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Redigin und verlegt von E. M. Gärtner in Schneeberg und Lchwayenberg, Post- und Eisenbahn-Bericht Lägl. Abfahrt«. Ankunstd. Gisenbahnzüge in Zwickau u. Chemnitz. Abfahrt in Zwickau:1) Mrg«. s u. SOM. nach Leipzig »ud Eilzug nach Hof; 2> Mrg«. 5 N. 45 M. direkter Zug Nach Hof; 3> Borm, s u. IÜ M. nach Leipzig und Hof; 4) Nachm.su. 3V M.. nach Leipzig; 5) Nachm. 4 U, 45 M. nach Leipzig und Hof; v) Abds. 6 U. 55 M. Eilzug nach Leipzig; 7) Abd«. 8 U. 25 M. «ach Hof- — Ankunft in Zwickau: 1» und 2) Mrg«. 7 U. 5 M. und Vorm, IN U. 10 M. von Leipzig und Hof; 3) Mttg«. t U. 5S M. von Leipzig; 4) Nachm. 8 U. IS M. von Leipzig und Hof; 5) Abt«. 7 U. 4Ü M. von Hof; b) Abd«. SU. 5M. direkter Zug von Hof; 7) Abd«, b U. 2U M. von Leipzig. Av. Die Abfahrtszeit der Züge von Werdau ab nach Zwickau iü 20 Minuten vor der angegebenen Ankunftszeit. Abfahrt in Chemnistz: I) MrgS. 5 u. 30 M.; 2) vorn,. 8 U.; 3) Mttg«. 12 U. 3» M.; 4) Nachm. 5 U. 3« M.z 5) Abd«. 7 u. — Ankunft in Chemnitz: 1) Mrg«. 8 u. 30 M.; 2) Vorm. 10 U. 30 M.z 3) Nachm. 2 U. 45 M.z 4) Abd«. 7 U.z 5) Abds. I, U. LLgliche Abfahrt und Ankunft der Posten in Schneeberg. Abfahrt: I) u. Zwickau: früh t U. >5 Min.; früh 8 U.; Mttg«. 1 u. — 2) n. Chemnitz: früh l u. 45 M. - Nachm. 1 u. M. — 3) n. Eibenstock: Abd«. 1t U. — 4) n. Johannge orgenstadt i>- Eibenstock: Mttg«. 12 U. 3« M. — 5) n. Anna- berg: Nachm. 2 U. — S) n. Auerbach: Nachm. 4 U. — An kunft: I) v. Zwickau: früh 1 U. ,5 M.; Mttg«. 11 U. 30 M.; Abd«. 8 n. 38 M. — 2) v. Chemnitz: Mttg«. II u. 45 M.; Abds. 10 U. 15 M. — 3) v. Eibenstock! Mttg«. 12 N. 15 M.; — 4) ». Johanngeorgenstadt: Nachts 12 U. 15 M. — 5) v. Annaberg: Mttgs. 12 U. — 8) v. Auerbach: früh 8 U. 15 M. Gold-Perle. - (Fortsetzung.) Während der ersten zwei Jahre, die Auguste bei dem Grafen von BanmLe zubrachte, verging ihr Leben auf alle nur mögliche Weise glücklich und in Angst, zwischen Eifer, sucht und den Ausbrüchen mütterlicher Zärtlichkeit. Häufig zog sie sich in ihr Zimmer zurück, um im Stillen bittere Thränen zu vergießen, weil sie in ihrem Mißtrauen und ih- ren Vorurtheilen bkmerkt zu haben glaubte, Philipp lege bei seinem „Guten Morgen Wunsch" nicht mehr die gewohnte alte Zärtlichkeit an den Tag. Sie fragte Jeden, wie lange der junge Mann bei seinem Vater zugebracht, was er dort gesagt, was er dort gcthan habe. Die Antworten, welcher Art sie auch waren, brachten ihr nie Freude, verursachten ihr vielmehr häufig schmerzliche Aufregungen. Hätt« Philipp nur kurze Zeit bei seinem Vater zugebracht, so sagte sich Auguste: „Man hintergeht mich; jeder verbirgt mir nur aus Mtt- letden den Vorzug, den mein Kind seinem Vater gibt.» Wenn sie im Gegentheil erfuhr, daß Philipp am Bette seine- VatcrS eine lange Unterredung mit diesem gehabt, dann wie, »erholte sie sich, wie sie blind gewesen sei, nicht gleich vom ersten Tage an bemerkt zu haben, daß Philipp'- Liebe sich nur in eine einfache Erkenntlichkeit verwandelt habe; er wäre wie umgewandelt, seit er wisse, daß sie nicht sein« Tante, seine einzige Verwandte in der Welt, sondern nur seine ein- fache Wohlthätertn sei. Dann schlug, d«S Herz der armen Kreatur heftig und unregelmäßig; ihre vom vielen Weinen entzündeten Augen hatte» keine Thränen mehr, und ihr Ge> ficht nahm einen so leidenden Ausdruck an, daß die' unbar«» herzigsten Menschen erweicht werben mußten. Der Graf und Philipp, welche diese hohe Schwachyrit ^»er unumschränkten ' Zärtlichkeit kannten und verstanden, suchten sie durch tausend zarte Aufmerksamkeiten zu beruhigen; aber zum Unglück dien ten sie nur dazu, den Kummer der alten Frau zu vermehren. Mit dem listigsten Blicke der Eifersucht faßte sie inmitten der freiesten und lebhaftesten Zärtlichkeit ihrer Freunde die klein sten, unmerklichsten Zurückhaltungen zind Vorfichten auf, di« sich darin zeigen mochten. Sie, ihrer Seit-, verstellte sich dann, heuchelte Heiterkeit und veranlaßte Philipp, durch ein erzwungenes Lächeln und übertriebenes Zureden, zu seinem Vater zu gehen; war Ler junge Mann an ihrer Seite, so wiederholte sie ihm, daß sie zufrieden sei, ihn glücklich zu wissen, und daß sie sich gern deschetde, ihn bei sich M sehen, wenn seine Pflichten oder seine Vergnügungen thu nicht anderswo fest hielten . . . Dessen ungeachtet, wenn er um eine» Augenblick seinen Mor« genbesuch bei ihr verzögert«; wenn er am Tage sie nicht mit^ einer jener unerwarteten Aufmerksamkeiten überraschte, an die er sie gewöhnt Hatje; wenn er zur Mittagsstunde beim Ein treten in den Saal sie nicht zuerst mit seinem Blicke suchte, sein erster Schritt nicht zu ihr gerichtet war, der erste Laut seiner Stimme nicht die gewöhnliche Zärtlichkeit aussprach, wie gewöhnlich, erbleichte sie und sank in den Lehnstuhl zu- rück. Dann erstickte ihre Stimme und man saht ihre Brust mit Heftigkeit sich heben. Sie zwang sich dann, ohne Appe tit zu essen. Mit brechendem Herzen zwang sie sich dann zum Lachen; die Verurtheilten können in der Hölle nicht we niger leiden! Fast täglich waren nervöse Krisen oder Ünver- daulichkeiten die Folgen von GoldperlenS geistiger und mo ralischer Aufregung, der zerbrechliche Körper der armen, alten Kreatur konnte solchen Erschütterungen nicht lange widerstehen. Nach und nach schien ein Schleier über ihren Verstand sich zu verbreiten, während ihre Gesundheit immer schwächer wurde. Drei Jahre in dem Hause de- Grafen hatten sie älter ge macht, als fünfzig in Wind und Wetter, im Elende und un ter Mühseligkeiten erlebte Jahre aus dem Pont-Neuf. Die Unthätigkeit trug auch sehr viel zu diesen traurigen Sympto men bet. Wenn ihre alten Freunde sie de- Sonntag- be suchten, verließen sie sie Mit Kummer über ihr Zusammenfal len, — die gewöhnliche Reden-art, welche sie gebrauchten: „Die arme Goldverle,? sagte der Hundescheerer bei sei ner Rückkehr zu seiner Frau; „die arme Goldperle verläßt ihren Rollen-Lehnstuhl nicht mehr! ihre Beine taugen nicht- mehr. Tritt man bei ihr ein, so scheint sie stet- zu schlum mern, öffnet wohl die Augen, macht eine freundliche Miene und sagt: „Guten Tag, Nachbar, was macht Ihre Fra»?* Dann fällt fie aber gleich wieder in ihre Schläfrigkeit zurück, -nt« wortet nichts aus da-, wa- man ihr erzählt, hört nicht-, und, wie ich fürchte, versteht nicht- . . . Aber beim leisesten Knarren der Thüre, wenn ein Hund im Hofe bellt, oder wenn sich Pserdetritte hören lassen, fährt fie zusammen, steht sich um, frägt, wa- vorgeht, und ein allgemein,- Zittern be fällt fie dann, wenn man ihr antwortet: