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ö s daß er, wenn er ouentüch spielen sollte, vorher bei den ver schiedenen geschickten Pariser Schneidern Fracks bestellte, die er dann alle anprobierte. An jedem hatte er jedoch etwas anszusehen, so daß er schließlich in der Eile des letzten Augenblicks immer einen Frack seines Lieblingsschülers Gut mann anzog, der ihm viel zu weit war. Fahrbare Häuser. Von einer neuen Errungenschaft, die es dem Bürger ermöglichen soll, zum wenigsten in den Sommermonaten ein bequemes kleines eigenes Haus zu be wohnen, berichtet die Holzwelt. Es sind die fahrbaren Häuser, die auch weniger bemittelten' Menschen die Freuden einer eigenen Sommervilla schassen sollen und dabei nicht an einen bestimmten Ort gebunden sind, sondern mit geringer Mühe und bescheidenen Unkosten gleichsam überallhin mit genommen werden können. Diese sinnreich konstruierten fahr baren Häuser enthalten mehrere Zimmer, Küche, Bade zimmer rind alle sonstigen Einrichtungen des steinernen Hauses; sie können an alle Leitungen angeschlossen werden und sind vollständig wetterfest. Tritt der Wunsch oder die Notwendigkeit eines Ortswechsels ein, so kann das Haus mit seinem gesamten Inhalt in wenigen Stunden ohne besondere Vorkenntnis zusammengelegt werden, nimmt die Form eines Möbelwagens an und kann wie ein solcher transportiert werden. Denn der Hauskern ruht auf einem gewöhnlichen Lastwagenunterbau; Fußboden, Zimmerwände usw. sind durch feste Scharniere seitlich angehängt und werden beim Aufbau des Hauses herausgeklappt. Anzusetzen sind dann nur noch Decke, Dach und Sockelteile. Das Mobiliar ist zum großen Teil eingebaut; natürlich kann der Geschmack und die Neigung des Besitzers bei Bau und Einrichtung be rücksichtigt werden. Zieht man in Betracht, daß bei diesen fahrbaren Häusern der Bodenerwerb fortfällt, ein großer Teil des Mobiliars vorhanden ist und ein Ortswechsel sich wesentlich billiger als ein gewöhnlicher Umzug gestaltet, dann dürfen diese Häuser als die billigsten gelten, die gebaut werden können. Dazu kommen die Annehmlichkeiten der schnellen Beweglichkeit. Großstadtfamilien können sich in einem Pachtgarten bei der Stadt ein Heim aufschlagen, um es in den Ferien mit dem gesamten Hausrat in die Sommerfrische zu überführen. Kleinere Bauten lassen sich wahrscheinlich für 3000 -K Herstellen, mit wachsender Größe und. wachsenden Ansprüchen steigen naturgemäß auch die Herstellungskosten, die wohl im allgemeinen zwischen 3000 und 10 000 schwanken. Humor. Gott und die englische Republik. Die Re gierung des Diktators Cromwell hatte lange Zeit mit der Abneigung des englischen Bauernstandes, der seinen alten Herrschern mit großer Treue anhing, zu kämpfen. Als Cromwell seine ersten Münzen schlagen ließ, betrachtete ein alter Landmann eines der neuen Stücke und las auf der einen Seite „Gott mit uns" und auf der anderen „Republik England". — „Ich sehe," sagte er dann Psiffig, ,^ott und die Republik sind in England auf verschiedenen Seiten!" trachten, das seit kurzem die Stadt am Salzsee schmückt. Auf einer stattlichen und dabei anmutigen großen Granitsäule ruht eine Halbkugel, auf der sich zwei große Möven aus vergoldeter Bronze niedergelassen haben. Tritt man näher yn Pie Säule heran, so gewahrt man am Piedestal eine Reihe von Hochreliefs, Bauern und Bäuerinnen, die weinend und verzweifelt auf verwüstete Felder blicken, dann eine Riesenwolke von Vögeln, die heranzieht und auf die Felder niedergeht, schließlich aber hochbeladene Erntewagen, die von fröhlichen Menschen im Triumphe eingeholt werden. Das eigenartige Denkmal, dessen Bedeutung sich dem Fremden nicht sofort entschleiert, ist das Denkmal der Möven bon Utah. In Stein und Bronze bringen hier die Mormonen den heiligen Möven, die einst die erste Niederlassung der Mormonen vor dem Hungertods bewahrten, eine Ehrung. Es war im Jahre 1847, daß sich die ersten Mormonen an den öden Ufern des großen Salzsees niederließen; vor den heftigen religiösen Verfolgungen, denen die Anhänger des Mormonenglaubens in Illinois ausgesetzt waren, flüch teten sie hierher in die Einsamkeit. Im Frühjahr 1848 waren die letzten kümmerlichen Reste der mitgcführten Nah rungsmittel erschöpft, und sorgenvoll verfolgten die An siedler die Entwicklung ihrer Saaten, als Plötzlich gleich einer ägyptischen Plage ungeheure Heuschrcckenschwärine vom Hochgebirge niedergingen und sich über die jungen Felder ergossen. Wo sie hinkamen, war die junge Saat sofort vernichtet, und die Ansiedler wären dem Hungertode anheim gefallen, wenn nicht die auf den Inseln des Nachbarsees hausenden Möven zu ihrer Rettung hecbeigeeilt wären. Als die nach vielen Hunderttausenden zählenden dichten Möven- schwärme sich über die Felder niedersenkten, glaubten die Mormonen, daß ihr Unglück nun vollends besiegelt sei. Um so größer war die Freude, als man wahrnahm, daß die Möven nur die Heuschrecken angrisfen. Da sah man in den weißen und grauen Vögeln vom Himmel gesandte Retter, die gekommen waren, die neue Kirche zu schützen. Mit einem Kostenaufwand von über 150 000 -k hat man nun den heiligen Möven ihr Denkmal gesetzt; das Monument wurde von einem jungen Äeuyorker Bildhauer, einem Enkel des Mormonenpropheten, Brigham Äsung, entworfen und ge schaffen. Die größte Kanone. Die größte Kanone aller Zetten wurde von Kalif Mohammed II. bei der Belagerung von Konstantinopel verwendet. Ein Däne, den die Griechen, trotz seiner Brauchbarkeit, hatten Hunger leiden lassen, ging in das türkisch« Lager über und bot hier seine Dienste als Geschützgießer an. Von Mohammed beauftragt, fertigte er eine Kanone an, die eine Steinkugel von 600 Pfund eine Viertelmeile schleuderte. Das Geschütz wurde 1453 gegossen, und zu seinem Transport von Adrianopel nach Konstanti nopel ein Gestell aus 30 Wagen zusammengebaut und mit Ketten verbunden. Sechzig Ochsen zogen das Ungetüm, zweihundert Mann gingen zu beiden Seiten, um dasselbe zu halten bezw. zu stützen, während gegen dreihundert Arbeiter die Wege ebneten und die Brücken befestigten. So langte das Geschütz erst nach zwei Monaten an dem Ort seiner Bestimmung an. Chopin alS Elegant! Der Komponist Chopin galt seinen Zeitgenossen nicht nur als König auf dem Gebiete der Tonkunst, sondern er war ihnen auch vorbildlich auf dem nicht minder schweren Gebiete der persönlichen Eleganz. Er verwandte stets eine ganz besondere Sorgfalt auf seinen Anzug; seine blendend weiße Wäsche bezog er nur aus den ersten Pariser Magazinen. Ueberall, wo er hinkam, be kämpfte er den Satz, daß ein Künstler die Berechtigung habe, sich im Anzuge zu vernachlässigen. Seine Freunde erzählten,