Volltext Seite (XML)
1857. - . -—" -- st LLL° Der Grzgebirgische Volksfreund schließt mit dieser Nummer das 3. Quartal und werden die geehrten Abonnenten ersucht, nur gege n gedruckte Quittung den vierteljährlichen Betrag von 10 Ngr. zu entrichten und Bestellungen rechtzeitig bei den nächstgelegenen Expeditionen oder bei den Boten zu machen. Schneeberg, im September 1857. Expedition deö Erzgebirgischeu BolkSfreuvdeS. M Gärtner Die Raben. (Fortsetzung.) „Ich muß ober doch irgend etwa« beginnen; Alle«, wa« ich au- dem Beikauft einiger überflüssigen Kleinodien zusam- wtnbringen kann, besteht au- etwa ein Hundert Louisdor«: von denen kann ich aber auch ohne Equipage und Bedienten nicht lange leben." „Macht Euch darüber keine Sorgen," erwiderte Veronika, „und überdies rathe ich Euch, Eure Kleinodien nicht an ir» gend einen betrügerischen Juden zu verkaufen, der Euch nicht einmal di« Hälfte des WertheS dafür bezahlt. Bleibt vorerst rubig i» Eutem Gasthause zum silbernen Hahn, und da« Uebrtze überlasset un- — — " „Ich kann aber doch nicht als Edelmann fortltben," un« terbrach sie Kasper," denn ich möchte rS nicht darauf a»»kom- men lassen, von Eurem so edelmüthigen Anerbieten Gebrauch zu machen, da ich nicht gerne Schulden mache." „Wenn ich Euch aber ein Mal sage, daß Ihr Euch darübrr keine Sorgen zu machen braucht!" wiederholte Vero nika; „nächster Tage spreckcn wir näher über Ture Angelegen- beiten, die mit Gottes Hülfe bald besser gedeihen werden, al- Jhr nur glaubt! nicht wahr, Schwester?" „DaS ist auch mein« Abficht," erwiderte Susanne. „Ich danke Euch herzlich für die Theilnahme, Pie Ihr mir beweiset!" sagte Herr von Greoulx über di« Zuversicht lächelnd, mit der sie ihm da- Gedeihen seiner Angelegenheiten verhieben, und bi« in die Tiefe seiner Seele über die Un eigennützigkeit gerührt, mit welcher fie ihm ihre kleinen Er sparnisse zur Verfügung stellten. Gabriele sagte kein Wort; allein wie gerne hätte fie in diesem Augenblicke die langen runzeligen Hände geküßt, die ihr am ersten Tage so viel Abscheu verursacht halten. Al« der junge Edelmann fich entfernt, und Veronika die Thüren und die Läden vtrfchloffen hatte, zog fich da- junge Mädchen in den Hintergrund de« Zimmer- zurück, um am Ende ihre« BettckenS, da« man hinter dem großen mit den grünen Sargevorhängen »erhängten Bette für st« aufgeschlä^ gen hatte, ihr Gebet zu verrichten; die beiden Alten aber blieben vor dem Kamine stehen, in dem fie jedoch kein Feuer brannten, - obgleich die Abende immer noch sehr frisch waren. „Glaubst Du nicht- Schwester," sagt« Veronika, „daß i AaSpar von Greoulx immer noch ein« eben so bedeutende Rolle in der Welt spielen tann, al- wenn ihn der Barop I nicht enterbt hätte?" .... ' - 1 „Ohne. Weiteres," erwiderte Susanne ruhig, „Dn hast Recht, der Gedanke ist mir heute Abend auch schon gekommen. Wir wollen ein Mal Herr« Vincent einen Besuch machen, und dann —" „S'St!" unterbrach fie Veronika, fich nach Gabriele« umsehend, „nicht so laut, das Kind möchte un« sonst hören." Herr von Greoulx kam an den folgenden Tagen wieder, wie vor seiner Abreise, und die Abende verstrichen wie da mals, nur mit dem einzigen Unterschiede, daß die Gesellschaft zuweilen bis zehn Uhr beisammen blieb, und der junge Edel mann oft so zerstreut war, daß er viele Pfennige verlor, welche die Raben freudig in ihren großen Lederbeutel ver schlossen. Eine- Morgens gingen die Alten frühzeitig au-, um * fich zu Herrn Vincent zu begeben, von dem fie schon öftsr« gesprochen hatten. Als fie nun zur Mittagszeit wieder hcim- kehrten, trafen fie den Tisch ungedeckt, daS Feuer auSgegao« gen und Gabriele in Thränen gebadet. > „Heilige- Mutter Gottes! was ist hier vorgegangen?1 rief- Veronika aus, „warum weinst Du so mein Mud?" „Guter Gott! er ist verloren, und ich mit ihm.! ich wist Euch Alle« sagen. — MisL Veronika, Misö Susanne verzeiht mir nur!" sagte Gabriele ungestüm aus ihre Knthk nieder« stürzend. „Oh! wie unglücklich bin ich! —" „Um der Liebe Gotte» Willen! sprich, mein Kindl" fie len die Alten miteinander in die Rede; ^wir verzeihen Dir AlleS; wa» hast Du denn aber gethan?", „Guter Gott: nichts, nicht« Unrechte«, und doch E« handelt fich aber nicht um mich, sondern um Herrn von Greoulx. Er ist im Gefängnisse, er. ist aus da« Schloß Jf gebracht worden!" „Wie! wa«! sagst Du?" „Ja wohl, auf Befehl Ist« König- — nach einer lettre äe eaoket." „Die hat der Baron avSgewirkt," rieten die Rahen, wie au-einem Munde. „Jesu«! mein Gott! weWS pnglück!" ES trat nun eine augenblickliche Stille ei« „ deny di« beiden Alten waren selbst im höchsten Grade bestürzt; al« fie aber Gabriele fortwährend vor sich auf den Kniren liegen sahen, suchten fie vor Allem diese zu. beruhigen, und fragten fie, woher fit ditst üble Nachricht erfahrt« hah«. - „S« ist Jeaiand hier gewesen, der von d»M Herrn Ba ron hergtschickt wurde." r , , „Hierher! Warum da«?' fragten die Alten »oller Stag, uen; „wa- wollte man von un«?" ,