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Ter Gott der Druckerpressc. Auch wir reden zwar allerlei vom „Truckerteufel", der so listig die Druckfehler einschwärzt, aber einer indischen Zeitung blieb es Vorbehal ten,. eine feierliche Zeremonie zu veranstalten, um den Gott Im Zweifel. „Zuweilen", sprach Frau Hosemann zu ihrer Freundin, „halte ich meinen Mann für den liebens würdigsten, geduldigsten, gutherzigsten Menschen unter der Sonne, und dann wieder kommt es mir manchmal vor, als wenn er nur zu träge wäre, mir zu widersprechen. per Druckerpresse günstig zu stimmen. Die „Times von Malaya" ist ein Blatt, das den Malaien mit Hilfe der Erfindung Gutenbergs die Segnungen der Kultur übermitteln Will. Die Drucker der Zeitung sind Hindus, und da sie überhaupt abergläubisch sind, waren sie bald fest davon über zeugt, daß in ihren Druckerpressen ein mächtiger Gott woh nen müsse, von dessen guter Gesinnung alles abhänge. Wie aus Indien berichtet wird, verwandelten sie daher den sonst so prosaischen Druckereiraum in ein geheimnisvolles dunkles Gemach, das von Kerzen und Oellampcn nur schwach erhellt wurde, durchräuchcrten den Raum mit starken Par füms und verrichteten vor den Druckmaschinen ihre Andacht. Jede Druckerpresse wurde mit Blumen geschmückt, und dann wurde einer jeden ein Opfer dargebracht. Man legte Reis, Bananen und Kuchen vor die Pressen, in verschiedenen Mengen, je nach der Größe der Maschine und der Bedeutung, die man ihr zumaß. Dann wurden Opferfeuer angezündet, die Hindus sanken in Verehrung auf die Knie und beteten zu den geheimnisvollen Göttern, die in den Maschinen wohnen. Bei jeder Maschine wurde eine besondere Andacht abgehalten, und so genossen die Götter der Druckerpressen reichliche Ehre, bevor die Hindudrucker mit frommem Herzen daran gingen, weitere Nummern der „Times von Malaya" herzustellen. Gelehrte Trinker. Mit welcher Ungeniertheit ehemals der Trunkliebe auch von hochstehenden Männern nachgegeben wurde, beweisen mehrere höchst auffällige Beispiele. Der berühmte Gelehrte Eobanus Hessus war ein so leidenschaft licher Trinker, daß er sich selbst auf dem Katheder nicht von seinem Maßkruge zu trennen vermochte, und wenn er einen römischen oder griechischen Dichter erklärte, bei jedem besonders schönen Verse, zur großen Belustigung seines Audi toriums, lächelnd nach der Kanne griff und des trefflichen Dichters Gesundheit trank. Sein Biograph setzt hinW, Laß er viel vertragen konnte und trotz sehr fleißigen Becherns nie genötigt gewesen sei, zu dem Auskunftsmittel des großen Pontanus zu greifen. Dieser nämlich war ein gleich leiden schaftlicher Trinker, konnte aber weniger vertragen als Eobanus, und sah sich daher nicht selten in der Lage, seine Vorlesungen abzubestellen. Dies tat er so, daß er an die Tür des Auditoriums ein neunfaches ,k" schreiben ließ. Dies bedeutete nach seiner eigenen, seinen Hörern ge gebenen Erklärung folgendes: »ketrus kontanus kosseos krokessor kudUcus kroptsr kocula ?rodibswr kraelegere", zu deutsch: „Peter Pontanus, öffentlicher Lehrer der Dicht kunst, sieht sich wegen allzu starken Becherns außerstande, Vorlesung zu halten." MoltkeS „Schnitt". In demselben Zuge, in dem König Wilhelm 1870 seine von nicht endenwollendem Jubel be gleitete Reise ins Feld machte, befand sich auch der Große Generalstab, und General von Moltke hatte besonderen Wert darauf gelegt, daß ihn sogleich alle seine Offiziere be gleiteten. Dem Generalstab war ein großer Salonwagen zur Verfügung gestellt worden: zum Arbeiten aber blieb den Herren wenig Sammlung, denn in unaufhörlicher Folge umbrauste sie an allen Stationen die „Wacht am Rhein" und das Hurrarufen der Scharen, die von allen Seiten herbeiströmten, um den geliebten Landesvater noch einmal Du sehen. Da vertrieb man sich denn schon auf dieser Fahrt, Sie General I. von Verdy du Bsrnois in seinen persönlichen Erinnerungen an den Krieg 1870 erzählt, die Zeit mit einer Whistpartie, für die Moltke eins besondere Neigung.hatte. Der große Feldherr hat während des Krieges so manche Stunde mit diesem harmlosen Zeitvertreib zugebracht. „Es gibt wirklich kaum ein besseres Mittel, im Drange der Geschäfte dann und wann eine Ruhepause auszufüllen, als sine .Partie'," erzählt Verdy du Vernois, „und wir hielten fest daran während des ganzen Feldzuges, wo die Ver hältnisse es irgend gestatteten, dem General auf ein Stünd chen diese Zerstreuung zu verschaffen. DaS ununterbrochene Denken und Beschäftigen mit den ernstesten Fragen selbst da, wo dies nicht mehr nötig ist, kostet viele geistige Kraft und spannt ab. Wollte man die Pausen der Ruhs auch mit anderweitigen Gesprächen ausfüllen, so kehren doch immer die Gedanken auf das betreffende Gebiet sehr bald wieder zurück. Dagegen wirkt es erfrischend auf den Geist, wenn er sich auf einige Zeit von dem aufregenden Getriebe des Dages lvSlösen kann, und es ist gut, dann eine Zerstreuung zu suchen, wo dies überhaupt statthaft ist. Damals war Unser Hoher Chef noch ein recht mäßiger Kartenspieler. Einen allerliebsten Eindruck machte er dabei, wenn es ihm darauf ankam, ob er einen .Schnitt' wagen sollte oder nicht. Alsdann legte er die Karten auf den Tisch, beugte sein Haupt vor und sah den in Hinterhand Sitzenden eine Zeit lang mit den großen Augen aus nächster Nähe in das Gesicht, indem er sagte: ,Jch muß ihn studieren, ob er wohl die Karte hat.' Es geschah dies stets so komisch, daß nicht bloß der Betreffende, sondern auch die anderen schließlich in ein lautes Lachen ausbrachen. Wenn darauf der General seinen Entschluß faßte und seine Karte ausspielte, ereignete es sich doch ost, daß seine Physiognomienkenntnis ihn getäuscht hatte und der .Schnitt' mißglückte. Dann legte er sofort die Karten wieder nieder, hob beide Hände empor und rief: ,Nein, was der Mensch sich aber ver stellen kann!' Im übrigen waren bei diesen Partien wahrlich keine Schätze zu gewinnen oder zu verlieren." Humor. Kleidsam. Fräulein Häßlich: „Ich werde mich Von jetzt ab dem Automobilsport widmen." Fräulein Hübscher: „Da hast du ganz recht) es wird dir sicher gut stehen." „Gut stehen? Wie meinst du das?" „Nun, da kannst du doch einen Schleier vor dem Gesicht tragen!"