daß es manchmal schwierig ist, aus dem betörenden Klangrausch die Melodie des Themas herauszuhören. Manchmal stellt er die Melodie auf den Kopf, oft läßt er zwar die Töne richtig erklingen, aber in einer rhythmisch anderen Fassung, manchmal läßt er neue Begleitstimmen hinzutreiten und setzt das Ganze in eine andere Tonart, so daß etwas völlig Neues entsteht, etwas, das ganz das Regersche Gesicht trägt. Dazu ist der Stimmungsgehait der einzelnen Variationen immer wechselnd vom süßesten Schönklang bis zur trotzigen Kraftgebärde, so daß ein ungiemein farbiges Bild entsteht. Die Krönung des Ganzen ist aber zweifellos die Schlußfuge. Mit ihrem Einsatz beginnt auch eine andere Welt. In den Variationen vorher die schillernde Vielfalt des Impressionismus — in der Fuge ganz klar und eindeutig der Wunsch und Wille nach einer Kunst, die nicht zerfließt, sondern kraftvoll gebändigt i t. Die Fuge ist eine Doppelfuge, wozu Reger das Material zu beiden Themen dem Mozart-Thema entnimmt. Großartig und überwältigend ist der Schluß, in dem Reger, ein KontrapunklOker größten Formats, das Mozart- Thema noch einmal ganz aufklingen läßt und dazu beide Fugenthemen in das Klanggewebe ein flickt. Diese Stelle allein würde genügen, Reger unsterblich zu machen. Sergej Prokofjew (1891—1953) Klassische Sinfonie f op. 25 Sergej Prokofjew schrieb seine „Klassische Sinfonie“ in den Jahren 1916—1917. Prokofjew, einer der führenden sowjetischen Komponisten, stand beim Kom ponieren seines op. 25 unter französischem Einfluß. In den Jahren des Beginns der Neuen Musik war überall ein Streben nach Einfachheit, Klarheit und Durchsichtigkeit spürbar. Diese Eigenschaften sind hervorstechende Merkmale der klassischen französischen Musik. Bei Rameau und Couperiin sind sie zu finden. Diese Komponisten sind neben den großen deutschen Klassikern Havdn und Mozart die Vorbilder für Prokofjew gewesen, als er die „Klassische Sinfonie“ entwarf. Prokofjew übernimmt jedoch nicht wörtlich die Eigentümlichkeiten und |Slileleinenle dieser Zeit, rondern schmilzt sie durch sein Temperament um. Ab und zu bricht in der Musik dieser Sinfonie durch, daß er ein Mensch unserer Tage isit. In der Form hält sich Prokofjew streng an das klassische Schema. Vier Sätze hat dieses Werk, von denen der dritte und vierte Gavotte und Finale heißen. Audi in tonlicher Hinsicht hält sieh Prokofjew streng an das klassische Vorbild. Die Grundtonart i >t für drei Sätze D-Dur, nur der langsame zweite Satz steht in A-Dur. Das Werk ist in seiner Wirkung seltsam. Die Musik ist trotz aller klassischen Absichten Neue Musik, die Form ist in der Klassik ohne Zutat und Änderung. Man könnte von einem Zwitter spredien, wenn nicht Prokofjews große Meisterschaft und seine Persönlichkeit diesen einzig dastehenden Versudi adelte.