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Seidel. Denkspruch. Leicht übeiMtzl ä,r «äü M-nn 0«, «»» ec leibst nicht machen kann; veekleinernil unter Sa» Seine Herab riebt » üu Semein«. Belgrad, die „Pforte des Krieges". (Nachdruck verbalen.) „Darol Dschihad" d. h. die Pforte des Krieges, — so haben die Türken Belgrad genannt, und auch jetzt ist dieser Name wieder zu Ehren gekommen. Jeder Fußtritt der uralten Feste ist reich mit Menschenblut gedüngt, jeder Fleck erzählt von Heldentaten und Kriegen, denn Belgrad, zu deutsch Weißenburg, beherrscht ja, ! dank seiner Lage am Einflüsse der Save in den Donau- ! ström, von seinem vorspringenden Berge aus den Ein gang in das südliche Ungarn und hat mit Recht stets als der Schlüssel zum Lande der Magyaren gegolten. Da, wo sich die slawische Gründung der Bulgaren erhob, hatte vorher eine römische Festung gestanden, das alte Singidunum oder Taurunum, der Sitz einer Legion, der uach seiner Zerstörung durch manche An griffe von Justinian wiederhergestellt und erst von den Avaren endgültig in Trümmer gelegt wnrde. Im 11. »und 12. Jahrhundert war der Platz abwechselnd in den Händen der byzantinischen Kaiser und der Ungarn, bis sich daS erstarkte Serbenreich des wichtigen Ortes bemächtigte und der große Serbenzar Duschan es zu seiner Hauptstadt erhob. Als die Macht der Osmanen sich immer gewaltiger auf dem Balkan ausbreitete, bildete Belgrad nach dem Fall von Nisch gegen Ende des 14. Jahrhunderts das Hauptbollwerk gegen den „Erbfeind des christlichen Namens". Der von den Türken in seiner Herrschaft bedrohte Serbenkönig Stephan Lazarevics sah sich 1426 gezwungen, der Vasall des ungarischen Königs, des „Kaiser Siegesmund", zu werden, und Belgrad wurde das Jahr darauf von ungarischen Truppen besetzt, während der serbische Despot Georg Brankovics, Stephans Nachfolger, seine Hauptstadt nach Smederevo verlegte.' Die Ungarn erkannten wohl den großen Wert, den Belgrad für sie besaß; sie befestigten die Stadt stark und übertrugen ihre Behauptung stets den her vorragendsten Feldherren, so daß nun durch Jahr hunderte hin ein wilder Kampf um diesen „Schlüssel der Christenwelt" entbrannte. Nach dem Fall von Konstantinopel erschien Sultan Mohammed II. 1456 mit einem Lewaltigen Heer und 300 Kanonen vor Belgrad, das der kampfberühmte Ungarn-Held Johann Hunyady, entsetzte und durch eine den Türken beige brachte völlige Niederlage aus schwerer Gefahr befreite. Ueber diesen Triumph, zu dessen Andenken der Papst das Fest der Verklärung Christi einsetzte, jubelte die ganze Christenheit. Auch unter der kraftvollen Regierung des Königs Matthias Corvinus gelang es, die Festung trotz Ueber- ^umpelungsversuchen und Verräterei, trotz der Be stechungen des Großherrn für Ungarn zu retten, aber 1521 fiel die Stadt in Lie Hände der Türken. Die Einwohner wanderten an die'Ufer des Bosporus aus und gründeten dort einen Ort, der noch heute den Namen Belgrad trägt. Im Schloß aber verteidigten sich 400 tapfere Männer mit dem Mut der Verzweiflung und schlugen mehr als 20 Stürme ab, bis schließlich Ver rat sie zwang, den Schlüssel der Zitadelle, und damit den- Ungarns, dem Sultan zu übergeben. Genau fünf Jahre nach Belgrads Fall wurde auf dein Mohaeser Schlachtfelds auch das selbständige König reich Ungarn zu Grabe getragen. Fortan blieb Belgrad im Besitz oer Türken bis zum Jahre 1688. Da erschien der Kurfürst Max Emanuel von Bayern an der Spitze eines siegreichen kaiserlichen Heeres vor Belgrad, dessen Vorstädte der flüchtige Großwesir in Brand gesteckt hatte. Die Festung wurde im Sturm genommen, ging aber schon 1690 mit allen Eroberungen jenseits der Donau wieder verloren. Die Stadt wurde nach dem Friedensschluß von Karlowitz zur Grenzfestung und für die Türken zum stärksten Bollwerk ihres schon sehr geschmälerten Besitzes rn Ungarn. Mit der Ein nahme dieser für unüberwindlich geltenden Schutzwehr der sinkende Türkenmacht ins Herz zu treffen, das war das große Ziel Prinz Eugens von Savoyen, dessen Name für immer mit Belgrad verknüpft, dessen .An denken noch heute dort lebendig ist. „Er ließ schlagen eine Brucken, daß man kunnt hinüber rucken mit dem Heer wohl für die Stadt," singt das Soldatenlied von „den, edlen Ritter". Am 18. Juni 1717 wurde das befestigte Lager errichtet, die Donaubrücke durch Kriegsfahrzeuge bewacht. Nachdem die mannhaften Ausfälle der Verteidiger zurückgewiesen waren, begann am 22. Juli die Be schießung, die bei den engen Straßen und den schlecht gebauten Häusern so furchtbar wirkte, daß Belgrad bald einer ungeheuren Ruine glich. Da nahte am 1. August das gewaltige Ersatzheer des Großwesirs und brachte Prinz Eugen in eine höchst kritische Lage, aus der er sich durch seinen stolzen Sieg ain 16. August befreite. Belgrad wurde nun mit 20 000 Mann und 600 Kanonen eingenommen, die Zitadelle wieder stark be festigt und die Stadt zum Sitz der österreichischen Landesregierung für Serbien erhoben. Doch nach dem unglücklichen Krieg von 1739 ging dies kostbare Gut der christlichen Waffen wieder verloren; mau beschuldigte die Verteidiger, die Grafen Wallis und Neippcrg, des Verrates, so daß sie zur Beruhigung des aufgeregten Volkes in Festungshaft gebracht wurden, aber Kaiser Karl mußte im Belgrader Frieden „nicht ohne herbsten Schmerz" Stadt und Land wieder den Tiirken über lassen. Noch einmal sollte Belgrad in die Hände der Oester reicher fallen: Graf Lauoon nahm es 1788 im Sturm, aber 1792 mußte es Oesterreich dem Großherrn wieder zurückgeben. 1801 fiel die Stadt in die Hände der Dahidschas, jener Heerführer, die sich für vom Sultan unabhängig erklärten; ihre Bedrückungen riefen den serbischen Aufstand hervor, währenddessen sich Milosch Obrenovics der Stadt bemächtigte. Die Christen von Belgrad erhielten nun eine gewisse Unabhängigkeit, und als Milosch 1838 die fürstliche Gewalt in Serbien erhielt, machte er Belgrad zu seiner Hauptstadt. Aber die Zitadelle blieb noch immer in den Händen der Türken, und 1862 bombardierte sogar die Besatzung die Stadt. Der heftige Straßenkampf, der sich daran schloß, beleuchtete grell das Unhaltbare dieser Zustände, und so setzte es denn 1867 Fürst Michael durch, daß der Sultan die türkische Garnison aus der Zitadelle von Belgrad zurückzog. Seit Jahrhunderten zum ersten mal war nun dies furchtbare alte Schloß, das eine so große Rolle in der Geschichte der Christenheit ge spielt, ohne eine fremde Besatzung und Belgrad Zanz frei. Nunmehr ist es wieder von deutschen und öster reichisch-ungarischen Truppen erbeutet worden. Was sein ferneres Schicksal sein wird, das wird erst nach ge raumer Zeit festgelegt werden können. 6. L.