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ertrug, hat die Chronik nicht gemeldet. es klierte» werden, können. 0. L. Oesern une! Heuie. Das verhängnisvolle Stadtsiegel. Unter der Negie rung König Wenzels IV. von Böhmen war das Amt eines Bürgermeisters in der Altstadt Prag einem Deutschen namens Georg Schwerhammer anvertraut. Dieser pflegte in einer Tasche, die er nach damaligem Gebrauche umgegürtet hatte, das Stadtsiegel mit der größten Sorgfalt zu bewahren. Einst, als er von der Ratsstube nach Hause kam und seine Gattin gerade beschäftigt war, ihr kleines schreiendes Kind zu baden, ließ er beim Ablegen seiner Amtskleidung die Tasche auf dem Tische liegen und ging, abgerufen, in ein anderes Gemach. Die Mutter, um das Kind durch irgend ein glänzendes Spielzeug zu beruhigen, griff in die Tasche ihres Mannes und gab ihm das Stadtsiegcl. Das Kleine spielte zuerst vergnügt damit, ließ es aber dann, ohne daß die Mutter es bemerkte, in die Badeschüssel fallen, und so wurde das Stadtsiegel später mit dem Wasser zum Fenster hinaus auf die Straße gegossen. Ein vorübergehender Bürger traute seinen Augen kaum, als er dies Heiligtum der Stadt, das alle Urkunden bekräftigte und allen wichtigen Vereinbarungen erst Gültigkeit verlieh, dort liegen sah/ Em pört über die scheinbare Vernachlässigung des Bürgermeisters, die ihm unverantwortlich dünkte, hob er das Siegel auf, um es dem Stadtrichter, Iakob Wölfel, nebst der Nach richt, wie er es gesunden, zu bringen. Dieser meldete dem Rate den Vorfall, und als am anderen Tage der Bürger meister Georg Schwerhammer in seiner Mitte erschien, for derte man ihm mit feierlichem Ernste das unterdessen sorg sam verschlossene Stadtsiegel ab. Zwar befremdet, aber doch unerschrocken griff der Unglückliche in seine Tasche und konnte weder sich noch anderen erklären, warum es dort nicht mehr zu finden war. Er bat um die Erlaubnis, nach Hause gehen und es dort, wo es unfehlbar sein müsse, holen zu dürfen. Man bewilligte es, aber der Stadtrichter und — der Scharfrichter mußten ihn begleiten, und der letztere hatte die Anweisung, ihm, wenn er, ohne das Siegel gefunden zu haben, aus seinem Hause treten würde, auf der Stelle den Kopf abzuschlagen. So gesck^h es, und die Leiche des schuldlos Hingerichteten ward an der Wand der Martinskirche begraben. Wie die unglückliche Gattin, deren Unachtsamkeit dies entsetzliche Geschick veranlaßt hatte, Tigerbraten. Die Tiger spielen auf Singapore eine große Rolle. Nach der Aussage der am besten darüber unterrichteten Beamten werden auf dieser kleinen Insel jährlich 350 bis 400 Menschen von Tigern zerrissen. Be sonders sind es auf den Pflanzungen im Innern arbeitende Chinesen, welche diesen Raubtieren zum Opfer fallen. Trotz der hohen bewilligten Prämie (die Regierung zahlt für jeden gefangenen oder getöteten Tiger 400 Ul- und ein Verein von Privaten ebensoviel) können diese Raubtiere nicht aus gerottet werden, scheinen vielmehr immer zahlreicher zu werden. Uebrigens sollen Tigerkoteletten gar nicht so übel sein und wie Rindfleisch schmecken. Ein Pflanzer in einem Distrikt, wo Rindfleisch nur sehr schwer zu haben ist, hatte den Rücken eines jungen Tigers in Form von Rinderbraten zubereiten lassen und einige Freunde zum Essen eingeladen. Das Fleisch, welches diese für Rindfleisch aßen, schmeckte ihnen vorzüglich, und sie glaubten an die Unterschiebung überhaupt erst, als sie den Rest des Tieres in der Speise kammer ihres Gastgebers hängen sahen. um Sedan gemachten 108 OVO Gefangenen sind über 14 OM auf dem Landtransport entwichen. Besonders schwierig gestaltet sich die Bewachung zur Nacht, wo der Bedeckungsmannschaft noch 5»/« Infanterie hinzuzufügen sind. Bei der Beförderung auf Eisenbahnen kann die Bedeckung erheblich schwächer sein. Jedenfalls muß nach größeren Schlachten zum Aufräumen der Walstatt, zum Sammeln der Kriegs beute und hauptsächlich zum Transport der Gefangenen mit sehr beträchtlichen Kräften Ler Feldarmee für längere Zeit gerechnet werden. Als Bedeckung kommt in erster Linie Infanterie in Betracht; einige Reiter dienen zur Aufklärung und Begleitung. Die Gefangenen marschieren dicht aus geschlossen in breiter Front. Für die Gefangenen von Sedan war rasch das Kommando „Zu fünf in einer Reihe" gefunden. Im Falle eines feindlichen Angriffes WÄ'sen sich die Gefangenen, das Gesicht dem Erdboden zügewandt, hinlegen, und auf jeden, der den Versuch macht, sich zu erheben, wird geschossen. Der geringfügigste Anlaß schon, ein Schuß, das Auftauchen einiger Franktireurs, kann eine panikartige Wirkung auf die Gefangenen ausüben und die Be deckungsmannschaft gefährden. So glückte es z. B. 1806 SO Husaren, 4000 von den Franzosen Gefangene zu befreien, indem sie die Nachhut der Bedeckung über den Haufen warfen, worauf die Gefangenen den Fran zosen' die Waffen entrissen und in wenigen Minuten frei waren. Besonders durK waldiges Terrain oder den Einbruch der Dunkelheit wird die Massenslucht begünstigt; deshalb muß man bei den Transporten möglichst die Wege vermeiden, die Wälder aufweisen, muß auch die Städte und Dörfer umgehen, um nicht die Bevölkerung zu erregen, und schon vor Einbruch der Nacht im Quartier anlangen. Die Marschleistungen der Gefangenen müssen, wie man sich denken kann, so weit es ihr geschwächter Körperzustand zuläßt, möglichst groß sein. Deshalb werden alle Kranken ausgesondert und für besonders Schwache einige Wagen mitgeführt. So leisteten die bei Sedan Gefangenen täglich nahezu doppelte Tages märsche, zwischen 40 und 48 Kilometer. Zur Ver pflegung wird man sich an das Land halten, durch das man marschiert, oder an die „eiserne Portion", mit deren jetzt die Mannschaften fast aller europäischen Armeen ausgerüstet sind. Die Verpflegungskolonnen der eigenen Truppen dürfen nur im äußersten Not fälle herangezogen werden. Möglichst rasch werden die Gefangenen auf die Eisenbahn überführt, wo sie dann leichter nach ihrem Bestimmungsort transportiert Humor. Ein Wink mit dem Zaun Pfahl. Rossini war einst bei einer Daine zu Tische, deren Mahlzeiten ge wöhnlich etwas mager aussielen. Als der Komponist, noch ebenso hungrig, Ivie ec sich hingesetzt, aufstaud, sagte die Dame: „Hoffentlich werden Sie mir bald wieder die Ehre schenken", worauf der Meister erwiderte: „Auf der Stelle wieder, wenn Sie befehlen!"