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Weißeritz-Zeitung : 04.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191603047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19160304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19160304
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-03
- Tag 1916-03-04
-
Monat
1916-03
-
Jahr
1916
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 04.03.1916
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WM Vom Soldatenhumor. Don dem heldenhaften Soldatengeist, der unser gewaltig« Heer beseelt, ist der kernige Soldatenhumor untrennbar, der seit jeher im Leben und in der Sprache unserer Krieger zu Hause ge wesen ist und von deni uns der jetzig« Krieg wieder so manche Probe erbracht hat. Nirgends findet man eine solche Fiille von humoristischen Ausdrücken und Bezeichnungen wie in der Sprache unserer Landesverteidiger und keine andere Armee der Welt reicht nur im entferntesten in dieser Beziehung an das deutsche Heer heran. Es gibt bei diesem" wohl kaum einen einzigen Truppenteil, der nicht mit einer Reihe treffender Spitznamen be dacht worden wäre. Die Infanteristen heißen Futzlatschcr, Sand hosen, Rotkragen, Kartosfelhopser, Kilometerschweine, Feldratten: in Oesterreich nennt man sie gar Fußlappenindianer: bei der Kavallerie nennt man die Ulanen Kosaken, Paddenstecher oder gar reitende Laternenanzünder. Nachdem auch die übrigen Kavallerieregimenter mit Lanzen versehen worden sind, ist dieser schöne Name auch zu den Dragonern und Kürassieren gewandert. Die Kürassiere nennt man auch noch wegen der weihen Wassen röcke, die sie in Fliedenszeiten tragen, Mehlsäcke und wegen des Panzers, den sie im Frieden nur bei Paraden anlegen, Klempner oder Blechpuppcn; die Husaren führen wegen der reichen Ver schnürungen, die ihre Uniformen aufweisen, den hübschen Namen Bindfadenjungen. Die Artilleristen nennt man Bombenschmeißer, die Feldartilleristen insbesondere Knalldroschenkutscher, die Fuß- artilleristen Wallrutscher. Für die Jäger hat der Soldat hübsche Vergleiche aus dem Tierreich zur Hand: er nennt sie Grünschnäbel, Grünspechte, Grashupfer oder Laubfrösche: die Pioniere heißen Maulwürfe, die Eisenbahner Wagcuschieber oder Schwelle-nträger. Die meisten Spitznamen hat wohl der Train, der ungerechtscrtigter- weise immer noch nicht von den übrigen Truppenteilen für voll angesehen wird. Er heitzt u. a. die Kolonne Prr, die veilchen blaue Garde, Veilchendragoner oder Kolonne Veilchen nach der veilchenblauen Uniform, die Zwicbackkutscher, Müllkutschcr. In Oesterreich hat man für den Train den schönen Namen Peitschel- husaren: im Felde nennt man sie auch Lhausseceiunehmer, weil die marschierenden Kolonnen ihnen ausweichen müssen. Weil der Train keine Fahnen führt, neckt man die Trninsoldaten damit, daß sie auf die Wagendeichsel vereidigt würden. In einem Soldntenliede heisst es gar: „Der Train, der Train, Der trägt den Säbel nur zum Schein. Und zieht er ihn einmal in Nöte», So steht daraus: „Du sollst nicht töten!" Unter Verdrehung des Namens nennt man den Train bis weilen auch schweres Getränk. . . Kein Regiment ohne Spitz namen! Dasjenige Regiment würde wohl nicht für voll ange sehen werden, das nicht seinen besonderen Spitznamen besähe. Zur Kennzeichnung des Humors, der in diesen Regiments-Spitz namen zum Ausdruck kommt, seien die folgenden Bezeichnungen wiedcrgcgebcn: Das Karde-Füsilier Regiment in Berlin führt bekanntlich den Spitznamen „Maikäfer" seit der Zeit, als das in Potsdam und Spandau garnisouiercndc Kardc-Ncscrve-Bntaillon, aus dem das Regiment hcrvorgegnngen ist, alljährlich um die Maikäferzeit zu den Paraden nach Berlin gekommen ist. Die Eisenbahner in Schöneberg heißen wegen des Buchstabens L auf ihren Achselklappen „Schöneberger Engel". Das Earde-Erena- dicr-Regiment „Königin Elisabeth" in Charlottenburg führt wegen der Krone mit einem darunter befindlichen Hs, die es auf den Achselklappen hat, den wenig schmeichelhaften Namen „Kronencsel": das 5. Eardc-Erenadier-Regiment in Spandau trägt mit Bezug auf seine schmalen altpreuhischen Gardelitzen am Kragen, die denen der Postboten ähneln, den Beinamen „Brief träger": die Leute vom 2. Garde-Regiment werden wegen ihrer roten Achselklappen „Bluthunde" und die vom 4. Garde-Regiment wegen der blauen Achselklappen „blaue Veilchen" genannt. Die Mannschaften der Seebataillone heißen „Tümmler", die 85er in Rendsburg und Kiel „Rotkehlchen", die 118er wegen ihrer gelben Achselklappen „Kanarienvögel". Das sächsische Infanterie-Regi ment Nr. 107, das früher in der Weißenburg in Leipzig lag, führt den Namen „Wanzenjägcr", der Name verblieb ihm, als es seine neucrbautc schöne Kaserne in Gohlis bezogen hatte. Aus der Un menge von Spitznamen, di« der Soldat für seine Vorgesetzten auf Lager hat, seien die folgenden hervorgehoben: Neben den Siegel- lackbuchsen des Generals finden die karmoisinvcrgnügten Beine des Generalstäblers, dessen Himbeerhöschen oder Intelligenz streifen besondere Beachtung. Der Militärgeistliche ist der Himmelssähnrich, der Militärgerichtsrat der Oberverdachts schöpfer, der Adjutant ist der Federfuchser, Tintenspion oder gar der berittene Tintcnspion. Der Reserveleutnant wird gewöhnlich Commerleutnant, bei der Marine Badegast genannt. Obermolch heisst der Kiichenunterofsizier, der das Kommando über die Molche, die Kiichenmannschaften, führt, für die es noch viele andere schöne Bezeichnungen, wie Bouillonköpfe, Speckhcngste und Küchen- Hammel gibt. Der Kammerunteroffizier ist der Kammerjäger, Kameruner, Mottenheirich, Mottenfänger, Mottenkönig oder Mottenmajor. Es gibt noch manchen anderen Major beim Mili tär, der in Wirklichkeit keiner ist: der Divisionsintendant führt den Titel Graupenmajor, und der Futtermeistcr bei der Kavallerie ist der Häckselmajor. Kein Eebrauchsgcgenstand, keine Waffe, kein militärisches Kleidungsstück entgeht seinem Spitznamen. Das Kom mißbrot ist dem Soldaten der Kommißschinken, die Königstor^e oder Kaiser-Wilhclmtorte, den Tornister nennt er Dachs, Affe, Kasten, Bundeslade, den Helm Dunstkiepe, Hurrahut, Eewittertulpe, das Gewehr Kuhfuß, Schinken, Knarre, Spritze, die Platzpatrone Knallbonbon, die Stiesel Trittchen. Große Stiefel werden Oder kähne oder Elbkähne genannt: man begegnet diesen Namen sogar bei süddeutschen Regimentern und kann also daraus ersehen, wie solche Namen wandern. Es braucht nur noch an die jedem be kannten Bezeichnungen „dicke Bertha" und „Gulaschkanone" er innert zu werden, um zu zeigen, daß der deutsche Soldatenhumor auch in diesem jetzigen Weltkriege in hervorragendem Maße schöpferisch tätig gewesen ist. Man kann nur aufrichtig wünschen, daß Freunde des deutschen Soldatenhumors es sich angelegen sein lassen, alle neuen Ausdrücke, di« der Humor unserer Feldgrauen in dem gegenwärtigen Feldzuge geschaffen hat, zu sammeln und der Nachwelt zu überliefern, » Stahlhelme. AM Geschichte deS französischen Stahlhelms. Die modern« Kriegführung hat nicht nur die neuesten Waffe» Und Kampfarten bedungen, sondern auch mancherlei Rüstzeug zu er. oeuter Bedeutung gebracht, das bereits als altmodisch und längst abgetan erschienen war. Besonders di« Reihe der im Weltkriege in Verwendung stehenden Verteidigung»- und Schutzmittel weist et« Anzahl von KrtegswerkAeug aus, dessen Herkunft bis auf die Zeit des MttÄoÄerMe^ ja iE dar klasMen Wwer und Griechen HichHe» gichSLn die PanyerschrlNe, die vor deck Maschinen. Gewehren aufgestellt werden, die Brustplatten, die französischen Kürajsierpanzer und — als di« gebräuchlichste Neuerscheinung in der französischen Armee — der horizontblau« Stahlhelm der französischen Infanteristen, dessen abgerundet« Form die Projektile, wenn nicht anshalien, so doch in günstigen Fällen seitwärts abglciten lassen soll. Eine Zusammenstellung der interessantesten Daten über den modernen französischen Stahlhelm findet sich im „Bulletin des armäes". Der Helm, der 1)4 Kilogramm wiegt, besteht im wesent lichen in der Kopfform aus Alu m iniu m , die mit Tuch und Schasleder gefüttert ist, ans dem stählernen Ueberzug und dem Kinnband aus Ziegenhaut. Zur Herstellung des Helmes werden 52 verschiedene Werkzeuge gebraucht, die einzelnen Teile werden in drei Größen verfertigt, damit die Helme jedermann passen. Es wurden zahlreiche Werkstätten eingerichtet, die Arbeit wird zum Teile vonFrnucn besorgt. Die Tagesproduktion soll sich neuer dings auf 50 000 Stück belaufen. Bisher wurden 3 600 000 dieser Stahlhelme seistiggeftcllt. Jeder Teil wird besonders verfertigt, und dann werden die einzelnen Teile zusammengestellt. Wenn der Helm auf diese Bec,, seine endgültige Gestalt erhalten hat, wird er in die Demalu mrkftätten geschickt, wo man ihn mit grau blauer Farbe anstreicht. Der Anstrich wird in einer Temperatur von 135 Grad innerhalb drei Stunden gehärtet und getrocknet. Bei der bisherigen Herstellung von 3 600 000 Stahlhelmen wurden 3 600 000 Kilogramm Stahl verbraucht, 36 000 Kilogramm Alu minium, 50 000 Kilogramm Farbstoff, 72 000 Ziegenhäute, 800 000 Lchafhäute, 300 000 Meter Stoff, 400 000 Kilogramm Papier zur Verpackung. Wenn man die 3 600 000 Stahlhelm« in eine Reihe legen könnte, fügt der „Temps" hinzu, würden sie eine Linie von 1100 Kilometer bedecken, was ungefähr einer Linie quer durch Frank reich von Calais nach Marseille entspräche. Das Leder würde in Streifen geschnitten, aneinandergebunden ein Lederfeil darstellen, das — wie der „Temps" mit einem Stoßseufzer bemerkt — von Paris nach Berlin und wieder zurück reichen würde. Zur Versen dung der Helme an die Front waren 76 000 Kisten erforderlich. Wenn diese Kisten aufeinandergestellt würden, müßte ihre Höhe der des Eiffelturms gleichkommen. . . . Dies« Ausführungen find ebenso stolz wie interessant. Nur schade für die Franzosen, daß selbst der so ausführlich geschilderte Aufwand nicht imstande ist, di- Erfolg« der Deutschen, die sich ohne diese wunderbaren Stahl helme behelfen müssen, zu verringern. Englands „kindische Greife-. „Wer jemals ein englisches Gericht angeruf«n hat, um zu seinem Recht zu kommen, ist immer bitter enttäuscht worden" — schreibt „Daily Mirror" im Leitartikel — „denn in diesem Königreich 'des Kompro misses wird jeder Rechtsstreit mit einem „Vergleich" geschlichtet. Das Ergebnis ist dann: Wut der Parteien, Zu friedenheit der Richter, Schaden und Kosten auf beiden Seiten. Von den Gerichtsbehörden aus gelangen diese Juristen dann in das Parlament, wo sie das alte Spiel weitertreiben, auch im Kriege. An der Front opfert sich die Jugend, während die kindischen Greise daheim im Dunkeln herumtappen und ihrem Grundsatz treu bleiben: Nur ja niemanden beleidigen, nicht die Wahrheit sagen, nur immer einen „Vergleich" schließen! Gebt den Neutralen dies und das, beleidigt auch nicht einmal Deutsch land, gebt hier etwas und dort etwas. So wird es auch im Frieden nach dem Kriege werden, wenn England nicht diese ausgegrabenen, kindischen Greise und Rechts gelehrten los wird. Ein „Vergleich" wird das Ende sein, gefolgt von einer tröstlichen Rede im Unterhaus, daß England ja zwar nicht alle seine Ziele errsicht habe, aber doch so viel, wie man nach einem so ermüdenden Krieg er warten konnte. So weit wird es kommen, wenn das Volk verabsämt, gegen Irrtümer scharf vorzugehen. Die Jugend kämpft an der Front gegen die Deutschen — es ist die Pflicht der Zurückgebliebenen, diejenigen Gesetzgeber zu bekämpfen, die Mißgriffe begehen. England wird verlieren, wenn es weiter so Fehler auf Fehler macht!" Der russische Dauer und das Nriegszlel. In einem Aufsatz, den der Vertreter der Stockholmer „Dagens Nypheter", Dr. Anton Karlgren über die Ein drücke von einer Reise durch Rußland veröffentlicht, schreibt er folgendes über den russischen Bauernstand und das Ziel des Krieges: „Aber, wenn es nicht aggressive Ziele sind, die der russischen Bauernbevölkerung vorschweben, wenn sie ohne Murren die Lasten des Krieges trägt, wofür kämpft sie denn? Soll man wirklich zu der alten Auffassung zurück kehren müssen, daß der russische Bauer ohne Ziel kämpft, nur weil man es ihm befohlen hat? Daß man vielfach einer solchen passiven Haltung dem Kriege gegenüber begegnet, ist Tatsache. Die Herren ziehen in den Krieg, wir müssen als ihre Diener mitziehen — bei dieser einfachen Begründung bleibt man oft. Diese Auffassung war sogar im ersten Ab schnitt des Krieges vorherrschend. Solange der Krieg noch in den äußersten Grenzgegenden oder in Feindesland ge führt wurde, solange in den Augen des Volkes der Krieg nicht als Verteidigung?-, sondern als Eroberungskrieg aalt, blieben die großen Massen gleichgültig. Ein Volks krieg ist der Krieg erst geworden, seitdem es sich gezeigt hat, daß Rußland bedroht wurde. Der Krieg wäre noch volkstümlicher geworden, wenn nicht der harte Druck des alten Regimes alles getan hätte, um die erwachende Be geisterung des Volkes zu ersticken. ' Uebrr eine Episode, die sich vor einigen Jahren während einer Verteidigungsdevatte in der Duma zutrug, erzählte mir der Führer der Progressisten Jesremoo: Jemand, der einem Bauernvertreter wegen seines mangelnden natio nalen Interesses Vorwürfe machte, bekam zur Antwort: „Wie soll ich mich als Nationalist fühlen? Muß ich doch mehrere Tage von meiner Heimat aus fahren, ehe ich anderen als Rußen begegne. Rußland ist zu groß, als daß das Nationalgefühl unter den Hunderten von Millionen lebendig erhalten werden könnte. Es schlief während des japanischen Krieges, es war selbst, wenn der Krieg schlecht ausfiel, kein Gedanke daran, daß Rußland unter japanisch« Herrschaft kommen könnte, und daher blieb auch das Er. wachen des Nationalgefühls aus. Erst als mit der Wendung dieses Krieges wirkliche Gefahr über Rußland kam, erwachte es. Das Nationalgefühl des russischen Lauern hat also nicht eine offensive, sondern xjno delfsnsive Grundlage. Wenn man auch mit gutem Gewissen sagen kann, daß der russische Bauer im großen ganzen den panslawistischen Expansionsbestrebungen fern steht, so muß man doch einen Vorbehalt machen. Eine Er oberung steckt auch ihm im Kopf, genau wie allen anderen Volksklassen, die Dardanellen." In einem weiteren Aussatz will Dr. Karlgren demnächst dieses Thema in Verbindung mit der Aussassung der ge- ! bildeten Klassen in Rußland behandeln. Italienische Drückeberger. Daß die Italiener seit dem Tagec der Kriegserklärung mannigfache Wege gefunden haben, um sich dem Heeresdienst zu entziehen», ist bekannt, und es ist keft» Wunder, daß in dieser Zeit der wachsenden Kriegsmüdigkeit eiir Trick nach dem andern erfunden wird, um den Drückebergern die Wege zu ebnen und ihnen Gelegenheit zu geben, ihr „avanvki" im Lärm der gewohnten Umgebung und nicht im Geschützdonner schreien zu können. Die netteste Einrichtung ist wohl diejenige, die man dieser Tage in Lastellamare entdeckte und die in einer Munitionsfabrik bestand, in die man gegen eine Eintrittssumm« von 2000 Lire als Arbeiter ausgenommen wurde, und Arbeiter i» Munitionsfabriken sind bekanntlich unabkömmlich. Zweitausend Lire — das ist eine Summe, die manch italienischer Patriot freu digen Herzens dem Vaterland zum Opfer bringt! Akademiker. Kommis und Söhne aus sogen, guten Familien konnten so eine Zeitlang als Arbeiter der Munitionssabrik sich ihrer Felddienst freiheft erfreuen, bis bedauerlicherweise der famose Schwindel a» den Tag kam. Daß die Verwaltungsräte und verantwortliche» Direktoren der Fabrik gleich nach der Entdeckung wie verschwunden; waren, das brauchte eigentlich gar nicht hervorgehoben zu werde». Der anonyme Brief — die neueste französische Kriegserschek» nung. Die so oft angerufene und so ost versicherte friedliche Einig- keft des französischen Volkes geht immer mehr in die Brüche. Poli tische Krisen, Vorwürfe unter den Parteien, Apachenunwefen» Kriegslieferantenfkandale, Eisenbahmn Wände, der Kampf gegen , die Willkür der Zensur und die Jagd nach den Drückebergern haben die zu Beginn des Krieges chauvinistisch gefügte Einheit des fran zösischen Volkes stark untergraben. Wie sehr ganz besonders dtH, Korruption in den Aemtern und Bürgerkreisen zngenommen hatzs wie stark Mißgunst, persönliche Gegnerschaft und Verdächtigung iW Unwesen treiben, geht aus der Beliebtheit hervor, deren sich gegen«, wärtig di« verächtlichste Form schädlicher Umtriebe — der anonyme Brief — in allen Kreisen und Schichten der französischen Bevölko- rung erfreut. Der anonyme Brief ist, wie Jean Weber in eine? scharfen Anklage im „Journal" erklärt, — nachgerade zu einer all, täglichen Erscheinung geworden, die für die herrschende StimmunG bezeichnend ist. Der Krieg hat im französischen Bürgertum nicht gerade die besten Instinkte entfesselt, indem er di« Epidemie de« anonymen Bri«fe entstehen ließ. Der Verleumdung und Zwie»' tracht wurde so freier Lauf gegeben. In offiziellen Aemtern, beb den Privatadressen der Politiker, in den Redaktionen der Zeitung gen — überall laufen diese anonymen Briefe in stetig sich steigernd« Zahl ein. Man klagt X. an, weil er gezuno aussreht und rn Zwik umhergeht: sicherlich ist er ein Drückeberger. I... trägt ei«« goldene Brille — wer zweifelt noch, daß er ein verkappter Deutsch« ist? Z... hat in seinem Wohnzimmer um 11 Uhr abends ein« rotbeschirmte Lampe angezündet — will er feindlichen Agenten irgendein geheimes Zeichen geben? In diesem Ton geht cs fort» Tag fitr Tag, und bald wird es keinen Burger mehr geben, dev nicht von seinem Nächsten insgeheim befehdet wird. Born', hrnt' und in der Mitten! Wir lesen im Men« „Kikeriki" folgende Kostproben aus der Tagespresse: Be ¬ wundernd werden die kommenden Geschlechter auch auf jene zurück» blicken, welche als stille Mitkämpfer im Hinterlande darbend stand hielten, die Größe der Zeit erfaßend. — Es gehört zum gute« Ton, den Nachmittag in der Exzelsior-Bar zu verbringen. — Jen« reizende blonde Dam« in Trauer, welche Mittwoch bei Hartman« der gefallenen Kavalleristen durch einen Bedauerungsschluck ge dachte, wird um Wiedersehen gebeten. Brief unter „Gleiche Seel««* an die Adm. erbeten. — In den Ententcstaaten macht sich nacht dem anderthalbjährigen Kriege bereits ein« fühlbare Ermattung geltend und es wird die bange Frage aufgeworfen ... — Wen wird Weisses Nachfolger in der Volkstheaterdirektion werden? — Ein Bild unsäglichen Jammers boten die in Skutari gefangen ge-j nommen«n Serben. Weiber und Kinder notdürftig in einige Fetze« gehüllt, vor Kälte zitternd .... — Das Endergebnis der gestrige« Modeschau lautet: Der weite Rock bleibt Trumpf. Der Pel« besatz wird auch während des Frühjahrs beibehalten und erst mill Beginn der Derbysaison fallen gelassen. — Auf so manchem Tirol«» Berggipfel herrscht ein« Kälte von 30 Grad unter Rull; dies: Lebensmittel gefrieren zu Eistlumpen und schmecken dann in sol»-j chem Zustande ohne Unterschied wie Talg: man könnte sie ja durchs, Kochen wieder schmackhafter machen, aber der Hunger treibt zuD Eil«. — Das Rauchverbot auf der Hinteren Plattform d«H Straßenbahnwagen wird in Raucherkreisen geradezu als unerträgst lich empfunden, es werden bereits aus sonst einsichtsvollen Zirkel« Stimmen laut — „Morpheus", das ideale. Hundebett miß Kautschukeinlage, Lichtschutzplache und Absondcrungsnijche bet! Moritz Schipsel, VIll, Lerchenfeldcr Straße 47 /i. . Wag sind die klassischen Helden gegen diese stillen Heroen der Jetztzeit die ihr Leben hiugcben in bloßer Pflichterfüllung, wißend, daß ihrer Taten kein Sänger erstehen wird, da man oft nicht einmal ihren Namen kennt. — Wir sind heute in der Lag«, ein Bild unseres unerschrockenen Kriegsberichterstatters zu bringen, das ihn inmitten! einer Horde gefangener Tschungusen, Kirgisen und Saniojedeq zeigt, wilde Gesellen, denen man nicht gern« des Nachts im Wald« begegnen möchte. Unser Redaktionskolleg« Salamander wirU übrigens der Tätigkeit unseres heldenmütigen Mitarbeiters au, dem Kriegsschauplatz« noch an anderer Stelle gerecht werden. —> In Berlin wäre der Hchn des „Kikeriki" sicher gegenstandslos, gqng sicher! Witze vom Tage. Der galante Polizetbeamtst Dame: „Was? Photographieren muß ich mich lassen? Wozu denn?" — Polizeibeamter: „Mr wollen uns eine Schönheit se galorie anlegen, gnädiges Fräulein!" — Eins nach dem andern. Lehrling: „Der Vater Sie möchten mir mal zeigen, wie der echte Honigkuchen zemacht lvjrdi» _ Konditor'. „Erna nach 'm andern, Jung«! — «»st muß d lernen, w i« der echte Honig gemacht wird! — Druckfehl«« webe!.'' — „Waaas? — Schwertschlucker? — Dt« S««-« Ko«« vagni. Mhschev, vb jeder «ach i-in
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