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642 steigen. „Erst," so spricht man, „erst hat man in Millionen und aber Millionen Stämmen die sogenannten Schachtstan» gen au- unsern herrlichen Wäldern geholt und hat dadurch die Wälder gelichtet und niedergebracht, uns aber da- Holz vertheuert; al- mir darüber klagten,.hieß e-: „„Ihrbekommt ja dafür eine äußerst billige Feuerung durch die Steinkohle!" " Jetzt aber ist uns das Holz vertheuert, unsere schönen Wal dungen find al» Schachtstangen in die Kohlenwerke gekrochen und nun find die Steinkohlen gleichfalls sehr theuer, so theuer, daß man fast mit dem theuern Holz eben so billig feuert." ES ist nicht zu leugnen, in solchen Aeuße» rungen liegt sehr viel Wahre«; allein wir müssen doch daraus erwidern: eS möge nur Niemand meinen, in den Kohlenwer ken werde einfach nur darum mit den Preisen in die Höhe gegangen, damit die Kohlengrubenbesitzcr böheren und größe» ren Gewinn bezögen als in früheren Jahren. Diese Anficht wäre in der That eine grundfalsche. Unsere Steinkohlen müssen leider! theurer werden, doch die Gründe für das in die Höhe gehen derselben find in der Hauptsache: 1) Die Kohlen werden aus immer gewaltigern Tiefen herausgeholt, folglich vermögen jetzt, trotz der vielfachen HülfS- Maschinen, 20, 80 Arbeiter in einer Schicht nicht mehr so viel Kar^k» »tl Tag zu fördern, wie ehedem, wo man die Kohle yöch nicht in so Ungeheuern Tiefen abbautc; ' 2) je tiefer d)e Kohlen herausgeholt werten, desto mäch- ^ttgere und großartigere Pumpen-, Druck- und Dampfwcrke find erforderlich, mn die wilden Wässer zu bewältigen; und daß derartige Werke Kuerst in ihrer Herstellung große Summen kostest^'dÄ'nn'AbeF bei ihrem Betriebe buch euoren« ^Maff-n . l-SivAeck verschlingen, das ist gewiß sattsam bekanstl^^ 3) wie alledthälben, so find auch in den Koblenschächten die Arbeitslöhne gegen früher um ein Bedeutendes in die Höhe gegangen; 4) der Abzug der Kohlen auf den Eisenbahnen mehrt sich von Woche zu Woche, so daß, trotz der massenhaften zu Tagesörderung, doch kaum den Bestellungen genügt werden kann. Nehmen wir alle diese Punkte zusammen, so läßt sich freilich die stete Preissteigerung erklären; allein eS ist kein Zweifel, daß uns in unserem Gebirge, wo alle-, was zum Leben gehört, seit Jahren im Preis steigt, die Preissteigerung der Kohlen gar nicht gleichgültig sein kann, und gar Viele wünschen nicht- sehnlicher, als daß recht bald da- nahe und Kohlenreiche Böhmen durch eine Eisenbahn mit unserem Erzgebirge verbunden werde, weil fie der Meinung find, daß, namentlich dem Obergebtrge, die böhmischen Braun- und Steinkohlen weit billiger zu stehen kommen würden, als die aus der Zwickauer Gegend. Noch sei in Kürze erwähnt, welchen fast unglaublichen Aufschwung der Kohlenabbau in den letzter» 25 Jahren nur in dem uns so nahen ZwickauerSteinkohlenrester genommen hat. Während vor nur 25 Jahren die Gesammtzahl der Koh. lenarbeiter im Zwickauer Refier nicht volle 200 betrug, ar- betten gegenwärtig bereit- über dreitausend Mann in den verschiedenen Schächten. Gangbar find in diesem Augenblicke im Zwickauer Refiet 127 Schächte, von denen 16 noch im Abteufen begriffen find, 110 in Förderung stehen und einer lediglich zur Wasserleitung dient. Auf diesen 127 Schächten, welche 61 verschiedenen Fir- men zugehören, stehen zur Zett 1S Wasserhaltung-maschinen, 22 Fördermaschinen und 11 Maschinen, die zu beiden Zwecken zugleich dienen mit überhaupt 1275 Pferdekrästen und 86 Kessel», außerdem find noch 102 Haspel in Betrieb. Die Gesammtbrlegschaft betrug zu Anfang de- Jahre- 1857, — nicht mit gerechnet 171 Angestellte Beamte und Osfieianten und die bet der Coakrbereitung beschäftigten Arbeiter — 3680 Mann! Im Jahre 1856 wurden tn Summa circa 14^ Millionen Zentner Kohlen zu Tage gefördert, während vor 25 Jahren (tm Jahre 1830) nur 3^ Millionen Zentner Kohlen gewon nen wurden. So ungeheuer groß die Menge der zu Tage geförderten Kohlen gegenwärtig ist, eben so ungeheuer groß ist aber auch der Bedarf, namentlich für die zahlreichen Fabriken und Fabrik- orte Sachsens, und um von vielen nur ein Beispiel anzusüh- ren, sei erwähnt, daß unsere herrlich blühende Fabrikstadt Chemnitz gegenwärtig allein tn einem Jahre an 3 Mil lionen Zentner Steinkohlen verbraucht! ES ließe sich noch ungemein vM des höchst Interessanten über unseren Zwickauer Stetnkohlenbau sagen; doch eS sei für heute genug. In unsrer nächsten Nummer werden wir noch einige geschichtliche Nachweise über den Zwickauer Stcinkohlenbau bringen. Deutschland Oesterreich. Wien, 8. October. Die Oesterretchtsche Zeitung kommt wieder auf die holsteinische Frage zurück: Dänemark mag mehr als einmal gewartet und gehofft haben auf ein Heraustreten von Volk und Ständen aus der scharf begränzten Sphäre des legalen Widerstande«; Volk und Stände haben unerschütterlich auSgeharrt. Octro- hiren wird Dänemark nicht, was die Stände innerhalb ihrer Kompetenz abgelehnt; Gewalt brauchen gegen einen selbst for- mell berechtigten Widerstand, hieße Europa zwingen, sich auf die Sette de« Unterdrückten zu stellen; otto^re» wird Dänemark nicht. So wird denn die Diplomatie, so'-werden namentlich die deutschen Großmächte Zett habe»,<»4«^ ihrtge zu thun, und fie werden e- thun. ES tst ein grober Jrr- thum, wenn man hier und dort annimmt, Oesterreich und Preußen-würden die Herzogthümer ihrem Schicksale überlassen. Das wird niemals geschehen. In Oesterreich — und von Preußen dürfen wir ohne Zweifel dasselbe sagen — tn Oester- reich fühlt man ebenso warm, wie irgendwo tn Deutschland für das deutsche Bundesland, tn Oesterreich wie tn Preußen tst man fest entschlossen, dem guten deutschen Recht auch nicht um die Breite eines Haares zu vergeben. Das weiß man in Kopenhagen besser als in Deutschland, wie eS scheint; wüßte man es nicht, man würde nicht fort und fort an einer Vereinbarung mit den Ständen arbeiten, man würde ohne Rückficht aus die Haltung der Stände im Geiste des Gesammt» staateS vorgehen. Aber man weiß in Kopenhagen, daß der erste Gewaltstretch die Gewalt, provociren, daß man «S dann nicht mehr mit Holstein, daß man es mit Deutschland und seinen Großmächten zu thun haben würde. - Dänemark wird nimmermehr ein Attentat gegen Holstein wagen, welches schließ lich Dänemark tn Frage stellen könnte. — Wien, 7. Octbr. In der Nacht vom 2. auf den 3. d. stieß um 3 Uhr Mor gens der von Wien kommende Personenzug mit dem von Graz kommenden Waarenzug, bei dem auch mehrere Passagiere wa ren, vor Bruck in Steiermark in der Dunkelheit zusammen, und zwar so heftig, daß die beiden Locomotiven, an Kraft wahrscheinlich sich gleich, senkrecht empor gegeneinander stemm ten, und thetlwetse sich und den ihnen zunächst befindlichen Postwagen, tn dem auch Gepäck der Passagiere war, zertrüm merten. Der Stoß auf alle Wagen war ein ungeheurer, doch tst kein Leben eine- Passagiers, ja selbst keine erhebliche Verletzung zu beklagen, was Erstaunen erregt; dt« plötzlich« Aufhebung der Kraft der Locomotiven durch ihre gegenseitig« Vernichtung scheint diesen glücklichen Umstand bedingt zu ha ben. Leider ist da- nicht so von dem Leben der den Loco- motiven zunächst Befindlichen zu sagen; der eine Obercon-