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wachung wird frühere Festsetzung der Polizeistunde, MilitLrverbot oder Schließung der Wirtschaft angedroht. Kirchen-Nachrichten. Freitag den 28. Januar 1916. Sadisdorf. Abend» 5 Uhr Abendmahkfeier in Nteder- pbbel Nr. 13, im Hause des verstorbenen Ortrrtchter» Krumpolt. retzte Nachrtchte«. Die rumänischen Getreidetransporte im Gange. Budapest, 26. Januar. Der Transport rumänischen Getreides auf d m Wasser und aus den Bahnen Ungarns ist im Zuge. Infolge de« günstigen Wetter» konnte die Weiterverfrachtung glatt vor sich gehen. Bisher haben mehrere Millionen Doppelzentner verschiedener Getreidesorten da» Eiserne Tor passiert. Die neuen Reichssteuern. Berlin, 26. Januar. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Die Presse bringt nahezu Tag für Tag Mitteilungen über die neuen Reichssteuern, die im März dem Reichstag zur Beschlußfassung unterbreitet werden sollen. Diese Mitteilungen sind in keinem Falle authen tisch. Da» Reichrschatzamt hat über die geplanten Steuern bisher keinerlei Veröffentlichung ausgegeben und wird aus dieser Zurückhaltung auch weiterhin nicht heraustreten, so lang« die Vorlagen sich noch im Zustande der Vorberei- tung besinden. Eine Mahnung an Amerika. Paris, 27. Januar. Die Agence Havas meldet aus Washington: Im Repräsentantenhaus« empfahl der Führer der republikanischen Partei der Nation, sich bereitzuhalten. Vielleicht, sagte er, werden wir uns in diesem Kamvie ab- seitshalten können. Aber wir können auch in diesen Wirbel hlneingrrissen werden. Ernste Lage in Griechenland. Konstantinopel, 27. Januar. Tin Diplomat sprach sich dahin aus, daß man die Lage Griechenlands sehr ernst aufsaßte. Eine gut unterrichtete Persönlichkeit, die aus Sofia eintraf, versicherte, daß man auch dort sich nicht mehr der geringsten Täuschung über die Bewegungs freiheit Griechenlands hingebe. Sinkender Einfluß des Vierverbandes in Griechenland. Frankfurt a M, 27. Januar. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Wien: Glaubwürdige Berichte stellen fest, daß der Vieroerband in Griechenland ausgespielt hat und König Konstantin Herr der Lage ist. Der hier anwesende Peter Carp spricht sich bezüglich Rumänien ähnlich aus. Die mißglückte russische Offensive gegen d.e Bukowina hat ihren Eindruck völlig verfehlt und das gerade Gegenteil bewirkt. Kennzeichnend dafür ist der seitdem ungestört sich obwickelnde Getreideverkehr auf der Donau und der Eisenbahn. In politischen Kreisen überwiegt jetzt die An- fchauung, daß der Vierverband, an dem militärischen Er- folg verzweifelnd, nur i och auf Erschöpfung der Mittel mächte an Metallen, Leder, Wolle usw. rechnet und bis dahin den Krieg hinziehen wolle, um einen Siaiurquo- Frieven zu erzielen. Die Illusion, daß der Krieg au? dem toten Punkt angelangt ist, wird durch die Initiative der Mittilmächte im nahen und fernen Osten auch bald zerstört werden. Frankfmi/Main, 27. Januar. Die „Franks. Zig." meldet aus Konstantinopel: Athener Berichte, die seit Wochen- frist ausstanden, laufen jetzt wieder ein. Am 24. Januar gelangte die erste drahtliche Meldung aus der griechischen Hauptstadt hier an. — Der Vierverband fährt fort, Griechenland die drückendsten Bedingungen diktieren zu wollen Er ist entschlossen, unter Umständen das grie chische Volk der vollständigen Hungersnot durch Abschneiden jeglicher Zufuhr preiszugeben. Die Stimmung des griechischen Volkes ist trotz der unerhörten Drohungen mehr und mehr dem König güns ig An dieser granitnen Mauer zer- sch-Ilten bisher die unheilvollen Versuche des Vieroerbandes. Wohlbemerki wird eine gewisse Zurückhaltung des russischen Gesandten in Athen, der den gemeinsamen Schritten Frankreichs und Englands fernbleibt. Der Vierverband erklärte dem griechischen Kabinetisches, daß er etwaige Be schlüsse der griechischen Kammermchrhett aus Einführung des Belagerungszustandes nicht zulajsen wolle. Die verschärfte Blockade. Bern. Zu der Verschärfung der englischen Blockade weift die „Berner Tagwacht" auf das hin, was als schwe dische Kriegsdrohung bezeichnet wird und schreibt nach Wiedergabe dänischer Presseslimmen: In der Tat würde ein solches Vorgehen den Eng ländern wie überhaupt dem Vierverbande in militärischer Hinsicht wenig nützen seinem Ansehen in den neutralen Ländern aber ganz enorm schaden. Sie betont, daß die Rede des schwedischen Ministerpräsidenten klar zeige, wie die neutralen Völker sich stellen, und schließt: Dem sollte der Vierverband Rechnung tragen, umsomehr als seine militärische Lage heute keineswegs derartig ist, daß es ihm gleichgültig sein könnte, ob den Mittelmächten aus dem Reiche < er neutralen Länder Zuwachs entsteht. Eine englische Arbeiterabstimmung. London. (Reuter) Eine Versammlung der Arbeiter partei nahm mit 1 502 000 gegen 602 000 Stimmen den von der Gewerkschaft der Dockarbeiter vorgeschlagenen Ent schluß an, durch welchen die Versammlung sich verpflichtet, dir Regierung so viel als möglich zu unterstützen. Das glaubt man nur in Frankreich. Bern. Pariser Zeitungen geben wieder einmal eine Berliner Schreckensnachricht wieder. „Information" läßt sich von einem aus Berlin kommenden Portugiesen er zählen, daß er am 12. August «inen Aufruhr wegen Her absetzung der Brotmenge mit angesehen habe. Da da» Militär sich weigerte, zu schießen, traten Maschinengewehr« in Tätigkeit. Die Berliner Krankenhäuser seien mit Ver wundeten überfüllt. „Matin" bringt dieselbe Nachricht aus Kopenhagen datiert, verschweigt aber seinen Gewährs mann. Die Fälschung wird am deutlichsten durch die „Lanterne", die die Schauermär wörtlich übereinstimmend aus Amsterdam datiert. Wettervorhersage. Meist trüb, zu warm, keine wesentlichen Nieder schläge. Die Kleinen haben den Mut. Amsterdam, 26 Januar. Die Holland-Amerika-Linie soll beabsichtigen, einen eigenen Dienst auf den Binnen gewässern einzuführen, um die für Amerika bestimmten Waren selbst in Deutschland zu holen. Der englische Brigade-General Fitten, ein Flügeladjutant des Königs, ist an den Folgen einer Verwundung gestorben. Die siegreichen Oefterreicher. Bern. „Italia maztanale" meldet: Die Oesterreicher haben gestern srüh mit starken Abteilungen Alessio besetzt. Es war eben Schwindel. Aus Wien wird gemeldet: Prinz Mirko von Monte negro und drei Mitglieder der montenegrinischen Regierung befinden sich in Podgoritza. Keines von ihnen hat mit einem Worte angedeutet, daß die Situation sich geändert habe. Die Kaisergeburtstagsseier im Großen Hauplquartier sand bereits am 26. Januar statt. Die Glückwünsche des Kaisers Franz Joseph über brachte der Erzherzog Thronsolger, Vie der verbündeten österreichisch-ungarischen Armee deien Oberbefehlshaber Erzherzog Friedrich. Ferner waren u. a. anwesend Prinz Heinrich von Preußen, die Militärbevollmüchtigten von Bulgarien und der Türkei, der Reichskanzler usw. Heute findet im Großen Hauptquartier nur Gottesdienst statt. Vom asiatischen Kriegsschauplätze. London, 26. Januar. Aus Petersburg schreibt „Daily Chronicie": Die russischen Truppen westlich von Hamavan sind jetzt nur noch zehn Tagemärsche von der englischen Armee bei Kut el Amara entfernt. Es wird aber nicht so schnell zu einer Verbindung kommen, da die Deutschen und Türken mit ihren persischen Hilsstruppen dies zu hintertreiben suchen. Jetzt haben sie außer den Bande», die westlich von Hamadan vertricben wurden, sich der Stämme von Luristan versichert. Der Gouverneur dieser Provinz hat im Austrage der persischen Regierung eine bewaffnete Macht auf die Beine gebracht, um den Redereien Einhall zu tun, und ist dann zu den Feinden übergeganqen. Außerdem wird der Feldzug in Metopolamien durch die Ereignisse bei Erzerum sehr beeinfluß . Wenn das Glück den Russen hold ist, werden sie die Türken genötigt werden, ihre Truppen aus Mesopotamien zurückzuz'ehen, um nicht ab geschnitten zu werden Die englischen Hilfsvölker im großen Krieg. In einem sehr interessanten Artikel „Die farbigen Hilfsvülker der Engländer, Russen und Franzosen" in der Zeitschrift des Keplerbundes „Unsere Welt" von Dr. Nasser lesen wir speziell über die Volksstämme, welche den Eng ländern „Kulturdienste" leisten, das Folgende: Es ist nicht das erstemal, daß Indier außerhalb In diens zu Feldzügen benutzt wurden, wie uns der chine sische Krieg und der südafrikanische Feldzug gezeigt haben; aber der Erfolg war überall nicht groß. Das kommt viel leicht auch daher, daß zu Kriegszeiten den Engländern die Truppen der eingeborenen Fürsten zur Verfügung zu stellen sind, die naturgemäß weniger gut, aber desto phantastischer ausgerüstet sind. Ich weiß sonst nicht, welche anderen Erfahrungen die Engländer mit ihren conkröre-; (indischen Kameraden) auf solchen Expeditionen fern vom Mutterlande gemacht haben. Ich weiß nur aus den Kriegsberichten des gegenwärtigen Völkerkrieges, daß die Indier im Oktober 1914 zuerst in der Kanipflinie in Flandern (Wcstflandern), vereint mit Engländern, Belgiern und Franzosen, gegen die'Deutschen kämpften, aber nicht in geschlossenen Formationen, sondern in kleineren Abteilungen unter die englischen Truppen verteilt, und daß sie dorthin vorgetrieben wurden, wo der Kampf am heftigsten tobte. Ganz abgesehen davon, daß der Sepoy unter dem ihm ungewohnten Klima schwer zu leiden hat, kommen für ihn noch andere Umstände hinzu, die seine Leistungs fähigkeit und Energie sehr beeinflussen. Der Indier ist bezüglich seiner Ernährungsweise sicherlich nicht verwöhnt, aber konservativ. Er verlangt seine heimische Kost, also dort gebautes, trockenes Gemüse und Ziegenfleisch, ver abscheut um seiner Religion willen jeden Alkohol und be dient sich nur eines gewissen Getränks, das aus in Indien heimischen Kräutern bereitet wird. Aber das ist nicht das Schlimmste. Er will von einem Offizier seines Stammes angeführt sein und weigert sich, nach Sonnenuntergang zu kämpfen, je nach seiner Re ligion. Er hat es auch gern, wenn er als „Indian" be zeichnet wird. Hierzu schrieb Antonio Azpeitua, der Pariser Bericht erstatter der Madrider Zeituna L. O.". über die in Marfeme angerommenen indischen Htifstruppen: „Es gibt noch etwas, da» zugleich verhängnisvoll und eine Kurio sität ist. Denn di« Indians weigern sich zu marschieren, wenn ft« nicht von ihren eigenen Offizieren geführt wer den. Die englischen Offiziere können ganze Stunden dar auf verwenden, die Indians auf hindostanisch zu in struieren: die Indians hören sie mit derselben Seelenruhe oder Gleichgültigkeit an, als wenn sie regnen hören.! Und darin besteht eben der Haken: wenn die wenigen national indischen Offiziere, die mit den Sepoys nach Europa gekommen sind, auf dem Schlachtfeld gefallen sind, durch wen werden sie dann ersetzt werden? Diejenigen, die sie in ihren augenblicklichen Quartieren beobachtet und ausgefragt haben, berichten einstimmig, daß die Sepoys sich lieber totschlagen lassen, als einem Befehl zu ge horchen, den ihnen ein englischer Offizier gibt."^ Die auf europäischem Boden kämpfenden Indier setzen sich aus folgenden Stämmen zusammen: Gurkha, Sikh, Pandschabi, Dogra, vielleicht auck Pathan und Radschputen. Die Gurkha, durchweg Brahmaniten, Leute vom Himalaja, namentlich aus dem westlichen Nepal, die An näherung an die mongolische Rasse haben, sind mittel groß, sehr kräftig und winterhart, also für den Kriegsdienst außerordentlich geeignet; ihre Waffe ist hauptsächlich das gefürchtete Kukri, welches sie im Heranschleichen und beim Sturm schon auf weite Entfernungen mit großer Sichert heit schleudern, wie ja die Engländer vor hundert Jahren (im Winter 1814/15) selbst am eigenen Leibe erfahren haben, als sie in zwei getrennten Heeressäulen Nepal mit Krieg überzogen; doch kam das Westheer nicht weit, denn es wurde sehr bald — beinahe vollständig — von de»; Kukri-Schleuderern aufgeneben. Etwa zwanzig Bataillone regulärer Truppen liefern nach Professor Dr. Weule die^ Gurkha den Engländern, und zwar ist ihre Uniform — im Gegensatz zu denen der anderen indischen Truppen — rein europäisch gehalten und gleicht der der englischen Schützen. Die Sikh (8eikn -- „Jüngere") bilden (seit 1500) eine religiöse Sekte in Nordindien, „die kein Messer an Haar und Bart kommen lassen", gründeten 1700 eine Füderatiorepublik (Lahor, Pandschab), die Randschit Singh (-s-1839) zum Königreich machte. Die Sikh erlagen 1849 den Engländern und zählen heute über 2Vs Millionen Köpfe. Da sie im Nordwesten des Landes sitzen, stellen sie einen großen Teil des Nordhceres, welches das Pand- fchab gegen den Norden und Westen zu sichern hat; sie bilden zahlreiche Einheiien der Infanterie und Kavallerie und werden auch zum Dienst in der Gebirgsartillerie her angezogen, sprechen aber oft wenig englisch. Die Pandschabi, Bewohner des Pandschab („5 Ströme"), Landschaft und Provinz im nördlichen Britisch-Indien (zur Hälfte Mohammedaner) mit General- Gouverneur und neun Divisionen, bevorzugen den Dienst in der Reiterei, in der sie zahlreiche Eskadrons bilden. Sie sind tüchtig und gewandt. Das Pandschab beherrschten seit 1500 die Sikh, die 1849 den Briten erlagen. Die Dogra („Kaschmir - Scharfschützen") bewohnen die Gebirgstäler des westlichen Himalaja und den Va sallenstaat Kaschmir im Nordwcsten, sind zum größten Teile (-Vs) Mohammedaner. Sie find bekannt als wetter feste Soldaten. In den ersten Novembertagen des Jahres 1914 haben sie sich mit anderen indischen Regimentern zusammen in der Schlucht bei Tanga in Deutsch-Ostasrika blutige Köpfe geholt. Die Pathan (Rohilla) bilden einen Stamm im Pandschab und den Vereinigten Provinzen und sind HIn- duisierte Mohammedaner, etwa 3,5 Millionen Köpfe stark, die in „wildem" Zustande zu den gefährlichsten Gegnern der Engländer zählen, aber einmal zu diesen übergetret-n, um so brauchbarer sind. Mit dem Namen Pathan faßt man gewöhnlich die Nachkommen der afgha nischen Eroberer an der Nordwestgrenze zusammen. Zu erwähnen wären schließlich noch die Radsch puten, die Kriegerkaste Indiens, die am mächtigsten mit etwa 10 Millionen in Nadschputana ist. Die Radsch puten (zum großen Teile Grundbesitzer) halten sich für Abkömmlinge -er Kschatria, der zweiten Klasse (Kaltes Altindiens, zu der die „Krieger", Adligen und Fürsten gehören. Ob Pathansoldaten und Radschputen, von denen die letzten besonders als reinblütige Arier gelten, auch nach Europa gebracht wurden, ist nicht bekannt. Außer den nach Zehntausenden zählenden Kriegern Vorderindiens sind auch Völker des Stillen Ozeans gegen uns ins Feld getreten: Fidschi-Insulaner (seit 1874 eng-! lisch) und die Maori, die Urbewohner von Neuseeland (1769 englisch, seit 1840 Kronkolonie). Die ersteren sind europäisch gekleidet und ebenso armiert. An kriegerische»! Eigenschaften geben sich beide nichts nach, galten doch, beide Völker bis vor wenigen Jahrzehnten als die fürchte»/ lichsten Kannibalen der Erde. — s -f- Italienischer Mißmut über englischen Wucher. Ein Leitartikel von „ Popo 1 o d ' Italta " beschäftigt sich mit der unglaublichen Steigerung der Kohlen- und Getreidepreise, die eine Folge der fast unerschwinglichen Frachttarife seien. Das Blatt gesteht zunächst zu, daß der Krieg dem Lande durch die Kriegspartei habe aufgezwuingen wer den müssen, daher gebe es in Italien immer noch eine Partei der Kriegsgegner. R Es sei also von größter Bedeutung, daß diese« Unzufriedenen die über Italien gekommene TeuerMg nicht aus nützen können. Tatsächlich seien ja diWrachttarife fast unerträglich geworden, wodurch der ^-Widerstand der Bürger auf eine schwere Probe gestellt^werde. Der Ar tikel weist alsdann darauf hin, daß Rßnciman die For derung der englischen Reeder von 20 Franken für den Doppelzentner indirekt gutgeheißen habe. Besonders be dauerlich sei, daß die von den alliierten Regierungen mit der Getreideversorgung der Alliierten beauftragte Reederei durch den Vater Runcimans vertreten sei. Unter Hinweis aus die fabelhaften Gewinne der englischen Reeder warnt schließlich das Blatt vor der daraus erwachsenden Schwächung der italienischen Widerstands fähigkeit.