Volltext Seite (XML)
(Line Bmleulese. Unter dieser Uebelschrist lesen wir in der „Nordd. All«. Zig.": Den Höhestand der Dezembermeldunqen über di» Blutbäder in Berlin haben die emuikch-franMschen Lügen- nachrichten noch nicht wieder erreicht. Immerhin ist auch im neuen Jahre an grotesken Erfindungen über Unruhen, Aufstände und Krawalle kein Mangel gewesen. Wir greifen zunächst auf jene Dezembermeldnngen zurück. Da mals verbreitete selbst ein Blatt wie das „Journal des Debats", daß in den Berliner Straßen 200 Personen bei Hungerunruhen erschossen worden seien. Am 13. Dezem ber schilderte der „Figaro" in den lebhaftesten Farben, wie SO000 Personen das Neichstagsgebäude angrisfen, wie die Polizei sie attackierte und niedersäbelte, wie die Menge vors Schloß zog und die auf dem Balkon erschei nende Kaiserin auspfiff. Hoffnungsvoll wies der „Figaro" seine Leser darauf hin, daß die französische Revolution ähnlich angefangen habe. Der „Temps" mußte damals nach der „Daily Mail" zu erzählen, daß auch der Kronprinz von der Menge insultiert worden sei. Und so ging es mit mehr oder minder groben Ausschmückungen durch die ganze , feindliche Presse. Zu Weihnachten machte sich „Daily Mail" mit dem Amsterdamer „Telegraaf" das Pergnügen, einige Tausend Personen nor dem Hause des Reichskanzlers ausziehen und Pflastersteine in die Fenster werfen zu lassen. Sogar die „Morning Post" beteiligte sich an der Verbrei tung dieser Geschichte. Ein schweizerischer Sozialistenführer, der aus Berlin zurückgekehlt war, wurde in der ganzen französischen Presse am 26. Dezember als Zeuge für die furchtbaren Berliner Meutereien oorgeführt. „Ich bin ja so glücklich", erklärte er, „daß ich nach der Schweiz zurück- gekehrt bin. Denn jetzt kann ich endlich meinen Hunger stillen." Das „Berner Tagblatt" nagelte fest, daß diese Geschichte in den französischen Blättern nach drei verschie denen Schweizer Orten verlegt wurde, und gab der sran- s zösischen Presse den Nat, ihre Erfindungen doch lieber da her zu datieren, wo sie gemacht wurden, nämlich aus Paris. Das neue Jahr begann, wie der englische „Poldhu"- ; dienst meldete, mit großen Demonstrationen gegen den Krieg Unter den Linden und in der Friedrichstraße. Das ' war eine Verkennung der Prosit-Neujahrrufe, mit denen i der Berliner den Beginn des Jahres zu begrüßen pflegt. Nach dieser Leistung wurde es für einige Zeit stiller. Dann aber kamen wieder zahllose Meldungen über Un ruhen, die sich am 12. Januar in Berlin ereigneten. Der „Temps" bringt eine lange Schilderung eines „Neutralen". Danach begannen die Unruhen schon am 8. Januar in Moabit. Am 9. Januar wurden zwei Landsturmregimenter zum Schutze der Stadt herangezogen und merkwürdiger weise in — Potsdam einquartiert. Berittene Patrouillen durchzogen die Straßen. Am 12. Januar zog dann eine große Menge von Moabit aus am Reichstag vorbei, durch das Brandenburger Tor zum Schloß. Die Brandenburger Torwache weigerte sich, gegen die Manifestanten vorzu gehen. Plötzlich erhielten zwei Infanteriekompagnien Be fehl, zu feuern. Die Soldaten weigerten sich, auf die Menge zu schießen, aber indem sie zurückgingen, machten sie zwei Maschinengewehren Platz, die vor dem Zeug hause zu knattern anfingen. Es folgte eine furchtbare Verwirrung. Es gab etwa 60 Tote und 300 Verwundete. Das wurde dem französischen Publikum allen Ernstes Ende Januar erzählt und von ihm gern geglaubt. Das „Journal des Debüts" brachte zur Beglaubigung dieser Schauergeschichte einen Brief aus Brüssel vom 4. Ja nuar zum Vorschein, den es mit unbegreiflicher Zurück haltung mehrere Wochen geheim gehalten hatte. Er be sagt: Leute, die nach Weihnachten aus Deutschland zurückgekommen sind, versichern, daß die Volksmassen in Berlin, Cöln, Düsseldorf nach Frieden rufen, auf die Straße gehen, und daß die schweren Unruhen mit Hilfe von Maschinengewehren unterdrückt werden, welche die hungrigen Frauen und Kinder blindlings niedermähen. In der vorletzten Januarwoche hat es nach „Daily News" ein neues Blutbad in Berlin gegeben. Die Polizei machte mehrere Angriffe auf demonstrierende Frauen, und es gab zahlreiche Verwundete. Die „Westminster Gazette" berichtet am 7. Februar, daß die Wilhelmstraße von allem Verkehr sabgesperrt sei. Die Unruhen dauerten fort. Als der Kaiser !nach seiner Krankheit ausfuhr, folgten zwei Automobile, in denen Soldaten mit geladenen Gewehren saßen. Am !selben Tage bringt „Daily Expreß" folgende Erzählung, !die von zwei aus Berlin heimkehrenden chinesischen Stu- ! deuten stammen soll: Während der Krankheit des Kaisers -habe sich eine Menge vor dem Schloß versammelt und !Frieden verlangt. Ihre Haltung sei sehr drohend gewesen. ^Da sei die Kaiserin auf den Balkon getreten, um zu der Menge zu sprechen. Die Demonstranten hätten sich aber geweigert, die Kaiserin anzuhören, und hätten geschrien: „Wir wollen den Kaiser hören, sonst niemand." Darauf habe Polizei Befehl erhalten, die Menge zu zerstreuen. Das ist eine kleine Blütenlese, die sich leicht verzehn fachen ließe, namentlich, wenn man alle die unblutigen, törichten Erzählungen über unsere Nahrungsnot hinzu nehmen wollte, an denen sich das englische und fran zösische Publikum ergötzt. So macht dem „Temps" dis Mitteilung eines dänischen Reisenden besonderes Ver gnügen, wonach viele seiner deutschen Belannten 15 bis 20 Kilo am Gewicht verloren hätten. Eine hübsche Probe ist auch der Brief eines neutralen Geschäftsmannes, der seine Neiseeindrücke aus Deutschland schildert. Er sagt, es sei dort schlimmer, als es 1870 in Paris gewesen ist. „Unser Korrespondent ist überzeugt, daß es in ganz Deutschland keinen einzigen lebendigen Hund und ebenso wenig eine lebendige Katze gibt: sie sind alle aufgegessen worden. Die Tierfreunde, welche ihre Lieblinge versteckt hatten, sind von ihren Nachbarn ««gezeigt und streng be straft worden. Die Störche, Schwalben, Finken und alle § wilden Vögel sind systematisch getötet und gegessen l worden. Alles Wasserwild ist schon lange ausgerottet." Daß alle Hunde und Esel in die deutschen Kochtöpfe wanderten, hatte schon zu Weihnachten „Daily Chronicle" verraten. Gemeinsam ist allen diesen Erfindungen die Berufung auf ungenannte Neutrale. Bald sind es durchreisende Diplomaten, bald Kaufleute, bald Journalisten. Wenn einmal solche Schilderungen über die Zustände in Deutsch land mit Namen gezeichnet sind, so ergibt sich bei näherem Zusehen, daß auch der Name erfunden ist. Beispiel: die Briefe über Deutschland von Hendrie Hudson im „Temps". Ein Neutraler dieses 'Namens hat sich nickst in Deutschland ' aufgehalten. Andererseits verdient betont zu werden, daß zahlreiche neutrale Besucher Deutschlands, Spanier, Skandinaven, , Holländer, Amerikaner, mit voller Nennung ihres Namens i das, was sie in Deutschland gesehen haben, wahrheits- s gemäß in der Presse ihrer Heimat mitgeteilt haben. Da ist denn freilich von Kavallerieattacken, erschossenen Frauen und Kindri , und ähnlichen aufregenden Geschichten keine Rede. Es ist im neutralen Ausland hinreichend bekannt, daß bei den paar unbedeutenden Kundgebungen, die im Laufe des Krieges sich ereignet haben, nicht eine einzige Person ums Leben gekommen ist. Im feindlichen Aus land kann man aber solche nüchternen Feststellungen nickt brauchen. Da wird weiter gelogen werden, solange die Bevölkerung es sich gefallen läßt. Aus Groh-Berlin. Drei gefährliche Schaufcnslerdiebe verhaftet. Eine j dreiköpfige Einbrecherbande, die durch Zertrümmerung von Schaufensterscheiben und Plünderung der Auslagen der Schaufenster einen Schaden von mehr als 60 000 , angerichtet hat, ist jetzt von der Neuköllner Kriminalpolizei . festgenommen worden. Zwei Kriminalbeamte ertappten sie aus frischer Tat und stellten sie durch die Polizeihündin . Vera. Zunächst gelang es allerdings nur, zwei der Ein brecher festzunehmen. Es waren dies die 20 und 23 Jahre alten Brüder Walter und Ernst Lichterfeldcr. Der dritte im Bunde wurde nachträglich ermittelt und verhaftet. Es > handelt sich.um den 17 Jahre alten „Arbeiter" Willy Grün berg. Nach langem Leugnen legten die Verhafteten ein . Geständnis ab, in dem sie im einzelnen 50 Einbrüche zw- l gaben. Aus dem Reiche. s -ß Zar Ferdinand in Koburg. Am Freitagnachmittag ' ist Zar Ferdinand mit seinen beiden Söhnen, nach elf- s tägigem Aufenthalt in Wien, von dort kommend in ! Koburg eingetroffcn. Die Herrschaften, die vom Herzog § von Sachsen-Koburg und Gotha empfangen wurden, fuhren s vom Bahnhof nach dem Bürglaß-Palais, wo der König und die Prinzen Wohnung nahmen. Dort und auf der i Fahrt wurden dem Könige begeisterte Huldigungen dar- > gebracht, die sich wiederholten, als sich der König am Fenster des Schlosses zeigte. Nach einer Ansprache und Hurras auf den König, der mit seinen Söhnen und dem Herzog von Sachsen-Koburg und Gotha auf dem Balkon ! des Schlosses erschienen war, spielte die Kapelle: „Schäume, Maritza". Am Abend brachte die Jugend Koburgs dem Zaren eine besondere Huldigung durch einen Festzug dar. Hierauf hielt der König folgende Ansprache: „Die Huldigung, die Koburgs Jugend mir heute gebracht, erfüllt mein Herz mit tiefer Rührung, mit warmer. aufrichtiger Freude, und ich danke der novurger Jugenv, danke den Koburger Mitbürgern aus ganzem Herzen, aus der Tiefe meiner Seele. Aber der heutige Tag gilt ja eigentlich den frohen Nachrichten, die vom Westen kommen. Diese frohen Nachrickten haben ihr Echo auch in meinem bundesfreundlichen Herzen gefunden. Sie erfüllen mich mit Dankbarkeit gegen Gott, den Lenker der Schicksale, den Lenker des Schlachtenglückes, der Siege und der Erfolge. Mit Koburgs Bürgerschaft zusammen als treuer Bundes genosse des deutschen Volkes, des deutschen Heeres und des allerguädigsteu Herren und Kqjsers rufe ick: „Hoch die deutsche Armee, hock Kaiser Wilhelm, Hurra, Hurra, Hurra! Die Versammlung sang die Hymne, worauf unter brausenden Hurrarufen auf den König der Zug seinen Fortgang nahm. üriegsfürsorge in Breslau. Die Breslauer Stadt verordnetenversammlung bewilligte in geheimer Sitzung,! dem Berl. Tagebl." zufolge, für weitere Kriegsausgaben 7 185 000 sowie 3'/- Millionen Mark für den Einkauf von Schweinen in Bulgarien. In öffentlicher Sitzung wurde der Einführung von Buttertarten zugestimmt, sowie der Beteiligung der Stadtgemeinde mit einer Einlage von 100 000 ^ an einer gemeinnützigen Lebensmittelgesellschaft m. b. H., oie als Zweigstelle der Berliner Zentraleinkaufs genossenschaft arbeiten und ein Lager der von dieser ge führten Lebensmittel in Breslau unterhalten soll, außer-f dem aber auch selbständig günstige Einkäufe von Waren, für die ein Bedürfnis vorliegt, tätigen soll. Landwirte als Aebertreter der Nahrungsmittel-! Verfügungen, In Ne udorf im Kreise Liegnitz haben, wie man dem „B. T." schreibt, dreizehn Gutsbe^ sitzer unter gänzlicher Außerachtlassung der Bestimmungen Weizen vermahlen und Brotgetreide zu Fütterungs zwecken verschroten lassen und verfüttert. Der Landrat hat ihnen daher das Recht der Selbstversor gung entzogen und ihre Namen im Kreisblatt ver öffentlicht mit dem Heroorheben, „daß es auf die Vater landsliebe der Bewohner von Neudorf kein günstige» Licht wirft, wenn in derartig erheblichem Umfang die jenigen gesetzlichen Bestimmungen übertreten werden, die aus dem Grunde erlassen wurden, das Durchhalten in wirtschaftlicher Beziehung dem Feinde gegenüber zu ver wirklichen." Eine Dienststelle mit bombensicherem Ankerstand, s Wie die „Lordeszemmg" in Mickhausen berichtet. finbet sich in einem eljüchjchen Blutt folgendes zeitgemäße Inserat: Ehrliches Dienstmädchen in allen Häusl. Aräelle» bewauüert, für sofort gejucht. Sicherer Unterstand im Haus«. Dies Inserat dürste als Zeichen unserer Zeit sicher '1 auch unter den Aufzeichnungen über Merkwürdigkeiten der Knegszeit für immer einen Platz finden. Schloß Schwiebus vertonst. Die katholische Barro- möus-Kougregackon des Klosters Trebnitz in Schlesien hat i das alle Schwiebufer Schloß, das aus eine jahrhunderte- j j lange Geschichte zurückblickt, käuflich erworben. Der bis- N herige Besitzer des Schlosses, Nittergutspächter, Leutnant ff der Reserve Eberhard Tietz, ist auf dem Felde der Ehr^ gefallen, und seine Eltern als seine Erben haben das Schloß nun verkauft. Großmutter und zwei Enkelkinder verbrannt. Bei einem Wohnungsbrande, der in der letzten Nacht in Danzig ausbrach, verbrannte eine 65jährige Witwe und ihre zwei Enkelkinder. Ein drittes Kind konnte gerettet werden. Aus aller Wett. -s- Gestrandete Dampfer. Der Dampfer „Astell", mit gemischter Ladung von Amsterdam nach Belgien, ist ge strandet. Die Ladung wird auf andere Schiffe umgeladen. — In der Nordsee ist der auf der Reise von Halmstad nach Hartlepool befindliche schwedische Schooner „Moland" untergegangen. Seine Besatzung wurde von einem var überfahrenden Dampfer ausgenommen. -j- Erdbeben. Ein Amsterdamer Blatt meldet aus Batavia, daß in Tapanuli und Afsahan heftige Erdbeben stattgefunden haben! Die Verluste an Menschenleben sind noch nicht bekannt. Geschichtskalender. Dienstag, 2S. Februar. ir»2. Nogini, ber. Komponist, t Pesaro. ——— Bekanntmachung. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einschätzung zur Einkommen- und Ergän- zungsiteuer den Beitrag-pflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden gemäß § 46 des Emkommcnsteuer-Gesetzes vom 24. Juli 1900 und tz 28 des Ergänzungssteuer-Ge setzes vom 2. Juli 1902 alle Personen, die hier ihre Sleuerpslicht zu ersüllen haben, denen aber die Slemrzettel nicht haben be händigt werden können, aufgesvrdert, sich wegen Mitteilung der Einschätzungseroeb- nisse bei der Ortssteuercinnahme zu melden. Sadisdorf u Naundoif.d. 28 Febr. 1916. Die Gemeindevorstände. Stellungen auk Druck- sacken »Iler ^rt wercken ixecvissenkakt uncl rsscb bei sauberer /lus- kübruns; erleck xt von cler Uucbckruclcerei voa Osr»I in virmolcliswaicke ^ÄLL''ZuchMhe^S M "MW sind zu verkaufen. Zu erfahren in der (zum Backen und Braten) sind elngeiroffen Geschäftsstelle dieles Blatte». bei Gerberplatz. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Carl Jehne, Dippoldiswalde Morgen Dienstag den 29. Februar 1916 abends 1/4 9 Uhr im Saale des „Schützen- Hauses" 3. öffentlicher Kriegs-Vortrag. Herr vr. Ludwig Darmstadter aus Cleveland in Nordamerika, spricht über „Die Teutsch-MMm W- -er Krieg". Freiwillige Gaben zum Besten des hiesigen Krieqshilfsausschusses. z A. Michael, stellv. Vors. Hiorp» »in« Beilaa». Ein Friseurlehrling oder Lehrfränlein welche das Damenttisieren auch mit er lernen kann, findet Ostern unter günstigen Bedingungen Ausnahme. Friseur Engelmann, Schmiedeberg. KmktMWiMBmiii „WrM", MuW für Seifervdorf und Umgegend Sonntag 26 März 1916 nachmittags 3 Uhr General-Versammlung im Gasthof zu Seifersdors. Tagesordnung: I. Ablegung der Jahresrechnung 1915. 2 Ergünzunaswahl des Vorstandes. 3. Etwaige Anträge. 4. Sonstige Kaisenangelegenheiten. Um recht zahlreiches Erscheinen ter Mit glieder bittet der Borstand. WU" Zirkular wird nicht gesandt. "MW