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handelte. (Fortsetzung folgt.) raste. Seine aber überschüttet. Seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen ver mochten jede Bewegung des Langen zu verfolgen, der, beide Hände in den Hosentaschen, den Kopf gebeugt, mit scheuem Gebahren auf und ab schritt. Trinöves Hände ballten sich, es schwamm blutig rot vor seinen Augen. Und doch hatte er sich voll kommen in der Gewalt. Also mit solch einem elenden Burschen betrog sie ihn, den Gatten, Ser nur auf ihr Glück bedacht gewesen, bis zu dieser Stunde. So hatte er sich als» doch in Lona getäuscht; sie war der erste Mensch, welchem es gelungen, sein völliges Vertrauen zu gewinnen und ihn gleichzeitig voll Arglist zu hintergehen. Gleich würde sie kommen. Denn um den Burschen da nicht vergeblich warten zu lassen, hatte sie ja ihren Mann fortgeschickt — in den Klub. Fast hätte Trinöve jetzt laut aufgestöhnt und sich verraten. Aber er riß sich zusammen. Um's Himmels willen nur jetzt keine Schwäche! Er stand hier als der Verteidiger und Rächer seiner Ehre, die ein falsches Weib mißachtete. Las Herz hatte zu schweigen. Nur Lurch unnachsichtige Härte konnte er sich vor Selbstver- achtung schützen. Ler Fremde stieß einen schrillen Pfiff aus, dann stand er reglos und hielt den Atem an. Leise bewegte die Haustür sich in den Angeln, leichte, zögernde Schritte näherten sich. Lona kam. Bitterer Zorn flammte in Trinöve auf. So dreist und ohne Scheu zertrat dieses Weib also seine Ehre, sein Glück. Welche Feder vermöchte die Qualen zu beschreiben, welche der Mann in dieser kurzen L-panne Zeit duldete, sein Blut floß wie glühendes Eisen durch seine Adern, ein unbeschreiblicher Jammer, Ekel und wilde Empörung rangen in ihm. Ueber die Leidenschaft aber siegte der Wille. Kein zitternder Atemzug verriet seine Gegen wart. Ganz sicher wollte er die beiden haben, ehe er vom nahen Kirchturm. Das Licht im Hausflur erlosch. Dann stiegen die Mädchen mit der brennenden Lampe in die Mansarde hinauf, wo sie schliefen. Jetzt war nur noch im Speisezimmer Licht, die Mädchen schienen sogleich zur Ruhe gegangen zu sein. Tiefer Frieden hüllte alles ein, nur die Besitzer der reizenden Villa irrten gleich Nachtwandlern umher. Der Direktor scklich wieder bis in die Nähe der Pforte. Zwei weithin hallende Klänge kündeten, daß wieder eine halbe Stunde verflossen. Jetzt mußte es sich bald entscheiden, ob er an sich selbst zum Narren geworden oder — Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gedacht, da sah er, wie die lange, hagere Gestalt eines Fremden sich gewandt über das Eisengitter in der Nähe der Pforte schwang. Trinöves erster Impuls war, dem Burschen an die Kehle zu fahren. Er hatte auch seinen Revolver schuß fertig in Bereitschaft. Aber rechtzeitig kam es ihm zum Bewußtsein, daß er durch solche Uebereilung nur alles verderben könne. Er hielt an sich, trotzdem es ihm große Ueberwindung kostete. In einiger Entfernung wurden Stimmen laut, da duckte §ch der Lange und lief den Gartenweg, der zur Villa führte bis zu dem Gange, an dessen Ende Trinöve, vom dichten Gebüsch vollständig verdeckt, stand. Dir Wolken hatten sich gelichtet. Es regnete nicht mehr, der Sturm aber tobte mit unverminderter Ge walt, trocknete im Umsehen alle Feuchtigkeit auf. Trinöve versuchte es gewaltsam, sich in seine Arbeit zu versenken. Es gelang ihm auch nach einigem vergeblichen Bemühen. Aber von Zeit zu Zett lauschte er doch hinaus. Kam Lona nicht, um ihm etwas anzuvertrauen? Mußte sie nicht kommen, den Kopf an seiner Brust bergen, ihm ihr Leid, ihren Zwiespalt klagen? Er bedachte nicht, daß er ihr durch seine strengen Anschauungen diesen Weg gewissermaßen abgeschnitten hatte. Er sehnte sich nach ihrem Kuß, saber das Miß- trauen erstickte jede weichere Regung in ihm. Beim Abendessen saßen sie sich stumm, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, gegenüber; sie mochten beide nichts genießen, die köstlichen Speisen blieben unberührt. Tttnöve, welcher immer noch, doch ganz vergeblich, auf ein paar zutrauliche, erklärende Worte seiner Frau wartete, arbeitete sich in eine stille Wut hinein. Fast schroff erhob er sich, ohne Lona zu küssen; nur flüchtig, mit erstickter Stimme grüßend, ging er hinaus. Ach, wie gern wäre sie ihm nachgeeilt, hätte ihn unter Tränen gebeten, wieder gut zu sein! Aber dann blieb er zu Hause, und gerade das wollte sie vermeiden. Ein leises Lächeln erhellte ihr liebes, schönes Ge sicht. Sie wollte ihn erwarten, wenn er aus dem Klub kam, ihm allen Groll fortküssen. Eine Tür klappte. Das war sein Schritt. Kam er nicht noch einmal zu ihr? Die Hände auf das angstklopfende Herz gepreßt, wartete sie — vergeblich. Ein leises Weh wollte sie beschleichen, doch die Befriedigung, Laß er fort war, überwog. Hinter Ler Gardine versteckt, sah sie, wie er langsam, mit festen Schritten den Gartenweg entlang ging. Dann hörte sie das Zuschlägen der Pforte. Sie weinte und rang die Hände, faßte Entschlüsse und verwarf sie wieder. Dann steckte sie einen Hundert markschein in die kleine Perltasche, welche sie am Gürtel trug. Aber es war noch nicht neun Uhr, kurz vor elf konnte sie erst hinaus, wollte sie vor Störungen sicher sein. Was konnte sie wohl tun, um den Unseligen am Wiederkommen zu verhindern, was? . . . Trinöve hatte wohl die Pforte zugeschlagen, war aber im Garten geblieben und verbarg sich in der Nähe des Einganges hinter einem Baum. Dort stand dichtes Gebüsch, aber auch eine Bank; sie war noch feucht vom Regen, aber der Direktor hatte einen warmen Mantel umgeworfen, da durfte er es schon wagen, sich zu setzen. Wer ihm Las vor ein paar Monaten gesagt hätte, daß er hier auf seinem eigenen Besitz wie ein richtiger Spion Len Heimlichkeiten seiner Frau nachspüren würde, den würde er ausgelacht haben. Die Situation widerte ihn auch an, er schämte sich derselben, und mehrmals war er nahe daran, wirklich in den Klub zu gehen und alle mißtrauischen Gedanken zu verjagen. Aber dann wäre der Stachel in seiner Brust ge blieben, der wie ein Giftpfeil langsam, aber sicher seine Kraft zerstört uwd aufgszehrt hätte. Er blieb, wagte sich auch von Zeit zu Zeit aus dem Schatten der Büsche hervor und schlich bis in die Nähe des Haufes. Aus Lem Untergeschoß schallten die schwatzenden Stimmen der Dienstboten herüber. Hin und wieder gaben die Hunde kurzen Lviuh sonst lag tiefe Stille über dem Hause uni) Garten. Laogsam schlich Lie Z«i1. Dann schlug « zehn Seine Pulse hämmerten jetzt, sein Blut .Also doch!" mehr konnte er nicht denken. Zähne schlugen im Schüttelfrost aufeinander, sein ganzer Körper brannte, wie von glühender Lava