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Falkenstein t. V. Ausfällig zurückgegangen ist im letzten Jahre die Zahl der Geburten in unserer Parochi«. Während im Jahre 1914 hier 602 Kinder geboren wur den, betrug die Zahl im Jahre 1915 nur 352. Kirchen-Nachrichten. Freitag den 14. Januar 1916. Ladiadorf. Nachmittags l/24 Uhr Kriegsbetstunde. Abends 8 Uhr Fraurnverein. LetzteNachrtchtcn7 „Das größte militärische Fiasko des Weltkrieges." In einem Leitartikel zu-c Räumung Gallipolis schreibt Kopenhagener „Politiken": Selbst wenn die Engländer jetzt von Gallipoli viel billiger entschlüpft sind, als sie erwarten konnten, so be deutet doch das Dardanellen Unternehmen das größte mili tärische Fiasko des Weltkrieges und eine solche Summe von Fehlgriffen, Unwissenheit und Dilettantismus, daß es seinem Urheber mit Recht die Stellung im Ministerium kostete. Waren doch englische Offiziere genug vorhanden, die die Schwierigkeiten einer Unternehmung auf Gallipoli kannten. Verschiedene waren sogar beim Ausbau der tür- kischen Befestigungen beteiligt gewesen. Aber die Admi ralität setzte ihren Willen durch. Ferner soll schon im Mai die Heeresleitung daselbst sich über die Unmöglichkeit des Angriffes klar gewesen sein. Aber erst jetzt hat die Vernunft gesiegt. Eine Million italienische Kriegsanleihe in Rom. Der „Köln. Ztg." zufolge wurden in Rom bis jetzt, dem dritten Tage der nationalen Kriegsanleihe, nur eine Million Lire gezeichnet. Englische Vorwürfe gegen Italien. „Secoio" erfährt aus London, in dortigen militärischen Kreisen mache man Italien heftige Vorwürfe, daß es Montenegro verbluten lasse. Energische Hilfe käme vielleicht noch rechtzeitig, wenige zehntausend Italiener genügten. Ausständige australische Bergarbeiter. London, 13. Januar Wie die „Times" aus Melbourne berichtet, haben die wiederholten Lohnforderungen der Kohlenschlcpper die Regierung von Victoria veranlatzt, Landarbeiter nach Melbourne kommen zu lassen, um die Schisse zu befrachten. Die Bergarbeiter in Vrockenhiil, die am Sonnabend nachmittag die Arbeit verweigerten, wurden entlassen. Die übrigen Bergarbeiter stellten darauf die Arbeit ein. Im größten Teil der Minen wird nicht gearbeitet. Ungefähr die Hälfte von 5000 Bergleuten ist ausständig. Die Leute verlangen 44 Arbeitsstunden statt 48 in der Woch". Die Kämpfe der Albanier. Bukarest, 13 Januar. Nach einem Funkspruch trachtet Essad Pascha danach, seine Truppen einer Reorganisation zu unterziehen, um an der Aktion gegen Bulgarien teil zunehmen. Angeblich sollen 50 000 Freiwillige sich zur Aufnahme in Essad Paschas Heer gemeldet haben. — Besonders bemerkt muß werden, daß der Vierverband systematisch übertriebene Nachrichten über Albanien in Rumänien verbreitet. Er will damit den Glauben erwecken, daß der Vierverband einen starken Rückenschutz in Albanien Hut. Zwei italienische Dampfer gesunken. Rom. fAgenzia Stefani ) Am 6 Januac stießen die Dampfer „Citta di Palermo" und „Brindisi" in der Adria aus Minen und sanken. Das im Stich gelassene Montenegro. Von der Schweizer Gienze, 13. Januar. Zur Ein nahme de» Lowtschen schreiben die „Baseler Nachrichten": Die Oesierreicher haben den Lowtschen erstürmt Sobald schwere Geschütze hmaufgeschasst sein werden, wird der hohe Berggipfel die in der Lustlinie etwa neun Kilometer entfernte Regierungshauptftadt beherrschen. Das bedeutet, daß Montenegro von seinen großen Bundesgenossen ebenso im Stich gelassen wird, wie vorher Serbien, oder noch viel schmählicher Serbien wurde überrumpelt und als mau im Lager des Vieroerbandes die drohende Gefahr erkannte, war es bereits zu spät. Für die Hilfeleistung an Montenegro hätte man reichlich Zeit gehabt, aber der Wille, die notwendigen Opfer zu bringen, fehlte. Wettervorhersage. Meist trüb, zu warm, zeitweise Niederschlag. Zur Besetzung Korfus durch französische Truppen schreibt das „Berliner Tageblatt" u. a.: Sie ist nur ein weiterer Schritt in der Ausführung eines Planes, auf den Äre Verbandsmächte sich offenbar geeinigt haben, nämlich Griechenland zu zwingen, am Kriege teilzunehmen. Die Besetzung des Achilleion dürste die kindlichen Gemüter in Parr» und London entzückten, da die schön gelegene Villa dem deutschen Kaiser gehört. Endlich hat man einmal etwas erobert, wenn cs auch nur ein unge schütztes Landhaus aus nicht verteidigtem neutralen Boden js, Zur Besetzung Korfus überreichten di« Gesandten der Alliierten der griechischen Regierung ein« Note, in der es heißt, aus Gründen d«r Menschlichkeit um die serbischen Soldaten vor Hunger und Vernichtung zu schützen, habe man sie dorthin geschasst. Von einer Besetzung könne keine Rede sein. Ueber den Fliegerangriff auf Saloniki schreiben verschiedene Berliner Morgenblätter aus London, daß mehrere Munitionstransporte im Lager der Alliierten explodierten, zahlreiche Pferde, Wagen und Materialien vernichtet und über 100 Mann getötet wurden. Die verzweifelte Lage Montenegros wird von der Pariser Presse sehr erregt besprochen. Das Trauerspiel Serbiens wiederhole sich. Der Vierverband und besonders Italien seien zu spät gekommen. Zur Räumung Gallipolis sagt die „Vossifche Zeitung": Daß der Feind abziehen wollte war niemand verborgen. Die Engländer waren äußerst nervös, verschossen ihre Leuchtkugeln und knallten zwecklos umher. Die türkische Artillerie erzielte ausge zeichnete Erfolge. Wie übereilt die Flucht war, geht daraus hervor, daß sie ihre Pserde, die sie nicht fortzuschafsen ver mochten, wie sie standen, in langen Reihen niederschossen. Eine neutrale Stimme. Die „Neue Zürcher Zeitung" bemerkt zu der englischen Antwort auf die deutsche Denkschrift zum Baralong - Fall u. a.: Lin Wichtiges enthält die Antwort von Sir Edward Grey: sie bestreitet den fürchterlichen Tatbestand nicht, daß 12 überlebende Mannschaften eines deutschen Unterseebootes, als sie sich ergeben hatten, auf Beseh! des siegreichen Komman danten wie Raubtiere niedergeschossen wurden. Grey sucht den Vorgang mit drei von deutscher Seite begangenen Akten zu decken, die sich hier nicht zum Vergleich ausführen lassen, auch nicht die von Grey herbeigezogene edelmütige Rettung deutscher Seeleute war anzuführen. Die englische Regierung weigert sich, die Mörder zur Verantwortung zu ziehen. Deutschland steht aus zu hoher Kulturstufe, um sich am Leben englischer Gefangener zu vergreifen. Scharfe Repressalien können aber nicht ausbleiben. Hätte England die Tat mit der Wut auf die deutschen Unter seeboote entschuldigt, man hätte es verstehen können. Aber so — das ist schlimmer als die Tat selbst. Frauen-Politik? Lugano, 12. Januar. Die Ankunft dcs Königs in Rom und längere Verhandlungen mit allen seinen Mi nistern sollen angeblich mit dem Wunsche der Königin in Zusammenhang stehen, des Vaters Thron zu reiten und vielleicht auch einen Scparatsriedcn Montenegros in die Wege zu leiten. (Eine Bestätigung der Meldung bleibt adzuwarten.) Eisenbahnunfall. Diedenhofen. Ein von AUringen fälliger Erzzug über fuhr am 11. Januar nachmit.'ags 51/2 Uhr das geschlos sene Einfahrtssignal des Bahnhofs Haymgen und fuhr auf einen Güterzug. Zwei Schassnrc von hier wurden getötet, der Lolomotivführer verletzt. Der Zar hat sich wieder zum Heere bereden. Die schärfste Note. Neuyork. f Funkspruch des W.T.B) Die baldige Bei legung der ganzen Unter eeboot-Streitfrage crngt groß- Genugtuung in der Pieße uns in amtlichen Kreisen. Ls heißt, bei alle» diplomatischen Verhandlungen, auch mit England, würden Wilson und Lansing nur von Sem Ge fühl geleitet, sie hätten die Pflicht, di« Nechi« der Neutralen zu schützen. Line Zeitung stellt fest, daß Lansing die schärfste Noie, die je geschrieben wurde, an England rich ten werde wegen der Behandlung des amerikanischen Handels. Nach Beilegung der Unterseedootfrag« werde der Kongreß auf eivkm Dorgchcn brüchcn, das England zwinge, auf die amerikanischen Forderungen einzugehen. Der preußische Landtag ist heute durch Bechmann Hollweg eröffnet worden. In der Thronrede wird u. a. eine Erhöhung der Einkommen- und Ergänzungssteuec angkkündigt. Zum Schluß wird angedeulet, daß di« gegenwärtigen Begebend« iten Einfluß auf die Zusammensetzung der gesetzgebenden Körperschaften haben würden. kriegsfahrken unter dem Halbmond. < VI. Ich bin davon überzeugt daß der Mann im allge meinen überhaupt gar nicht weiß, wofür er kämpft. Der Padischah hat es befohlen, und Allah hat es gewollt — sein Wille geschehe! Wo er steht, da steht er, aber er weiß, daß in diesem Kriege seine Offiziere mit ihm stehen bleiben, und daß er dann dem verhaßten Inglis über legen ist. Denn die Inglis haßt er. Er Hal gehört, daß sie früher seine Freunde gewesen feien. Und doch haben sie die neuen Schiffe, die sie für die Türkei angefertigt, bei Kriegsausbruch für sich behalten, trotzdem sie mit den freiwillig gespendeten Spargroschen des ganz kleinen Mannes schon bezahlt waren! Ja, er haßt die Inglis, während sr die Franzosen, die an anderer Stelle ihm gegenüber stehen, nur bedauert und verachtet, laut comms > cd«?. now> l Viele auch glauben, daß sie für die Deutschen j kämpfen und ihr Blut hergeben müssen. Aber die „Alle- man" schätzt und achtet er, denn sie sind immer vorne im Kugelregen bei ihm, sie sorgen für ihn aufs beste und be handeln ihn gut. Seit vielen, vielen Jahren steht der tür kische Soldat im Kriege; er hat gegen Griechenland, Serbien, Bulgarien, Italien, auf dem Balkan und in Tripolis gekämpft, und meistens ist die Sache schlecht für ibn verlaufen. In diesem Krieg aber, trotzdem er aeaen l vie mächtigen Franzosen, Nüssen und Engtänoer gesllyrr wird, ist es ganz anders. Er siegt und braucht nicht zu hungern, und wenn er verwundet oder krank ist, so hat er kein« tadellose Verpflegung; ja sogar Löhnung und Tabak bekommt er! Da er sich das alles nicht so recht erklären kann, so meint er wohl, daß dieses Mal gar kein Krieg sei! Aber das Selbstvertrauen ist in ihn zurück gekehrt, und so hält er mit seinen deutschen Freunden fest uud zäh aus, wenn auch noch so wild die schweren Schiffsgranaten auf seine Stellung niederprasseln und die Gräben teilweise zerstören. Drum ist es den Hundert tausenden von Feinden trotz der vielen, vielen großen Kriegsschiffe und Geschütze auch nicht geglückt, in den lan gen Monaten mehr zu erzielen, als das kleine schmale Stückchen Küste zu besetzen. Aber daran anschließend liegen die hohen Berge, und die hat er fest und stark besetzt, und auch die Riesengeschosse der feindlichen Schiffe werden ihn nicht von dort verjagen. Und mit welcher Begeisterung ist er, der in der Hauptsache sich bisher auf die Defensive beschränken mußte, auch draufgegangen, als es hieß, die Engländer aus einigen Gräben und Stel lungen, in die sie durch gewisse Umstände bei den ge waltigen Landungsversuchen im August einzudringen ver mochten, wieder herauszuwerfen! Unter wildem Allahrufen stürzten die türkischen Soldaten unaufhaltsam vorwärts, und bald waren die Gräben wieder in ihrer Hand. Wir wissen ja von der großen Offensive der Feinde im Westen her, wie eine solche vorbereitet wird. So machten es auch hier die Engländer bei ihren Landungsversuchen. Zuerst tagelanges Artilleriefeuer aus allen Land- und Schiffs kalibern. Granaten und Schrapnells, grüne, gelbe und schwarze Rauchsäulen! Tag und Nacht, alle Verbindungen nach rückwärts unmöglich gemacht. Allein 20—40000 Gra naten schweren Kalibers sind bei einem Angriff so auf die türkischen Gräben gefallen. Dann, gegen Abend, plötzlich Totenstille und Aufhören des Feuers. Das bedeutet den nun folgenden Infanteriesiurm des Feindes gegen die tür kischen Gräben I Von diesen kann und darf er annehmen, daß ihre Besatzung bis auf den letzten Mann gefallen ist. Und scheinbar ist es auch so, denn näher und näher schiebt sich der Angriff, ohne daß der Verteidiger sich bemerkbar macht. Da auf einmal bricht ein rasendes Schnellfeuer aus den fast zerstörten Gräben, und gleichzeitig erfolgt ein wütender Gegenangriff, der den Feind zur Flucht zwingt. Auch nicht einen Fußbreit Boden gewann er. So ging es auch am 6. August, als die türkischen Reserven die über die schwachen auf dem rechten Flügel stehenden .Küsten schutztruppen hinweg vorgedrungencn'Engländer in wuch tigstem Gegenangriff zurückwarfen. Lediglich ihre Stellung verlängern kannten die Feinde, nicht aber sie nach rück wärts vertiefen. Stoch immer Überhöhen die türkischen Stellungen an allen Punkten die der Engländer, und trotz allen Aufwandes an Opfern ist es diesen nicht gelungen, ihre Stellungen mehr wie 2 Kilometer von der Küste aus vorzufchieben. Genau io erging es den Angriffen vom 26. bis 28. August, wo sich die Engländer des Kirctsch Tepe bemächtigten und nach Anasarta durchstoßen wollten. Ungeheure Verluste waren die Folge. Natürlich hat auch der türkische Verteidiger große Verluste aufzuweisen, die eben durch die vielen Osscnsivstöße unvermeidlich sind. Aber im i ganzen großen ist der Krieg auf Gallipoli einSchützengraben- ! krieg, der mitHilfe der deutschen Kampfgenossen aus Grund ! ihrer Erfahrungen im Westen und Osten mit den Mitteln, die den Türken zur Verfügung standen, geführt wird. Telegraphen- und Telephondrähte überziehen das ganze Gebiet, Flieger, Minen und Handgranaten, oft aus ganz provisorischem Material verfertigt, kommen zur Wir kung. Außer Geschützen neuester Konstruktion werden auch alte Kanonen, die man in Arsenalen versteckt aufgefunden Hal, mit Erfolg verwendet, und auf dem Gebiet der Muni tionsversorgung war man dank deutscher Organifations- kraft und Zähigkeit soweit gekommen, daß auch diese wich tige und zeitweise sogar brennend gewesene Frage voll ständig gelöst ist. Eine spätere Zeit erst kann aber gerade auf diesem Gebiete den großartigen Leistungen gerecht werden, die deutsche Offiziere im Verein mit den Türken aufzumeisen haben. Man darf aber, ohne die großartigen türkischen Leistungen in irgendwelcher Weise verkleinern zu wollen, doch wohl sagen, daß gerade die deutschen Offi ziere das antreibende, ausmunternüe Element gewesen sind. Dieses hat veranlaßt, daß sich die durch mangelnde Für sorge und Ausbildung sowie durch die Mißerfolge der letzten Kriege unsicher und energielos gewordene und dem Fatalis mus zuneigcnde Osmanische Armee wirder auf ihren alten Kriegsruhm und die damit verbundene Unternehmungs kraft besann und nicht von vornherein das Spiel ausgab. Und es wäre zu schade gewesen, hätte sie das getan! Ein solch prachtvolles Soldatenmaterial, wie es der tür kischen Armee zur Verfügung steht, besitzt kaum eine zweite Armee Europas. Auf ihm als breiter Grund.ags kann die türkische Nation mit vollstein Vertrauen daran gehen, die ehemals so große, tapfere und berühmte osmanische Arme« wieder aufzubauen. Sie muß nur den guten Willen dazu haben, die Sache richtig und energisch in die Hand nehmen, die Hilfe der deutschen Verbündeten ist ihr dabei gewiß. Wenn man bedenkt, wieviel bereits in den zwei Jahren seit dem letzten Balkankrieg geleistet worden ist, wenn man Vergleiche anstellt zwischen dem trostlosen Zustand von damals und den glänzenden Er folgen van heute, so muß man einfach staunen. Dabei ist natürlich im Drang der sich überstürzenden Ereignisse an eine systematische Schulung oder eine Abstellung der Mängel noch gar nicht zu denken gewesen. Unvergeßlich wird mir all das sein, was Exzellenz Liman von Sanders beim Abschiedsmahl mir über die ganze Ent wicklung der ^Dinge in den letzten Jahren und speziell während der letzten Monate auf Gallipoli auseinanderzu- setzen die Güte hatte. Mit echter und tiefer Bewunderung^ habe ich aufgesehen zu dem Manne, der als oberster Leiter auf der steilen Höhe der Verantwortlichkeit mit ganzer Schaffenskraft und zähem Durchhalten bis zum vollen Er folg steht, und dessen Wille zum Sieg alle Soldaten durch, dringt und begeistert. f Als ich das Hauptquartier und gleichzeitig damit die Gallipoli-Front verließ und das Geschaute und Erlebte noch einmal ruhig und gesammelt überdachte, da kam ich als objektiver Beurteiler auf Grund meiner Eindrücke zu der Ueberzeugung, daß es den Feinden nie glücken wird, die Dardanellen zu nehmen und auf diesem Wege sich de» Zugang nach Konstantinopel zu erzwingen. C. W. /