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Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz. Kems Ereignisse von Bedeutung Oberste Heeresleitung. Paris, 30. Januar (Meldung der Agence Havas.) Während dichten Nebels erschien Sonn abend abend gegen 11 Ahr ein Zeppelin und warf über Paris mehrere Bomben ab, denen ziemlich viele Personen zum Opfer fielen. An einem Punkte wurden 15 Personen ge tötet, an einem anderen ein Mann und drei Frauen. Ein Haus wurde zerstört. Auch wurde vielfacher Materialschaden angerichtet. , Die Jagd der Flugzeuge aus den Zeppelin blieb vergeblich. Bis 1 Uhr lag Paris im Dunkeln. Bereit« am 20. März o. I. wurde von unseren Luft' schiffen rin Angriff auf Pari« und zugleich auf den Eisen- bahnknotenpunkt Compiegne an der Oise unternommen als ! Sühne für die Untaten französischer Flieger, die auf die offene elsässische Stadt Schlettstadt Bomben geworfen und dadurch harmlose Menschen getötet hatten. Bon dem s jetzigen Angriff auf Paris liegen bisher nur aus fran zösischer Quelle stammende Meldungen vor, sodatz man sich vom Umfang des Schadens, den der Zeppelin verursacht hat, noch kein genaues Bild machen kann. Jedenfalls geht aber schon aus diesen Mitteilungen hervor, daß der Angriff trotz den vielgerühmten Airwehrmatzregeln mit grobem Erfolg durchgeführt wurde, denn die gewiß nicht wahrheitsliebende Agence Havas mutz zugeben, daß „ziemlich viel Personen"-gelötet und „sonst vielfacher Materialschaden angesichtet" wurde. Hocherfreulich ist es, datz sich das kühne Lustschisf seinen Gegnern, die zur Ver folgung angesetzt waren, zu entziehen gewußt hat. 2 feindliche Transportdampfer versenkt. Berlin, 29. Januar. Eines unserer Unterseeboote hat am !8. Januar den englischen armierten Transportdampfer „Marere" im Mittelmeer und am 23. Januar einen eng lischen Truppentransportdampser im Golf von Saloniki vernichtet. Am 17. Janua-, lO Uhr vormittags, hielt das Unter- feeboot ISO Seemeilen östlich von Malta einen Dampfer an, der die holländische Flagge führte und am Bug den Namen „Melanie" trug. Der Dampfer stoppte, machte Signal „Habe Halt gemacht" und schickte ein Boot. Als sich darauf das Unterseeboot zur Prüfung der Schiffspa piere dem Dampfer näherte, eröffnete dieser unter hollän- discher Flagge aus mehreren Geschützen und Maschinen gewehren ein lebhaftes Feuer und versuchte das Unter seeboot zu rammen. Diesem gelang es nur durch schnelles Tauchen, sich dem völkerrechtswidrigen Angriffe zu ent ziehen. Der Ches des Admiralstabes der Marine. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesige Männergrsang- verein hielt am Sonnabend im Vereinslokale seine 74. Jahreshauptversammlung ad, die, den jetzigen Zeitverhält' Men entsprechend, gut besucht war. Der für das Vater- ' land gestorbenen Vereinsmitglieder wurde ehrend gedacht, ebenso derjenigen Mitglieder, die einer Reihe von Jahren dem Vereine angehören. Aus dem Geschäftsberichte war zu entnehmen, datz auch im verflossenen Jahre unter der Leitung des neuen Liedermeisters, Herrn Lehrer Müller- Paulsdors das deutsche Lied gepflegt worden ist und daß dem Vereine zurteit noch 20 singende Mitglieder angehören. Auch der Kassenbericht zeigte einen günstigen Abschluß, denn das gesamte Veieinsoermögen ist aus rund 1600 M. ongewachsen. Neuwahlen wurden nicht vorgenommen, sämtliche Vorstandsmitglieder behalten vielmehr ihre Aemter «in weiteres Jahr Ein Antrag des Kassierers, der Liebes- gabrnkasje, dec Rücklageukasse sür das in diesem Jahre stattsindende 75 jährige Jubiläum und der Reisekasse Be träge zu überweisen, fand Annahme. Wie schon wieder- hoil, so wurde auch am Schlüsse der Versammlung vom Vorsitzenden, Herrn Mieth, erneut daraus htngemiesen, daß es Wicht jedes noch hier anwesenden Sängers sei, die Singestunden pünktlich und vor allem regelmäßig zu be suchen. Wir wünschen dem Verein auch im begonnenen Jahre weiteres Blühen und Gedeihen. Mögen die ge sanglichen Leistungen ihre verdiente .Anerkennung und Würdigung sinden! — Die Theatervorstellung der Gesellschaft Richard am gestrigen Sonntag war erfreulicherweise besser besucht, als die vor längerer Zeit dargebotene. Die Leistungen waren wieder so anerkennenswerte, wie bas erste Mal und dankte das Publikum dafür. Am Mittwoch tritt die Gesellschaft in Schmiedeberg auf und wird, das können wir versichern, auch dort niemand unbefriedigt den Saal verlassen. Er erübrigt sich, auf das Stück weiter einzugehen, die Besucher werden selbst ihr Urteil bilden können. Dippoldiswalde, 30. Januar. Heule vor 50 Jahren verurteilte das Bezirksgericht Dresden den 33 Jahre alten Müller und Handarbeiter Liebling aus Großdorfhain, der am I. November 1865 in der Nähe von Höckendors den Handelsmann Zeising von hier überfiel und beraubte. Kreischa. Line Schar Jünglinge wanderte am Freitag den 28. Januar abends mit Sang und unter den Klängen der Mundharmonika nach der Mlischbaude, woselbst eine Nachfeier von Kaiser» Geburtstag mit der Jugend ab- gehalten wurde. Nach dem Niederländischen Dankgebet« «griff Herr SchMirekior Meißner das Wort zu feiner Festrede, pries unsern Kaiser und sein tapfere» Heer und > legt« Jungdeutschlünd ans Herz, kraftvoll zu walten, da« Schwererrungene zu erhalten. Manch' schöne» Vaterlands und Soldatenlied im Thor- und Sokrgesang kam zum Vortrag, auch der Humor fehlte nicht. Die Jugend war begeistert und stieg in froher Stimmung zur Mitternacht ins Tal hinab. Potschappel. Befreit au» serbischer Gefangenschaft traf kürzlich unerwartet der einzige Sohn der Familie Swoboda bei den Eltern auf Urlaub ein. Er rückt« im Juli 1914 gegen die Serben mit au» und geriet in Ge fangenschaft. Am 28 November wurde er in Pristina von i den verbündeten Truppen befreit und später auf 14 Tage nach der Heimat beurlaubt. Dresden. Aus das von dem König an den Kaiser au» Anlaß seiner Geburtstage» gerichtete Glückwunschtele gramm ist nachstehende telegraphische Antwort ein gegangen: „Sr. Majestät König von Sachsen, Dresden. Emp- fange Meinen wärmsten Dank sür Deine freundlichen Glückwünsche. Wir können Gott nicht genug preisen, der im vergangenen Lebensjahre unser Vaterland'vor feindlicher Uebermacht so wunderbar errettet und unseren Waffen Kraft und Sieg verliehen hat. Er wird sein deutsches Volk auch ferner nicht verlassen und ihm für alle Treue und Opferwilligkeit den ersehnten Lohn nicht vorenthalten. Wilhelm." — Die Gemeinde Coswig hat im vorigen Jahre wiederholt Seefische gekauft und an die Bewohner abge- geben. Bei dem letzten Verkauf betrug der Preis 45 Pf. für das Pfund. Infolge der Preissteigerung der Seefische, die jetzt 85 Pf. das Pfund kosten, hat dis Gemeinde den Seefilchverkauf bis zum Eintritt niedrigerer Preise ein gestellt. Niedeegorbitz. In der hiesigen Volksküche wurden vom 1. September bis Ende 1915 an Kriegerfamilien 66 100 Mahlzeiten aurgegeben, 2030 verkauft und 1955 an freiwillige Helferinnen gegeben. Frankenberg. Der Holzschäler Findeisen in Nieder wiesa wurde beim Auslegen eines Treibriemens von der Riemenscheibe erfaßt, gegen die Deckenbalken gedrückt und getötet. Chemnitz. Der 1882 in Hammer-Unterwiesenthal geborene, schon mit Zuchthaus vorbestrafte Malergehilse Ernst Moritz Schmiedel in Chemnitz benützte am 26 Nov. v. I die Gelegenheit, durch die während des Abendläutens offen gelassene Tür der Kirche zu Niederwiesa in das Innere des Gotteshauses zu schlüpfen. Dort löste der erst vier Wochen znoor aus der Strafanstalt Waldheim ent- lassene Spitzbube von der Orgel 1 l Pfeifen im Werte von 97 Mark ab und bog sie zusammen, um die Deute, in Papier verpackt, foitbringen und als altes Metall ver kaufen zu können. Inzwischen war aber die .Kirchentür verschlossen worden, und als er diese durch Rütteln zu össnen versuchte, wurde dies bemerkt und der Räuber fesl- genommen. Das hiesige Landgericht verurteilte, ihn zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust. Auerbach i. Erzgeb. Infolge der zahlreichen Emde rufungen zum Heere werden in diesem Jahre alle männ lichen Einwohner vom 16. bis zum 35. Lebensjahre zum Pflichtfeuerwehrdienste herangezogen. Ein Teil ist der Freiwilligen Feuerwehr als Eisotzmannschast überwiesen worden. Wilkau. Ein gefüllter Wagen der Deutsch-Amerika nischen Petroleum-Gesellschaft wurde am Donnerstag ans seiner Fahrt von Bockwa nach Weißbach in der Nähe des Sorsertschen Gutes an einer Achse von einem entgegen kommenden Straßenbahnwagen gestreift. Dis Achse, sowie die beiden Hinterräder brachen und bei dem Falle erhielt der Behälter des Wagens ein Loch; ebenso brach das Ausflußrohr weg. Der gesamte Inhalt des Wagens, etwa 2000 Liter Petroleum, lief aus und ergoß sich in die Mulde, auf deren Oberfläche das jetzt so kostbare Oel stundenlang wegsloß. Meerane. Der beim hiesigen ersten Rekrutendepot des Jnf.-Reg. Nr. 105 stehende Osfizier-Stellvertretec Mi chael Ebner, seither Unteroffizier der 11. Kompanie des 3 Bataillons des Regiments Nr. 105 im Felde, ist der erste Unteroffizier der König!. Sächs Armee, dem in diesem Feldzuge das erste Ei crne Kreuz verliehen wurde. Durch Vermittlung des sächsischen Krtegsministeriums wurde ihm jetzt der für dielen Zweck vom Kegelklub „Fidelio" in Dippoldiswalde ausgesetzte Preis von 50 Mark zu erkannt. Werdau. Voraussichtlich am 1. Februar d I. wird der neu errichtete Hallepunkt Werdau-West sür dcnPersonen- und Reiscgepäckoerkehr eröfsnet werden. BermiMes, ' Türkische Kriegsbriefmarken. Für die Türkei halte dcr Weltkrieg insofern eine recht unangenehme Folge, als ihr die Briefmarken ausgingen und sie keine Gelegenheit halte, die Marken der letzten Ausgabe nachzubestellen. Diese Serie, welche erst im Jahre 1914 ausgegeben war, ist nämlich in England gedruckt und kann daher nicht nach bezogen werden. Um dem Mangel abzuhelfen, holte man die Restbestände drr Ausgaben der letzten Jahre bis 1892 rückwärts wieder hervor. Um aber anzudeuten, aus wel chem Grunde sie wieder in Gebrauch genommen wurden, überdruckte man sämtliche Marken mit einem Halbmonde, über welchem ein Stern angebracht wurde. Im Innern des Halbmondes sieht man in türkischen Ziffern die Jahres zahl 1331, welche dem Jahre 1915 unserer Zeitrechnung entspricht. Da aber von jeder Ausgabe älterer Brief marken nur geringp Bestände vorhanden waren, mußt ' man, um dem BiMnt« genüKm zu kömulN». nicht wenigs al» 75 verschieden« Wert« Merdrucken. Dio Nächst»-» de* BriestnarkMammkr nach dichen Interestanten Erinnerung»- stücken an den Weltkrieg: stil naturgemäß, recht groß. Wie verlautet, ist »ine neue Ausgabe türkischer Briefmarken in Vorbereitung, sie werden in Wien gedruckt und dürste« in aller Kürze erscheinen * „Es gibt doch Heren." Diese nun erwiesene Tatsache wird allen denen, die nie daran gezweifelt haben zu großer Befriedigung gereichen. Die Kühe eine» im Feld« stehenden Landwirt» gaben plötzlich keine Milch mehr. Sie wurden mit Verlust verkauft und neue angeschafft. Doch da» gleiche Mißgeschick; der Stall war und blieb verhext. Schließlich legte sich der Mater im- Stull ans die Lrmer. Nach vielstündigem Warten erschien eine Gestalt, ließ sich nieder und fing in aller Gemütsruhe zu melken an. Der Wachtposten, so wird drr „Köln. Ztg." aus Württemberg geschrieben, sprang hervor und packte die gefährliche „Here", eine liebe Nachbarsfrau. „Also doch a Hex'!" riesen die Dorsbewohner. Letzte Nachrichten. Wettere Truppenlandungen der Alliierten auf fremdem Gebiet. Aus Saloniki wird gemeldet: Marinesoldaten von bri tischen, französischen, italienischen und russischen Kriegs schiffen, die im Hafen Uchen, landeten auf der Halbinsel Karaburnu, wo sich ein griechisches Fort befindet. Die Be satzung leistete keinen Widerstand. General Pau bei der russischen Nordarmee. General Pau ist bei der Nordarmee des Generals Smyrnow eingetrofsen, wo wichtige Ereignisse erwartet werden. An der Frorn Riga—vpnabmg treten neue deutsche Panzerautomoblle auf, die von 50 bis 60 Mann besetzt sind und außer Maschinengewehren auch noch leichte Artillerie aufweisen. Die Schwefelminen auf Sizilien geschlossen. Die „Times" erfährt aus Rom, daß die Schwefelminen auf Sizilien infolge des hohen Preises dec für Vie Schwefel- gewinnung nötigen Kohlen geschlossen würden. Der Preis stieg aus 8 Lire die Tonne. Ungefähr 100000 Arbeiter feiern. Der Aufruhr in Indien. Gegenüber den sort- auernd vom britischen Auswärtigen Amt verbreiteten Bkruhigungsuachrichten aus Ostindien versichert dcr kalifornische Mitarbeiter dcr „Kölnischen Volks zeitung" nach einem Bericht Brookes, des Photographen der Cookichen Reiseirpcdition, daß cs überall in Britisch- Indien kriselt, wo eine geheime Re^olutlonsgrsellschast Jung-Jndicn eifrig an der Arbeit sich befinde. Brocke versichert: Ein großer Teil der indisäen Truppen mußte entwaffnet werden, weil man fürchtete, daß sie zu den Aufständischen übergehen und diescn Waffen und Munition ausliefern würden. In ganz Indien darf kein Eingeborener Waffen besitzen Rach den neuesten Berichten wurde eine zweite Verschwörung in Lahore entdeckt, wobei über 100 Verhaftungen voryenomwen wurden, was weit verzweigte Ausstände in mehreren Staaten des Reiches zur Folge hatte. Ram Chandra sagt in seinem Blatte: Der Geist des Aufruhrs habe alle Teile Indiens ersaßt. Millionen junger Hindus haben sich der gewaltsamen Bewegung ongeschlofsrn, um Indien vom britischen Joche zu besreien. Japan soll sich drr Bewegung gegenüber ruhig, wenn nicht sreundlich, verhalten, soweit sich das mit seinem Ver trag mit England vereinbaren läßt. Japan spekuliert auf Singapore und die ganze malaiische Halbinsel. Es will sogar Bombay. Der Gewährsmann der „Kölniichen Volkszeitung" versichert: Die um ihre Zukunft in Indien besorgten Engländer werden sehr bald finden, daß sie stch auch dort ganz bedeutend verrechnet haben. Die Stunde dec Abrechnung scheint nahe. Der Holzmangel in Ruhland. Stockholm, 31. Januar. Die russischen Armeeversorgungs- fabriken mußten jetzt svegen Holzmangel größtenteils ihre Arbeit einstelckn. Der Sladthanpimann von Petersburg ordnete an, den Arbeitslosen den Lohn weiter zu zahlen, da sonst Unruhen entstehen könnten. Eine neue Mahdibewegung in Aegypten. Die „Mittagszeitung" erfährt indirekt, daß die Lage in Aegypten für die Engländer immer bedrohlicher wird. Alle Araberstämme haben sich einmütig gegen England erl'ürt, und eine neue Mahdibewegung gewinnt immer mehr die Oberhand. Einzig aus diesem Grunde wächst die Abneigung Englands gegen das Saloniker Unter nehmen und auch von dir Westfront hat England aus diesem Grunde trotz des Einspruchs Frankreichs Truppen massen wegnehmen müssen. Das ist aber nicht alles? Haag. „Nieuwe Courant" meldet aus London: Da» Kriegsamt gibt bekannt, daß in der Zeit vom 1. August 1914 bis 31. Oktober 1915 295 britische Dampfer mit einem Gesamtinhalt von 542 648 Tonnen durch England» Feinde zum Sinken gebracht wurden. Ferner 19 Segel- schisse mit insgesamt 15 542 und 227 Fischerfahrzeuge mit 14 104 Tonnen. Wettervorhersage. Zeitweise trüb, keine wesentliche Temperatmänderung, meist trocken.