersuchung hervorgeht — zu der Schluß folgerung, daß „die Deutschen ohne den Sci-atten eines Zwei fels eines der größten Völker der Geschichte sind, das in sich «inen Teil der intellektuellen und ästhetischen Attribute der alten Griechen und der praktischen Weisheit der alten Romer vereinigt und daß ihr Beitrag zum gemeinsamen Schatze der divilifierten Menschheit sehr groß ist. Sie haben die Spur ihrer Mitwirkung — und oft war diese Mitwirkung eine lehr tiefe — in allen höheren Gebieten des Lebens und der Arbeit des menschlichen Geistes hinterlassen." Wie der Herausgeber Paterson weiter ausführt, ist der Zweck des Buches, „einen Ueberblick über die Hauptsphüren menschlicher Tätigkeit in dieser Richtung ohne Einseitigkeit vnd Parteinahme zu geben." Es handelt sich hier also um nichts weniger als ein englisches Dokument der Ein schätzung des deutschen Anteils an der Welt kultur. Da die Autoren ihren ausgesprochenen politischen antideutschen Standpunkt nirgends verbergen und über ihre Stellungnahme zu dem deutsch-englischen Problem keinen Zweifel lassen, so sind ihre fast widerwillig abgegebenen lobenden Urteile von um so größerer Wirkung. In dem Kapitel über Philosophie heißt es, „daß -i« Deutschen in der Metaphysik schlechthin unübertroffen ^ien. Dazu gehöre ein besonderer Mut und eine besondere Tiefe des Denkens. Deutschland allein war imstande, eine Philosophie zu schaffen, welche romantisch genannt werden muß, und daß es dies konnte, ist ebenso ein Beweis der Größe als der Mängel seiner Philosophie. Die Metaphysik setze die geduldige Gründlichkeit und den innersten Fleiß voraus, in dem der Deutsche niemals übertroffen worden sei." Ueber den Anteil Deutschlands an den praktischen Wissenschaften, besonders während der letzten 100 Jahre, wird gesagt: „Die Deutschen seien in ihrer normalen Verfassung wahrscheinlik die geordnetsten Geister in Europa, und der größte englische Philosoph Spencer erscheine in diesem Sinne durchaus als ein vollständiger Deutscher, nur daß er leider dieLiteratur seines Gegenstandes nicht kanntest!) In Großbritannien scheine die Neigung zur methodischen Systematisierung bedauerlicherweise nicht groß zu sein. In einer großen Anzahl von Entdeckungen und in der Weiter entwicklung von Ideen Hütten die deutschen Forscher einen solchen Einfluß ausgeiibt, daß er als „von ewiger Dauer" (even Ia8ting) bezeichnet werden müsse." In dem Kapitel über diedcutschcLiteratur wird der Einfluß der „edlen Einfalt und stillen Größe" der grie chischen Kultur auf Schiller und Goethe hervorgehoben. Trotz mannigfacher Angriffe wird die klassische Periode der deut schen Literatur als „einzig in ihrem Individualismus und in ihrem Kosmopolitismus" bezeichnet. In den Erörterungen über die Kunst wird gesagt, daß Deutschland in der Philosophie und der Musik die führende Stellung habe, und zwar weil der charakteristische Zug der deutschen Kultur die Tiefe des Intellektes sei. In der Malerei ständen die Deutschen hinter Italien zurück. Immerhin wird die Reinheit der religiösen Bewegung, die idyllische Süßigkeit und die talentvolle Hingebung der deut schen Malerei des Mittelalters anerkannt, die „darin alles der Art in Italien Entstandene weit übertreffe." Von besonderem Interesse sind die Ausführungen über Erziehung, PolitikundReligion. „Der deutsche Eifer auf intellektuellem Gebiete sei zur einseitigen Partei lichkeit geworden. In Deutschland träten aggressiver Ehr geiz und individuelle Selbstsucht unter dem Deckmantel des Patriotismus auf. Daher komme cs allerdings auch, daß die deutsche Nation in diesem Kriege so einmütig sei in den Opfern von Leben und Wohlstand." In dem der Politik gewidmeten Kapitel wird zugegeben, daß der Drang nach Weltpolitik auf der englischen Seite ebenso vorhanden ist wie auf der deutschen, daß also die Engländer ebenso „pan britisch" sind wie die Deutschen „pangermanisch", ja sogar, daß die deutsche Weltpolitik berechtigter ist, als die eng lische, da Deutschland so spät auf dem Kampfplatz erschien, während England so vieles als leichtes Erbe zugefallen sei. Der Krieg sei im Grunde ein Krieg zweier Weltanschauungen, und cs müsse zugegeben werden, daß für ein Deutschland, das nicht innerlich im Niedergänge gewesen sei, der Krieg unver meidlich war. Das von dem Herausgeber selbst verfaßte Cmlußkapitel behandelt Religion und Theologie. Es wird eingcräumt, „daß es Luther gewesen, der den Rahmen für die Größe des britischen religiösen Lebens gespannt habe." Ebenso wird in großer Ehrerbietung anerkannt, „daß die Entwicklung der deutschen Religions-Philosophie des vori gen Jahrhunderts durch Schleiermacher und Hegel ohne jedes Gegenstück in der Welt sei, der namentlich in Großbritannien nichts Achnliches an die Seite zu stellen sei. Die deutsche lutherische Kirche sei eines der größten aller organisierten christlichen Gemeinwesen und stellte als eine Schule der Fröm migkeit und Charakterbildung, sowie als Instrument christ lichen Gottesdienstes eine Mustcrleistung dar." Das Buch ist als Ganzes das stärkste englische Dokument zu unserem Gunsten und die häch-tc Anerkennung deutschen Geistes, die in der Literatur des Weltkrieges zu verzeichnen ist, Erzerum. ! Die geschichtliche Entwirklung der Stadt. Aus dem kaukasischen Kriegsschauplatz haben die Russen mit der Eroberung der starken Festung Erz er um einen nicht unbeträchtliclM Erfolg gegen die Türken errungen. Genau wie an ihrer Grenze gegen Deutschland und Oesterreich, wo sie in Ostpreußen und in Galizien cinbrc<bcn konnten, zeigten sie sich auch an ihren Grenzen gegen die Türkei gut gerüstet und vorbereitet und hossten wohl ganz Armenien mit vem anschließenden Teil Anatoliens Wer» rennen zu können. Durch den zähe» Widerstand der Türken mißlang dieser Plan und die Kämpfe blieben auf das äußerste Grenzgebiet beschränkt. Inwieweit der Fall Erzerums eine Aenoerung der Kriegslage herbeiführen wird, läßt sich jetzt noch gar nicht übersehen — hoffen wir, daß es den Rußen mit dieser Eroberung nicht anders gehen wird, wie mit der seinerzeit so gefeierten Eroberung von Przemysl. Die hinter vor Feste liegenden Karpathen erwiesen sich fü« die Rusten als ein unüberwindliches Hindernis, bei dem sie so gründlich scheiter ten, daß sie auch aus Przemysl wieder vertrieben und bis weit in ihr eigenes Gebiet hineingedrängt worden sind. Auch hinter Erzerum erheben sich wilde und hohe Ge birge, noch höher als die Karpathen und wir wollen hoffen, daß es den Rusten dort ähnlich ergehen wird wie in den Karpathen. Durch seine hohe und durch große Randgebirge vom Meer abgeschlossene Lage besitzt oas armenische Hochland ein ausgesprochenes Kontinentalklima, bei dem eine große Sommerhitze, von einer starken Winterkälte abgelöst wird. Durch diese, große Winterkälte unterscheidet sich Armenien von allen andern Teilen der Türkei. Sie ist namentlich in der Gegend von Erzerum so beträchtlich, daß man dieses Ge biet das Sibirien Kleinasiens genannt hat. Trotzdem Armenien durch hohe Gebirge abgeschlossen ist, im Norden durch den sogenannten Antikaukasus, im Süden durch den armenischen Taurus, hat es doch als DMchgangsland zwischen Iran und Kleinasien sowie zwischen Iran und dem Schwarzen Meer immer eine her vorragende Rolle gespielt. Erleichtert wurde dieser Verkehr, weil die Hochmulden und Längstäler sich in ostwestlicher Richtung, der Richtung dieses Vorkehrs hinziehen. So ist denn Erzerum durch seine günstige Lage an der alten Handelsstraße von Trapezunt nach Tebris schon früh zu einem Hauptstapel- und Rastplatz für die Karawanen ge worden und hat eine im Orient seltene Blüte erreicht. Die Stadt kann auf ein hohes Alter zurückblicken, sie ist das altarmenische Karin, das von den Griechen Karana genannt wurde. Vom byzantinischen Kaiser Anastasius l. (491—518) wurde sie befestigt und T eod o s i op o l i s ge nannt. Um ihren Besitz kämpften Perser, Araber und Griechen. Im Jahre 1047 wurde die benachbarte alt armenische Stadt Ardzn von den Persern zerstört, worauf die Einwohner nach Karin flüchteten, das seitdem Ardzn Rum (das römische Arzen) genannt wurde, woraus der Name Erzerum entstanden ist. Auch mongolische Herrschaft hat die Stadt erfahren müssen (1247). Im Jahre 1522 kam sie mit Armenien an die Türkei, bei der sie seitdem, also fast 400 Jahre geblieben ist. Allerdings haben die Rusten ihre Augen schon oft auf sie gedichtet und ihre Hände danach ausgestreckt. Als die Türken im Jahre 1829 von den Rusten unter Naskewitsch in der Ebene von Erzerum geschlagen waren, fiel diese Hauptstadt in russische Hände, die dort ent setzlich hausten. Vor dieser Eroberung wurde die Ein wohnerzahl der Stadt auf 150 000 geschätzt, die zum größten Teil flüchteten oder vertrieben wurden. Die Erholung der Stadt ging so langsam vor sich, daß ihre Einwohnerzahl zu Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht wieder auf 50 000 an- ,gewachsen war und für das Jahr 1914 erst zu 80 000 ange geben wurde. Im Frieden von Adrianopel (September 1829) wurde die Stadt an die Türkei zurückgegeben. Auch im Kriege von 1877/78 gelang es den Russen, die Stadt im Februar 1878 wieder zu besetzen, die sie nach dem Berliner Frieden wiedei räumten, während sie Kars behielten. Wenn sie jetzt hoffen, ihre Grenzen bis über Erzerum hinausdehnen zu können, werden sie sich in dieser Erwartung sicherlich ebenso getäuscht sehen, wie nach dem Fall von Przemysl in ihrer Hoffnuklg auf dauernde Eroberung Galiziens. Gegen die russischen SriegsMsser. Nemirow Dantschenko schreibt unter der Ueberschrift: „Die Orgie im Lande" im „Rußkoje Slowo": . . . Wein und Schnaps sind verboten. Die Straße ist zur Nüchternheit und zur Besinnung gekommen, und von ihr muß man jetzt Selbstbeherrschung und gute Sitten lernen. Aber man sehe nur, was in den teuren Restaurants, in den reichen Häusern, bei den Leuten vor sich geht, die noch jüngst Anspruch daraus machten, das Salz der heimatlichen Erde zu sein! Vergessen sind die schweren Schläge von außen, die düstere Traucrkleidung, der Kummer der Enttäuschungen und entschwundenen Hoffnungen. Zur selben Zeit, wo das Volk, wo die Straße durch Mut und Zuversicht die Kämpfer an der Front stützt, sitzt die verdorbene „Gesellschaft" trunken in der Schenke und im Lupanar und ver schließt die Augen für alles andere. Ich spreche von der Gesellschaft des billigen Profits, des unver antwortlichen Raubes, die in ihren eilig znsammengcrasstcn Millionen erstickt. Die auf Kosten der ausgeraubten Be völkerung verdienten billige» Millionen erzeugen im Hinter gründe des größten aller Kriege die ungeheuerlichste Ver derbnis. Alan frage die teuersten Juweliere, sie haben noch nie solche Geschäfte gemacht wie gegen wärtig. Die über Nacht gewordenen Millionäre schreckt kein Preis. Die hungrigen Bediensteten von gestern schwelgen in schäumendem Champagner und verprassen an einem Abend die Kosten eines ganzen Sanitätszuges. Ein Moskauer Restaurant hatte in der Neujahrsnacht einen Umsatz von 25 000 Rubel. Die Direktoren staunten; niemals, auch zu Friedenszeiten, hatten sie so etwas erlebt. Petersburg tut es in dieser Hinsicht Moskau fast noch zuvor. Als ob morgen die Henkerskarre» erscheinen würde», um alle diese schmutzigen Hunde zum Galgen zu fahren! „Noch eine Nacht, aber die ist mein! Du aber gehe zugrunde, Rußland, was geht das mich an!" Die Theater und Restau rants schließen ihre Pforten um 11 Uhr. Die Folge ist, daß stille und friedliche Quartiere, auf die niemand die Hand zu legen das Recht hat, sich in richtige Schenken verwandelt haben. Dort erscheint Schmausen und Trinken als eine Art Protest: „Ihr gönnt mir Hungrigem nicht die Möglichkeit, im Restaurant zu speisen — dann werde ich euch zu Hause etwas voressen!" Alle Verbote dieser Art haben doch nur dengeheimen Verkauf verteuert und die Taschen der Marodeure ge schwellt. Während des früheren „freien" Verkaufes des berauschenden Giftes war der Profit der Vergifter nicht so groß wie heute. Man denke nicht, daß ich ein Gegner des Alko Holverbotes bin, das allein einen ge wonnenen K r ie g wert i st. Aber wenn man Lano ««8 Straffe zur Nüchternheit ««V MstEtt bringt, ««rM läßt man der teure« Schenk« und der Orgie freien Spiel raum? Ich »erstehe es noch, wenn der ermüdet, hungrig und abgequält von der Front Heimgekehrte in der kurzen Frist, die ihm vergönnt ist, sich entspannen und ablenken will. Aber warum sollen die Marodeur« Vergessenheit suchen, sie, die Hunger und Verzweiflung säe«, diese treuesten Verbündeten Deutschlands? Aus diesem Dunstkreis wendet sich unwillkürlich der Gedanke zu unseren Bundesgenossen. Gegen wärtig sind in Petersburg einige Leute, die eben aus Parrs zurückgekehrt find. Wie diese erzählen, hat dort das tiefe Bewußtsein der schweren Schicksalszeit das ganze Volk durchdrungen. Das altberühmte Babylon der ganzen Welt, Paris, ist nicht wiederzuerkennen. Keine Orgien, keine leichtsinnigen, gemeinen Vergnügungen, kein scham loser Luxus! Jede Familie durchlebt die allgemeine Trauer und trägt sie nicht nur äußerlich, sondern auch im Herzen. Jeder Franzose ist Bürger seines schmer zensreichen Vaterlandes. Die Preise sind her untergegangen. Was noch vor kurzem nur den Reichen er schwinglich war, ist jetzt Gemeingut aller. Niemandem ist es eingefallen, die Lebensmittel zu verteuern. In Frankreich versteht man, daß jeder gewissenlose Großhändler und spitz bübische Kleinhändler ein Bundesgenosse des ohnedies furcht baren Feindes ist. Jeder Soldat weiß, daß seine daheim gebliebene Familie nicht ausgeraubt wird. Es gibt keine Gelage und keinen Skandal. In den Restaurants, wo noch vor kurzem täglich Hunderttausende verschwendet wurden, geben jetzt bescheidene Leute so wenig wie möglich aus in dem Bewußtsein, daß jeder überflüssige Centime dem Kriege gehört. Feindlich« Krieg-ziele. Im „Petit Niyois" beschäftigt sich der französische Schriftsteller Camille Mauclair mit Gedenken, wie Deutschland gründlich zu demütigen und sowohl wirtschaftlich wie politisch zu vernichten wäre. Er sagt dabei u. a.: „Gemeinsam mit den uns verbündeten drei Großmächten »erden wir di« nötigen Maßnahmen treffen, jede deutsche Ein fuhr in das Gebiet des Verbandes unmöglich zu machen. Wir entziehen damit der deutschen Industrie vier unersetzliche Kun den — fünf sogar, wenn man Amerika, das ziemlich leicht zu überreden sein wird, mitrechuet. Wir würden ferner versuchen, unsere Kolonien bester auszunützen, und schließlich müßten wir lernen, aus unsere zwar verdienstvolle, aber zu ängstliche Lieb« zum Sparen, auf die „Religion des Wollstrumpfes" zu verzichten. Vom strategischen und taktischen Standpunkt aus würden wir bei den Waffen bleiben, d. h. wir werden uns di« Lehren des Kampfes zunutze machen. uns«r Volk in Waffen bester organi sieren und uns noch «in weiteres Jahr der Kriegslasten auf erlegen. um unermeßliches Kriegsmaterial zu schaffen. Wir würden Belgien in ein« gigantische Lagerfe st ung um wandeln und auf unserer Grenze, vom Meer bis an di« Vogesen, ein ständiges Schützengraben-System mit schwerer Artillerie ersteben lasten. Wir werdenunsalsoin feder Weise bemühen, Deutschland zugrunde zu richten, wirtschaftlich und moralisch zu isolieren, sein« Wissen schaft, sein« Philosophie, seine Kunst, seine sozialen Theorien in der ganzen Welt systematisch der Geringschätzung vreiszugeben. So werden wir es auf alle Zeiten blockieren und gleichzeitig gegen einen neuen Angriff bis an di« Zahne gerüstet dastehen." Wo hat man jemals, bemerkt dazu Theodor Fritsch tm „Hammer", von deutscher Seite solche Worte gegen unsere Feinde gehört? Und doch sind wir die „Barbaren". Man kann für dies« Geständnisse dankbar sein imd wir wollen sic uns ja gut merken! Die deutsche Politik vor dem Kriege, in ibrer unendlich«» Nachsicht und Arglosigkeit, hat ja allerdings dem Auslande ein scheinbares Recht gegeben, den politischen Verstand der Deutscl)«» nicht hoch «inzuschätzen; aber so niedrig sollten sie die deutschen Staats männer doch nicht veranschlagen, daß sie den Feinden Gelegenheit zum Ausbau „dieser gigantischen Lagersestuug" geben werden. Woher die Kraft? H. S. Chamberlain schreibt in einer seiner jüngsten Schriften „Die Zuversicht" tiefe, wahre Worte: „Wir erleben," so schreibt er, „im deutschen Heere ein Wiederaufflammen des christlichen Bewußtseins, das große Hoffnungen weckt. Denn zu seiner besonderen Aufgabe, zu seiner „Bestimmung", kann Deutschland unmöglich die überschwengliche Kraft gewinnen, wenn es sich nicht — und sei es auch in verschiedenen Abstufungen und Gleichnissen — zu Jesus Christus bekannt. Aus dem Unglauben, sagt Goethe — dem keiner in dieser Beziehung Beschränktheit oder Eifer vorwerfen wird — enistehen „schwache, klein gesinnte, zurück- lchreitcude, auf sich selbst beschränkte Menschen": solche Menschen sind der Bestimmung Deutschlands nicht gewachsen," — Den Ge danken, daß ein solches Aufwachen religiösen Gefühls nur dann Wert hat, wenn es sich an das hohe Borbild Christi anschlicßt, unterstreicht Chamberlain im folgenden noch mit besonderem Nachdruck, wenn er sagt: „Ohne eine große Gesinnung kann ein großes Werk nicht vollbracht werden: diese Größe ist nicht Narur. sic ist Ucbernatur, Gott schenkt sie durch Christus, Die deutschen Helden in den Schützengräben, hinter den Kanonen, auf den eiligen Nachtmärfchen, den Winden in schwachen Luftschiffen trotzend, in des Meeres schwarzen Tiefen dem Tode entgegen- fahrend — sie alle haben's erfahren: jetzt muß die Erschütterung sich weiterpflauzen und die ganze Nation aufrütteln und aus richten. . . . Ein ganzes Heer von Antichristen war im Anzug; uns tat dringend not die Mahnung des Göttlichen: Wenn das innere Licht in dir zur Finsternis wird, wie groß wird dann die Finsternis sein!" Witze vom Tag«. Im Stadtrat einer kleinen pfälzischen Stadt werden Klagen oor»el>racht, daß das Laster des Rauchens unter der Schuljugend immer mehr um sich greif«. Man einigt sich dahin, daß nur unter energischer Mitwirkung Ler Lehrerschaft das Uebel wirksam bekämpft werden könne. Auf seinem Heimweg trifft ein Sladtvatn richtig wieder so einen Dreikäsehoch. „Wart, dich zeig , ich aber bei deinem Lehrer an, du Lausbub," schnaubt er ih» an, „in welche Klasse gehst du?" Der Knirps grinst freundlich: „Mir kenn« Se nix mache, ichgeh nochgar nit in die Schul!" — Zentralheizung. Hauswirt (bei feinem Mieter etir- treiend): „Herrgott, Sie haben ja alle Fenster aufgeristen?" — „Jawohl — es soll doch ein bischen Wärme hereinkommen!" — D>e zwölfte Batterie ist zur Diensteinteilnug angetreten. Nach de» üblich«» Anordnungen kommt, wie immer ettvas Besonderes. „Kaufleute vortreten.!" rust der Herr Feldwebel. Vier Mann soritzen vor die Front: zwei Bankmenschen, ein „bilanzsicher«!" Buchhalter, ein Direktor. Jedenfalls werden Leute für den inneren S dreibdienst gebraucht, denkt jeder. Der Feldwebej sieht sich sein« M »acn an: „Es ist gut. Wir habe» zwei Faß Heringe bekomm«». Die sind aufzuschneiden rind zu Nollheringen zu verarbeit«». Mel dung beim Kuchen-Unteroffizier um 3 Uhr. Wegtr«t«n." Ein richtiger Kaujmann nmtz halt auch das lönueir! . („Jugeich".)
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